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Dienstag, 1. Oktober 2013

Road to Hong Kong

Nihao Freunde, Fans, Verwandte! Es ist geschafft, ich bin in Hong Kong. Anbei der letzte Teil auf dem Weg dorthin. Ob es noch was über die nächsten Tage in Hong Kong, Seoul und Dubai gibt, hab ich mit mir selbs noch nicht ausgemacht...viel Spaß und bis demnächst. 



Samstag, 28.09.2013:

Um 8 Uhr in der früh war ich zwar dank der schnarchenden Mitbewohner nicht topfrisch, aber wie immer voller Tatendrang. Um zum Bahnhof für Schnellzüge zu gelangen, musste erstmal eine Stunde in Bussen abgesessen werden, ehe der Bahnhof pünktlich erreicht wurde und somit noch Zeit für ein Frühstück war. Wie die anderen Highspeed-Bahnhöfe war auch dieser wieder top modern und verströmte mehr Flughafenfeeling als mancher Ryanair-Airport. Für die 830 Km lange Fahrt hatte ich mir mal was edles gegönnt und durfte deshalb in einem Zug mit der Kennung "G" vorweg fahren, womit dann auch sämtliche Arten von Zügen einmal bestiegen wurden. Die Strecke legt das Teil dann auch in schlanken 3 1/2 h zurück, das ist mal 'ne Zeit. Zur Mittagsstund erreichte ich also "Shenzhen", eine der reichsten Städte Chinas, was man ihr auch durchaus ansah. Das Hostel wurde auch direkt gefunden und so konnte ich ein wenig Hochhäuser gucken gehen, was anderes gibt es dort nicht wirklich. Also ging es zeitig zum eigentlichen Grund für den Besuch in Shenzhen: 

Ruby Shenzhen - Yanbian 2:1 (0:0) China League One im Bao'an Stadium (40.000) vor geschätzten 3500 Zuschauern

Mit der Ubahn ging es auf die ewig weite Fahrt in den Vorort. Die Fahrt nach Hong Kong wär tatsächlich schneller gegangen, das wären nämlich nur drei statt 25 Stationen gewesen. Am Stadion gab es direkt 'ne Karte für 30 Yuan, der Schwarzmarktpreis dürfte wohl sogar noch darunter gelegen haben. Da ich früh da war, war noch genug Zeit, um mich bei einem Supermarkt mit Kaltgetränken zu versorgen und eine große Runde ums Stadion zu drehen, ehe nach Verköstigung von zwei Pfannkuchen-Pizzen die Tore öffneten. Stadion von innen abfotographiert und für nett befunden und dann auf den Anpfiff gewartet. Viele waren heute nicht gekommen, es ging aber auch nur noch um die goldene Annanas, auf- oder absteigen kann keine der Mannschaften mehr. Die Stimmung war deutlich schlechter als bei den restlichen Spielen in China. Ein paar Supportwillige hatten sich in Kleingruppen quer durch das ganze Stadion zusammengefunden, warum ach immer sie nicht zusammenstanden, war auf jeden Fall geil nervig fünf verschiedene Trommelsounds zu hören. Spiel war vor allem in der ersten Halbzeit auch lahm, beide Mannschaften wollten nicht so recht und konnten noch viel weniger. Die zweite Halbzeit startete hingegen furios. Nach nicht mal 5 Minuten führte Shenzhen 2:0 und die hauptsächlich mit Koreanern besetzten Gäste legten auf einmal auch gut los. Es reichte aber nur für den Anschlusstreffer. Somit habe ich Yanbian also zweimal verlieren gesehen, zum Maskottchen machen sie mich wohl nicht mehr. Mit Abpfiff schnell zur Ubahn und ab ins Bett. 
Am nächsten Morgen sollte es eigentlich direkt weiter gehen, der Meister der China Super League "Guangzhou Evergrande" sollte am Abend antreten. Der Termin wurde allerdings spontan auf den Samstag verschoben. Ein Spiel weniger, aber immerhin der Ground soll am Mittwoch noch fallen. Zeit war also genug da, demnach erst um 12 Uhr ausgechecked und dann mal mit der Bahn die einstündige Strecke nach Guangzhou zurückgelegt. Dort wurde ich im Hostel mit den warmen Worten "there is a taifun coming" empfangen. Die Züge würden auch schon nicht mehr fahren, komisch, dass ich das nicht feststellen konnte, obwohl ich gerade vom Bahnhof kam. Er kam dann tagsüber allerdings nicht mehr und auch in der Nacht nicht, Glück gehabt, gibt ja schöneres. 

Montag, 30.09.2013:

Am morgen traf ich im Fahrstuhl auf eine Chinesin, die mir ohne, dass ich danach gefragt hätte, mitteilte, dass sie alle Chinesen nicht ab kann. Darüber konnte ich so geil lachen, dass er Tag trotz anhaltendem Nieselregen nur gut werden konnte. Und er wurde es: der erste längere Spaziergang durch die Stadt führte mich zum Fluss. Das war ganz ansehnlich, ausserdem fand ich die wohl größte Ansammlung an elektronischem Schrott. Auf einer gigantischen Fläche wurde sämtliches Handy- und Computerzubehör verkauft, was man sich nur vorstellen kann. Kunden waren vor allem Inder, Türken und Franzosen, die kistenweise Zeug wegschleppten. Dort fand ich dann eine englischsprachige Iphone-Reparatur, die sowohl verstand, dass ich nur das Ladeteil repariert haben wollte, sowie äusserst günstig war. Also zurück ins Hostel und das kaputte Handy geholt und von der Tante für 5 € reparieren lassen. Spitze! Zurück im Hostel traf ich Pavel aus Polen, mit dem erst zwei, dann vier und dann mit aufgegriffenen Amis noch weitere Biere getrunken wurden. 
Dementsprechend lange dauerte das Aufstehen lange. Der erste Oktober ist Feiertag in China. Das heisst im Grunde genommen, dass noch mehr Menschen als eh schon auf den Straßen sind, ansonsten hatte alles auf, was Geld verdienen wollte. Für mich ging es in einen ansehnlichen Park, in dem ein Hügel mit Turm steht, die Aussicht war nicht gerade überragend, der Park an sich aber sehr nett. Außerdem konnte man von oben ein Stadion sehen, das ixh gerne anlässlich eines Fußballspiels besuch hätte, sah nämlich geil aus. Die größte Attraktion für die Chinesen im Park war eigentlich eine junge Dame mit langen blonden Haaren. Da blieb echt jeder stehen und wollte ein Foto, völlig verrückt. Zurück im Hostel holte ich mal Informationen zu meiner Weiterfahrt ein. Im benachbarten Reisebüro gab es die Bustickets nach Macau für 130 Yuan. An einem 5 Sterne Hotel für 65, logisch, dass ich dorthin fuhr, um mir das Ticket für Donnerstag zu sichern, klappte auch einwandfrei, der Abreise aus China steht nichts mehr im Weg, ausser sämtliche Form von möglichen Pannen natürlich. Am abend gab es dann noch ein paar Biere mit der Chinesen hassenden Chinesin. Ihrem Klagelied über die Bewohner ihres Landes konnte ich leider keine schlaghaltigen Argumente entgegenbringen, sie hatte weitesgehend einfach recht, wusste allerdings immerhin, warum das so ist. Dass ich es nicht ganz so schlimm fand wie sie, begründete sie auch mit einem: "Du musst hier ja auch nicht leben!" Nun gut, da hatte sie wohl recht, leben könnte ich hier wirklich nicht. 

Mittwoch, 03.10.2013:

Letzter ganzer Tag für mich in China und dieser hatte noch ein kleines Highlight parat, denn am Abend stieg das AFC Champions League Halbfinalrückspiel zwischen Guangzhou Evergrande und Kashiwa aus Japan. Bevor es dort hin ging, wurde nach aller Herzenslust gegammelt. Zum Nachmittag war es dann aber soweit. Reichlich früh brachen weitere Fans und ich zum Stadion auf, das für heute als ausverkauft vermeldet wurde. Wie immer waren aber auch hier reichlich Tickethändler unterwegs, bei denen mangels Privatanbietern auch ein Ticket gekauft werden musste. Bis die Tore öffneten leibte ich mich reichlich an den Speisenangeboten der Verkäufer, die für wenig Geld eine breite Auswahl hatten. 

Guangzhou Evergrande - Kashiwa Reysol  4:0 (1:0, Hinspiel 1:4), AFC Champions League Halbfinale, Tiane Stadium Guangzhou vor 42.000 Zuschauern (50 Gästefans)

Im Stadion waren speziell die Fanblöcke schon gut besetzt, die Heimanhänger hatten richtig Lust, ihre Mannschaft ins Finale zu schreien und machten schon vorm Spiel gut Power. Als das Spiel dann wirklich anfing, war auf den Rängen richtig Alarm, schon nicht schlecht. Zu erwarten war eigentlich ein Offensivfestival der heutigen Gäste, die im Hinspiel  4:1 verloren hatten, davon war aber so rein gar nichts zu sehen, Guangzhou machte das Spiel und ging noch in der ersten Halbzeit verdient in Führung und die Heimfans zeigten wie zu erwarten reichlich Emotionen. Tatsächlich muss man sagen, dass die emotionslose Masse, die man auf der Strasse trifft, mit Betreten des Stadions wie befreit ist, als würden sie nur hier frei leben können, faszinierend. In der zweiten spielten dann auch endlich die japanischen Gäste nach vorne, scheiterten aber immer wieder am Schlussmann, den eigenen Fähigkeiten oder den kämpfenden Abwehrreihen des Heimteams. So war es dann wiederum Guangzhou, das den Sack zu machte und in der Folge sogar noch auf 4:0 erhöhen konnte. Kollektives ausflippen der Heimfans, Guangzhou im Finale, die verhassten Japaner geschlagen. Für mich ging es mit Abpfiff zurück ins Hostel, noch einmal in ein chinesisches Bett legen. Weil ich aber zu sehr Angst hatte, meinen Wecker zu verschlafen, musste ich dieses mal die Geräuschkulisse ertragen und brachte es so auf viel zu wenig Schlaf, ehe es zum Bus nach Macau ging. Schnell noch die letzten Yuan rausgehauen und schon ging es los. Die 130 Km bis zur Grenze von Macau vergingen halbschlafend recht fix und wie zu erwarten endete die gebuchte Busverbindung auch genau hier. Jetzt hiess es Schlange stehen, denn die chinesischen Ferien brachten reichlich Besucher an die Grenze. Zwar gab es auch einen Schalter für Nicht-Chinesen, wie sehr das die Chinesen jedoch interessiert hat, könnt ihr euch sicher vorstellen. Nach gut 1 1/2 Stunden war die erste Grenze geschafft, goodbye China, du hast mir tolle Momente beschert und mich einige Nerven gekostet, die letzten hier an der Grenze. Denn die nächste Grenze hatte natürlich eine genauso lange Schlange vor sich, nur, dass hier gefühlt noch mehr nervige Chinesen waren. Nunja, lesend wurde auch diese letzte Hürde gemeistert und Macau wurde geentert. Macau ist das Las Vegas Asiens. Mit dem Unterschied, dass Macau dreimal so viel Umsatz macht. Die Casinos stecken also reichlich voll und tun alles, damit sie noch mehr Kohle machen. Das fängt gleich mit einem Shuttlebusservice-Netzwerk durch das ganze Land an, wodurch man sich praktisch gratis umherbewegen kann. Den Service nutzte ich natürlich gleich und liess mich ins erste Casino fahren. Ebenfalls gratis den Rucksack abgegeben, schnell in eine lange Hose geschlüpft und rein ins Vergnügen. Im ersten Casino, der "Star World", wurden zunächst vor allem die Freigetränke genutzt. Aus Dank für die Gastfreundschaft verspielte ich aber schnell noch 2€ am Automaten. Nach einem kleinen Spaziergang ging es kurz zum Fährhafen, um die Lage zu checken. Die Fähre nach Hong Kong kostet also 15€, ich hatte mein Gewinnziel damit abgesteckt. Also ab ins nächste Casino, das "Venetian". Der Name verspricht nicht zu wenig, das Casino ist von aussen und innen tatsächlich auf Venedig gemacht, es findet sich sogar ein Kanal mit Wasser und Gondeln im Hotel/Casino/Einkaufszentrum, völlig irre. Auch hier wurde natürlich gezockt (und diesmal auch Gewinn gemacht), so wie auch in 4 weiteren Buden. Als ich am Ende noch schnell mein verlorenes Geld in der Star World rausspielte, war ich zufrieden und begab mich zu meiner Unterkunft, also dem Flughafen. Sagen wir es mal so, es war zwar bequem, aber gepennt habe ich trotzdem kaum, warum auch immer ich immer wieder auf diese fantastischen Ideen komme...

Freitag, 05.10.2013:

Großer Tag! Denn heute sollte ich ja endlich das große Ziel erreichen, ich war tatsächlich etwas aufgeregt. Zur Beruhigung ging ich erstmal in ein Casino, machte allerdigs so viel Gewinn, dass ich übermütig wurde und natürlich alles wieder verzockte. Kurzer Witz: Wie macht man in Vegas ein kleines Vermögen? 

Indem man mit einem großen hingeht. haha! Naja gut, nicht der beste aller Witze. Etwas gefrustet ging es dann um Fährhafen, Ticket gekauft, geboarded und dann die letzten 30 km gen Hong Kong zurückgelegt. Ich hasse Fährfahrten, auf so kleinen "Speed"booten ja ernsthaft wie die Pest, vor allem wenn ich nicht ausreichend geschlafen habe, aber nun gut. Hong Kong wurde nach gut einer Stunde erreicht, Stempel in den Pass bekommen und damit war es geschafft! Nach ungefähr 17600 Kilometern ohne Flugzeug wurde Hong Kong erreicht. Das  sind mehr als durchschnittlich 300 Km am Tag, ich bin zugegeben auch etwas platt, aber bald geht es ja auch schon heimwärts. 

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