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Freitag, 20. September 2013

Peking und X'ian (Km 13800-15000)

Grüße! Seit dem letzten Post ist einige Zeit vergangen, dementsprechend lang ist der heutige, dieses mal gibt es dafür aber auch mal wieder Fußball! Und damit einen fetten Gruß ins Niedersachsenstadion und alle angeschlossenen Funkhäuser! 



Donnerstag, 13. September 2013:

Nach den frühen Weckerklingeln der letzten Tage sollte heute eigentlich mal richtig auspennen anstehen, um 8 war ich dann aber doch schon wach und quatschte prompt mal die Argentinierin aus meinem Zimmer an, ob sie heute tatsächlich ohne gebuchte Tour zur berühmten Mauer wollen würde. Das wollte sie auch und ich schloss mich direkt mal an, obwohl ich eigentlich erst am am Freitag los wollte und dann das Wetter auch besser hätte sein solllen. Maria scheuchte mich direkt aus dem Bett, weil wir noch ein paar andere Leute aus einem anderen Hostel abholen wollten; sogar einen Joghurt-Drink sponsorte sie, damit ich nicht ganz ohne Frühstück los musste. Die Tour zum anvisierten Mauerabschnitt hätte 180 Yuan gekostet, aus Spaß konnte ich also mal wieder rechnen, was sich finanziell denn nun eher gelohnt hätte, wobei ich wohl auch lieber draufgezahlt hätte, anstatt mit einer dämlichen Tour, in deren Programm auch "shopping" stand, fahren zu müssen. Per Subway ging es also zum anderen Hostel, die ersten 2 Yuan des Tages, bezahlt mit einer Karte, die mir Mel gegeben hatte. Wir waren zwar zu spät, war aber nicht schlimm, weil die anderen noch lange nicht fertig waren. Unter den 6 Zugängen waren zufälligerweise auch zwei Argentinier, die einen Wagen weiter mit mir in der Transsib nach Irkutsk gefahren waren, Zufälle gibts. Zu denen kamen noch zwei weitere Argentinier, sowie ein Mexikaner und ein Chilene, ein bunter Haufen hatte sich da angesammelt. Bis wir endlich wieder in der Subway waren, dauerte es einige Zeit und ich sah den Mauerausflug schon etwas baden gehen, bisher wussten wir ja nicht, ob das alles so funktionieren würde wie wir dachten, bzw. ich, die anderen liefen sich mehr oder minder gegenseitig hinterher. Die im Reiseführer angegebene Vorgehensweise klappte trotz leichten Holprigkeiten auf Grund missverstandener Aussagen eines Chinesen ganz hervorragend, sodass der deutsch-südamerikanische Tross um 12 Uhr den richtigen Bus entern konnte. Die Busse zur Mauer warten bis das Teil voll ist und deshalb kauften wir, weil alle so gute Laune hatten, erstmal China-Fahnen fuer einen Yuan. Ein paar Belgier machten gleich mal mit und so sah der nur halb touristische Bus direkt mal extrem touristisch aus. Die Fahrtkosten waren mit 12 Yuan pro Strecke mehr als bezahlbar und mit Mels besagter Karte kostete die einstündige Fahrt sogar nur 4 Yuan, da freut sich die Reisekasse. Das Wetter war den ganzen Tag grau, aber irgendwann tauchte sie dann zwischen Bergen und Wolken auf, die Mauer. Schon von der Autobahn ein ganz netter Anblick. Um vom Busparkplatz zum Eingang zu gelangen, musste man sich natürlich erstmal durch etliche Touristen-Horden kämpfen. Und weil zusätlich etliche Souvenir-Shops die Sicht versperrten, standen wir erstmal an der falschen Gasse an, ein Tour-Guide schickte uns dann aber weiter und nach kurzer Verwirrung war klar, dass die Mauer noch ein Stück entfernt ist. So wird man immerhin schon mal eine Vielzahl an anderen Touris los, da vom Busparkplatz aus auch eine