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Dienstag, 30. September 2014

Road to Rio / 2

Dienstag, 23.09.2014

Scheinbar habe ich in Buenos Aires eine Art Schlafrythmus gefunden. Um acht war ich jedenfalls hellwach und ging fruehstuecken. Da bis zum Nachmittagsspiel noch reichlich Zeit war, ging ich bei grauem Wetter nochmal 'ne Runde durch San Telmo bummeln. Kleiner Tipp fuer Befoerderungsromantiker: an der Ubahnhaltestelle 'San Juan' gibt es noch Rolltreppen mit Holzverkleidung. Das erhoffte Souvenirziel konnte nicht erreicht werden, dafuer fand ich einen leckeren Hotdog, ist ja auch was.
Der angestrebte Nachmittagsausflug wurde dann leider zum kleinen Reinfall. Die Gegend war relativ schäbig, die Leute absolut unheimlich. Wie es so Schoen heisst, soll ja jeder auf sein Bauchgefuehl hoeren. Und meines schrie mich praktisch an. Bevor ich da war drehte ich um und juckelte mit der Vorotsbahn zurueck. Immerhin fand ich dann doch noch mein erwuenschtes Souvenir bei einem Kiosk an einer Haltestelle. Auch sonst wurde der Tag nicht schlechter. Facebook sei Dank wusste ich, dass Schweizerin Laura ebenfalls seit einer Woche in der Stadt war. Wir hatten uns vor ganzen 2 1/2 Jahren in Australien in einem Zug kennengelernt. Scheinbar bedarf es ein paar Kilometer mehr, damit wir uns sehen, in Europa trennen uns ja eigentlich keine 1000 Kilometer. Lange Rede kurzer Sinn, mit Laura traf ich mich am Abend in Palermo Soho. Das ist in etwa so hip wie das Soho in New York und hat auch seinen Namen daher, kann aber sonst nicht ganz mithalten. Nach einem etwas überteuertem Bier fanden wir uns allerdings bei "Joint Burger" wieder. Der Laden an sich könnte auch eine Kiezkneipe in Hamburg sein. Vollgeschmiert von oben bis unten, wenig Licht, hippe Leute. Und für 85 Pesos gab es ein Pale Ale plus den, kein Scherz und meinte Laura auch, geilsten Burger meines Lebens. Medium gebraten, blaukäse, pilze, der konnte wirklich alles! Must eat in Buenos Aires würde ich sagen, Wenn ich ein Reiseführer wäre. Nach noch einem Pale Ale verabschiedete ich mich richtung letzte Bahn. Wer weiss auf welchem Kontinent ich Laura als nächstes treffe. Im Hostel gabs dann noch ein Abschiedsbier mit Fernando und dann gings auch ins Bett, der nächste Tag versprach ja mal mindestens wieder fruehes Aufstehen.

Denn am heutigen Mittwoch war nach ganzen acht Nächten auschecken angesagt. Inklusive der ersten macht das neun, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auf keiner meiner längeren/weiteren Reisen jemals irgendwo solang geblieben bin, das spricht für sich. Noch einmal mit Blick auf die Avenida 9 de Julyo gefrühstückt und dann ein bisschen was für die Fahrt gekauft. Dankenswerterweise hatte das Hostel heute nur noch kaltes Wasser parat, da fiel der Abschied leichter. Weil ich am Busbahnhof Retiro noch Pesos verschleudern wollte, machte ich mich mal recht früh los und musste so dann noch etwas warten. Um 14.05 Uhr, Also mit nur 5 Minuten Verspätung, so mag ich Südamerika, ging es auf die Reise gen Asuncion. Am Anfang noch einmal ein Kioskhalt, dann aber nonstop 20 Stunden Busfahrt. Kein Problem, wenn man ein oder Zwei gute Bücher dabei hat. Auf Unterhaltung in englisch muss man jedenfalls nicht hoffen, dafür ist eine Toilette vorhanden. Abends gabs sogar noch ein Essen, dann gingen die Lichter im Bus aus, Schlafenszeit für alle Passagiere.

