Seiten

Freitag, 27. September 2013

Chengdu -> Changsha (Km 15000-16561)

Moin, moin, grüßt euch und hallo! Anbei mal die neuesten Ergeinisse. Der nächste Teil kommt dann, so der Plan, aus Hongkong.


Freitag, 20.09.2013: 

Die Fahrt im Zug war ausgesprochen entspannt, was auch daran lag, dass ich dieses mal ein Bett hatte. Das kostet zwar ein paar Groschen mehr, kann aber bei einer 16 Stunden Fahrt nicht schaden. Außerdem sind so nur 60 statt 130 Fahrgäste in einem Wagen, das entspannt noch mehr. Halbwegs munter kam ich also mit einstündiger Verspätung gegen 13 Uhr in Chengdu an und begab mich direkt zu einem Hostel, in das ich mich noch aus X'ian eingebucht hatte, da die frechen Betreiber hier auch gerne mal das doppelte nehmen, wenn man einfach so aufschlägt. Zu meiner Überraschung liegt das Teil auch direkt in einer auf altchinesisch gemachten Gasse oder für Touris: chracteristic chinese commercial passage. Da die meisten am Tag nach dem benannten Feste auch noch frei haben, war in dieser auch kaum ein Fuß vor den anderen zu setzen und am Hostel bin ich natürlich auch gleich zweimal vorbeigelatscht. Nach Einchecken und Körperpflege war die nächste Aufgabe die Weiterreise zu organisieren, was mir in X'ian, des schlechten Internets wegen, unmöglich war, und das bedeutete eigentlich nur: Züge buchen. Nach einer Online-Recherche fragte ich mal an der Rezeption, ob man mir helfen könne. Konnten sie, hätten dafür aber auch 30 Yuan pro Ticket genommen. Danke nein, dann schaff ich das selber. Freundlicherweise schrieben sie mir die gewünschten Städtenamen noch auf chinesisch auf, sodass ich mein Glück mal am Bahnhof versuchen konnte. Die Schalterdame verstand zwar grundsätzlich was ich wollte, schickte mich aber lieber doch zu einer englischsprachigen Kollegin, die mir dann höchstfreundlich die gewünschten Tickets ausstellte. Läuft doch. Zurück im Hostel mussten dann aber doch noch Yuan abgedrückt werden, Wäsche waschen war überfällig, und weil es draussen schon dunkel wurde, musste auch noch Geld für die Benutzung des Trocknerschranks gezahlt werden. Da Kommunikation mit meiner chinesischen Zimmermitbewohnerin mangels Sprachbarriere flach fiel, nutzte ich die Gelegenheit und ging früh schlafen. 
Der nächste Morgen hatte mal wieder Regen im Angebot, wodurch immerhin der Zugang zum Hostel nicht voller Touristen war und ich mühelos zu einem kleinen Frühstück hindurchschlendern konnte; ist ja nicht immer schlecht so ein Regen. Nach etwas Gammelei in den tiefen Weiten des Interners ging es dann aber los. Die Stadt wollte besichtigt und ein Zweitligaspiel besucht werden. Der erste Weg führte zum zentralen Tianfu Platz, an dessen Spitze eine Mao-Statue steht und dem Volk grüßt. Grüße zurück von mir, Mao! Knapp dahinter befindet sich ein inaktives Fussballstadion, in das ich auch leider keinen Zutritt fand, obwohl es von aussen doch verlockend aussah. Nach weiterem Gebummel fand ich es angebracht, zwei Stunden vor Anpfiff zum Stadion zu gurken, wer weiss was da los ist. Googlemaps und Stadtplan hatten die gleiche Wegbeschreibung parat. Leider habe ich wohl irgendeinen entscheidenden Punkt überlesen, denn im "Principial Stadium" würde heute ganz sicher nicht gespielt werden, es war nämlich gar nicht da, was ich nach einer großen Runde um Stadion feststellen musste. Na dann muss es ja im anderen sein, also Kehrtmarsch. Am Stadion angekommen war klar, dass auch hier heute nicht die Chengdu Blades spielen würden. Mein letzter Strohhalm waren die Mitarbeiter im Laden eines us-amerikanischen Sportartikelherstellers, die mir auch helfen konnte. Um zum Stadion zu gelangen, sollte ich erst zum südlichen Bahnhof und von da mit einem Taxi weiter. 1 1/2 Stunden noch bis Anpfiff...aber wer weiss wie weit das ist. In der Ubahn-Station am Südbahnhof sah ich dann drei Jugendliche mit Fussballtrikots, die ich direkt mal anquatschte und die auch tatsächlich zum Spiel wollten. Um die Ecke standen dann auch Busse bereit, mit denen weitere Fans zum Spiel gekarrt werden sollten. Bis wir losfuhren wurde es fast halb drei, das konnte nichts mehr werden. Hoffnung gab es als ich nach Tickets fragend von drei Jungs angesprochen wurde, die sich sicher waren, dass erst um halb vier Anstoss ist. Ich war beruhigt bis mir jemand ein Ticket zum Einheitspreis von 25 Yuan aushändigte, auf dem dann doch wieder 15:00 Uhr stand. Jetzt waren sich die drei auch nicht mehr so sicher. 14:58 Ankunft am Stadion, schnellen Schrittes richtung Eingang, es tönt Musik aus den Lautsprechern, Anstoss erst um 15:30 Uhr, puhhh. Darauf gab es erstmal 'ne Wasser-Cola für 5 Yuan, die mir freundlicherweise ausgegeben wurde. Die Jungs waren sichtlich stolz, dass jemand aus der Fußballnation Deutschland mit ihnen das Spiel verfolgen würde. 