Seilbahn zur einen Seite der Berge losfährt, wir wollten aber laufen und fanden dann auch den richtigen Einlass. Die Ticketpreise hatte ich deutlich höher erwartet. Für 45 Yuan dürfen Erwachsene eintreten, 25 Yuan zahlt jeder "Student", der irgendwas mit Bild vorzeigen kann. Mit Ausweisen tauschen und Krankenkassenkarten vorzeigen fand auch jeder unserer Reisegruppe ein günstiges Ticket, sehr freundlich von den Chinesen, da wurden direkt mal wieder die Fahnen geschwenkt. Auf der Mauer kann man sich logischerweise für zwei Richtungen entscheiden, wir nahmen die, zu der die Seilbahn nicht fährt und lagen damit nicht ganz falsch, zu mindest am "Ende" (Ende=ab hier darf man nicht weiter, die Mauer geht natürlich weiter) waren wir doch halbwegs allein auf weiter Flur, dafür mussten aber erstmal einige Anstiege gemeistert und etliche Chinesen beim Fotographieren gestört werden, was sich aber auch nicht vermeiden lässt, die wollen echt ein Foto mit jedem Stein und sich selbst, anstrengend. Dass die Asiaten auch hier so deutlich in der Überzahl sein würden, wer hätte das gedacht, aber ein paar mehr Europäer hatte ich schon erwartet, wohl keine Ferienzeit in Deutschland. Das andere Ende auch noch zu sehen, war nach 3 stündigem rumlatschen zum Glück allen zu viel, also ging es nach einer kleinen Essenspause (selbst die Suppe an der Mauer nicht überteuert, völlig absurd dieses China) zurück nach Peking, die Busfahrt nutzte ich auch gleich mal zum pennen. Die anderen wollten noch zum Olympia-Gelände, da ich das aber eh noch sehen würde, zog ich das Hostel vor, Maria ebenso, also nochmal 2 Yuan in die U-Bahn investiert und um halb 7 waren wir zurück in unserem Zimmer. Tagesausgaben: 59 Yuan (7,50€) inklusive Essen und Trinken, wenn das mal kein Schnäppchenausflug war. Im Hostel bot mir Maria sogar noch etwas von ihrem heiss geliebtem Mate-Tee an und war gar überrascht, dass ich diesen überhaupt kannte. Als Dank für den Tee durfte sie ein Foto von mir schiessen, wie ich ihn schlürfe. Noch ein wenig das langsame Internet genutzt, dann fielen die Augen auch endgültig zu, am nächsten Tag würde ja wieder Sightseeing anstehen. 
Ausschlafen klappte am nächsten morgen wieder nicht, dafür hatte ich bis zum Checkout um 12 aber noch reichlich Zeit für ein Frühstück. Für 3 Yuan fand ich drei Teigdinger, was auch immer es war und für 5 Yuan einen mässigen Kaffee, aber immerhin war ich wieder fit und voller Tatendrang. Maria checkte heute auch aus und hatte bis zu ihrer Zugabfahrt ähnliche Pläne wie ich, also machten wir wieder gemeinsame Sache. Erstmal zeigte ich ihr noch den Laden, wo es das Gebäck-Zeug gab, dann ging es mit der U-Bahn zum Tiananmen Platz, größter öffentlicher Platz der Welt. Von dem wurden aber nur kurz Fotos geschossen, das eigentliche Ziel war nämliche die verbotene Stadt. Auch hier waren natürlich wieder unfassbar viele Touristen unterwegs und für die Tickets musste man sogar anstehen. Immerhin gab es auch hier einen Studentenrabatt und damit den Eintritt für 20 Yuan, auch das wirklich nicht teuer für so eine Top-Attraktion. Nach intensiver Gepäckkontrolle (Verlust: 1 Feuerzeug) durften wir eintreten und uns das riesige Gelände anschauen, auch das sehr imposant, auch wenn ich von grossen Menschenmassen relativ schnell genervt bin. So lange hielten wir uns dann aber auch doch nicht dort auf, auch wenn man sicher noch hätte Stunden damit verbringen können, sich die einzelnen Gebäude genau anzuschauen. Auf der anderen Strassenseite des Ausgangs lag auch direkt das nächste Ziel, der Jishaitan Park. Für 2 Yuan durfte man rein und den Hügel besteigen. Die Parkanlage war nach den Touri- und Verkehrsmassen das reinste Paradies, auch wenn das Wetter mit leichtem Niesels weiterhin schlecht war, denn hierhin verirren sich nur wenige, liegt wohl nicht auf dem Tourplan der meisten. Das Wetter liess einen überragenden Ausblick natürlich nicht zu, schön war er trotzdem.