Donnerstag, 25.09.2014

Glücklicherweise war der Bus nicht sonderlich gut gefüllt, sodass ich in der letzten Reihe reichlich Platz und Ruhe hatte und einigermaßen pennen konnte. Allerdings war die Klimaanlage so hart eingestellt, dass ich mehrfach zitternd erwachte. Gegen acht erreichte der Bus die paraguayische Grenze. Selten so eine entspannte abseits der EU erlebt. Am argentinischen Fenster einen Ausreise- und am paraguayischen einen Einreisestempel geholt. Kurzer Check aller Pässe beim Busfahrer und weiter gings. Uhr eine Stunde zurück und um 9 waren wir auch schon in Asuncion. Wo mich eigentlich Romilio erwarten wollte. Da ich überpünktlich war, war eigentlich klar, dass er nicht da sein würde. Was ich nicht wusste, dass Manuel, der mir freundlicherweise den Kontakt verschafft hatte, mir eine sms geschickt hatte, dass Romilio mich erst später holen kann, weil mein Handy im Flugmodus war. Da ich aber irgendwann Geld in Wifi investierte, konnte das ganze aufgelöst werden und Romi gab mir eine Anleitung, wie ich zu seiner Uni komme. Diese funktionierte natürlich überhaupt nicht, weil mir niemand sagen konnte, wo der Bus fahren würde. Mit Hilfe eines deutschsprachigem und zwei anderen Bussen, schaffte ich es aber zum Zielort. Das mir dort versprochene Wifi gab es nicht, dafür fand Romilio aber mich. Am Ende geht ja doch alles gut. Gemeinsam gings zu Romilios Haus in der nähe. Dusche und Nickerchen brachten mich wieder auf Spur, so ganz erholsam war die Nacht im Bus dann ja doch nicht. Anschließend gab es noch einen von Hand gezauberten Mittagssnack, dann musste Romi los und ich ging mit. An einem Einkaufszentrum versorgte ich mich mit frischen Guaranies im Tausch von 1:5500. Kurzzeitig ueberlegte ich, ob ich so witzig sein sollte und Millionär werde, befürchtete aber, das Geld bis Montag nicht mehr ausgeben zu können. Im Supermarkt noch ne Cola geschlürft, dann war auch endlich mal wieder Fussballzeit. Im Vorort Luque stand ein Copa Sudamericana Spiel an. Romilio wollte erst mit, hatte dann aber doch ein wichtiges Familientreffen, liess mich aber wissen, dass zurueck keine Busse mehr fahren. Naja wird schon gehen, erstmal hinfahren und da wusste ich wie. Jede Busfahrt in und um Asuncion kostet 2400 Rumpelgeld, so auch diese. Nach 1 1/2 Stunden zähem Verkehr verliess ich den Bus und stand nach ein paar Ecken vorm Stadion. Hier steppte noch nicht der Bär, waren aber auch noch knappe 3 1/2 Stunden. Dafür waren die Ticketschalter schon offen. Nach einer Stadionrunde entschied ich mich zum Kauf, weil ich nicht wusste, ob man mir wirklich eine Karte zurueckgelegt hatte und sich das finanzielle Risiko mit 10.000 Guaraniedingens im Rahmen hielt. Für den gleichen Betrag gabs in einer bar am Stadion einen Liter Bier, fairer Deal. Natürlich hatte man mir aber die Karte zurueckgelegt, freundlicherweise konnte ich die erworbene Karte aber zuruecktauschen und hatte somit bares fuer mehr Bier in der Hand. Dazu gabs noch ein paar Empanadas, gute Mischung. Bevor ich endgültig in Bier versank ging ich aber doch lieber ins Stadion. Ganz nettes Teil voller Kackerlaken. Vor Abpfiff schleimte ich bei ein paar rumsitzenden Journalisten ein, die auch prompt versprachen mich in die grob richtige Richtung mitzunehmen. Perfecto!

