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Montag, 4. November 2013

Neues / Fotos

Werte Leserschaft.
Wie hoffentlich jeder mitbekommen hat, bin ich wohlerhalten zurück in Deutschland. Die nächsten Briefe/Blogeinträge gibt es aus Afrika Anfang nächsten Jahres. Die Zeit bis dahin verbringe ich zwar nicht zu hause, aber die Republik und Europa kennt ja dann doch jeder, Berichte lohnen da ja kaum, deshalb spare ich mir die Arbeit und geniesse das Abenteuer Alltag, soweit es den als Fußballfan überhaupt gibt.

Erfreulicherweise habe ich es auch endlich vollbracht, meine Fotos zu archivieren und allen Interessierten zugänglich zu machen. Folgt dazu einfach DIESEM LINK oder klickt rechts auf die Fotovorschau.

Viel Spaß. 

 

Dienstag, 1. Oktober 2013

Road to Hong Kong

Nihao Freunde, Fans, Verwandte! Es ist geschafft, ich bin in Hong Kong. Anbei der letzte Teil auf dem Weg dorthin. Ob es noch was über die nächsten Tage in Hong Kong, Seoul und Dubai gibt, hab ich mit mir selbs noch nicht ausgemacht...viel Spaß und bis demnächst. 



Samstag, 28.09.2013:

Um 8 Uhr in der früh war ich zwar dank der schnarchenden Mitbewohner nicht topfrisch, aber wie immer voller Tatendrang. Um zum Bahnhof für Schnellzüge zu gelangen, musste erstmal eine Stunde in Bussen abgesessen werden, ehe der Bahnhof pünktlich erreicht wurde und somit noch Zeit für ein Frühstück war. Wie die anderen Highspeed-Bahnhöfe war auch dieser wieder top modern und verströmte mehr Flughafenfeeling als mancher Ryanair-Airport. Für die 830 Km lange Fahrt hatte ich mir mal was edles gegönnt und durfte deshalb in einem Zug mit der Kennung "G" vorweg fahren, womit dann auch sämtliche Arten von Zügen einmal bestiegen wurden. Die Strecke legt das Teil dann auch in schlanken 3 1/2 h zurück, das ist mal 'ne Zeit. Zur Mittagsstund erreichte ich also "Shenzhen", eine der reichsten Städte Chinas, was man ihr auch durchaus ansah. Das Hostel wurde auch direkt gefunden und so konnte ich ein wenig Hochhäuser gucken gehen, was anderes gibt es dort nicht wirklich. Also ging es zeitig zum eigentlichen Grund für den Besuch in Shenzhen: 

Ruby Shenzhen - Yanbian 2:1 (0:0) China League One im Bao'an Stadium (40.000) vor geschätzten 3500 Zuschauern

Mit der Ubahn ging es auf die ewig weite Fahrt in den Vorort. Die Fahrt nach Hong Kong wär tatsächlich schneller gegangen, das wären nämlich nur drei statt 25 Stationen gewesen. Am Stadion gab es direkt 'ne Karte für 30 Yuan, der Schwarzmarktpreis dürfte wohl sogar noch darunter gelegen haben. Da ich früh da war, war noch genug Zeit, um mich bei einem Supermarkt mit Kaltgetränken zu versorgen und eine große Runde ums Stadion zu drehen, ehe nach Verköstigung von zwei Pfannkuchen-Pizzen die Tore öffneten. Stadion von innen abfotographiert und für nett befunden und dann auf den Anpfiff gewartet. Viele waren heute nicht gekommen, es ging aber auch nur noch um die goldene Annanas, auf- oder absteigen kann keine der Mannschaften mehr. Die Stimmung war deutlich schlechter als bei den restlichen Spielen in China. Ein paar Supportwillige hatten sich in Kleingruppen quer durch das ganze Stadion zusammengefunden, warum ach immer sie nicht zusammenstanden, war auf jeden Fall geil nervig fünf verschiedene Trommelsounds zu hören. Spiel war vor allem in der ersten Halbzeit auch lahm, beide Mannschaften wollten nicht so recht und konnten noch viel weniger. Die zweite Halbzeit startete hingegen furios. Nach nicht mal 5 Minuten führte Shenzhen 2:0 und die hauptsächlich mit Koreanern besetzten Gäste legten auf einmal auch gut los. Es reichte aber nur für den Anschlusstreffer. Somit habe ich Yanbian also zweimal verlieren gesehen, zum Maskottchen machen sie mich wohl nicht mehr. Mit Abpfiff schnell zur Ubahn und ab ins Bett. 
Am nächsten Morgen sollte es eigentlich direkt weiter gehen, der Meister der China Super League "Guangzhou Evergrande" sollte am Abend antreten. Der Termin wurde allerdings spontan auf den Samstag verschoben. Ein Spiel weniger, aber immerhin der Ground soll am Mittwoch noch fallen. Zeit war also genug da, demnach erst um 12 Uhr ausgechecked und dann mal mit der Bahn die einstündige Strecke nach Guangzhou zurückgelegt. Dort wurde ich im Hostel mit den warmen Worten "there is a taifun coming" empfangen. Die Züge würden auch schon nicht mehr fahren, komisch, dass ich das nicht feststellen konnte, obwohl ich gerade vom Bahnhof kam. Er kam dann tagsüber allerdings nicht mehr und auch in der Nacht nicht, Glück gehabt, gibt ja schöneres. 

Montag, 30.09.2013:

Am morgen traf ich im Fahrstuhl auf eine Chinesin, die mir ohne, dass ich danach gefragt hätte, mitteilte, dass sie alle Chinesen nicht ab kann. Darüber konnte ich so geil lachen, dass er Tag trotz anhaltendem Nieselregen nur gut werden konnte. Und er wurde es: der erste längere Spaziergang durch die Stadt führte mich zum Fluss. Das war ganz ansehnlich, ausserdem fand ich die wohl größte Ansammlung an elektronischem Schrott. Auf einer gigantischen Fläche wurde sämtliches Handy- und Computerzubehör verkauft, was man sich nur vorstellen kann. Kunden waren vor allem Inder, Türken und Franzosen, die kistenweise Zeug wegschleppten. Dort fand ich dann eine englischsprachige Iphone-Reparatur, die sowohl verstand, dass ich nur das Ladeteil repariert haben wollte, sowie äusserst günstig war. Also zurück ins Hostel und das kaputte Handy geholt und von der Tante für 5 € reparieren lassen. Spitze! Zurück im Hostel traf ich Pavel aus Polen, mit dem erst zwei, dann vier und dann mit aufgegriffenen Amis noch weitere Biere getrunken wurden. 
Dementsprechend lange dauerte das Aufstehen lange. Der erste Oktober ist Feiertag in China. Das heisst im Grunde genommen, dass noch mehr Menschen als eh schon auf den Straßen sind, ansonsten hatte alles auf, was Geld verdienen wollte. Für mich ging es in einen ansehnlichen Park, in dem ein Hügel mit Turm steht, die Aussicht war nicht gerade überragend, der Park an sich aber sehr nett. Außerdem konnte man von oben ein Stadion sehen, das ixh gerne anlässlich eines Fußballspiels besuch hätte, sah nämlich geil aus. Die größte Attraktion für die Chinesen im Park war eigentlich eine junge Dame mit langen blonden Haaren. Da blieb echt jeder stehen und wollte ein Foto, völlig verrückt. Zurück im Hostel holte ich mal Informationen zu meiner Weiterfahrt ein. Im benachbarten Reisebüro gab es die Bustickets nach Macau für 130 Yuan. An einem 5 Sterne Hotel für 65, logisch, dass ich dorthin fuhr, um mir das Ticket für Donnerstag zu sichern, klappte auch einwandfrei, der Abreise aus China steht nichts mehr im Weg, ausser sämtliche Form von möglichen Pannen natürlich. Am abend gab es dann noch ein paar Biere mit der Chinesen hassenden Chinesin. Ihrem Klagelied über die Bewohner ihres Landes konnte ich leider keine schlaghaltigen Argumente entgegenbringen, sie hatte weitesgehend einfach recht, wusste allerdings immerhin, warum das so ist. Dass ich es nicht ganz so schlimm fand wie sie, begründete sie auch mit einem: "Du musst hier ja auch nicht leben!" Nun gut, da hatte sie wohl recht, leben könnte ich hier wirklich nicht. 

Mittwoch, 03.10.2013:

Letzter ganzer Tag für mich in China und dieser hatte noch ein kleines Highlight parat, denn am Abend stieg das AFC Champions League Halbfinalrückspiel zwischen Guangzhou Evergrande und Kashiwa aus Japan. Bevor es dort hin ging, wurde nach aller Herzenslust gegammelt. Zum Nachmittag war es dann aber soweit. Reichlich früh brachen weitere Fans und ich zum Stadion auf, das für heute als ausverkauft vermeldet wurde. Wie immer waren aber auch hier reichlich Tickethändler unterwegs, bei denen mangels Privatanbietern auch ein Ticket gekauft werden musste. Bis die Tore öffneten leibte ich mich reichlich an den Speisenangeboten der Verkäufer, die für wenig Geld eine breite Auswahl hatten. 

Guangzhou Evergrande - Kashiwa Reysol  4:0 (1:0, Hinspiel 1:4), AFC Champions League Halbfinale, Tiane Stadium Guangzhou vor 42.000 Zuschauern (50 Gästefans)

Im Stadion waren speziell die Fanblöcke schon gut besetzt, die Heimanhänger hatten richtig Lust, ihre Mannschaft ins Finale zu schreien und machten schon vorm Spiel gut Power. Als das Spiel dann wirklich anfing, war auf den Rängen richtig Alarm, schon nicht schlecht. Zu erwarten war eigentlich ein Offensivfestival der heutigen Gäste, die im Hinspiel  4:1 verloren hatten, davon war aber so rein gar nichts zu sehen, Guangzhou machte das Spiel und ging noch in der ersten Halbzeit verdient in Führung und die Heimfans zeigten wie zu erwarten reichlich Emotionen. Tatsächlich muss man sagen, dass die emotionslose Masse, die man auf der Strasse trifft, mit Betreten des Stadions wie befreit ist, als würden sie nur hier frei leben können, faszinierend. In der zweiten spielten dann auch endlich die japanischen Gäste nach vorne, scheiterten aber immer wieder am Schlussmann, den eigenen Fähigkeiten oder den kämpfenden Abwehrreihen des Heimteams. So war es dann wiederum Guangzhou, das den Sack zu machte und in der Folge sogar noch auf 4:0 erhöhen konnte. Kollektives ausflippen der Heimfans, Guangzhou im Finale, die verhassten Japaner geschlagen. Für mich ging es mit Abpfiff zurück ins Hostel, noch einmal in ein chinesisches Bett legen. Weil ich aber zu sehr Angst hatte, meinen Wecker zu verschlafen, musste ich dieses mal die Geräuschkulisse ertragen und brachte es so auf viel zu wenig Schlaf, ehe es zum Bus nach Macau ging. Schnell noch die letzten Yuan rausgehauen und schon ging es los. Die 130 Km bis zur Grenze von Macau vergingen halbschlafend recht fix und wie zu erwarten endete die gebuchte Busverbindung auch genau hier. Jetzt hiess es Schlange stehen, denn die chinesischen Ferien brachten reichlich Besucher an die Grenze. Zwar gab es auch einen Schalter für Nicht-Chinesen, wie sehr das die Chinesen jedoch interessiert hat, könnt ihr euch sicher vorstellen. Nach gut 1 1/2 Stunden war die erste Grenze geschafft, goodbye China, du hast mir tolle Momente beschert und mich einige Nerven gekostet, die letzten hier an der Grenze. Denn die nächste Grenze hatte natürlich eine genauso lange Schlange vor sich, nur, dass hier gefühlt noch mehr nervige Chinesen waren. Nunja, lesend wurde auch diese letzte Hürde gemeistert und Macau wurde geentert. Macau ist das Las Vegas Asiens. Mit dem Unterschied, dass Macau dreimal so viel Umsatz macht. Die Casinos stecken also reichlich voll und tun alles, damit sie noch mehr Kohle machen. Das fängt gleich mit einem Shuttlebusservice-Netzwerk durch das ganze Land an, wodurch man sich praktisch gratis umherbewegen kann. Den Service nutzte ich natürlich gleich und liess mich ins erste Casino fahren. Ebenfalls gratis den Rucksack abgegeben, schnell in eine lange Hose geschlüpft und rein ins Vergnügen. Im ersten Casino, der "Star World", wurden zunächst vor allem die Freigetränke genutzt. Aus Dank für die Gastfreundschaft verspielte ich aber schnell noch 2€ am Automaten. Nach einem kleinen Spaziergang ging es kurz zum Fährhafen, um die Lage zu checken. Die Fähre nach Hong Kong kostet also 15€, ich hatte mein Gewinnziel damit abgesteckt. Also ab ins nächste Casino, das "Venetian". Der Name verspricht nicht zu wenig, das Casino ist von aussen und innen tatsächlich auf Venedig gemacht, es findet sich sogar ein Kanal mit Wasser und Gondeln im Hotel/Casino/Einkaufszentrum, völlig irre. Auch hier wurde natürlich gezockt (und diesmal auch Gewinn gemacht), so wie auch in 4 weiteren Buden. Als ich am Ende noch schnell mein verlorenes Geld in der Star World rausspielte, war ich zufrieden und begab mich zu meiner Unterkunft, also dem Flughafen. Sagen wir es mal so, es war zwar bequem, aber gepennt habe ich trotzdem kaum, warum auch immer ich immer wieder auf diese fantastischen Ideen komme...

Freitag, 05.10.2013:

Großer Tag! Denn heute sollte ich ja endlich das große Ziel erreichen, ich war tatsächlich etwas aufgeregt. Zur Beruhigung ging ich erstmal in ein Casino, machte allerdigs so viel Gewinn, dass ich übermütig wurde und natürlich alles wieder verzockte. Kurzer Witz: Wie macht man in Vegas ein kleines Vermögen? 

Indem man mit einem großen hingeht. haha! Naja gut, nicht der beste aller Witze. Etwas gefrustet ging es dann um Fährhafen, Ticket gekauft, geboarded und dann die letzten 30 km gen Hong Kong zurückgelegt. Ich hasse Fährfahrten, auf so kleinen "Speed"booten ja ernsthaft wie die Pest, vor allem wenn ich nicht ausreichend geschlafen habe, aber nun gut. Hong Kong wurde nach gut einer Stunde erreicht, Stempel in den Pass bekommen und damit war es geschafft! Nach ungefähr 17600 Kilometern ohne Flugzeug wurde Hong Kong erreicht. Das  sind mehr als durchschnittlich 300 Km am Tag, ich bin zugegeben auch etwas platt, aber bald geht es ja auch schon heimwärts. 

Freitag, 27. September 2013

Chengdu -> Changsha (Km 15000-16561)

Moin, moin, grüßt euch und hallo! Anbei mal die neuesten Ergeinisse. Der nächste Teil kommt dann, so der Plan, aus Hongkong.


Freitag, 20.09.2013: 

Die Fahrt im Zug war ausgesprochen entspannt, was auch daran lag, dass ich dieses mal ein Bett hatte. Das kostet zwar ein paar Groschen mehr, kann aber bei einer 16 Stunden Fahrt nicht schaden. Außerdem sind so nur 60 statt 130 Fahrgäste in einem Wagen, das entspannt noch mehr. Halbwegs munter kam ich also mit einstündiger Verspätung gegen 13 Uhr in Chengdu an und begab mich direkt zu einem Hostel, in das ich mich noch aus X'ian eingebucht hatte, da die frechen Betreiber hier auch gerne mal das doppelte nehmen, wenn man einfach so aufschlägt. Zu meiner Überraschung liegt das Teil auch direkt in einer auf altchinesisch gemachten Gasse oder für Touris: chracteristic chinese commercial passage. Da die meisten am Tag nach dem benannten Feste auch noch frei haben, war in dieser auch kaum ein Fuß vor den anderen zu setzen und am Hostel bin ich natürlich auch gleich zweimal vorbeigelatscht. Nach Einchecken und Körperpflege war die nächste Aufgabe die Weiterreise zu organisieren, was mir in X'ian, des schlechten Internets wegen, unmöglich war, und das bedeutete eigentlich nur: Züge buchen. Nach einer Online-Recherche fragte ich mal an der Rezeption, ob man mir helfen könne. Konnten sie, hätten dafür aber auch 30 Yuan pro Ticket genommen. Danke nein, dann schaff ich das selber. Freundlicherweise schrieben sie mir die gewünschten Städtenamen noch auf chinesisch auf, sodass ich mein Glück mal am Bahnhof versuchen konnte. Die Schalterdame verstand zwar grundsätzlich was ich wollte, schickte mich aber lieber doch zu einer englischsprachigen Kollegin, die mir dann höchstfreundlich die gewünschten Tickets ausstellte. Läuft doch. Zurück im Hostel mussten dann aber doch noch Yuan abgedrückt werden, Wäsche waschen war überfällig, und weil es draussen schon dunkel wurde, musste auch noch Geld für die Benutzung des Trocknerschranks gezahlt werden. Da Kommunikation mit meiner chinesischen Zimmermitbewohnerin mangels Sprachbarriere flach fiel, nutzte ich die Gelegenheit und ging früh schlafen. 
Der nächste Morgen hatte mal wieder Regen im Angebot, wodurch immerhin der Zugang zum Hostel nicht voller Touristen war und ich mühelos zu einem kleinen Frühstück hindurchschlendern konnte; ist ja nicht immer schlecht so ein Regen. Nach etwas Gammelei in den tiefen Weiten des Interners ging es dann aber los. Die Stadt wollte besichtigt und ein Zweitligaspiel besucht werden. Der erste Weg führte zum zentralen Tianfu Platz, an dessen Spitze eine Mao-Statue steht und dem Volk grüßt. Grüße zurück von mir, Mao! Knapp dahinter befindet sich ein inaktives Fussballstadion, in das ich auch leider keinen Zutritt fand, obwohl es von aussen doch verlockend aussah. Nach weiterem Gebummel fand ich es angebracht, zwei Stunden vor Anpfiff zum Stadion zu gurken, wer weiss was da los ist. Googlemaps und Stadtplan hatten die gleiche Wegbeschreibung parat. Leider habe ich wohl irgendeinen entscheidenden Punkt überlesen, denn im "Principial Stadium" würde heute ganz sicher nicht gespielt werden, es war nämlich gar nicht da, was ich nach einer großen Runde um Stadion feststellen musste. Na dann muss es ja im anderen sein, also Kehrtmarsch. Am Stadion angekommen war klar, dass auch hier heute nicht die Chengdu Blades spielen würden. Mein letzter Strohhalm waren die Mitarbeiter im Laden eines us-amerikanischen Sportartikelherstellers, die mir auch helfen konnte. Um zum Stadion zu gelangen, sollte ich erst zum südlichen Bahnhof und von da mit einem Taxi weiter. 1 1/2 Stunden noch bis Anpfiff...aber wer weiss wie weit das ist. In der Ubahn-Station am Südbahnhof sah ich dann drei Jugendliche mit Fussballtrikots, die ich direkt mal anquatschte und die auch tatsächlich zum Spiel wollten. Um die Ecke standen dann auch Busse bereit, mit denen weitere Fans zum Spiel gekarrt werden sollten. Bis wir losfuhren wurde es fast halb drei, das konnte nichts mehr werden. Hoffnung gab es als ich nach Tickets fragend von drei Jungs angesprochen wurde, die sich sicher waren, dass erst um halb vier Anstoss ist. Ich war beruhigt bis mir jemand ein Ticket zum Einheitspreis von 25 Yuan aushändigte, auf dem dann doch wieder 15:00 Uhr stand. Jetzt waren sich die drei auch nicht mehr so sicher. 14:58 Ankunft am Stadion, schnellen Schrittes richtung Eingang, es tönt Musik aus den Lautsprechern, Anstoss erst um 15:30 Uhr, puhhh. Darauf gab es erstmal 'ne Wasser-Cola für 5 Yuan, die mir freundlicherweise ausgegeben wurde. Die Jungs waren sichtlich stolz, dass jemand aus der Fußballnation Deutschland mit ihnen das Spiel verfolgen würde. 

Chengdu Blades - Yanbian 2:0 (0:0) vor ca. 1896 Zuschauern 

Die Heimmanschafft steckt mitten im Abstiegskampf, während es für die Gäste um nichts mehr ging. Heute war eine der letzten Chancen für Chengdu, irgendwie den Verbleib in der zweiten Liga zu sichern, das wussten auch die Zuschauer und waren dementsprechend motiviert ihre Gurkentruppe nach vorne zu peitschen. Dazu wurde auch ein kleines altchinesisches Musikensemble zusammengetrommelt, das die Musik wie damals im Kampf der Chinesen gegen Japan spielte, Endzeitstimmung. Die Zuschauer konnten ihre Motivation offenbar auf die Spieler übertragen, die gleich mit zwei guten Torchancen ins Spiel starteten. Von den Gästen kam nichts, die Kugel wollte aber auch nicht rein - 0:0 zur Halbzeit. Kurz nach der Halbzeitpause war es dann aber soweit, Chengdu kriegte den Ball nach schwacher Torwartabwehr irgendwie über die Linie, auf den Rängen tobten die Chinesen vor Freude, Bengalo inklusive, den hier auch niemanden zu stören schien. Wenige Minuten später konnte der einzige schwarze Spieler auf dem Platz sogar noch erhöhen und Chengdu den Sieg irgendwie über die Zeit retten, obwohl da viel zu oft zu erahnen war, warum sie so tief im Keller stehen. Mit dem Sieg konnten die Blades übrigens Punktgleichheit zum vorvorletzten herstellen, es bleibt weiter spannend in der League Two. Nach ein paar Fotos mit fotogeilen Chinesen durfte ich mich dann auch auf den Heimweg machen, der wieder im Shuttlebus zur Ubahnstation erfolgte. Da ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte, war es jetzt auch Zeit dies nachzuholen. Für 15 Yuan gab es einmal Nudeln mit Beef und einmal Nudeln mit Hack. Zurück im Hostel warteten schon Evelina und Gonzales, aller guten Dinge sind ja schließlich drei. Ihr Trampversuch hatte mehr oder minder gut geklappt, also legten sie dann  doch noch eine Pause ein. Also wurde gemeinsam im Hostel abgehangen. Während ich 96 übers Internet verfolgte, rätselten die beiden über ihre Reisepläne, ehe es nach Abschieds- und Einladungssagungen ins Bett ging, man sieht sich irgendwo auf der Welt mal wieder! 

Sonntag, 21.09.2013:

Wahltag in Deutschland, Panda-Tag in Chengdu. Es regnete wieder, auf den Besuch der schwarz weissen Bären wollte ich aber sicher nicht verzichten, also ging es nach Dusche und Ceckout mit zwei Bussen auf die gut einstündige Fahrt zum "Giant Panda Breeding Center". Die Anlage will, wie der Name schon sagt, nicht nur Zoo sein, sondern vor allem auch dafür sorgen, dass sich die paarungsfaulen Pandas auch mal fortpflanzen. Die Anlage war riesig und dementsprechend reichlich Pandas zu sehen. Die meisten taten das, was Pandas halt so tun - fressen und schlafen. Die mittlerweile halbausgewachsenen Fünflinge, die es zu einigem Youtube-Ruhm geschafft hatten, tollten unter großem Geschrei der Zuschauer-Pandas (Chinesen) immerhin ein wenig umher. Dazu gab es noch ganz frisch geschlüpfte Baby-Pandas, die erst einen Tag nach meinem Besuch der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, famos! Nach einer kurzen Extrarunde mangels Orientierung ging es zurück zum Hostel, wo mit Essen und Internet die Wartezeit bis zur Zugabfahrt überbrückt wurde. Um 19 Uhr ging es dann zum Bahnhof. Für die anstehende 15 Stunden Fahrt gab es leider keine freien Betten mehr, ich musste wieder in die dritte Klasse und fand dort immerhin einen so gut wie leeren Waggon vor. Leider war neben mir aber auch ein Haufen wirklich hart nerviger Menschen mit Schlitzaugen anwesend. Erst raubten sie mir mit ihrem Geräuschpegel die Nerven, dann mein 6er Abteil und zu guter letzt auch noch meine am Platz gelassenen Kekse. Was war ich sauer und genervt! Immerhin hatte der Zug keinerlei Verspätung, der Anschluss in Huiahua wurde erreicht, bzw. hatte ich die geplanten 2 1/2 Stunden Zeit bis er losfuhr. So blieb genug Zeit, um die Wahlergebnisse zu überprüfen und einen Imbiss einzunehmen, ehe es dann nochmal für 3 1/2 Stunden in einen Zug ging. Auch der war voll mit nervigen Chinesen und ich dementsprechend froh, um kurz vor sechs am Abend das Ziel Zhongjiajie zu erreichen. Die Hostelbeschreibung war wiedermal als fragwürdig einzustufen. "Einfach an der zweiten Ampel aussteigen, dann sieht man es schon." Ich habe bei der zweiten Fahrt gezählt, es sind fünf. Nunja nach Fried Rice plus Bier und einem kurzen Gespräch mit einem Ami ging es in mein Vierbett-Zimmer, das ich heute sogar mal ganz für mich hatte. 

Dienstag, 24.04.2013:

Topmotiviert aufgewacht, denn heute stand der erste Besuch des Nationalparks auf dem Programm, für den ich hergekommen war. Leider musste ich feststellen, dass es doch ganz schön regnete, liess mich aber nicht von meinem Unternehmen abbringen. Ab zum Bahnhof und da mit Hilfe zweier Russinnen den richtigen Minibus gefunden, der für 12 Yuan die einstündige, ohne die vielen Stops vermutlich halbstuendige Fahrt, bewältigte. Der Park liegt noch weiter in den Bergen und es schüttete noch mehr als in der Stadt, jetzt war ich ja aber da. Für 160 Yuan gab es das Studenten-Dreitages-Ticket. Dem Wetter trotzten weitere Touristen, ausgestattet mit Capes und Regenschirmen, dazu trägt der Chinese gerne auch Anzug, für Lacher meinerseits war gesorgt, wenn mir nicht gerade einer dieser dummen Menschen mit seinem Regenschirm beinahe das Auge ausstach. Erstes Ziel des Tages war ein nicht allzuhoher Berg, den zu beklimmen einige Stufen zu nehmen sind, der aber top Ausblicke auf die Sandsteinformationen zuliess. Am Gipfel des Berges war ich sicher nicht am Ende meiner Kräfte, allerdings nass bis auf die Knochen, gucken konnte man auch keine 5 Meter mehr, also beschloss ich für 40 Yuan die Seilbahn bergab zu nehmen, da der Weg zurück auch nur über die gleichen Treppenstufen geführt hätte. Im Tal fällte ich dann die einzig richtige Entscheidung und fuhr nach knapp 3 Stunden im Park zurück. Eine heisse Dusche und literweise Tee retteten mich vermutlich vor einer Erkältung. Der Rest des Tages wurde mit zwei in Manchester lebenden Polen mit Biertrinken, quatschen und über das Wetter fluchen verbracht. Mit der Hoffnung auf Besserung und einem sich nicht mehr aufladendem Mobiltelefon ging es ins Bett, Laune ganz tief in der Bettdecke vergraben. 
Der erste Blick am nächsten morgen galt natürlich dem Wetter und ich sah: Regen. Na wunderbar, das würde dann wohl ein langweiliger Tag werden, erstmal gab es aber ein neues, auch nicht wirklich funktionierendes Ladekabel und reichlich Frühstück. Nach Studie der Nachrichten-Onlineangebote wurde ich aber glatt überrascht, es nieselte nur noch und die Berge waren etwas besser zu sehen. Also machte ich mich spontan doch auf den Weg, viel zu verlieren hatte ich bei bereits vorhandenem Ticket ja nicht mehr und wer weiss, was morgen ist. Bei 13 Uhr erreichte ich also im leichten Nieselregen den Park und marschierte direkt mal drauf los. Der gepflasterte Weg führte heute an einem Fluss entlang durch eine anschauliche Fluss. Nach kurzem Kampf mit den Regenschirmen einiger Touristengruppen hielt sich der Andrang zu meinem Vergnügen auch in Grenzen. Der Weg endete an einem Aufzug, der die Fahrgäste direkt in eine andere Welt mitnimmt. Von oben hat man nämlich den Ausblick über etliche Sandsteinformationen, von hier soll der Regisseur James Cameron sich die Landschaft aus dem Film "Avatar - Aufbruch nach Pandora" abgeguckt haben und durch die Wolken sah es tatsächlich stark danach aus. Die Information aus dem Kassenhäuschen, dass es auch einen anderen Weg bergab gibt war natürlich falsch und anstatt in den Bus zurück zum Fahrstuhl zu nehmen, stieg ich leider in den falschen und fuhr deshalb gut 30 Minuten in die falache Richtung zu einem anderen Berg. So hatte ich zwar letztlich wirklich den ganzen Park gesehen, war aber auch zeitlich viel zu knapp dran. "Schnell" den Bus zurück genommen und ab zum Fahrstuhl. Bis ich jedoch an der Schlucht war, war es fast schon halb sieben, der letzte Bus in die Stadt sollte um 18.45 Uhr fahren, das war aussichtslos. Die 30 km von Park in die Stadt hätte ich wohl noch geschafft. Aber fünf Kilometer bei einsetzender Dunkelheit an einem Fluss langwackeln, da musste ich doch in den sauren Apfel beissen und ein Taxi für 120 Yuan bis zum Hostel zu nehmen. 15€ für eine 35 Km Fahrt ist natürlich völlig in Ordnung, nur hatte ich das Geld einfach nicht ausgeben wollen. Sei es drum, der Ausflug war spitze. Zurück im Hostel verkaufte ich noch mein Ticket für den nächsten Tag, trank mit dem anwesenden Japaner und zwei Franzosen noch ein Bier und fiel schließlich erschöpft ins Bett. 

Donnerstag, 26.10.2013: 

Da ich mein Ticket ja sowieso schon verkauft hatte, brauchte ich gar nicht mehr darüber nachdenken, ob ich den scheinbar regenfreien Tag nutzen würde, um nochmal in den Park zu fahren. Also konnte geil entspannt werden und sich nach einer zweiten Runde Schlaf den lokalen Köstlichkeiten gewidmet werden. Den Spaziergang nutzte ich auch gleich mal für den Fahrkartenkauf für den nächsten Tag. Im Hostel hatte ich mir alle Details für Blöde und oder oder auf chinesisch aufschreiben lassen, trotzdem stellte mir die Frau am Schalter ein Ticket für den selben Tag aus, obwohl sie selber auch nochmal das Datum aufgeschrieben hatte, um sich zu vergewissern, unfassbar. Das richtige Ticket gab es für 104 Yuan dann trotzdem noch, die erste Busfahrt in China sollte also vermutlich klappen. Ticket war zwar "teurer" als die Zugfahrt, allerdings auch 5 Stunden früher am Ziel, also hoffentlich zu mindest. Am Abend fragte mich meine chinesische Zimmergenossin, ob ich mit ihr dinnieren möchte. Da sagte ich glatt zu und liess sie gentlemanmäßig bezahlen, bin ja auch für Emanzipation. Aber das anschliessende Bier zahlte dann doch ich. Sie war auch überzeugt, dass sie 11 Bier vertragen würde, ich war fast bereit, dies zu testen, sie wurde aber nach dem ersten schon müde und ging pennen. Test nicht bestanden. 
Am nächsten morgen um 9 Uhr ausgechecked und zum Bus gewackelt. Entgegen meiner Erwartungen war der auch halbwegs seriös und fuhr pünktlich ab und kam auch überpünktlich ins Ziel. Die Hostelsuche bedurfte zwar wieder Mithilfe eines freundlichen Chinamannes, wurde aber im Vergleich zu sonst recht erfolgreich abgeschlossen. Leider hat die Bude so viel Charme wie Angela Merkel sexy ist. In der Lobby sitzen Chinesen, die auf ihren Laptops Computerspiele spielen und auf den Zimmern hocken Langzeitgäste mit ihren eigenen Reiskochern. Da bin ich froh, morgen gleich weiterzufahren. Hongkong (mit Umwegen) calling! 

Freitag, 20. September 2013

Peking und X'ian (Km 13800-15000)

Grüße! Seit dem letzten Post ist einige Zeit vergangen, dementsprechend lang ist der heutige, dieses mal gibt es dafür aber auch mal wieder Fußball! Und damit einen fetten Gruß ins Niedersachsenstadion und alle angeschlossenen Funkhäuser! 



Donnerstag, 13. September 2013:

Nach den frühen Weckerklingeln der letzten Tage sollte heute eigentlich mal richtig auspennen anstehen, um 8 war ich dann aber doch schon wach und quatschte prompt mal die Argentinierin aus meinem Zimmer an, ob sie heute tatsächlich ohne gebuchte Tour zur berühmten Mauer wollen würde. Das wollte sie auch und ich schloss mich direkt mal an, obwohl ich eigentlich erst am am Freitag los wollte und dann das Wetter auch besser hätte sein solllen. Maria scheuchte mich direkt aus dem Bett, weil wir noch ein paar andere Leute aus einem anderen Hostel abholen wollten; sogar einen Joghurt-Drink sponsorte sie, damit ich nicht ganz ohne Frühstück los musste. Die Tour zum anvisierten Mauerabschnitt hätte 180 Yuan gekostet, aus Spaß konnte ich also mal wieder rechnen, was sich finanziell denn nun eher gelohnt hätte, wobei ich wohl auch lieber draufgezahlt hätte, anstatt mit einer dämlichen Tour, in deren Programm auch "shopping" stand, fahren zu müssen. Per Subway ging es also zum anderen Hostel, die ersten 2 Yuan des Tages, bezahlt mit einer Karte, die mir Mel gegeben hatte. Wir waren zwar zu spät, war aber nicht schlimm, weil die anderen noch lange nicht fertig waren. Unter den 6 Zugängen waren zufälligerweise auch zwei Argentinier, die einen Wagen weiter mit mir in der Transsib nach Irkutsk gefahren waren, Zufälle gibts. Zu denen kamen noch zwei weitere Argentinier, sowie ein Mexikaner und ein Chilene, ein bunter Haufen hatte sich da angesammelt. Bis wir endlich wieder in der Subway waren, dauerte es einige Zeit und ich sah den Mauerausflug schon etwas baden gehen, bisher wussten wir ja nicht, ob das alles so funktionieren würde wie wir dachten, bzw. ich, die anderen liefen sich mehr oder minder gegenseitig hinterher. Die im Reiseführer angegebene Vorgehensweise klappte trotz leichten Holprigkeiten auf Grund missverstandener Aussagen eines Chinesen ganz hervorragend, sodass der deutsch-südamerikanische Tross um 12 Uhr den richtigen Bus entern konnte. Die Busse zur Mauer warten bis das Teil voll ist und deshalb kauften wir, weil alle so gute Laune hatten, erstmal China-Fahnen fuer einen Yuan. Ein paar Belgier machten gleich mal mit und so sah der nur halb touristische Bus direkt mal extrem touristisch aus. Die Fahrtkosten waren mit 12 Yuan pro Strecke mehr als bezahlbar und mit Mels besagter Karte kostete die einstündige Fahrt sogar nur 4 Yuan, da freut sich die Reisekasse. Das Wetter war den ganzen Tag grau, aber irgendwann tauchte sie dann zwischen Bergen und Wolken auf, die Mauer. Schon von der Autobahn ein ganz netter Anblick. Um vom Busparkplatz zum Eingang zu gelangen, musste man sich natürlich erstmal durch etliche Touristen-Horden kämpfen. Und weil zusätlich etliche Souvenir-Shops die Sicht versperrten, standen wir erstmal an der falschen Gasse an, ein Tour-Guide schickte uns dann aber weiter und nach kurzer Verwirrung war klar, dass die Mauer noch ein Stück entfernt ist. So wird man immerhin schon mal eine Vielzahl an anderen Touris los, da vom Busparkplatz aus auch eine Seilbahn zur einen Seite der Berge losfährt, wir wollten aber laufen und fanden dann auch den richtigen Einlass. Die Ticketpreise hatte ich deutlich höher erwartet. Für 45 Yuan dürfen Erwachsene eintreten, 25 Yuan zahlt jeder "Student", der irgendwas mit Bild vorzeigen kann. Mit Ausweisen tauschen und Krankenkassenkarten vorzeigen fand auch jeder unserer Reisegruppe ein günstiges Ticket, sehr freundlich von den Chinesen, da wurden direkt mal wieder die Fahnen geschwenkt. Auf der Mauer kann man sich logischerweise für zwei Richtungen entscheiden, wir nahmen die, zu der die Seilbahn nicht fährt und lagen damit nicht ganz falsch, zu mindest am "Ende" (Ende=ab hier darf man nicht weiter, die Mauer geht natürlich weiter) waren wir doch halbwegs allein auf weiter Flur, dafür mussten aber erstmal einige Anstiege gemeistert und etliche Chinesen beim Fotographieren gestört werden, was sich aber auch nicht vermeiden lässt, die wollen echt ein Foto mit jedem Stein und sich selbst, anstrengend. Dass die Asiaten auch hier so deutlich in der Überzahl sein würden, wer hätte das gedacht, aber ein paar mehr Europäer hatte ich schon erwartet, wohl keine Ferienzeit in Deutschland. Das andere Ende auch noch zu sehen, war nach 3 stündigem rumlatschen zum Glück allen zu viel, also ging es nach einer kleinen Essenspause (selbst die Suppe an der Mauer nicht überteuert, völlig absurd dieses China) zurück nach Peking, die Busfahrt nutzte ich auch gleich mal zum pennen. Die anderen wollten noch zum Olympia-Gelände, da ich das aber eh noch sehen würde, zog ich das Hostel vor, Maria ebenso, also nochmal 2 Yuan in die U-Bahn investiert und um halb 7 waren wir zurück in unserem Zimmer. Tagesausgaben: 59 Yuan (7,50€) inklusive Essen und Trinken, wenn das mal kein Schnäppchenausflug war. Im Hostel bot mir Maria sogar noch etwas von ihrem heiss geliebtem Mate-Tee an und war gar überrascht, dass ich diesen überhaupt kannte. Als Dank für den Tee durfte sie ein Foto von mir schiessen, wie ich ihn schlürfe. Noch ein wenig das langsame Internet genutzt, dann fielen die Augen auch endgültig zu, am nächsten Tag würde ja wieder Sightseeing anstehen. 
Ausschlafen klappte am nächsten morgen wieder nicht, dafür hatte ich bis zum Checkout um 12 aber noch reichlich Zeit für ein Frühstück. Für 3 Yuan fand ich drei Teigdinger, was auch immer es war und für 5 Yuan einen mässigen Kaffee, aber immerhin war ich wieder fit und voller Tatendrang. Maria checkte heute auch aus und hatte bis zu ihrer Zugabfahrt ähnliche Pläne wie ich, also machten wir wieder gemeinsame Sache. Erstmal zeigte ich ihr noch den Laden, wo es das Gebäck-Zeug gab, dann ging es mit der U-Bahn zum Tiananmen Platz, größter öffentlicher Platz der Welt. Von dem wurden aber nur kurz Fotos geschossen, das eigentliche Ziel war nämliche die verbotene Stadt. Auch hier waren natürlich wieder unfassbar viele Touristen unterwegs und für die Tickets musste man sogar anstehen. Immerhin gab es auch hier einen Studentenrabatt und damit den Eintritt für 20 Yuan, auch das wirklich nicht teuer für so eine Top-Attraktion. Nach intensiver Gepäckkontrolle (Verlust: 1 Feuerzeug) durften wir eintreten und uns das riesige Gelände anschauen, auch das sehr imposant, auch wenn ich von grossen Menschenmassen relativ schnell genervt bin. So lange hielten wir uns dann aber auch doch nicht dort auf, auch wenn man sicher noch hätte Stunden damit verbringen können, sich die einzelnen Gebäude genau anzuschauen. Auf der anderen Strassenseite des Ausgangs lag auch direkt das nächste Ziel, der Jishaitan Park. Für 2 Yuan durfte man rein und den Hügel besteigen. Die Parkanlage war nach den Touri- und Verkehrsmassen das reinste Paradies, auch wenn das Wetter mit leichtem Niesels weiterhin schlecht war, denn hierhin verirren sich nur wenige, liegt wohl nicht auf dem Tourplan der meisten. Das Wetter liess einen überragenden Ausblick natürlich nicht zu, schön war er trotzdem.
Von hier ging es zu Fuss weiter nördlich zu zwei Türmen, unterwegs stoppten wir allerdings an einem scheinbar sehr gefragtem Nuss- und Kern-Verkaufsladen. Wenn sich da eine lange Schlange bildet, muss es ja gut sein. Ein nettes taiwanisches Pärchen vor uns klärte uns auch auf, für was wir überhaupt anstehen. Da vor uns aber scheinbar eine neue Fuhre geröstet wurde, dauerte es aber bis wir dran waren und die Maronen ähnliche Teile für 17 Yuan kaufen konnten. Hat sich aber gelohnt und so richtig Bock auf Sightseeing hatte ich eh nicht. Dann ging es weiter in ein kleines Hutong (alte Gassen in Peking) und endlich konnte ich auch mal ein paar Postkarten eintüten und vielleicht auch bald mal verschicken. Noch eine Runde um die nun auftauchenden Türme gedreht, dann ging es auf den Rückweg. An einer Bahnhaltestelle verabschiedete ich mich von Maria. Sie wollte noch shoppen, ich fand ab heute Unterkunft bei Mel, zu der ich dann, nachdem ich meinen Rucksack aus dem Hostel geholt hatte, aufbrach. Mel wohnt weiter ausserhalb in Richtung Olympiagelände, da machte sie sich glatt Sorgen, ob ich das wirklich schaffe. Aber zweimal umsteigen mit englischem U-Bahn-Plan schaff auch ich dann gerade so noch. An der gewünschten Haltestelle boten sich dann auch gleich zwei wunderbare Schauspiele. Zum einen knallt der Zug, bzw. mehrere Züge hier mitten durch die Stadt über eine der vielen Hauptstrassen, wodurch sich zu beiden Seiten Fussgänger und Autos stapeln. Zum anderen liegen hier viele Unternehmenssitze und Universitäten, sodass so viele Leute wie nach einem Fußballspiel an der Bahn anstanden, herrlich. Mel wartete auch wie vereinbart und nahm mich direkt mit in ein Einkaufszentrum zum Abendessen. Sie wollte mir zeigen was ein "Hotpot" ist, bzw. wie das schmeckt. Zusätzlich bestellte sie noch eine echte Peking-Ente, weil ich sie vorher mal gefragt hatte, ob wir das essen könnten. Meine Zweifel, ob das nicht zuviel wäre, beneinte sie, es war also nicht meine Schuld, dass ich nicht alles aufessen konnte. "Hotpot" ist übrigens wie Fondue, nur ist das Fleisch in Scheiben und auch sonst ist der Geschmack natürlich ganz anders. Ich war zwar schon gut satt, aber die Ente kam trotzdem und wurde live und in Farbe neben dem Tisch geschnitten. Den Rest des Viechs gab es in einer Tüte mit nach hause, wie auch den Rest der Speisen, das Abendessen für den nächsten Tag war also auch gesichert. Pappesatt ging es erst noch in Mels Büro, um ihren Krempel zu holen und weil der andauernde Verkehrsstau eine Busfahrt sinnlos erschienen liess, zu Fuß in Mels kleine Wohnung. Hier überreichte ich ihr noch ein Buch über den Baikal-See, das mir wiederum Sergei geschenkt hatte. Weiss ja hoffentlich keiner von beiden was davon. Nach Dusche und chinesischen Medikamenten fiel ich ins Bett, der volle Bauch liess mich aber nicht wirklich gut schlafen und oben drauf gab es gleich mal ein paar neue Mückenstiche. 

Samstag, 14.09.2013:

Wie auch in der Bundesliga rollte heute in China wieder der Ball in der höchsten Spielklasse, der China Super League. Und glücklicherweise auch in Peking, es stand Fußball auf dem Plan, endlich mal wieder! Anstoss war erst um 16 Uhr, dadurch war vorher noch reichlich Zeit. Um 8 schmiss mich Mel aus dem Bett, zur Stärkung für den Tag gab es ein Nudelsuppenfrühstück, dann brachen wir auch schon auf, es stand noch ein weiterer Touri-Spot auf dem Plan. Auf dem Weg zum "Temple of Heaven Park" holten wir noch meine Zugtickets am Pekinger Nordbahnhof ab, die wir vorher im Internet bestellt hatten. Da die Abfahrt gen X'ian vom westlichen Bahnhof gehen würde, habe ich somit alle Bahnhöfe mal gesehen und damit ein Gruß an alle Freunde der Eisenbahn. Am Park verdonnerte Mel mich zum Ticketkauf, was ich natürlich gern tat, bin ja guter Gast und mit 35 Yuan pro Person werde ich davon auch nicht arm. Ansich habe ich ja schon so viele Tempel gesehen, dass weitere nicht mehr wirklich spannend werden, dieser war aber echt ganz nett und wie alles, was für den König angelegt wurde, riesig. Nach 2 Stunden ging es dann aber endlich zum eigentlichen Tageshighlight - Fußball in Fernost! 

Beijing Gouan - Guangzhou R&F 6:0 (2:0) vor ca. 38.000 Zuschauern in Workers Stadium (66.000) in Peking:  

Tickets hatten wir noch keine. Dass es aber kein Problem werden würde, war schon an der Ubahn-Haltestelle klar. Etliche Tickethändler wuselten umher und wollten ihre Karten an den Mann und die Frau bringen. Die Internetrecherche hatte "ausverkauft" bei den billigsten Tickets für 50 Yuan gemeldet, für 100 Yuan und aufwärts gab es aber noch welche, nur nicht vor Ort, die Karten werden wohl nur online verkauft. Für 100 Yuan pro Karte fanden wir Tickets für die Haupttribühne. Wenn man lange gewartet hätte, wär das wohl noch günstiger gegangen, aber nunja. Bezahlen musste wieder ich, war aber in Ordnung, hatte ja schließlich Hostel- und Verpflegungskosten gespart. Rund ums Stadion war reichlich Betrieb. Etliche Stände mit gefälschten Trikots und Softdrinks waren aufgebaut, fast jeder trug grüne Vereinsfarben. Nach einem Snack im Supermarkt nebenan ging es rein ins "Workers Stadium", das Platz für 66.000 Besucher bietet. Im Stadion selbst war kaum Polizei, dafür aber reichlich Militär und Ordner, die sich aber weitesgehend zurück hielten und sogar fotographiert werden durften. Vorm Block wurden nochmals Tickets und Taschen kontrolliert, dann herrscht aber freie Platzwahl. Die meisten der gut 40.000 Zuschauer kamen spät und sahen ein einseitiges 6:0. Das in der 37. Minute dank Elfmeter und roter Karte früh entschieden war. Die Gäste coacht übrigens ein gewisser Sven Goran Ericsson. Das andere Team aus Guangzhou, angehender Meister, der berühmte Italiener Francesco Lippi, sonst war es das in der Liga mit großen Namen, dementsprechend schwach war das spielerische Niveau, vor allem das Tempo ist mit europäischem Fußball nicht zu vergleichen. Wenn einer der Pekinger Stürmer auch nur halbwegs treffsicher gewesen wär, das Spiel hätte auch zweistellig ausgehen können. Die Chinesen zaubern beim Zusehen keinen Hexenkessel ins Rund, sind aber an sich deutlich euphorischer als der Durschnitsdeutsche, dazu gibt es 5 ultramäßige Stimmungsblöcke, war schon ganz nett. Nach dem Spiel ging es mit der Ubahn zum "Nest", dem für die olympischen Spiele gebauten Stadion, das abends ähnlich wie das Stadion in München beleuchtet wird. Und damit ist der Bogen gespannt, denn dort spielte am Samstag auch Hannover um 21:30 Uhr chinesischer Ortszeit. Nach etwas Schwierigkeiten fand Mel sogar einen funktionierenden Stream. Schlimmer als die erwartbare Niederlage war allerdings ihr Gekreische während des Spiels, wenn der Ball auch nur über die Mittellinie kam. Möglicherweise davon, möglicherweise wegen des Nicht-Filterns des Wassers,
starb auch einer ihrer Fische und so gab es noch eine Live-Fütterung ihrer Schildkröte, die sie angeblich nicht hält, um irgendwann mal Suppe daraus zu machen. Ich werde es vermutlich nicht herausfinden. Vor dem 96-Spiel hatten wir im Supermarkt noch Bier für mich und andere Leckereien gekauft. Zusätzlich zum Spiel gab es dann auch noch die Reste der Ente. Etwas angeduselt fiel ich dann auch in einen anfangs guten Komaschlaf bis die Mücken wieder ankamen. 
Am Sonntag liess mich Mel bis 9:30 Uhr schlafen, ein wenig Erholung war also drin. Der Abreisetag war auch weniger stressig. Auf dem Plan stand nur die Besichtigung des Sommerpalasts, eine weitere riesige Anlage für den König und wiedermal total überlaufen. Zum entspannen kann man da sicher nicht hingehen, auch wenn es noch so schön ist. Im Park steht ein Hügel mit dem besagten Palast drauf und zu dessen Füßen liegt ein See, ungefähr so groß wie der Maschsee. Die Engländerinnen aus dem Hostel hatten mir ihre nur halb gebrauchten Eintrittskarten hinterlassen, wir mussten also nur den Eintritt von 30 Yuan (dieses mal jeder für sich) berappen und konnten sonst alles frei besichtigen, ausgezeichnet. Nach einer großen Runde um den See ging es zurück. Jetzt hatte Mel aber noch eine kleine Überraschung für mich und lud mich in ein Restaurant ein, in dem man Esel essen konnte. Im Vergleich zu der dazugereichten Suppe und dem undefinierbarem Salat hat der auch ziemlich gut geschmeckt, fast wie Rind, nur noch eine Spur intensiver. Bei Mel dann die Sachen geschnappt und einmal quer durch die Stadt mit der Ubahn zum Bahnhof. Mel verbrachte noch die Wartezeit mit mir, dann ging es rein in den Zug, wieder mal 12 Stunden und 1200 Kilometer absitzen. Im Vergleich zu den zahlreichen Stehplatzkunden, die es sich vornehmlich im Raucherbereich des Zuges "gemütlich" machten, hatte ich dieses mal aber ein Sitzplatzticket, Luxus quasi! 

Montag, 16. September 2013:

Die Nacht im Zug war reichlich schlaflos, aber auch die ging vorbei. Um 10 Uhr fuhr der Zug nach 14 Stunden auf 1100 Kilometern in X'ian ein und damit sind es nun 15.000 Kilometer, die ich hinter mir gelassen haben. Einen Rekord will und werde ich damit nicht aufstellen, aber schon verrückt über die Zahlen nachzudenken. Am Bahnhof war wie immer die Hölle los, das Hostel, in das ich mich eingebucht hatte, wollte mich eigentlich abholen, ich sah aber zu mindest keinen, aber die 3 Busstops schaffte ich auch gerade so selber, wenngleich die Wegbeschreibung zu der Bude mal wieder eine Katastrophe war. Für 40 Yuan pro Nacht gab es ein Bett im 4er Zimmer und ein Gutschein für ein Bier. Noch geschädigt von der Nacht im Zug fiel ich nach einer langen Dusche erstmal ins Bett. Nach einem Streifzug durch die hektische, aber ansehnlichs Stadt, Stadionbesuch mitten im Wohnviertel inklusive, traf ich vorm Hostel zwei bekannte Gesichter. Ricardo und Melina, das argentinische Pärchen aus der Transsib und Peking, kreuzten erneut meinen Weg. Später wurde dann noch Maria aus einem anderen Hostel rangelotst und es ging für ein spätes Abendessen und Bier in eine kleine nette Gasse, in der diverse Stände mit gutem Essen für 10 Yuan und kaltem Bier für 4 Yuan für Begeisterung sorgten.
Der Kopf war am nächsten morgen folglich etwas schwerer, aufstehen musste und wollte ich trotzdem, wenn man schon mal in X'ian ist, kann man ja auch mal die "Terracotta Army" begutachten, die sich ein chinesischer Herrsher vors Grab stellen lassen hat, um über ihn zu wachen, und die erst vor gut 50 jahren entdeckt wurde. Ricardo war der Eintrittspreis zu hoch, Melina kam aber mit und brachte aus ihrem Zimmer gleich noch Indri aus Indonesien mit. Angereist werden konnte mal wieder ohne Tour, Wikipedia weiss ja sowieso mehr als jeder Guide. Für 8 Yuan pro Strecke war die An- und Abreise auch recht günstig, durch den zähen Verkehr und etliche Zwischenstops aber auch mega nervig. Um die kleinen Krieger zu sehen, muss man sich vom Busparkplatz erst an tausend Ständen vorbeischlängeln, ehe man die 75 Yuan für das Studententicket zahlen darf, ganz schön happig, wird aber damit begründet, dass weiterhin gewerkelt wird. Drei Hallen mit Ausgrabungen und eine Ausstellung werden geboten und sind natürlich recht beeindruckend. Würde ich mir auch auf mein Grab stellen, wenn ich Macht und Geld hätte. Durch die vielen Touris bleibt aber natürlich keine Grabruhe mehr, also vielleicht doch nicht. 
Am abend ging es mit Ricardo und Melina wieder in die Gasse, es blieb aber bei wenigen Bieren und Speisen. 

Mittwoch, 18.09.2013:

Mal abgesehen von einem Friseurbesuch für 30 Yuan, der die Angestellten begeisterte, passierte heute nicht viel. Mal hier gedöst, mal da Billiard gespielt, hier Souvenirs gekauft, da was gegessen. Muss ja zwischendurch auch mal sein, morgen werden ja schliesslich wieder Kilometer gemacht. Abends ging es mit Emelina (das mit dem E musste ich erste lernen, aber fuer die Spanier bin ich ja auch Phillip) und Gonzalo, sowie einem ecuadorianisch-spanischem Ehepaar zu unserem Streetfood-Stand, der mittlerweile sogar Stühle und Tische anrückte, wenn wir nicht genug Platz fanden. Aber wie die letzten Tage waren wir auch heute wieder gute Kundschaft, es blieb aber bei zwei bis drei Bieren, meine beiden Amigos wollten morgen in Richtung Chengdu trampen, was aber auf Grund von Regen nicht klappte, bzw. von ihnen gar nicht erst probiert wurde. Da mein Zug erst abends fuhr, hatte ich mal wieder reichlich Zeit nach dem Checkout irgendwas anzustellen. Mit der Metro ging es ein Stück in Richtung Süden zum zweiten Stadion in X'ian. Das Teil war aber leider nicht zugänglich, deswegen ging es nach einer Runde zu Fuß zurück in die Stadt. Eigentlich wollte ich noch die imposante Stadtmauer besteigen, war es mir für 54 Yuan aber deutlich nicht wert. Da heute "Mitte Herbst Festival" in China war, waren die Strassen auch halbwegs verkehrsfrei, also ungefähr so wie zur Rush-hour in Germany, und in den Einkaufsgassen konnte man kaum einen Fuss vor den anderen setzen. Der Regen vertrübte wohl etwas die Laune, richtig ausgelassen wurde nicht gefeiert, obwohl Mitte Herbst ja auch nur einmal im Jahr ist. Die Geschäfte hatten auch so gut wie alle auf, komischer Feiertag irgendwie. Man hätte zwar noch zig Tempel rund um X'ian besichtigen könnne, ich zog stattdessen Rumlungern in Hostel und Muslim-Viertel vor, die zwei verspielten Katzenbabys dankten es mir mit traurigem Miauen, als ich abends meine Sachen schulterte und die beiden ihrem unausweichlichem Schicksal als Streuner oder Abendessen hinterliess. Next stop Chengdu! Man liest sich...

Donnerstag, 12. September 2013

Wladiwostok - Peking (Km 12000-13900)

Nihao! Die Chinesen sind zwar keine Fans vom bloggen oder Facebook, über Umwege ist es mir dennoch gelungen einen Weg zu finden, ihr könnt euch also auf weitere Einträge freuen, soweit ich denn ab und an über eine halbwegs schnelle Internetverbindung stolpere...

Der Übersicht halber: es hätte im Grunde 3 Möglichkeiten gegeben, um ins chinesische Harbin zu gelangen. Variante 1 wäre gewesen, noch eine weitere Nacht im Hostel zu verweilen, am nächsten Tag den Direktbus nach Harbin organisieren und dann am übernächsten Tag nach 12 h Fahrt um 15 Uhr Ortszeit anzukommen. Hätte grob gerechnet 3800 Rubel, also 95€ gekostet. Variante 2 wäre eine Busfahrt in eine andere unaussprechliche russische Stadt mit anschliessender Zugfahrt nach China mit unbekannten Kosten und Anschlüssen gewesen. Variante 3 habe ich gewählt, was dabei raus kam? Lest selbst: 
Das mit den guten Dingen hatte sich dann doch schnell erledigt. Die Fahrt von Wladiwostok führte zwar über diverse Rumpelstrassen und der Bus hielt so ziemlich in jedem Dorf, hatte aber am Ende bei Ankunft in Pogranichny keine Verspätung. Hier sollte es zahlreiche Busse über die Grenze geben, die es auch tatsächlich gab, als die Dame im Ticket Office nach eingängiger Begutachtung meines Reisepasses einen Betrag von 1200 Rubel anzeigte, fiel mir fast die Kinnlade runter. Das ist doch Verarsche! Gezahlt werden musste der scheiss natürlich trotzdem, eine andere Möglichkeit tat sich nicht auf. Wären wir also bei 1967 Rubel, knapp 50 €. Der Bus brauchte natürlich nur 15 Minuten bis zur Grenze, die ich hauptsächlich damit verbrachte, sauer auf die Abzockerbande zu sein. Hier wurden noch weitere Fahrgäste eingeladen, wa schon mal ewig dauerte und auch dazu führte, dass zwei chinesische Reisebusse genau vor uns abfuhren. Also nach 10 Metern wieder ewig warten bis die Schleuse zur Busdurchleuchtung frei war.  Als das dann irgendwann geschafft war, durfte der gesamte Bus mit komplettem Gepäck aussteigen, um festzustellen, dass vor uns noch etliche Chinesen die russische Grenze passieren mussten. Also wieder warten. Kurz bevor es soweit war, gab mir eine Gruppenreiseleiterin zu verstehen, dass ich als einziger mit nicht russischem Pass doch vorgehen solle. Die wollten wohl alle sehen wie ich nicht ausreisen darf oder mich nicht zwischen ihre Gruppen lassen, ich war wohl auch der einzige ohne. Die Grenzerin brauchte dann auch nochmal Ewigkeiten, dann gab es aber den Stempel und es hiess "dosvidanje, Russland"! Es war wunderschön mit dir und deinen Bewohnern. Insgesamt hatte der Kram an der Grenze 3 Stunden gedauert, an der chinesischen Grenze musste die Uhr aber wieder 3 Stunden zurückgestellt werden, sodass diese jetzt wieder 14 Uhr anzeigte. An der Grenze zu China ging auch alles angenehm flott, auch wenn mein Reisepass erstmal von vorne bis hinten angeguckt werden musste. Dann gab es aber ein Lächeln und ein "Nihao" in China. Um meinen Hass auf die Busgesellschaft endgültig zu stärken, musste ich feststellen, dass die Busfahrt wirklich nur bis über die Grenze geführt hatte. Suifenhe, der eigentlich angebenene Zielort war zwar schon sichtbar, aber noch nicht erreicht. Also musste mich ein Mitglied der örtlichen Taximafia zum Bahnhof bringen. Zwischendurch stieg ich kurz aus dem Taxi, um unter den Augen eines Sicherheitstypen 500 yuan (8 yuan= 1€) abzuheben, das sollte erstmal reichen. In China ist aber offenbar Jahr der Schlange und der Taxifahrer wollte 150 Yuan von mir. Beim ersten "no, no, my friend" schloss er auch sicherheitshalber die Türen ab, liess mich dann aber für 120 Yuan gehen. Herzlich willkommen in China. Als nächste Aufgabe stand der Fahrkartenkauf an. Die Dame am Schalter verstand auch wann ich wohin mit welchem Zug wollte, hatte mir aber irgendwas dringendes zu sagen. Also einen Typen angerufen, der es auch nicht schaffte, langsam wurde die Schlange hinter mir noch unruhiger als eh schon. Dann kam der Typ vorbei und konnte mir irgendwie zu verstehen geben, dass es nur noch Stehplätze gibt. Trotzdem gekauft, hier sah es nicht aus als ob es günstige Hotels gibt. Auf dem Ticket für 78 Yuan stand dann auch die Abfahrtszeit: 21:10 Uhr. Also noch fast 7 h zu überbrücken, um dann 10 h ohne Sitzplatz in einen Zug zu steigen, bin wahrlich schon komfortabler gereist. Jetzt war es aber so und meine Laune war auch eigentlich top. Gegenüber konnten der Rucksack verstaut und das Handy zum aufladen abgegeben werden, Zeit für einen Stadtrundgang. Zu sehen gab es nichts tolles, ausser einem chinesischen gratis Freiluft-Fitnesspark, an dem auch gleich mal ein paar Leibesübungen durchgeführt wurden. In einem kleinen Restaurant/Imbiss/Wasauchinmer gab es dann die erste chinesische Mahlzeit. Eine Suppe und ein mit Hack gefülltes Teigding für 19 Yuan, das war ok. Durch ein paar Geschäfte gestreift und dann mal zurück zum Bahnhof, immerhin gratis Wifi gab es hier, allerdings merkte ich auch, dass die Chinesen ja Seiten wie Facebook oder eben auch meinen Blog sperren. Später dann nochmal eine Suppe für 12 Yuan essen gegangen und weiter abgegammelt. Bei 20 Uhr war es dann mal Zeit zum Bahnhof zu gehen, dieser war jetzt auch voll von wuselnden Chinesen, die sicht auch größtenteils schon mal anstellten, obwohl es für 90 Prozent des Zuges feste Plätze gab. Kurz vor Abfahrt öffnete dann der Zugang zu den Gleisen und locker 200 kleine Chinesen wollten gleichzeitig in den Zug, ein riesen Gedränge. Irgendwann drängelte ich mich auch mal dazu und suchte das Abteil mit den Stehplätzen auf. Dort standen schon ein paar andere Stehplatzbucher, ich konnte aber meinen Rucksack noch erfolgreich auf einer Ablage platzieren und etwas weiter hinten war auch etwas mehr Platz. Nach ein bisschen Fahrt fand sich auch ein freier Platz auf dem Boden und ich pennte sofort ein. Erst als sich ein Chinese und später noch einer in die kleine Lücke neben mir drängten wachte ich auf. Ich war aber so geil im Schlummermodus, dass mich das nicht vom Schlafen abhielt. Zwar immer mal wieder aufgewacht, um die Position zu wechseln , insgesamt aber einwandfrei gepennt, könnte an der Ibuprofen gelegen haben, am Tag hatte ich mich etwas kränklich gefühlt. Eine Stunde vor geplantem Ankunft erwachte ich dann endgültig und schlich mich mal zu meinen Sachen, beim Endstop wäre da kein Rankommen gewesen. Der Zielort Harbin wurde pünktlich erreicht und beim Ausstieg brach ähnliches Chaos aus wie beim Einstieg. Um sowas normal ablaufen zu lassen und ein paar logischen Regeln zu folgen (z.B. erst aussteigen lassen), sind die Chinesen schlichtweg nicht fähig, das muss man akzeptieren, auch wenn es nervt. Draussem am Bahnhof musste sich erstmal orientiert werden, dann entschied ich mich aber doch für ein Taxi, um mich für 25 Yuan ins Hostel fahren zu lassen. Das sollte laut lonely Planet in einer alten Synagoge sein und damit mal eine andere Art von Schlafplatz bieten. Die Synagoge wurde aber leider gerade restauriert, hier ist bestimmt kein Hostel. (Nach Harbin flohen einige russische Juden, deswegen stehen hier ein paar, mittlerweile nicht mehr genutzte, herum.) Zum Glück hatte ich noch die Adresse von dem Teil, das ich zwecks Visaorganisation (man muss reservierte Hotelnächte beweisen, um dieses zu bekommen) reserviert hatte. Ein Taxi rangerufen, welches mich dann für 9 Yuan in die Zielstrasse fuhr. Das Hostel war auch schnell gefunden, auch wenn ich im Innenhof erstmal dran vorbeiging. Das Bett im Mehrbettzimmer gab es für 50 Yuan/Nacht, ich zahlte direkt mal für zwei und um 8:30 Uhr konnte ich aufs knallharte Bett fallen. Ich war also 7 Stunden vor Variante 1 da, hatte so aber natürlich auch 27 statt 12 Stunden Fahrtzeit. Kostenmässig lag Variante 2 auch mit 20 Euro vorn, ich hatte so allerdings auch eine Nacht kein Bett. Da ich von der Zugfahrt noch top erholt war, ging es nach Dusche und Wäschewaschen (15 Yuan, kein Trockner) erstmal durch die angrenzenden Strassen zum Fluss, der erst neulich mal wieder ordentlich über die Ufer getreten war und die Stadt halb geflutet hatte. Jetzt war aber alles wieder safe und an der Promenade tummelten sich etliche Leute, um sich an den Fitnessgeräten sportlich zu betätigen, zu angeln oder einfach Karten zu spielen, sehr nette Atmosphäre. Auf dem Weg zurück zum Hostel wurde im erstbesten Restaurant gespeist, das Bilder zum draufzeigen hatte. Auf dem Tisch landete eine riesige Schüssel Tofu in geiler Soße mit Reis für 12 Yuan, spitzenklasse. Vom Hostel ging es dann nach kurzem Check zum Fahrkartenkauf in ein Hotel um die Ecke. Zum Glück hatte ich mir meine Fahrtwünsche nochmal auf chinesisch niederschreiben lassen, so war der Kauf zwar müssig, aber zu bewerkstelligen. Für 379 Yuan bekam ich Fahrkarten für 4 Zugstrecken. (Harbin->Shenyang, Shenyang->Dandong,Dandong->Shenyang, Shenyang->Peking) Das wichtige war geklärt, also fuhr ich mal in Richtung Bahnhof, bzw. in ein dort ansässiges Shoppingareal, gebraucht wurden vor allem neue Schuhe und eine Uhr. Die alten Schuhe hatten definitiv zu viel Zeit in Feuchtigkeit, Schweiss und schlechter Belüftung verbracht. 20 tote Hunde hätten nicht schlimmer gestunken, ausserdem löste sich die Sohle immer mehr ab und meine Uhr lässt sich nicht mehr am Handgelenk befestigen, weil der Stift abgebrochen ist. Nach ein wenig Umherstreiferei fanden sich auch ein paar gefälschte, äh ich meine natürlich "orschinale" Nike Free. Eigentlich waren mir auch meine angebotenen 18€ zu viel, nahm sie dann aber doch, um nicht weiter gucken zu müssen. Noch drei geile Fleischspiesse für 10 Yuan gekauft, an denen ich mir den Mund so dermassen verbrannte, dass ich bis abends gar nichts mehr schmeckte und fuhr ohne Uhr zurück ins Hostel. Beide Strecken übrigens mit dem Bus, 1 Yuan pro Fahrtstrecke, bezahlbar aber auch mit einem Rubel, von denen ich noch ein paar in der Geldbörse hatte. Im Hostel nochmal ausgeruht und den Wasserhaushalt verbessert, dann zog es mich nochmal raus. Zum Glück, denn draussen steppte der sprichwörtliche Bär. Das Leben der Einwohner war auf die Strasse gesogen. Überall eigene oder Verkaufsgrillstände oder andere Sachen. An der Haupteinkaufsstrasse um die Ecke war auch reichlich Betrieb, überall Bühnen mit Musik, Stände, offene Shops, tanzende Menschengruppen, fast schon Volksfeststimmung. Harbin könnte an sich auch eine russische Stadt sein, die Architektur ist doch sehr von den vielen russischen Migranten, die es vor allem kurz nach der Revolution hierher zog, geprägt. Nachdem ich mich reichlich hatte treiben lassen, ging es endgültig zurück ins Hostel. Auf die erfolgreiche Ankunft in China trank ich noch zwei Bier für je 5 Yuan, quatschte mit drei Deutschen über deren big business (weswegen sie auch in einem Hostel unterkommen) und fiel dann todesmüde ins Bett. 

Sonntag, 08. September 2013:

Auf dem Plan für den Sonntag stand die erste touristische Attraktion in China. Harbin hat einen Park mit ein paar seltenen Exemplaren des sibirischen Tigers, als große Raubkatzenfan musste ich mir das natürlich geben, außerdem habe ich als Kind mal ein eingerahmtes Bild dieser Tiere geschenkt bekommen, das ich bis heute cool finde (und irgendwo im Schrank besitze). Erstmal wollte ich aber frühstücken und auf Grund großer Lust auf Kaffee landete ich beim großen M. Der Laden ist mir sonst eher zuwider, erfüllte aber heute den Zweck. Für 6 Yuan gab es einen ordentlichen Kaffee und eine Art Frühstücksburger, auch der war in Ordnung. Dann zurück zum Hostel gestreift, um mich nochmal über die Anreise zum Mietzekatzen-Park zu erkundigen. Drei Busse, zweimal Umsteigen, las sich einfach, konnte aber nur schief gehen. Bus Nummero Uno brauchte auch eine geschlagene halbe Stunde, um aufzuschlagen. Hätten da nicht noch ein paar Einheimische gewartet, ich hätte mir wohl einen anderen gesucht. Im Bus dann mitgezählt und dann an der offenbar falschen ausgestiegen. Ich hatte mich einmal verzählt und das Hostel sich offenbar auch, macht zwei falsche Stops, die aber flink abgelaufen werden konnten. Der nächste Bus wurde gespotted und direkt bestiegen, nach ein paar Stops beschlich mich aber das Gefühl, die falsche Richtung gewählt zu haben. 1 Yuan und wenige Minuten ärmer, ging ich auf die andere Strassenseite, um in die richtige Richtung zu fahren, jetzt wurde auch wie geplant der Fluss überquert und dann nochmal der Bus gewechselt. Auch wenn es im letzten Bus mit den Stops wieder nich passte, der Park war zu sehen und somit erreicht. Der Eingangsbereich des Parks war ganz nett, der Rest war mit großer Wahrscheinlichkeit mal ein Arbeitslager oder wurde einem nachempfunden. Mehrere eingezäunte, eher ungepflegte Graslandschaften mit elektronischen Toren und Wachtürmen. Dazu komische Gebäude und veraltet wirkende Käfige für die Tiere, die keinen Freilauf bekamen. An der Kasse sagte ich einfach mal "Student", woraufhin die Kassiererin auf ein 90 Yuan Schild klopfte. Geld hin, Ticket und Rückgeld zurück und zum Eingang geschickt worden. An einer kleinen Kontrolle nickte eine Angestellte das Ticket ab und ich stieg einfach mal in einen vergitterten Bus, in den alle einstiegen, so auch eine 3-köpfige Famile aus Bröndenburch. Als der Bus abfuhr, wurden die Tickets nochmals kontrolliert und ich hatte natürlich ein falsches. Da der Sprößling aber in China studiert und die Sprache beherrschte, konnte das Problem mit 10 Yuan beglichen werden. Mein Ticket wäre für einen beglasten Bus gültig gewesen, das konnte ich aber weder ahnen, noch mir offenbar jemand sagen. Nun denn, ab in Gehege 1, wo auch gleich mal eine Tigerschar in Erwartung von Essen angetrabt kam und um den Bus schlich, auch um diesen und die Insassen zu beschnuppern. (Ob Asiaten und Europäer für so einen Tiger wohl anders riechen oder gar schmecken?) War schon ganz cool und die Tiger sahen auch ziemlich frisch aus, soweit ich das beurteilen kann. Nach noch einem Tigerfreiluftgehege fuhren wir ins Areal der afrikanischen Löwen ein(die gab es offenbar auch). Diese waren für unseren Bus als zu fütternde Tierchen ausgewählt worden. Die Chinesen kauften auch fleißig rohes Fleisch, die Deutschen beliessen es beim gucken, war aber auch recht aufregend wie da so ein ausgewachsener Löwe seine Pranken an das Gitter knallt, um sich ein Stück Fleisch zu angeln. Die Chinesen hielten das Fleisch aber auch so, dass kaum ein rankommen war, weil sie schiss hatten, dabei gekreischt werden musste natürlich auch, so sind sie, leider hat mein Handy das Video gelöscht und ich hab es verpasst einem Löwen an die Tatze zu tatschen, ärgerlich. Dann ging es auch schon auf die letzte Tigerwiese. Freundlicherweise hatten sich die Chinesen auch dazu entschieden zwei lebende Fliegedinger (sah aus wie ne Mischung aus Tauge und Huhn) zu kaufen, die von einem Tierpfleger aus seiner Karre geschmissen worden. Huhn 1 setzte allerdings direkt zu einem beherzten (und vermutlich auch erstem in seinem jämmerlichen Leben) Flug an und landete in einem Baum hinter unserem Bus, den Tigern blieb nur gucken und ein wenig am Baum rütteln. Wenn es das Vogelviech über einen Zaun geschafft hat, ist es entweder in Freiheit oder in einem anderen Gehege, die Überlebenschancen dürften gleich schlecht sein. Vogel 2 flog einem Tiger direkt ins Maul, das war dann wohl die fast food Variante. Am Ende des Parks warteten noch ein paar eingesperrte Tiger, Löwen, weisse Tiger(!), Leoparden, Jaguare und (Achtung!) ein Liger. Ich konnte es gar nicht glauben. Ein Liger! Ein Tier, das nur durch Kreuzung eines männlichen Löwen mit einem weiblichen Tiger möglich ist. Die Chance überhaupt auf die Welt zu kommen liegt bei 0,1%, insgesamt soll es wohl knapp über 10 Liger auf der Welt geben und ich habe nun einen gesehen und mein neues Lieblingstier gefunden. Ein Liger, sowas geiles. Leider ist der Liger von Geburt unfruchtbar, stirbt also regelmässig aus, ich find ihn trotzdem cool. Mit den anderen Deutschen ging es dann zurück, wie wir herausfanden, waren wir auch im gleichen Hostel untergebracht. Nach dem ersten Bus wurde aber der Hunger gestillt und in ein Teigfladen-Restaurant eingekehrt. Zu den Teigfladen gab es drei Gerichte, die ein ganz schön deutsches Menü ergaben: chinesisches Rührei, saure Gurken mit etwas Fleisch in Soße und dünn geschnittenen Scheiben Leber, die besser als erwartet schmeckte, aber auch reichlich gewürzt war. Mit 92 Yuan für 4 Personen machte das satt und war doch günstig, bezahlen musste ich aber dankenswerterweise nichts, dafür konnte ich den Sohnemann mit einer Instant-Linsensuppe aus Germany beglücken. Zurück im Hostel erstmal von der Tigerexperience (mit 96+11 Yuan auch nicht allzu teuer) erholen, dann schlenderte ich nochmal los, auf der wieder sehr belebten Einkaufsstrasse sollte es wohl Insektensnacks geben. Die wurden auch gefunden, schmeckten aber hauptsächlich nach fritiert und waren mit 30 Yuan für zwei Spieße mit einmal großen Heuschrecken und einmal irgendwas Kellerasselartiges recht teuer, kann man aber mal gemacht haben und damit ging auch dieser Tag wie alle anderen Tage seit Enstehung der Erde (oder seit der Schöpfung für die, die es so wollen) zu Ende. 
Am Montag sollte die Reise weitergehen, Sehnyang hatte ich mir als Zwischenziel auf dem Weg nach Peking ausgeguckt. Der Zug sollte erst um 12 Uhr fahren, ich hatte also Zeit für einen Morgenspaziergang durch das alte Viertel, in dem die Unterkunft liegt. Auf dem Weg frühstückte ich zur Begeisterung der Wirte und Gäste an einer Straßenküche typisch chinesisch. Für 6 Yuan gab es eine ordentliche Schüssel Suppe mit gefühlt 500 gramm Nudeln, etwas Salat und einem in brüheartigem Sud gekochtem Ei. Die Stäbchenesskünste werden zwar noch belächelt, aber immer besser. Auf dem Rückweg zum Hostel gab es für 10 Yuan 5 Paar neue Socken, kann ja auch nicht schaden. Im Hostel gab mir ein chinesischer Backpacker noch Tipps für Ziele in China und ein paar dazugehörige Postkarten, she she oder wie es sich schreibt dafür. Noch etwas mit dem einen Business-Deutschen geschnackt und fertig gemacht, dann machte ich mich mal zeitig auf zum Bahnhof, wer weiss wie das in diesem läuft. Der Ausgang vom Bahnhof ist wie bei einem Flughafen seperat vom Eingang, weil die Chinesen das vermutlich sonst nicht meistern könnten und noch mehr Chaos entstehen würde, der hatte aber schon erahnen lassen, dass die Wege nicht kurz sind. Die verschiedenen Ticketkategorien haben schon mal unterschiedliche Eingänge, den richtigen zu finden war dank großer Ausschilderung aber leicht. Bei Betreten wird das erste mal das Ticket kontrolliert, bzw. ob überhaupt eins vorhanden ist, dann wird das Gepäck kontrolliert und man darf die Wartehalle betreten, zu der es aber wie erwartet ein gutes Stück war, auch wie am Flughafen. In den Wartehallen gibt es reichlich Nahrungsangebot und jedes Gleis hat seinen eigenen Zugang oder vielmehr hat jeder Zug seine eigene Schleuse,  durch die man auf einen Flur gelangt, von dem man dann zu seinem entsprechenden Gleis kommt, dieser wird auch "erst" so 20-30 Minuten vor Abfahrt des Zuges frei gegeben. Die locals stehen natürlich ab einer Stunde vorher an. Die Informationstafel der Schleuse zeigt auch an, wenn der Zug zuspät ist und der Zug mit einem T vorweg nach Shenyang hatte direkt eine Stunde Verspätung. Irgendwann ging es aber doch los und das Drängeln begann. Als erster oder zu mindest vor anderen das Ziel/die Schleuse zu erreichen scheint Volkssport zu sein, kein Wunder, dass die bei Olympia immer so viele Medaillien holen. Im Doppelstockwagen war zwar kein Platz mehr in einer der Ablagen, so musste der Rucksack zwischen meinen Beinen Platz finden. Die 5 h Fahrt ging auch flott vorbei und um 18 Uhr wurde Shenyang erreicht. Die Stadt sah auf den ersten Blick schon deutlich anders aus als Harbin. Viel mehr Lichter und riesige Werbemonitore an den Hochhäusern, die die Stadt förmlich erstrahlen lassen. Ich spazierte an den Taxifahrern vorbei in Richtung vorher gebuchtes Hotel, was sich auch problemlos finden liess, auch wenn ein anderer Name dran stand als online angegeben. Die Empfangsdamen fanden auch meine Buchung, wollten aber 129 Yuan von mir, obwohl auf meiner Buchung klar und deutlich 89 Yuan stand. Nach ein paar Minuten auf die Buchung zeigen, konnten sie mir irgendwie verständlich machen, dass das Zimmer aber kein Fenster haben würde. Na wenn das das Problem ist, dann ist es für mich keins und wenn ich das so buche, ist es doch auch richtig so, Nichtskönner. Also durfte ich doch einchecken und in die 7. Etage fahren. Das Zimmer war spatanisch, aber mit eigener Toilette und Dusche, wenn auch ohne Tür zum Bettbereich, ausserdem war die Bude gut zum Bahnhof gelegen, am nächsten morgen ging es schon weiter. Zum Abendbrot gab es mangels Lust lange herumzusuchen wieder eine Suppe mit Nudeln, diesmal aber mit an Gulasch erinnerndem Rindfleisch für 14 Yuan. In Shenyang liegt die zweite verbotene Stadt Chinas, die andere ist bekanntlich in Peking, die ich mir zu mindet mal von aussen angucken wollte. Also fix den Stadtplan studiert und zur Metro gelatscht. Da ich die Ticketschalter, die auch unsinnigerweise erst nach der Gepäckkontrolle (safety first) kommen, nicht sah, ging ich zum Schalter und versuchte der Schalterfrau klar zu machen, dass ich zwei Fahrten wollte, nach einigem hin und her bekam ich für 2 Yuan eine Plastikkarte, die natürlich nur für eine Fahrt gültig war. 3 Stationen gefahren, schon stand ich vorm Palast, der so aussah wie ich mir die andere verbotene Stadt von aussen auch vorstelle: rote Mauern, ein paar Wachtürme und asiatische Eingangspforten. Mit dem Ziel nächste Metro-Station einmal drumherum spaziert, als ich die Station als in der nähe empfand, gab es an einem Stand noch saugeile, frittierte Chickennugget-Teile. In der nächsten Metrostation waren die Automaten leichter erkenntlich, nur nicht ganz problemlos bedienbar, eine Chinesin half aber aus. Um noch eine weitere U-Bahn-Station zu sehen, eine weiter als die Einstiegs-Station gefahren und dann den langsamen Rückweg ins Hotel eingeschlagen und unterwegs ein externes Akkuladegerät für 29 Yuan gekauft, mal schauen was das taugt, dann hiess es gute Nacht, Shenyang, bis morgen früh. 
Weil ich dachte der Zug fährt um 8, um 6 aufgestanden und nachdem ich um 7 marschbereit war, festgestellt, dass er ja doch erst um 9 fahren soll, huppala. Also ging ich erstmal in Ruhe frühstücken, chinesische Stände waren hier im Innenstadt-Bereich nicht zu eblicken, deshalb testete ich mal Kaffee und Burger bei KFC. War auch nicht so verkehrt. Aus dem Hotel die Sachen geholt und zum Bahnhof gestiefelt. Auch hier der gleiche Ticket- und Taschenkontrollspaß, nur war hier der Weg zur Halle kurz und diese einfach nur riesig, das war endgültig Flughafenatmosphäre. Während ich so herumschlenderte, änderte sich aber die Anzeige der Schleuse. 2 h 44 Verspätung, das konnte selbst ich aus dem chinesischen plus Zahlen herauslesen, ging mich aber nochmal an einem Schalter vergewissern, es blieb aber dabei. Die Angestellte oder Beamtin(?), ist ja alles in staatlicher Hand, empfahl mir dringendst zu warten und den Bahnhof nicht zu verlassen, vielleicht kommt der Zug ja doch eher; ja genau. Das tat ich natürlich nicht, sondern begab mich mal auf die andere Seite des Bahnhofs, um dort nach einer Apotheke Ausschau zu halten, da mein Husten mittlerweile nicht mehr schön war. Auf den ersten Blick war nichts zu sehen ausser hochklassiger Hotels, also fragte ich mal in einem dieser und eine Dame konnte mir sagen, dass 500 Meter weiter eine wäre. Also die Strasse runter und sie wurde tatsächlich gefunden. Hustend zeigte ich den Damen, was ich bräuchte und bekam es (hoffentlich) auch für 16 Yuan. Zurück am Bahnhof hatte der Zug respektable 7 Minuten aufgeholt, die er letztlich aber auch wieder verlor. Die erneut 5 stündige Fahrt nach Dandong war dafür ein echter Hingucker. Die Strecke führt durch Täler, über Brücken, durch Tunnel und über Flüsse bis hin zur nordkoreanischen Grenze. Falls dieses Land mal jemand besuchen sollte, der Überlandweg lohnt! 
Um 17 uhr irgendwas wurde dann Dandong erreicht. Die Gästeanlocker der Hotels wurden stehen gelassen, ich wollte es mal bei einer im Lonely Planet empfohlenen Herberge versuchen. Die Hoteltante studierte erst ewig meinen Pass, schlug etwas nach, schlug nochmal etwas nach, meine Geduld litt, ich wollte die Grenze doch noch bei Tageslicht sehen. Irgendwann gab sie zu verstehen, dass ich hier kein Bett kriegen würde. Bitte was? Ich hätte ihr am liebsten meinen Rucksack über den Tresen entgegengeschmissen, um dann im Anschluss mit dem scheiss lonely planet ein Feuer zu legen, liess es aber sein. Auch im nächsten Guesthouse war nichts zu haben, aber immerhin brauchte man dafür nicht ewig. Ich beschloss erstmal mit Sack und Pack richtung Fluss und Grenze zu gehen, war ja eh quasi da und eine Unterkunft findet sich hier bestimmt noch irgendwie. Unterwegs war dann noch ein Hotel, bei dem ich dann doch nochmal auf die Preistafel lunste, 388 Yuan waren aber viel zu viel, die Besitzerin wunk mich trotzdem ran und sagte, dass ich das  Zimmer für 168 Yuan bekommen würde, ich lehnte dankend ab, sie liess mich aber nicht gehen, ich solle mal einen Preisvorschlag machen. Ich tippte 100 in den Taschenrechner ein, sie 150, ich wolte gehen, eigentlich wollte ich eh was für 60 im Mehrbettzimmer. Sie liess mich dann aber nicht gehen und stimmte den 100 zu und kochte mich damit weich, draussen regnete es ausserdem. Das Zimmer war top, sogar mit Fernseher und natürlich eigenem Bad. Ich pfefferte aber erstmal nur schnell meine Sachen rein und ging zur Grenze. Trotz trüber Suppe war das gegenüberliegende Land doch zu sehen. Ein paar Fabrikgebäude und ein Riesenrad und ein paar undefinierbare aber recht moderne Gebäude konnten gesichtet werden. Noch näher an Nordkorea kommt man, wenn man die alte Friedensbrücke betritt, die im Nordkorea-Krieg halb zerbombt wurde. Mittlerweile führt eine neue Brücke als einzige Möglichkeit zum Grenzübertritt auf Landwegen rüber, auf der auch zahlreiche Lkws unterwegs waren. Für 27 Yuan, die ich auf den Yuan genau noch in Scheinen hatte, durfte die Brücke betreten werden und ich näherte mich auf gut 50-100 meter Nordkorea. Kim Jong liess sich aber nicht blicken und als eine chinesische Reisegruppe anmarschierte, machte ich den Abmarsch. Damit war von den anvisierten Zielen in Dandong 1/2 gesehen, 2/2 war auf Grund der Verspätung leider nicht mehr machbar. Durchaus schade, denn 40 km nördlich der Stadt befindet sich ein Stück der großen chinesischen Mauer, das genau zur Grenze verläuft, aber selbst schuld, wenn man sich zu wenig Zeit nimmt. Die Geldreserven wurden nochmal aufgestockt, vor einem Tesco-Supermarkt gab es freies Wlan und im Tesco eine so dermassen widerliche Samlami, dass ich sie leider wegschmeissen musste und mir, um den Geschmack zu verdrängen, noch eine Portion Tofu + Reis für 10 Yuan kaufen musste. Im Hotel noch ein wenig Tischtennis verfolgt und dann geschlummert. 

Mittwoch, 11.09.2013:

Wieder hiess es früh aufstehen, denn nur der frühe Vogel fängt den Wurm oder kriegt den Zug. Für 8 Uhr war Abfahrt angesetzt, dieses mal wäre es auch besser, wenn der Zug pünktlich kommt, denn in Shenyang steige ich in einen schnelleren Zug nach Peking um. Erstmal musste ich aber wieder kurz zu Tesco, um meiner Kontaktfrau in Peking per Mail auszurichten, in welches Hostel sie mich denn später geleiten dürfe. Nachdem das erledigt war, gab es bei KFC einen Kaffee und wie gestern schon hatte ich prompt die Orientierung verloren und musste ernsthaft den Kompass in meinem Handy benutzen, weil der im Kopf wohl noch schlief. Im Hotel schnappte ich nur schnell meine Sachen und machte mich los. Madame am Schalter wollte aber irgendeinen Zettel von mir, den ich angeblich bekommen hätte und nun brauchen würde. Am Mann hatte ich den nicht, nach etwas irritiertem Suchen lief ich mal nach oben ins Zimmer, wo mir die Putzfrau auch schon das Teil entgegenstreckte. Ich durfte also doch gehen und bekam meine 50 Yuan Deposit zurück. Die nordkoreanische Grenze zog mich aber nochmals an, jetzt war auch ein wenig Sonne da. Noch ein paar Fotos geknipst und dann zum Bahnhof. Dort angekommen stand hinter meinem Zug schon wieder eine 1 mit chinesischen Schriftzeichen. Ob wir Verspätung hätten, fragte ich am Schalter und bekam auf angenehm gutem Englisch ein "no, no, everything ok" zurück. Super, meine Umstiegszeit belief sich nämlich nur auf 1h und 10 Minuten, no risk no fun. Zur Erheiterung meiner selbst und anderer Fahrgäste schmiss ich mal einen Yuan in einen Kaffee-Automaten, der aber, wie ich feststellte, noch aus war. Ein paar Chinesen wollten helfen und erklärten der heraneilenden Dame vom Service auch gleich das Problem. Kein Strom war das Problem, das konnte sie aber auch nicht ändern, war ja auch nicht schlimm. Als die Anzeige irgendwann doch anging, fummelte ich einfach mal weiter dran rum, wusste ja nicht, ob das Teil jetzt anzeigt, dass 1Yuan drinsteckt oder noch rein muss. Daraufhin kam nochmal die Service-Frau und nach Studie der Lage gab es für mich einen Yuan geschenkt, damit ich doch noch erfolgreich den Automat bedienen durfte, große Show am morgen. Der Zug kam dann auch tatsächlich pünktlich und ich durfte dieses mal bei Sonnenschein die malerische Landschaft begutachten. Die Idylle wurde nur von einer megalauten (und Chinesen sind wirklich nochmal lauter als alle anderen Menschen) Schulklasse genervt. Außerdem kam Shenyang nicht wirklich in Sichtweite. Mein gegenüber sah aber so aus als könnte er englisch, was dann auch so war, wenn auch gebrochen. Immerhin konnte er mich beruhigen, alles no problem. Mit +30 fuhr der Zug dann auch endlich in Shenyang Nord (wieder ein Bahnhof mehr) ein. Raus aus dem Ausgang, wo übrigens nochmal die Tickets kontrolliert werden, und rein in den Eingang. Das ganze ging flott und ich hatte noch Zeit zu einem kleinen Mittag, ehe der D20 einlief und ich die vierte Zugvariante meiner China-Reise betreten durfte. Das Teil sieht von innnen und aussen wie ein Flugzeug aus, ist aber schmaler als die normalen Passagierflieger. Im edelsten Gefährt der Reise seit dem ICE aus Hannover fand ich auch direkt 'ne Mütze Schlaf und hätte wohl noch mehr gefunden, wenn die Geräuschkulisse nicht dank umsitzender Menschen so hoch gewesen wär. Nach 4 1/2 h Fahrt fuhr der Düsenjet dann zur besten Rush Hour in Peking ein, das auf den ersten Anblick gar nicht so nach Metropole ausschaute. In Peking wollte mich Mel empfangen, die ich vor gut 1 1/2 Jahren auf einem Segeltripp in Australien kennengelernt hatte. Treffpunkt war der am weitesten rechts gelegene Ausgang, das konnte ja nur schiefgehen, dachte ich mir. Aber siehe da, zwischen den ganzen kleinen Chinesen winkte mir plötzlich jemand zu. Wie nett von ihr, den Weg einmal quer durch die Stadt für mich gemacht zu haben, da fühlt man sich gleich willkommen. Auf Mels Sofa zu schlafen, würde aber erst am Wochenende klappen, also geleitete sie mich in ein Hostel. Dafür musste erstmal ein Bus bestiegen werden, der so asozial voll mit Leuten war, dass ich mir vornahm fortan nur noch die Ubahn zu nehmen. Laut Mel ist die um diese Zeit aber noch voller. Naja gut, irgendwie müssen die 7 Millionen plus X ja vorankommen. Das von Mel ausgesuchte Hostel ist eines der besseren, in dem ich je war und befindet sich in einem alten Gebäude in der Innenstadt. Nach Checkin und Katzenwäsche ging es aber nochmal los. Mel nahm ich erstmal mit zu einem kleinen Restaurant und stellte eine kleine Auswahl zusammen. Außerdem gab es Hilfestellung beim Umgang mit den Stäbchen, meine eigene Technik hatte sich aber bisher bewährt und ich behielt sie einfach bei. Weiter ging es zu einem nahegelegen See, um den ringsherum Trubel herrschte. Beleuchtung, Bars, Restaurants, fast wie Maschseefest, nur mit weniger Gewusel (und das in China!) und entspannter statt Partyatmosphäre. Weil ich jetzt aber doch langsam müde wurde, brachte mich Mel zurück zum Hostel. Im Gegensatz zu vorhin waren jetzt aber meine Zimmergenossinnen anwesend. Und weil ich mich mit den zwei Londonnerinnen so gut verstand, trank ich halt eben doch noch ein Bier mit ihnen, ehe es dann endgültig in die Falle ging. Willkommen in Peking, Felix! 

Donnerstag, 5. September 2013

Russland 2/2 (Km 7196-12000)

Guten Morgen, liebe Freunde der Reiseberichte. Dank deutscher Herkunft hocke ich 1 1/2h vor Busabfahrt am Wladiwostoker Busbahnhof, Zeit ein paar Reisetage in Schriftform nachzuholen, solange ich noch ungeniert die Steckdose und das Wlan nutzen darf...

Montag, 26.08.2013:

Noch dezent Schlaftrunken aber voller Tatendrang wurde sich am Zug von diversen getroffenen Menschen verabschiedet, dann konnte es losgehen. Ziel war der nahegelegene Baikalsee, die größte Süßwasser Ansammlung der Welt. Dass ich mit Silvia und Raphael gemeinsame Sache machen wollte, war bereits am ersten Transsib Tag beschlossen und so machten wir uns erstmal auf in Richtung Stadtzentrum, da die beiden noch Spiritus besorgen wollten. Nach den ersten zwei Shops verliess sie aber die Lust und sie kauften schlichtweg Wodka, brennt ja auch. Als nächstes musste "nur noch" der Autobusbahnhof gefunden werden. Silvia quatschte direkt mal einen Opa mit Enkel an, der auch sofort auf russisch losplapperte. Eine Eigenheit der Russen ist definitiv einfach nicht aufzuhören, wenn der gegenüber nicht versteht, irgendwann musste aber auch der Opa aufgeben, nahm uns an die Hand und brachte uns an eine Bushaltestelle und wartete mit uns bis der richtige Bus kam, um uns dann reinzuverfrachten, obwohl das Teil schon geil voll war und ich mich frage, wie wir mit unseren Rucksäcken eigentlich reingepasst haben. Der Rest der Fahrgäste hatte dafür die Ehre, bei jedem Ausstieg über uns steigen zu dürfen, nahmen sie aber stillschweigend humorlos an. Dank Rafaels offlinemaps Handy konnte auch der richtige Ausstieg angepeilt werden, bzw. der, den wir für den richtigen hielten. Dort standen schon diverse Minibusse rum. Kurz gefragt, Antwort bekommen, eingestiegen, Abfahrt. Für 100 Rubel ging es mit 10 anderen zum See nach Lesviyanka. Nachdem auch der kleine Bursche neben mir die Tour knapp ohne Kotzen überstanden hatte, konnte dieser auch endlich erblickt werden und bot mit Sonnenschein einen traumhaften Anblick. Nach kurzer Visite der Touri-Info machten wir uns marschbereit, denn am See sollte nicht nur verweilt werden, sondern ein Stück des "Great Baikal Trails" abgelaufen werden. Für die knapp 55 Km ins übernächste Dorf waren 3-4 Tage angegeben, Zeit hatten wir alle 3 mindestens 5 Tage, dementsprechend hatten wir die Ruhe weg und waren erst um 14 Uhr so wirklich auf Wanderschaft. Das erste Stück war allerdings direkt nett ansteigend, da mussten Muskeln und Gelenke nach 4 Tagen Zug erstmal wieder Fahrt aufnehmen. Freundlicherweise ging es auf der anderen Seite auch direkt in Serpentinen bergab, damit war der Körper dann endgültig überlastet, aber immerhin kam jetzt auch der erfrischende See wieder in Sicht. Bei 20 Uhr wurde einer der vielen Rastplätze als Lager für die Nacht gewählt. Bevor es dunkel wurde schnell noch auf dem mitgeschlepptem Campingkocher Reis gekocht und die Hängematte (Zelt war mir zu schwer) gespannt. Idealerweise hatte nicht nur jemand vor uns eine Feuerstelle angelegt, sondern auch reichlich Holz gehackt, sodass in männlicher Teamarbeit ein nettes Lagerfeuer entfacht werden konnte. Natürlich hat der gekaufte Wodka der beiden nicht zum kochen gereicht und er konnte am Feuer seinem eigentlichem Sinn zugeführt werden. Outdoor-Romantik pur! Als der letzte Ast verkokelt war, in den Schlafsack geschlüpft, aus den an die 30 Grad dürften mittlerweile unter 10 geworden sein. Tag 2 begann recht spät. Um halb 2 fand es Silvia dann aber doch angebracht mich zu wecken, wobei die beiden dann doch deutlich länger brauchten, um fertig zu werden. Nach maximal 2 stündigem Fussmarsch wurde das erste kleine Dörfchen erreicht. Hier gab es nicht viel, ausser einer Unterkunft und einem kleinem Einkaufsladen, in dem es Räucherfisch zu erwerben gab. Da das Wetter eh grau und nicht einladend war, wurde die Stimmung halt so aufghellt. Für 175 Rubel gab es so ein ganzes Teil, frisch aus dem Baikal, hat megageil geschmeckt! Bei 5 ging es dann aber auch doch noch weiter und es kam zu einer etwas merkwürdigen Begegnung, denn auf dem Weg stand plötzlich ein Pferd, das sich von seinen Kameraden entfernt hatte. Brav machte es Platz, um uns passieren zu lassen, um uns anschliessend freundlich interessiert zu folgen. Polizeipferden sei Dank bin ich aber nicht so der Fan und sah mich schon den Abhang zum See runterpurzeln. Das Pferd blieb aber irgendwann stehen und schaute uns wie ein daheim gelassener Hund hinterher. Folgte dann nochmal kurz, blieb dann aber weg...der Weg wurde irgendwann doch recht anspruchsvoll, will sagen gefährlich. Der ein oder andere Übergang konnte nur halbrutschend, halb sich irgendwo festklammernd gemeistert werden. Während wir uns so dadurch schlängelten, trabte unten am Steinstrand das Pferd mühelos entlang, um ein paar hundert Meter weiter auf uns zu warten, grandios. Es konnte aber erneut abgeschüttelt werden, die Familie an der wir vorbeiliefen schaute auch etwas verwirrt aus der Wäsche. Nach einem weiteren Anstieg mit geilen Ausblicken und dem dazugehörigen Geröllabgang war es wieder Zeit für ein Lager. Das Wetter hatte sich zwar abgekühlt, um einen säubernden Gang in den Baikal kam ich aber wirklich nicht mehr herum. Heute keine Feuerstelle und kein Wodka, deshalb nach einer Tütensuppe ab in die Hängematte. Tag 3 fing heiter an, wurde aber immer wolkiger. Da traf es sich hervorragend, dass wir die zeltfreie Kernzone des Nationalparks betraten, in der eine Häuserzusammenkunft steht, in der man auch nächtigen kann. Diese wurde nach 2 Stunden und bei einsetzendem Regen erreicht. Das mit Fliegen verseuchte Zimmer gab es für 400 Rubel, Duschen leider nicht vorhanden, Strom auch nicht, aber gibt schlimmeres. Auch die russische Sauna musste ausgeschlagen werden, weil sie mit extra 500 Rubel doch zu teuer war, auch wenn in ihr bereits ein gewisser Boris Yelzin mit seinem Kumpel Helmut Kohl geschwitzt haben. Inbegriffen im Zimmerpreis waren allerdings Nudeln satt, was wir natürlich ausnutzten. Mit uns vor Ort waren auch zwei Gruppen mit russischem Guide, die sich verwundert zeigten, dass wir ganz allein unterwegs waren, während wir verwundert waren, dass man auch eine geführte Tour buchen kann. Bei Einbruch der Dunkelheit war es für mich Bettgehzeit, bei einem kurzen Besuch der Wiese durfte ich dann aber noch den wohl klarsten und deshalb schönsten Sternenhimmel meines Lebens sehen. Tag 4 brachte nochmal ein Nudelfrühstück und uns dann in die Richtung vom Endziel der Wanderroute. Unterwegs trafen wir ein paar russische Camper, die durch unseren Anblick wohl etwas überrascht schienen. Nach ein paar Wörtern im russisch-deutsch-englisch Mix schenkten sie uns einen frisch gefangenen Fisch. Darauf folgte eine Einladung zum Tee und schneller, als wir gucken konnten, standen vor uns Teller. Alles sollten die deutschen Gäste probieren. Die russische Gastfreundschaft, da war sie wieder. 

Samstag, 31. August 2013

Russland 1/2 (Km 1477 - 7196)

Hallo Deutschland. Eigentlich hatte ich ueberlegt, erst aus Deutschland zu schreiben, jetzt finde ich aber doch noch die Zeit, fuer eure Sonntagslektuere zu sorgen...

Nach 22 Stunden wurde Riga wieder Verlassen. Der Simple Express Bus hatte keine Minute Verspaetung, dafuer aber auch erneut kein Wifi und keine Bordunterhaltung. Die knackige elf Stunden-Fahrt musste also auch so voruebergehen. Der Bus juckelte durch diverse kleine estlaendische Doerfer, um noch ein paar komische Gestalten einzusammeln, erreichte aber puenktlich, als ich gerade eingenickt war, die russische Grenze. Nachdem zuerst die Estlaender (oder Estonier) ueberprueft hatten, dass keine Terroristen an Bord waren, ging es ueber eine komplett bezaunte  Bruecke bei herrlichem Sonnenaufgang gen Russland, Auswaertsfeeling deluxe. Dann durften die Paesse erneut gezueckt werden, Probleme hatte nur der einzige Tourist an Bord, also ich, weil die gute Olga am Schalter nicht die Seite im Reisepass umblaettern wollte, sondern stur auf das Russland Visum aus dem Februar starrte. Irgendwann schnallte sie es aber doch und ich durfte eintreten und die Uhr mal wieder um eine Stunde vorstellen. Spacibo und dobryy den! Um 11 erreichte das Schlachtschiff St. Petersburg, hier wollte mich Egor, ein Arbeitskollege meines Vaters, einsammeln und zum Hostel bringen, der war nur nicht zu sehen. Der Busbahnhof bot jedoch freundlicherweise freies Internet und so konnte Egor vom anderen Busbahnhof herangelotst werden. In Egors Auto ging es dann zum Hostel. Ein Glueck, dass ich ihn dabei hatte, die Bude hatte natuerlich keinerlei Schild an der Tuer, da waer ich ohne kyrillisch und russisch Kenntnisse wohl dezent aufgeschmissen gewesen. Weil Check-In eh erst spaeter moeglich war, wurde die naechste Moeglichkeit fuer russische Speisen aufgesucht, Rechnung ging auf Egor, nur der Anfang der russischen Gastfreundschaft. Fuer den naechsten Tag wurde mir direkt ein Stadtrundgang angekuendigt, die Freundin von Egors Verlobten ist deutschsprachige Reisefuehrerin und war gerne bereit mir die Stadt zu zeigen, klasse. Nach der kleinen Staerkung wurden am Bahnhof die bereits aus Deutschland erworbenen Zugfahrkarten abgeholt. E-Ticket unter einen Scanner halten, Reisepassnummer eintippen, Ticket kommt raus, einfacher als Boarding an diesen manuellen Dingern. Alles organisatorische war also flott erledigt, deshalb fuhr Egor mit mir in seine Heimatstadt 'Puschkin', benannt nach dem beruehmten russischen Dichter. Dort befindet sich naemlich der Katerinen Park, eine Art russische Herrenhaeuser Gaerten, nur in gross und ohne Fontaene, dafuer aber mit 1000 mal so vielen Asiaten, die sind ja aber eh ueberall, also nicht ueberraschend. Zurueck in St. Petersburg wurde noch beim Asiaten gespeist. Das Bestellte stellte sich als koestlichen Lachs heraus, auch Egor bekam einen und hatte damit heute schon zum zweiten mal Lachs, ist ja aber auch am Meer dieses St. Petersburg, da kann man schon mal staendig Fisch essen. Zurueck zum Hostel ging es per Metro, also eine weitere in der Welt die befahren wurde, diesmal sogar die angeblich tiefste der Welt. Im Hostel nach ein wenig Wlan-Power und einer Dusche auch endgueltig in einen Todesschlaf verfallen, das war auch bitternoetig. Am naechsten Tag war ich fuer 10.30 Uhr mit Guide Julia verabredet. Wie es sich fuer Deutsche gehoert, war ich um Punkt 10.29 Uhr am Treffpunkt vor der Tuer des Hostels, nur von Julia keine Spur, auch sie konnte den Laden nicht finden, auf Laufkundschaft ist man hier wohl nicht angewiesen. Den Tag ueber wurden also die kulturellen Highlights von St. Petersburg abgeklappert, darunter natuerich diverse Kirchen, und ich m Fachwissen ausgestattet. An der Isaac Kathedrale stiess auch wieder Egor zu uns. Gluecklicherweise wurden uns vorm Eingang Tickets fuer den Aussichtsturm geschenkt, so gab es die Stadt von oben for free, wieder 4 Euro gespart, dafuer waren die anderen Eingaenge nur fuer Studenten mit ISIC Karte ermaessigt, meine war natuerlich abgelaufen, aber immerhin war ja schon die Stadtfuehrung gratis. Nach weiteren Kilometern durch die Stadt verabschiedete sich Julia abends an meinem Hostel von mir. Vielen Dank, bin ja sonst nicht so der Kultur-Fan, aber das hat Spass gemacht! Fuer mich stand auch nur noch ein Programmpunkt auf der Liste. Eine Metrofahrt zur tiefsten Station der Welt. Fuer zweimal 28 Rubel (43 Rubel = 1 Euro) hingefahren, ausgestiegen, hochgelaufen und wieder zurueckgefahren. Check!
Zurueck im Hostel dann auch fast direkt gepennt, erst wurde sich aber noch mit drei Deutschen unterhalten, die ebenfalls mit dem Zug durch Russland unterwegs waren, jedoch etwas erschrocken waren, dass ich tatsaechlich in der dritten Klasse fahren werde. Ein Wunder, dass die sich ueberhaupt nach Russland getraut haben, aber Papi hat ihnen gesagt, dass sie bloss 2. Klasse fahren sollen.
Am naechsten morgen ging es nach intensivem Ausschlafen und Abgammeln zum Bahnhof. Der Zug gen Moskau stand schon bereit und wurde von hektischen Russen und Chinesen betreten. Ich schaute mir das Treiben belustigt an und stieg kurz vor Abfahrt ein, gab ja schliesslich Sitzplatzreservierungen. Um 13:05 Uhr ging es auch los, Puenktlichkeit wird bei der russischen Bahn noch gross und kyrillisch geschrieben, sodass Moskau on time um 17:50 erreicht wurde. 4:50 h fuer die knapp ueber 500 km, gar nicht so schlecht. Leider ging waehrend der Fahrt mein Handy aus, auf dem ich die Adresse des Hostels in Moskau gespeichert hatte, immerhin die richtige Metro-Station wusste ich noch. Dort ereilten mich aber leichte Koordinationsprobleme, aber ein paar Jugendlich konnten auf gebrochenem Englisch helfen. Doof nur, dass auch hier das Hostel kein Schild hatte. Unwissend ging ich also ein paar mal im Kreis, fragte erfolglos hier und dort, um spaeter wieder bei meinen russischen Freunden zu landen, die mir sogar noch per google street view zeigten, wo das Hostel sein muesste. Dort klingelte ich dann auch mal, keine Reaktion. Zum Glueck betrat aber wenige Sekunden spaeter jemand den Eingang und nickte auf meine 'Hostel? Hier?'- Frage. Auch im Flur war aber keinerlei Schild zu erkennen, also an ein paar Tueren geruettelt bis eine aufging und siehe da, Hostel gefunden, geht doch. Nach kurzer Rast ging es ueber den roten Platz in Richtung eines Supermarktes, in dem sich fuer die anstehende 4 Tagestour im Zug versorgt wurde, ein Glueck konnte ich mir den Weg dorthin vom letyten mal merken, kommt ja auch nicht so oft vor. Am Kiosk noch 'ne Stange Zigarette gekauft, soll im laendlichen Russland gute Tauschwaren sein (ist es nicht) und dann ab ins Hostel, Abendessen, Bett.

Donnerstag 28.08.2013:

Tag der grossen Abreise. Endlich geht es ins Abenteuer transsibirische Eisenbahn. Am morgen stellte ich erst noch fest, dass der Kauf von Kaese eine absurd schlechte Idee war, weshalb ich die 150 gramm lieber komplett mit Brot verspeiste. Um 12 tuckelte ich dann mit der Metro zum Bahnhof, der praktischerweise genau neben dem, von dem ich aus St. Petersburg gekommen war, lag, also leicht zu finden war, weil ausserdem die Metrostation genau dazwischen liegt. Ein Gleis war diesmal noch nicht angeschlagen, so konnten noch Fotos vom Bahnhof und der umliegenden Gegend geknipst werden. 20 Minuten war immer noch nichts zu sehen, die Aufregung stieg, 5 Minuten spaeter war es aber so weit, Plattform 1, Zugnummer 80. Wieder hektisches Einsteigen der Russen, ich blieb wieder abwarauftend  dem Gleis und sah aus dem Augenwinkel mindestens einen Deuter Rucksack auf mich zuwackeln, das konnten ja eigentlich nur deutsche sein, waren es auch. Raphael und Silvia sind auf grosser Weltreise und sassen praktischerweise mit mir im Abteil. Als wir letztendlich doch im Zug waren, zogen wir direkt die neugierigen Blicke auf uns und es dauerte nicht lange da entwickelte sich eine Art Gespraech mit unserer Sitznachbarin Natalia, die zur besseren Verstaendnis noch die junge, etwas korpulente Oxcana heranrief, die zwei bis drei Woerter mehr englisch konnte. So wurden wir den Tag ueber ausgefragt. Immer mal wieder wurde sich Tee geholt (in jedem Waggon steht ein durchgaengig heisser Kuebel Wasser) und so verging der Tag bei vorbeirauschender Landschaft nicht wie im Flug, aber halt im Zug. Fuer die Nacht bot ich Natalia mein Bett an. Ich hatte naemlich das untere abbekommen und sie war doch gluecklich, nicht ins obere krabbeln zu muessen, in dem Sicherheitsgurte das Abstuerzen verhindern sollen. Duschen gibt es in der dritten und zweiten Klasse uebrigens nicht, es blieb also bei Zaehneputzen und Katzenwaesche, ehe es in die nicht wirklich gemuetlichen Betten ging. Einschlafen klaptte auch nicht so gut, aber erstmal geschlafen, wachte ich zu mindest nicht vor 10 Uhr wieder auf. Mittags verliess uns Natalia und Artem plus Kumpell stiegen hinzu. Die beiden aufgeweckten Typen beschenkten uns auch gleich mit kaltem Bier, Sivia und ich nahmen dankend an, Raphael ist glaubenstechnischer Nichttrinker und musste deswegen anders mit der Hitze von ueber 30 Grad (Fenster oeffnen impossible) klar kommen. Als die erste Fuhre Bier leer war, wollte ich mich revanchieren, durfte ich aber nicht, die beiden zahlten auch die naechsten zwei Bier, immerhin ein paar Chips durfe ich fuer alle erwerben. Da die muessige Unterhaltung irgendwann auch in Richtung Religion abschweifte, was ja bekanntlich das Smalltalk Nogo schlechthin ist, wurde es mit den beiden doch leicht anstrengend, sie verliessen uns aber auch nach 5 Stunden schon wieder, dafuer stieg dann die junge Julia ein, die auch ein wenig englisch konnte und auch sie nahm nach leichten Verstaendigungsproblemen das untere Bett an. Am naechsten Tag wurde bei einem Zwischenhalt Bekanntschaft mit einer illustrten Maennerrunde gemacht, die auch sogleich zu Wodka einluden. Weil Silvia und Raphael weniger begeistert waren, hielt ich die Fahne hoch und opferte mich. So richtig verstaendigen konnte ich mich zwar nicht, der Wodka bildete die Bruecke. Nach einer guten Runde konnte ich aber erfolgreich fliehen, vorher hatte ich allerdings schon ein gutes Stueck Schweinesalzbraten, was auch immer, geschenkt bekommen. Nett sind sie, die Russen. Der Rest des Tages wurde mit Lesen zugebracht, ehe es wieder Nacht wurde, schon wieder ein Tag rum. Erst wurde beim 50 minuetigem Stop aber noch das free Wifi genutzt, um sich mit Fussballergebnissen zu versorgen. Am letzten kompletten Reisetag gab es bei den Jungs nur noch Bier, ich nahm trotzdem an und hoerte mir zum 20sten mal an, dass sie zum rafting und fishing unterwegs waren. 'Extreme!' Mit Lesen, Gammeln, Tee trinken und Landschaft gucken und bei Zwischenstops Essen von den russischen Omis kaufen (superlecker!) verging auch der Tag wieder. Die letzte Nacht wurde auf Grund der vierten Zeitumstellung und fruehzeitigem Wecken recht kurz. Etwas ueber die Schaffnerin fluchtend, wurde sich bereit gemacht und um 9.30 Uhr Ortszeit das Zwischenziel Irkutsk erreicht.

In Irkutsk bin ich auch zur Zeit. Ueber die 5 Tage am Baikalsee schreib ich dann demnaechst. Morgen frueh geht es dann nach Wladiwostok, dieses mal sind es aber nur 3 Naechte im  Zug. Mal schauen wen ich dieses mal so treffe. Wirsing.