Chengdu Blades - Yanbian 2:0 (0:0) vor ca. 1896 Zuschauern 

Die Heimmanschafft steckt mitten im Abstiegskampf, während es für die Gäste um nichts mehr ging. Heute war eine der letzten Chancen für Chengdu, irgendwie den Verbleib in der zweiten Liga zu sichern, das wussten auch die Zuschauer und waren dementsprechend motiviert ihre Gurkentruppe nach vorne zu peitschen. Dazu wurde auch ein kleines altchinesisches Musikensemble zusammengetrommelt, das die Musik wie damals im Kampf der Chinesen gegen Japan spielte, Endzeitstimmung. Die Zuschauer konnten ihre Motivation offenbar auf die Spieler übertragen, die gleich mit zwei guten Torchancen ins Spiel starteten. Von den Gästen kam nichts, die Kugel wollte aber auch nicht rein - 0:0 zur Halbzeit. Kurz nach der Halbzeitpause war es dann aber soweit, Chengdu kriegte den Ball nach schwacher Torwartabwehr irgendwie über die Linie, auf den Rängen tobten die Chinesen vor Freude, Bengalo inklusive, den hier auch niemanden zu stören schien. Wenige Minuten später konnte der einzige schwarze Spieler auf dem Platz sogar noch erhöhen und Chengdu den Sieg irgendwie über die Zeit retten, obwohl da viel zu oft zu erahnen war, warum sie so tief im Keller stehen. Mit dem Sieg konnten die Blades übrigens Punktgleichheit zum vorvorletzten herstellen, es bleibt weiter spannend in der League Two. Nach ein paar Fotos mit fotogeilen Chinesen durfte ich mich dann auch auf den Heimweg machen, der wieder im Shuttlebus zur Ubahnstation erfolgte. Da ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte, war es jetzt auch Zeit dies nachzuholen. Für 15 Yuan gab es einmal Nudeln mit Beef und einmal Nudeln mit Hack. Zurück im Hostel warteten schon Evelina und Gonzales, aller guten Dinge sind ja schließlich drei. Ihr Trampversuch hatte mehr oder minder gut geklappt, also legten sie dann  doch noch eine Pause ein. Also wurde gemeinsam im Hostel abgehangen. Während ich 96 übers Internet verfolgte, rätselten die beiden über ihre Reisepläne, ehe es nach Abschieds- und Einladungssagungen ins Bett ging, man sieht sich irgendwo auf der Welt mal wieder! 

Sonntag, 21.09.2013:

Wahltag in Deutschland, Panda-Tag in Chengdu. Es regnete wieder, auf den Besuch der schwarz weissen Bären wollte ich aber sicher nicht verzichten, also ging es nach Dusche und Ceckout mit zwei Bussen auf die gut einstündige Fahrt zum "Giant Panda Breeding Center". Die Anlage will, wie der Name schon sagt, nicht nur Zoo sein, sondern vor allem auch dafür sorgen, dass sich die paarungsfaulen Pandas auch mal fortpflanzen. Die Anlage war riesig und dementsprechend reichlich Pandas zu sehen. Die meisten taten das, was Pandas halt so tun - fressen und schlafen. Die mittlerweile halbausgewachsenen Fünflinge, die es zu einigem Youtube-Ruhm geschafft hatten, tollten unter großem Geschrei der Zuschauer-Pandas (Chinesen) immerhin ein wenig umher. Dazu gab es noch ganz frisch geschlüpfte Baby-Pandas, die erst einen Tag nach meinem Besuch der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, famos! Nach einer kurzen Extrarunde mangels Orientierung ging es zurück zum Hostel, wo mit Essen und Internet die Wartezeit bis zur Zugabfahrt überbrückt wurde. Um 19 Uhr ging es dann zum Bahnhof. Für die anstehende 15 Stunden Fahrt gab es leider keine freien Betten mehr, ich musste wieder in die dritte Klasse und fand dort immerhin einen so gut wie leeren Waggon vor. Leider war neben mir aber auch ein Haufen wirklich hart nerviger Menschen mit Schlitzaugen anwesend. Erst raubten sie mir mit ihrem Geräuschpegel die Nerven, dann mein 6er Abteil und zu guter letzt auch noch meine am Platz gelassenen Kekse. Was war ich sauer und genervt! Immerhin hatte der Zug keinerlei Verspätung, der Anschluss in Huiahua wurde erreicht, bzw. hatte ich die geplanten 2 1/2 Stunden Zeit bis er losfuhr. So blieb genug Zeit, um die Wahlergebnisse zu überprüfen und einen Imbiss einzunehmen, ehe es dann nochmal für 3 1/2 Stunden in einen Zug ging. Auch der war voll mit nervigen Chinesen und ich dementsprechend froh, um kurz vor sechs am Abend das Ziel Zhongjiajie zu erreichen. Die Hostelbeschreibung war wiedermal als fragwürdig einzustufen. "Einfach an der zweiten Ampel aussteigen, dann sieht man es schon." Ich habe bei der zweiten Fahrt gezählt, es sind fünf. Nunja nach Fried Rice plus Bier und einem kurzen Gespräch mit einem Ami ging es in mein Vierbett-Zimmer, das ich heute sogar mal ganz für mich hatte. 

Dienstag, 24.04.2013:

Topmotiviert aufgewacht, denn heute stand der erste Besuch des Nationalparks auf dem Programm, für den ich hergekommen war. Leider musste ich feststellen, dass es doch ganz schön regnete, liess mich aber nicht von meinem Unternehmen abbringen. Ab zum Bahnhof und da mit Hilfe zweier Russinnen den richtigen Minibus gefunden, der für 12 Yuan die einstündige, ohne die vielen Stops vermutlich halbstuendige Fahrt, bewältigte. Der Park liegt noch weiter in den Bergen und es schüttete noch mehr als in der Stadt, jetzt war ich ja aber da. Für 160 Yuan gab es das Studenten-Dreitages-Ticket. Dem Wetter trotzten weitere Touristen, ausgestattet mit Capes und Regenschirmen, dazu trägt der Chinese gerne auch Anzug, für Lacher meinerseits war gesorgt, wenn mir nicht gerade einer dieser dummen Menschen mit seinem Regenschirm beinahe das Auge ausstach. Erstes Ziel des Tages war ein nicht allzuhoher Berg, den zu beklimmen einige Stufen zu nehmen sind, der aber top Ausblicke auf die Sandsteinformationen zuliess. Am Gipfel des Berges war ich sicher nicht am Ende meiner Kräfte, allerdings nass bis auf die Knochen, gucken konnte man auch keine 5 Meter mehr, also beschloss ich für 40 Yuan die Seilbahn bergab zu nehmen, da der Weg zurück auch nur über die gleichen Treppenstufen geführt hätte. Im Tal fällte ich dann die einzig richtige Entscheidung und fuhr nach knapp 3 Stunden im Park zurück. Eine heisse Dusche und literweise Tee retteten mich vermutlich vor einer Erkältung. Der Rest des Tages wurde mit zwei in Manchester lebenden Polen mit Biertrinken, quatschen und über das Wetter fluchen verbracht. Mit der Hoffnung auf Besserung und einem sich nicht mehr aufladendem Mobiltelefon ging es ins Bett, Laune ganz tief in der Bettdecke vergraben. 
Der erste Blick am nächsten morgen galt natürlich dem Wetter und ich sah: Regen. Na wunderbar, das würde dann wohl ein langweiliger Tag werden, erstmal gab es aber ein neues, auch nicht wirklich funktionierendes Ladekabel und reichlich Frühstück. Nach Studie der Nachrichten-Onlineangebote wurde ich aber glatt überrascht, es nieselte nur noch und die Berge waren etwas besser zu sehen. Also machte ich mich spontan doch auf den Weg, viel zu verlieren hatte ich bei bereits vorhandenem Ticket ja nicht mehr und wer weiss, was morgen ist. Bei 13 Uhr erreichte ich also im leichten Nieselregen den Park und marschierte direkt mal drauf los. Der gepflasterte Weg führte heute an einem Fluss entlang durch eine anschauliche Fluss. Nach kurzem Kampf mit den Regenschirmen einiger Touristengruppen hielt sich der Andrang zu meinem Vergnügen auch in Grenzen. Der Weg endete an einem Aufzug, der die Fahrgäste direkt in eine andere Welt mitnimmt. Von oben hat man nämlich den Ausblick über etliche Sandsteinformationen, von hier soll der Regisseur James Cameron sich die Landschaft aus dem Film "Avatar - Aufbruch nach Pandora" abgeguckt haben und durch die Wolken sah es tatsächlich stark danach aus. Die Information aus dem Kassenhäuschen, dass es auch einen anderen Weg bergab gibt war natürlich falsch und anstatt in den Bus zurück zum Fahrstuhl zu nehmen, stieg ich leider in den falschen und fuhr deshalb gut 30 Minuten in die falache Richtung zu einem anderen Berg. So hatte ich zwar letztlich wirklich den ganzen Park gesehen, war aber auch zeitlich viel zu knapp dran. "Schnell" den Bus zurück genommen und ab zum Fahrstuhl. Bis ich jedoch an der Schlucht war, war es fast schon halb sieben, der letzte Bus in die Stadt sollte um 18.45 Uhr fahren, das war aussichtslos. Die 30 km von Park in die Stadt hätte ich wohl noch geschafft. Aber fünf Kilometer bei einsetzender Dunkelheit an einem Fluss langwackeln, da musste ich doch in den sauren Apfel beissen und ein Taxi für 120 Yuan bis zum Hostel zu nehmen. 15€ für eine 35 Km Fahrt ist natürlich völlig in Ordnung, nur hatte ich das Geld einfach nicht ausgeben wollen. Sei es drum, der Ausflug war spitze. Zurück im Hostel verkaufte ich noch mein Ticket für den nächsten Tag, trank mit dem anwesenden Japaner und zwei Franzosen noch ein Bier und fiel schließlich erschöpft ins Bett. 