Von hier ging es zu Fuss weiter nördlich zu zwei Türmen, unterwegs stoppten wir allerdings an einem scheinbar sehr gefragtem Nuss- und Kern-Verkaufsladen. Wenn sich da eine lange Schlange bildet, muss es ja gut sein. Ein nettes taiwanisches Pärchen vor uns klärte uns auch auf, für was wir überhaupt anstehen. Da vor uns aber scheinbar eine neue Fuhre geröstet wurde, dauerte es aber bis wir dran waren und die Maronen ähnliche Teile für 17 Yuan kaufen konnten. Hat sich aber gelohnt und so richtig Bock auf Sightseeing hatte ich eh nicht. Dann ging es weiter in ein kleines Hutong (alte Gassen in Peking) und endlich konnte ich auch mal ein paar Postkarten eintüten und vielleicht auch bald mal verschicken. Noch eine Runde um die nun auftauchenden Türme gedreht, dann ging es auf den Rückweg. An einer Bahnhaltestelle verabschiedete ich mich von Maria. Sie wollte noch shoppen, ich fand ab heute Unterkunft bei Mel, zu der ich dann, nachdem ich meinen Rucksack aus dem Hostel geholt hatte, aufbrach. Mel wohnt weiter ausserhalb in Richtung Olympiagelände, da machte sie sich glatt Sorgen, ob ich das wirklich schaffe. Aber zweimal umsteigen mit englischem U-Bahn-Plan schaff auch ich dann gerade so noch. An der gewünschten Haltestelle boten sich dann auch gleich zwei wunderbare Schauspiele. Zum einen knallt der Zug, bzw. mehrere Züge hier mitten durch die Stadt über eine der vielen Hauptstrassen, wodurch sich zu beiden Seiten Fussgänger und Autos stapeln. Zum anderen liegen hier viele Unternehmenssitze und Universitäten, sodass so viele Leute wie nach einem Fußballspiel an der Bahn anstanden, herrlich. Mel wartete auch wie vereinbart und nahm mich direkt mit in ein Einkaufszentrum zum Abendessen. Sie wollte mir zeigen was ein "Hotpot" ist, bzw. wie das schmeckt. Zusätzlich bestellte sie noch eine echte Peking-Ente, weil ich sie vorher mal gefragt hatte, ob wir das essen könnten. Meine Zweifel, ob das nicht zuviel wäre, beneinte sie, es war also nicht meine Schuld, dass ich nicht alles aufessen konnte. "Hotpot" ist übrigens wie Fondue, nur ist das Fleisch in Scheiben und auch sonst ist der Geschmack natürlich ganz anders. Ich war zwar schon gut satt, aber die Ente kam trotzdem und wurde live und in Farbe neben dem Tisch geschnitten. Den Rest des Viechs gab es in einer Tüte mit nach hause, wie auch den Rest der Speisen, das Abendessen für den nächsten Tag war also auch gesichert. Pappesatt ging es erst noch in Mels Büro, um ihren Krempel zu holen und weil der andauernde Verkehrsstau eine Busfahrt sinnlos erschienen liess, zu Fuß in Mels kleine Wohnung. Hier überreichte ich ihr noch ein Buch über den Baikal-See, das mir wiederum Sergei geschenkt hatte. Weiss ja hoffentlich keiner von beiden was davon. Nach Dusche und chinesischen Medikamenten fiel ich ins Bett, der volle Bauch liess mich aber nicht wirklich gut schlafen und oben drauf gab es gleich mal ein paar neue Mückenstiche. 

Samstag, 14.09.2013:

Wie auch in der Bundesliga rollte heute in China wieder der Ball in der höchsten Spielklasse, der China Super League. Und glücklicherweise auch in Peking, es stand Fußball auf dem Plan, endlich mal wieder! Anstoss war erst um 16 Uhr, dadurch war vorher noch reichlich Zeit. Um 8 schmiss mich Mel aus dem Bett, zur Stärkung für den Tag gab es ein Nudelsuppenfrühstück, dann brachen wir auch schon auf, es stand noch ein weiterer Touri-Spot auf dem Plan. Auf dem Weg zum "Temple of Heaven Park" holten wir noch meine Zugtickets am Pekinger Nordbahnhof ab, die wir vorher im Internet bestellt hatten. Da die Abfahrt gen X'ian vom westlichen Bahnhof gehen würde, habe ich somit alle Bahnhöfe mal gesehen und damit ein Gruß an alle Freunde der Eisenbahn. Am Park verdonnerte Mel mich zum Ticketkauf, was ich natürlich gern tat, bin ja guter Gast und mit 35 Yuan pro Person werde ich davon auch nicht arm. Ansich habe ich ja schon so viele Tempel gesehen, dass weitere nicht mehr wirklich spannend werden, dieser war aber echt ganz nett und wie alles, was für den König angelegt wurde, riesig. Nach 2 Stunden ging es dann aber endlich zum eigentlichen Tageshighlight - Fußball in Fernost! 

Beijing Gouan - Guangzhou R&F 6:0 (2:0) vor ca. 38.000 Zuschauern in Workers Stadium (66.000) in Peking:  

Tickets hatten wir noch keine. Dass es aber kein Problem werden würde, war schon an der Ubahn-Haltestelle klar. Etliche Tickethändler wuselten umher und wollten ihre Karten an den Mann und die Frau bringen. Die Internetrecherche hatte "ausverkauft" bei den billigsten Tickets für 50 Yuan gemeldet, für 100 Yuan und aufwärts gab es aber noch welche, nur nicht vor Ort, die Karten werden wohl nur online verkauft. Für 100 Yuan pro Karte fanden wir Tickets für die Haupttribühne. Wenn man lange gewartet hätte, wär das wohl noch günstiger gegangen, aber nunja. Bezahlen musste wieder ich, war aber in Ordnung, hatte ja schließlich Hostel- und Verpflegungskosten gespart. Rund ums Stadion war reichlich Betrieb. Etliche Stände mit gefälschten Trikots und Softdrinks waren aufgebaut, fast jeder trug grüne Vereinsfarben. Nach einem Snack im Supermarkt nebenan ging es rein ins "Workers Stadium", das Platz für 66.000 Besucher bietet. Im Stadion selbst war kaum Polizei, dafür aber reichlich Militär und Ordner, die sich aber weitesgehend zurück hielten und sogar fotographiert werden durften. Vorm Block wurden nochmals Tickets und Taschen kontrolliert, dann herrscht aber freie Platzwahl. Die meisten der gut 40.000 Zuschauer kamen spät und sahen ein einseitiges 6:0. Das in der 37. Minute dank Elfmeter und roter Karte früh entschieden war. Die Gäste coacht übrigens ein gewisser Sven Goran Ericsson. Das andere Team aus Guangzhou, angehender Meister, der berühmte Italiener Francesco Lippi, sonst war es das in der Liga mit großen Namen, dementsprechend schwach war das spielerische Niveau, vor allem das Tempo ist mit europäischem Fußball nicht zu vergleichen. Wenn einer der Pekinger Stürmer auch nur halbwegs treffsicher gewesen wär, das Spiel hätte auch zweistellig ausgehen können. Die Chinesen zaubern beim Zusehen keinen Hexenkessel ins Rund, sind aber an sich deutlich euphorischer als der Durschnitsdeutsche, dazu gibt es 5 ultramäßige Stimmungsblöcke, war schon ganz nett. Nach dem Spiel ging es mit der Ubahn zum "Nest", dem für die olympischen Spiele gebauten Stadion, das abends ähnlich wie das Stadion in München beleuchtet wird. Und damit ist der Bogen gespannt, denn dort spielte am Samstag auch Hannover um 21:30 Uhr chinesischer Ortszeit. Nach etwas Schwierigkeiten fand Mel sogar einen funktionierenden Stream. Schlimmer als die erwartbare Niederlage war allerdings ihr Gekreische während des Spiels, wenn der Ball auch nur über die Mittellinie kam. Möglicherweise davon, möglicherweise wegen des Nicht-Filterns des Wassers,
starb auch einer ihrer Fische und so gab es noch eine Live-Fütterung ihrer Schildkröte, die sie angeblich nicht hält, um irgendwann mal Suppe daraus zu machen. Ich werde es vermutlich nicht herausfinden. Vor dem 96-Spiel hatten wir im Supermarkt noch Bier für mich und andere Leckereien gekauft. Zusätzlich zum Spiel gab es dann auch noch die Reste der Ente. Etwas angeduselt fiel ich dann auch in einen anfangs guten Komaschlaf bis die Mücken wieder ankamen. 
Am Sonntag liess mich Mel bis 9:30 Uhr schlafen, ein wenig Erholung war also drin. Der Abreisetag war auch weniger stressig. Auf dem Plan stand nur die Besichtigung des Sommerpalasts, eine weitere riesige Anlage für den König und wiedermal total überlaufen. Zum entspannen kann man da sicher nicht hingehen, auch wenn es noch so schön ist. Im Park steht ein Hügel mit dem besagten Palast drauf und zu dessen Füßen liegt ein See, ungefähr so groß wie der Maschsee. Die Engländerinnen aus dem Hostel hatten mir ihre nur halb gebrauchten Eintrittskarten hinterlassen, wir mussten also nur den Eintritt von 30 Yuan (dieses mal jeder für sich) berappen und konnten sonst alles frei besichtigen, ausgezeichnet. Nach einer großen Runde um den See ging es zurück. Jetzt hatte Mel aber noch eine kleine Überraschung für mich und lud mich in ein Restaurant ein, in dem man Esel essen konnte. Im Vergleich zu der dazugereichten Suppe und dem undefinierbarem Salat hat der auch ziemlich gut geschmeckt, fast wie Rind, nur noch eine Spur intensiver. Bei Mel dann die Sachen geschnappt und einmal quer durch die Stadt mit der Ubahn zum Bahnhof. Mel verbrachte noch die Wartezeit mit mir, dann ging es rein in den Zug, wieder mal 12 Stunden und 1200 Kilometer absitzen. Im Vergleich zu den zahlreichen Stehplatzkunden, die es sich vornehmlich im Raucherbereich des Zuges "gemütlich" machten, hatte ich dieses mal aber ein Sitzplatzticket, Luxus quasi! 

Montag, 16. September 2013:

Die Nacht im Zug war reichlich schlaflos, aber auch die ging vorbei. Um 10 Uhr fuhr der Zug nach 14 Stunden auf 1100 Kilometern in X'ian ein und damit sind es nun 15.000 Kilometer, die ich hinter mir gelassen haben. Einen Rekord will und werde ich damit nicht aufstellen, aber schon verrückt über die Zahlen nachzudenken. Am Bahnhof war wie immer die Hölle los, das Hostel, in das ich mich eingebucht hatte, wollte mich eigentlich abholen, ich sah aber zu mindest keinen, aber die 3 Busstops schaffte ich auch gerade so selber, wenngleich die Wegbeschreibung zu der Bude mal wieder eine Katastrophe war. Für 40 Yuan pro Nacht gab es ein Bett im 4er Zimmer und ein Gutschein für ein Bier. Noch geschädigt von der Nacht im Zug fiel ich nach einer langen Dusche erstmal ins Bett. Nach einem Streifzug durch die hektische, aber ansehnlichs Stadt, Stadionbesuch mitten im Wohnviertel inklusive, traf ich vorm Hostel zwei bekannte Gesichter. Ricardo und Melina, das argentinische Pärchen aus der Transsib und Peking, kreuzten erneut meinen Weg. Später wurde dann noch Maria aus einem anderen Hostel rangelotst und es ging für ein spätes Abendessen und Bier in eine kleine nette Gasse, in der diverse Stände mit gutem Essen für 10 Yuan und kaltem Bier für 4 Yuan für Begeisterung sorgten.
Der Kopf war am nächsten morgen folglich etwas schwerer, aufstehen musste und wollte ich trotzdem, wenn man schon mal in X'ian ist, kann man ja auch mal die "Terracotta Army" begutachten, die sich ein chinesischer Herrsher vors Grab stellen lassen hat, um über ihn zu wachen, und die erst vor gut 50 jahren entdeckt wurde. Ricardo war der Eintrittspreis zu hoch, Melina kam aber mit und brachte aus ihrem Zimmer gleich noch Indri aus Indonesien mit. Angereist werden konnte mal wieder ohne Tour, Wikipedia weiss ja sowieso mehr als jeder Guide. Für 8 Yuan pro Strecke war die An- und Abreise auch recht günstig, durch den zähen Verkehr und etliche Zwischenstops aber auch mega nervig. Um die kleinen Krieger zu sehen, muss man sich vom Busparkplatz erst an tausend Ständen vorbeischlängeln, ehe man die 75 Yuan für das Studententicket zahlen darf, ganz schön happig, wird aber damit begründet, dass weiterhin gewerkelt wird. Drei Hallen mit Ausgrabungen und eine Ausstellung werden geboten und sind natürlich recht beeindruckend. Würde ich mir auch auf mein Grab stellen, wenn ich Macht und Geld hätte. Durch die vielen Touris bleibt aber natürlich keine Grabruhe mehr, also vielleicht doch nicht. 
Am abend ging es mit Ricardo und Melina wieder in die Gasse, es blieb aber bei wenigen Bieren und Speisen. 

Mittwoch, 18.09.2013:

Mal abgesehen von einem Friseurbesuch für 30 Yuan, der die Angestellten begeisterte, passierte heute nicht viel. Mal hier gedöst, mal da Billiard gespielt, hier Souvenirs gekauft, da was gegessen. Muss ja zwischendurch auch mal sein, morgen werden ja schliesslich wieder Kilometer gemacht. Abends ging es mit Emelina (das mit dem E musste ich erste lernen, aber fuer die Spanier bin ich ja auch Phillip) und Gonzalo, sowie einem ecuadorianisch-spanischem Ehepaar zu unserem Streetfood-Stand, der mittlerweile sogar Stühle und Tische anrückte, wenn wir nicht genug Platz fanden. Aber wie die letzten Tage waren wir auch heute wieder gute Kundschaft, es blieb aber bei zwei bis drei Bieren, meine beiden Amigos wollten morgen in Richtung Chengdu trampen, was aber auf Grund von Regen nicht klappte, bzw. von ihnen gar nicht erst probiert wurde. Da mein Zug erst abends fuhr, hatte ich mal wieder reichlich Zeit nach dem Checkout irgendwas anzustellen. Mit der Metro ging es ein Stück in Richtung Süden zum zweiten Stadion in X'ian. Das Teil war aber leider nicht zugänglich, deswegen ging es nach einer Runde zu Fuß zurück in die Stadt. Eigentlich wollte ich noch die imposante Stadtmauer besteigen, war es mir für 54 Yuan aber deutlich nicht wert. Da heute "Mitte Herbst Festival" in China war, waren die Strassen auch halbwegs verkehrsfrei, also ungefähr so wie zur Rush-hour in Germany, und in den Einkaufsgassen konnte man kaum einen Fuss vor den anderen setzen. Der Regen vertrübte wohl etwas die Laune, richtig ausgelassen wurde nicht gefeiert, obwohl Mitte Herbst ja auch nur einmal im Jahr ist. Die Geschäfte hatten auch so gut wie alle auf, komischer Feiertag irgendwie. Man hätte zwar noch zig Tempel rund um X'ian besichtigen könnne, ich zog stattdessen Rumlungern in Hostel und Muslim-Viertel vor, die zwei verspielten Katzenbabys dankten es mir mit traurigem Miauen, als ich abends meine Sachen schulterte und die beiden ihrem unausweichlichem Schicksal als Streuner oder Abendessen hinterliess. Next stop Chengdu! Man liest sich...

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