CA General Diaz - Atletico National 1-3 (Hinspiel 0:2),  2. Runde Copa Sudamericana, Estadio General Adrian Jara

Die Ausgangslage war klar. Die Gäste aus Kolumbien mussten einen zwei Tore-Vorsprung aufholen, kein leichtes Unterfangen. Ca. 50 Schlachtenbummler folgten ihrer Mannschaft und sahen eine starke Anfangsphase mitsamt 1:0 aus Gästesicht. Nur noch ein Tor, bereits 5 Minuten später holte sich jedoch ein Kolumbianer mit einem dummen Foul gelb rot ab. So dumm, dass er danach heulend am Zaun hing, wo er das Spiel allerdings auch nicht verfolgen durfte. Vom Platz gestellt ist vom Platz gestellt, so ist die Regel, so viel Emotionen sieht man im Profisport aber doch selten. Trotz Überzahl ging bei der Heimmannschaft weiterhin nichts. Wie hatten die überhaupt das Hinspiel so klar gewonnen? In Halbzeit zwei fiel allerdings der sehr glückliche Ausgleich, womit sich die Heimmannschaft mitsamt ihrer nervig trommelnder Fans in der nächsten Runde sah. Zu früh, denn nur 5 Minuten später waren wieder die Gäste in Front und noch 25 Minuten zu spielen. (Und die Auswärtstorregel gilt.)  Da die Heimmannschaft nicht mal einen einzigen ansatzweise gefährlichen Konter fuhr, kam es wie es kommen musste. 87. Minute, langer Ball, Chaos im Strafraum und drin ist der Ball. Völlig zurecht, so schön kann Fussball sein. Dafür gibt es ja diese Regel, damit die eine Mannschaft sich nicht nur hinten reinstellt und es spannend bleibt. Heute hatte sich das mal ausgezahlt.
Mit meinen Kollegen verfolgte ich noch die Pressekonferenz. Verstanden habe ich natürlich fast nichts, nickte aber trotzdem ab und an mal oder schüttelte mit dem Kopf. Zu fünft ging es dann über die Huckelpiste zurück. An einer Ecke wurde ich mit einem anderen rausgeschmissen. Weil doch etwas weiter und schon dunkel, musste das nächstbeste Taxi herhalten. Für die drei Kilometer mussten letztlich 30.000 hingeblättert werden, das fand ich fast teuer, dafür dass hier sonst nichts kostet. Die Familie schlief schon, bat aber per Zettel zum klopfen und liess mich ein. Zeit für Schlaf.

In Romilios 2 1/2 Zimmer-Haus wohnen neben seiner Frau auch deren eine Schwester plus Mann und Baby. Zusammen mit mir waren das also 5 1/2 Personen. Die waren entweder nicht alle da oder ich verpennte deren Weggehen größtenteils. Als ich aufstand, waren jedenfalls nur noch Romi und Baby Amber mit Babysitter da. Zum Frühstück gab es Kaffee und Weissbrot, mehr brauch ich eh nicht. Eigentlich musste Romi dringend los, konnte aber nicht, weil die Waschmaschine noch lief. Also ging es erst gegen 11 los. Leider tat sich dann ein kleines Bankproblem auf, no money today, die Entspanntheit war erstmal verflogen. Schuld war allerdings nicht etwa ein überzogenes Bankkonto, sondern die beiden probierten Bankautomaten, wie sich per Skype-Telefonat (sehr zu empfehlen, kostet nur 25 cent) herausstellte. Also doch alles easy, Busticket für 60.000 gen brasilianische Grenze gelöst, eine Empanada vernascht und dann mit einem Bus zum Markt gedüst, naja gerumpelt. Spätestens hier war klar, dass Paraguay noch original Südamerika ist. Dreckig, Gewusel, Verkauf von allen möglichen Speisen und Hehlerwaren. Weil ein Typ doch recht lange auf meine Locktasche (sieht nach viel aus, beinhaltet nur ein paar kleine Scheine und meist Wasser) schielte, tat ich dann doch lieber shoppend und hatte später tatsächlich zwei Fussballtrikots fuer jeweils 25.000 in der Hand, fairer Deal, hätte man bestimmt noch runterhandeln können, hatte ich aber keinen Bock drauf. Als ich um die nächste Ecke bog, stolperte ich auch schon in Romi. Gemeinsam bummelten wir noch etwas durch die Gassen. Ich bin ja von solchen Märkten echt fasziniert und neige dazu mir dann sämtlichen Schrott zuzulegen. Wobei es hier auch durchaus coole Sachen gab. Eine ganze Strasse hatte sich beispielsweise dem Verkauf von Heilpflanzen gewidmet, die sich die Leute in ihren, hier oft kalt getrunkenen, Mate-Tee krümeln, um so gesund zu werden, dementsprechend roch es hier unfassbar gut. Diese Tee-Heilungen sind bestimmt bald großer Trend in Europa, bzw. sind es sicher schon. Weil mein Rucksack eh schon voll ist, war nur noch Platz fuer einen Mate-Becher mit Strohhalm, Romi shoppte eine Handy-Hülle. Dann ging es "schnell" nach hause, das heisst in Paraguay 2 1/2 Stunden. Weil Romi in der Nacht zum Samstag arbeitsbedingt nach Santiago de Chile juckeln würde, wollte er am abend eine kleine Party veranstalten, dafür waren noch Sachen zu erledigen, ich allerdings sollte mich ausruhen, was ich dann auch tat.
Irgendwann war dann Mirta da, Romis Frau, immerhin der durfte ich dann ein wenig helfen. Die Gäste waren mir für 6 angekündigt, da war nichts fertig, aber auch niemand zu sehen. Das ganze wurde mir als "Paraguay-Time" erklärt, ein Ausdruck, den ich bisher in wirklich jedem dritte Weltland gehört habe, wenn etwas nicht klappt. War mir heute aber natürlich egal, war ja nicht meine Party. Irgendwann brannte aber der Grill und Romi mixte seine Cocktails und auch die Gäste trudelten ein. Gemeinsam wurde noch Bier gekauft und dann Speis und Trank verzerrt. Alles schmeckte hervorragend, so ein Grillfest ist einfach weltweit gut. Irgendwann hatte ich aber keinen bock mehr, weil ich auch eh nichts verstand und legte mich pennen. Nett ist es aber mit den Paraguayern.

Samstag, 27.09.2014

Romilio hatte sich noch in der Nacht gen Chile verabschiedet, blieben also noch Mirta und ich. Weil sie recht wenig geschlafen hatte, gabs nach dem Frühstück erstmal ein Nickerchen. Dann standen ein paar Haushaltsdinge an, wobei die Waschmaschine heute sogar noch ein wenig Platz fuer meine Wäsche hatte. Passieren tat nicht viel, die Zeit schritt aber mutig auf die Lunchzeit zu, also schlenderten wir zum nahgelegenen Tante Emma Laden und besorgten alles notwendige für Spagbolo Paraguayer Art, das Mirta hervorragend zubereitete. Mucho lecker. Weil heute für uns beide Fussball auf dem Plan stand, ging es dann auch zügig auf den Weg richtung Stadt. Zügig bis zur Bushaltestelle zu mindest, danach hiess es erst wieder warten und dann hoffen, dass das Essen im Magen bleibt. Chaotisches Fahren und ständiges Stop and go ist auf Dauer nichts für Bahnfahrer wie mich. In der Stadt war alles tourimäßig wichtige schnell gesehen. Wobei es hier schon ganz nett ist, nur ist der alte Ortskern eher nicht bewohnt, sondern mehr für Büros und Verwaltungen, es fehlt daher etwas an lebendigem. Dafür steht direkt neben dem Kongress eine Art staatliches Slum, in dem Leute hausen, die auf Grund von Hochwasser aus ihren Plastikhütten mussten. Traurig, aber nun mal Realität. Next stop war dann estadio, wo man mir und meiner "Übersetzerin" Mirta freien Eintritt gewährte. Im Stadion inneren allerdings eine kleine Überraschung. Ich hatte den Recheck der Anstoßzeit der lieben Mirta überlassen und die hatte sich um schlanke zwei Stunden vertan. Da sassen wir dann also fast drei Stunden vor Spielbeginn, aber besser zu früh als zu spät. Genug Zeit, um sich mal umzugucken. Das Nationalstadion "defensores del chaco" sieht von aussen ranziger aus als von innen, ist leider komplett bestuhlt, hat dafür aber geile Blinkwerbung wie in Osteuropa. Dach gibt es nur für die wichtigen Leute, bei 45 Grad im Sommer sicher auch spaßig. Benannt auf Grund einer erfolgreichen Militärverteidigung von Paraguays Osten, Jahr hab ich vergessen, ist das Stadion Heimat für die Teams "Olimpia" und "Cerro Porteño". Zu dem Superclassico kam es heute leider nicht, dafür aber zum Classico gegen Guarani, eigentlich das ältere Duell, aber auf Grund dessen Guarani keine große Fangarde hat, nicht ganz so attraktiv ist. So viel dazu, eigentlich verging die Zeit dann aber doch recht fix. Ein paar Journalisten von Donnerstag trudelten auch noch ein und grüßten freundlich, man kennt sich. Spätestens als der aufblasbare Tunnel in Form eines Busses bereitstand, war die Sache angerichtet. Für mich in Paraguay übrigens mit das nervigste Vorprogramm der gesamten Tour. Ununterbrochene Werbung in ohrenbetäubender Lautstärke und Geschwafel, nervig.

Club Olimpia - Guarani 1-2, 1. liga Paraguay, estadio defensores del chaco, 10.000 Fäns

Das Spiel war grottig und wurde immer grottiger. Das zog auch offenbar die beiden Kurven, in Paraguay sind Gäste erlaubt, runter, die immer leiser wurden, ansonsten aber top aussehen, schon deutlich besser als am Donnerstag. Mal abgesehen von jeweils einem Tor pro Team passierte lange nichts, in der 83. Minute dann aber die überraschende Führung für Guarani. Jetzt machte nur noch Olimpia das Spiel, bekam auch einen Elfmeter zugesprochen, verschosssn diesen aber. Symptomatisch, 0-0 wäre heute auch ok gewesen, so gab es aber die Niederlage.

Olimpia-Fan Mirta war nicht gut drauf, trotzdem gingen wir durch die Massen noch zu einer Party bei einem Freund. Wieder gab es gegrilltes, Bier und heute dazu auch viel live Musik. Nach Mitternacht waren wir beide platt und nahmen den nächsten Bus gen Heimat. Gute Nacht, Paraguay.

Letzter Tag Asuncion und irgendwie nicht viel zu tun. Mirta musste was in einem Shoppingcenter erledigen, worauf ich absolut keinen bock hatte. Scheinbar wollte sie mich aber auch nicht alleine lassen und verschob das ganze auf den Nachmittag, wenn ich beim Fussball wäre. Also genossen wie erstmal die Sonne, surften, lasen und tranken terreré, die kalte Version des Mate-Tees. Zum Mittag gabs heute Fleisch mit Gemüse und Kartoffelbrei auf meine Kosten, fand ich nur fair so. Aufrechenbar ist so eine Gastfreundschaft ja eh nicht, aber trotzdem kann man sich ruhig mal dankbar zeigen. Weil Mirta nun also was zu erledigen hatte, ging ich allein zum Fussball. Das Stadion lag heute fuer mich in fussläufiger Entfernung, ideal fuer einen Sonntagsspaziergang, fuhren größtenteils eh keine Busse. Den ersten richtigen Sonnentag hatte ich dann aber doch etwas unterschätzt und kam völlig durchgeschwitzt nach einer Stunde am Stadion an.
Ich hatte mir vorher keine Bilder angeschaut und war dann doch überrascht, an was für einem Dorfplatz ich da angelangt war. 2/3 Betonstufen plus ein paar Sitzschalen auf der Haupt mit maximal fuenf Stufen, mehr war nicht. Meine Supermarkt-Cola und ich durften freundlicherweise so rein und noch die zweite Hälfte des Jugendspiels mitnehmen, in der zwar keine Tore fielen, dafür aber zwei rote Karten gegeben wurden. Bemerkenswert nur, weil eine gegen einen Auswechselspieler und die zweite gegen einen Spieler, der gerade vom Platz getragen wurde, witzig. Dann wurde es aber Zeit für das eigentliche Spiel:

Sol de america - General Diaz 0-1, 1. liga Paraguay, estadio luis alfonso giani, 500

Spiel langweilig, Fans langweilig, muss man nicht mehr zu schreiben. Immerhin die mir angepriesene paraguayanische Back-Spezialität schmeckte ganz gut, wenn auch etwas trocken.
Mit Abpfiff marschierte ich schnellen Schrittes gen Heimat. Trotz oder wegen der Dunkelheit alles sicher auf den Strassen, nur etwas blöd angeguckt wurde ich. Zu hause Rucksack gepackt und dann ins Bett, morgen wird ein langer Tag.

Der Wecker klingelte um 6 Uhr, für 06.45 Uhr war der Taxifahrer bestellt, der dann auch pünktlich um 7 da war und mich für 40.000 zum Busbahnhof fuhr, nachdem ich mich von Mirta verabschiedet hatte. Tagesziel foz de iguacu in Brasilien, dafür ging es mit dem Reisebus erstmal bis an die Grenze. Dieser fuhr zwar pünktlich ab, brauchte dann aber doch 6 1/2 h statt der angekuendigten 4-5. Die Strecke war erwartungsgemäß beschissen, eigentlich kein Meter ohne Gewackel, zudem wurde beinahe mein schlimmster Alptraum war und ich an einem Stop vergessen. Im Anfahren konnt ich mit einem Angestellten aber noch reinspringen. Nervig vor allem, dass der Bus gefühlt alle 100 Meter hielt, um neue nervige Leute anzuhalten und dadurch auch kaum Lüftung in den sowieso schon heissen Bus kam. Kurz vorm Ziel wurde der Bus aber leerer, dafür setzte ein Gewitter ein. Meinen Plan mit einem Motorradtaxi über die Grenze zu ballern gab ich deshalb auf. 80.000 waere fuer ein normales Taxi mit Dach von Busbahnhof zu Busbahnhof zu zahlen gewesen, 8500 fuer den Bus, fuer den ich mich dann letztlich auch entschied. Weil auf der Grenzbrücke allerdings ein übler Stau wartete, schmiss man uns aus diesem Gefährt und schickte uns mit Zettel etliche Busse weiter, bis uns endlich jemand aufnahm und ueber den gewaltigen Parana kutschierte. An der brasilianischen Seite sprang ich raus, um mir den Einreisestempel abzuholen. Wer weiss, ob das auch später geht. Auf der Seite Paraguays hatte ich mir auch den Ausreistempel geholt, vermutlich eine sinnlose Verschwendung von freien Reisepassseiten. Da der Bus natürlich nicht wartete, machte ich mich mal zu Fuß los, weil ich den Busbahhof in nähe vermutete. Falsche Annahme, also musste irgendwann ein Motorrad her, das mich fuer ein paar Taler hingurkte. Der Bus für übermorgen konnte problemlos gebucht werden, nur einen Bankautomat, der meine Visakarte akzeptierte, fehlte. Da ich aber Geld brauchte, musste mit der Sparkassen-Karte abgehoben werden. Und extra Gebühr gab es natürlich auch noch, scheiss Abzocker. Dann aber endlich in den nächstbesten Bus zum zentralen Busterminal für Stadtbusse, umgestiegen, ein Stück gegangen und endlich war ich am Hostel. Wo mir allerdings niemand die Tür öffnete. Das konnte doch jetzt alles nicht wahr sein, natürlich fing es auch genau dann an zu regnen. Letztlich erbarmte sich dann aber doch noch ein Hostelmitarbeiter und liess mich ein. Nach 10 Stunden war es also geschafft und das bei nicht mal 400 Kilometern, Respekt. Und ich muss schon sagen: was ein beschissener Ort. Zunächst war ich scheinbar der einzige Gast. Die beiden Besitzer guckten offensichtlich lieber fern anstatt sich um Sauberkeit zu bemühen, warum zur Hölle hatte ich mich dazu entschlossen zwei Tage hier zu bleiben?! Jetzt war dem aber so, kann man nichts machen. Weil Hunger, zum nächsten Kleinsupermarkt geschlappt und mit ein paar Bananen und Nudeln ausgestattet, in Brasilien ist Sparsamkeit angesagt. Also auch sparsam ins Bett, gute Nacht liebe Leser, wir lesen oder schreiben uns in einer Woche wieder.

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