Donnerstag, 26.10.2013: 

Da ich mein Ticket ja sowieso schon verkauft hatte, brauchte ich gar nicht mehr darüber nachdenken, ob ich den scheinbar regenfreien Tag nutzen würde, um nochmal in den Park zu fahren. Also konnte geil entspannt werden und sich nach einer zweiten Runde Schlaf den lokalen Köstlichkeiten gewidmet werden. Den Spaziergang nutzte ich auch gleich mal für den Fahrkartenkauf für den nächsten Tag. Im Hostel hatte ich mir alle Details für Blöde und oder oder auf chinesisch aufschreiben lassen, trotzdem stellte mir die Frau am Schalter ein Ticket für den selben Tag aus, obwohl sie selber auch nochmal das Datum aufgeschrieben hatte, um sich zu vergewissern, unfassbar. Das richtige Ticket gab es für 104 Yuan dann trotzdem noch, die erste Busfahrt in China sollte also vermutlich klappen. Ticket war zwar "teurer" als die Zugfahrt, allerdings auch 5 Stunden früher am Ziel, also hoffentlich zu mindest. Am Abend fragte mich meine chinesische Zimmergenossin, ob ich mit ihr dinnieren möchte. Da sagte ich glatt zu und liess sie gentlemanmäßig bezahlen, bin ja auch für Emanzipation. Aber das anschliessende Bier zahlte dann doch ich. Sie war auch überzeugt, dass sie 11 Bier vertragen würde, ich war fast bereit, dies zu testen, sie wurde aber nach dem ersten schon müde und ging pennen. Test nicht bestanden. 
Am nächsten morgen um 9 Uhr ausgechecked und zum Bus gewackelt. Entgegen meiner Erwartungen war der auch halbwegs seriös und fuhr pünktlich ab und kam auch überpünktlich ins Ziel. Die Hostelsuche bedurfte zwar wieder Mithilfe eines freundlichen Chinamannes, wurde aber im Vergleich zu sonst recht erfolgreich abgeschlossen. Leider hat die Bude so viel Charme wie Angela Merkel sexy ist. In der Lobby sitzen Chinesen, die auf ihren Laptops Computerspiele spielen und auf den Zimmern hocken Langzeitgäste mit ihren eigenen Reiskochern. Da bin ich froh, morgen gleich weiterzufahren. Hongkong (mit Umwegen) calling! 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen