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Sonntag, 21. September 2014

Road to Rio / 1

(Hola, muchachos und muchachorinnen. Zu spät für die WM, aber trotzdem bin ich ab jetzt on the road, denn Mitte Oktober geht der Rückflug von Rio. 4 Wochen Zeit, klingt lang, ist es aber für die Strecke sicher nicht, da werde ich einiges auslassen müssen. Erster stop Buenos Aires, auf geht's. ) 

Die Copa löste ihre Aufgabe dieses mal gut. Dank der Lufthansa Kreditkarte ging es vorbei an allen Wartenden zum Business Counter, ein Upgrade war zwar nicht drin, dafür gabs priority boarding fuer mich und mein Gepäck. Braucht kein Mensch, dafür wurde meine einzige Bitte am Gang zu sitzen nicht erfüllt und natürlich versperrte dann ein 200 Kilo Koloss meinen Weg zum Klo und Trinkwasser. Das gute Board-Entertainment liess dann auch die letzte Tritte von hinten (ganz wichtig seine Füße beim Partner abzulegen) vergessen und um 21:30 h landete der Flieger fast pünktlich in Buenos Aires. Zum Kurs von 1:10 gab es schnell noch ein paar Pesos fuer den Fall der Fälle, dann ging es aus Geiz mit dem Normalobus gen Zentrum, was ganz hervorragend funktionierte, da mir mein Chef seine elektronische Bezahlkarte ueberlassen hatte (muchos gracias auch hier nochmal. Die Fahrt zog sich allerdings, dank googlemaps brauchte ich am Ende auch kein Taxi mehr, dafür gabs fuer 10 Pesos ein fettiges Stueck Pizza auf die Hand. Um halb 1 dann endlich im Hotel, das ich irgendwann mal aus Deutschland mit einem Gutschein fuer schlanke  0 Euro gebucht hatte. Keine Topadresse, dafuer aber ein riesiges Zimmer mit Dachterrasse fuer mich. Buenos noche.

Dienstag, 16.09.2014

Scheinbar war ich so aufgeregt, dass ich schon um kurz vor 8 wach wurde, ekelhaft. Beim Frühstück holte ich mir ein paar Infos über die angestrebten Tagesziele an der Rezeption. Schade, dass mir nicht einfiel mal zu fragen, ob der Spaß überhaupt inklusive war. War er natürlich nicht, deswegen durfte ich beim auschecken 77 Pesos abdrücken, wie viel Pizza ich davon hätte essen können, nunja. Mit der Ubahn gings erstmal ins gebuchte Hostel, das sich scheinbar im Haus des ehemaligen Ritz Hotels befindet. So nobel war es leider nicht, dafür sauber und zentral gelegen, bei 195 Pesos fuer drei Nächte gab es da soweit auch nichts zu meckern. Um das ganze aber überhaupt zahlen zu können, brauchte ich aber noch bares. Und für das gibts in Argentinien noch wahres. Die Währung ist bekanntlich Schrott, deshalb fahren alle auf Dollar ab und es gibt auf der Straße einen deutlich besseren Kurs als in der Bank. In einer Einkaufsstraße folgte ich einfach den "cambio, cambio" rufen. Mit einem Straßendealer wird dann der Kurs verhandelt, wobei es fuer kleinere Scheine schlechtere Kurse als fuer groeßere gibt. Ist man sich einig, geht man mit dem Dealer ins Büro seines Chefs und tauscht wie in einer Wechselstube. Klingt unseriös, Geht aber klar, am Ende gab es dann knapp 14 Pesos pro Dollar, ergo etwas mehr als 18 pro Euro. Zur Erinnerung: bei der Bank gabs 10 fuer den Euro. So lässt es sich leben. Da gefiel mir BA doch glatt noch ein bisschen besser als eh schon.
Also konnten die Pesos rausgehauen werden. 100 landeten auf der Bankkarte, 50 bei einem Händler für ein Schloss (um den Hostelschrank abzuschliessen), 10 bei einem Strassenmann fuer einen Stadtplan. Gut ausgestattet ging es mit der Ubahn richtung River Plate Stadion. Dort wartete meine reservierte Karte für morgen. Kurze Zwischenanekdote: der aufmerksame Leser erinnert sich vielleicht an den argentinischen River Fan Gonzalo, mit dem ich durch China reiste und ihm damals etwas Kohle gab, damit er  bis Thailand kommt. Dem schrieb ich vor ein paar Tagen mal bei facebook, ob er wen kennt, der 'ne Karte organisieren kann, woraufhin er wiederum alle seine Freunde aufrief, mir zu helfen. Es meldeten sich zwar auch ein paar, einer wollte es versuchen. Da River den Kartenverkauf dann doch noch fuer alle oeffnete, schlug ich aber vorsichtshalber mal online zu. Am Stadion klappte dann bei mir alles einwandfrei, nicht mal ein Passport musste gezeigt werden. Zurueck im Hostel wurde ich dann online entsetzt gefragt, Warum ich denn jetzt ein Ticket hätte, man habe doch eins fuer uns. Ja gut, weil mir das niemand gesagt hat, vielleicht deswegen? Naja die werden da schon was mauscheln, kann mir nicht vorstellen, dass da eines der Tickets ungenutzt bleiben wird. Nach kurzer Lungerei ging es um 15 Uhr Richtung La Plata, wo um 19 Uhr ein Spiel stattfinden würde. Die Strecke wurde mir fuer unter einer Stunde versprochen, mal sehen, aber noch waren 4 h bis Anpfiff. Am Retiro löste ich fuer 58 Pesos den Fahrschein fuer Hin- und Rueckfahrt, verpasste dann aber den erstbesten Bus. Gluecklicherweise kam der naechste 10 Minuten später, brauchte dann aber doch 1 1/2 h. Den Weg zum Stadion unterschätzte ich relativ geil, sodass ich dann tatsächlich erst um 6 am estadio war. Ticketkauf problemlos, fuer 200 Pesos gab es eine Haupttribuehnenkarte. Haette ich mich schlau gemacht, haette es auch Karten fuer 100 fuer den Gaestebereich gegeben. Egal, so gab es immerhin 'nen Sitzplatz, was sind schon 100 Pesos. Nach kurzer Verwirrung im Stadion fand ich dann auch meinen Bereich, die Show konnte beginnen.

Estudiantes de La Plata - Gimnasia Y Esgrima 1-0 (Hinspiel 0-0), 2. Runde Copa Sudamericana, Estadio Unico, 45.000

Schon vor Anpfiff bebte das Stadion förmlich. Die Hinchas waren heiss auf das Derby gegen den Stadtrivalen in der Copa Sudamericana. Am Ende waren es wohl bestimmt 45.000, die mit mir mein erstes Spiel auf südamerikanischem Boden feierten, und wie. Die Kurve von estudiantes legte einen dermaßen guten Auftritt hin, ich bin auch einen Tag danach noch echt platt. Kann daran liegen, dass es das erste Spiel war, aber es war wirklich geil. Spätestens nach der Führung in Halbzweit zwei war Ausrasten total angesagt. Es sprang wirklich jeder der 45.000, Ordner und Logen inklusive, unglaublich. Am Ende feierten die Fans den Einzug ins Achtelfinale, während ich schnellen Schrittes zum Busbahnhof marschierte. Die zum Teil laufenden Leute  beunruhigten zwar etwa, letztlich war aber kein Fan der falschen Seite zu sehen. Zurück in BA liess mich der Fahrer freundlicherweise in der nähe des Hostels raus, sodass ich problemlos zurueck laufen konnte, wieder mal ein paar Pesos gespart.

Am nächsten morgen war es bitter nötig, meinen Schuhen etwas Seite zukommen zu lassen, also kaufte ich nach dem gratis fruehstueck eine Zeitung, stopfte sie in die Schuhe und legte mich und die Schuhe in einen nahgelegenen Park am Kongress in die Sonne. Zum Mittag probierte ich mal ein Buffet, bei dem fuers kilo gezahlt wird. Fuer ein paar kartoffeln mit fleisch und wurst mussten lausige 30 Pesos bezahlt werden. Fair, obwohl es nicht sonderlich schmeckte.
Da noch reichlich Zeit bis zum Abendspiel bei River war, besorgte ich mir schon mal im Centrum ein Ticket fuer den naechsten Tag und schlenderte durch San Telmo, ein recht altes Viertel, in dem heute zahlreiche Hostels stehen. Um 18.30 Uhr stand ich dann pünktlich vorm Hostel, um auf meine Abendbegleitung. Florence und Gustavo waren dann auch tatsächlich pünktlich da. Leider bestätigte sich mein Verdacht, die beiden würden hauptsächlich via googletranslate mit mir kommunizieren. Und wenn Gustavo ein bisschen deutsch kann, kann ich fliessend spanisch, wir redeten hervorragend aneinander vorbei und was er mir auf seinem Handy übersetzt vorhielt machte einfach so wenig Sinn, dass ich nicht mal versuchen konnte zu antworten. Die Kommunikation stockte entsprechend. Nachdem wir dann aber irgendwie die Kartenfrage gelöst hatten, wurde es besser. Mein Stehplatz ging an einen Kumpel und ich bekam dafuer eine Sitzplatzkarte unter der Barra, mein Geld fuer die Karte zurueck und einen Pulli von Gonzalos Fanclub. Mit diesem an ging es dann rein ins gigantische Monumental.

CA River Plate - Godoy Cruz 2-0 (Hinspiel 1-0), 2. Runde Copa Sudamericana, estadio monumental, 30.000

Die Barra sang sich schon warm, das Flutlicht brannte, eine unglaubliche Atmosphäre. Klar war vom heutigen Spiel nicht so viel zu erwarten wie von dem gestern. Es war kein Derby und fuer River zaehlte als Tabellenfuehrer einzig und allein das Weiterkommen. Gerade zu Beginn, nach Großchancen und nach den Toren war im ganzen Stadion allerdings trotzdem richtig Alarm und bei mir Gänsehaut. Am Ende gewann River souverän. Mit den Klängen der Kurve im Ohr wurde ich noch nach hause gefahren. Ziemlich geil von den beiden mich mitzunehmen, bzw. einzuladen, nur weil ich mal einem Kumpel von ihnen aus der Klemme geholfen habe. Im Hostel gönnte ich mir noch ein Bier auf die gelungenen ersten zwei Tage Buenos Aires, dann fielen die Augen zu.

Donnerstag, 20.09.2014

Weil mal wieder Zeit bis zum Abendspiel war, versuchte ich erneut mit meiner Reiseplanung voran zu kommen, was irgendwie schon die letzten Tage scheiterte. Die kleinen Uruguayer setzten fuers Wochenende kein Spiel im Nationalstadion an, weswegen ich auch eigentlich keine Lust mehr hatte dorthin zu juckeln. Die Alternativen zwischen Buenos Aires und Asuncion waren auch eher rar, bis auf eine Stadt in den Ausläufen der Anden, die zu erreichen aber teuer und umständlich ist. Alles noch nicht ideal, ansonsten halt laenger in Buenos Aires, ist sicher auch nicht verkehrt.
Mittags ging es dann mal nach Palermo. Auch kein schlechtes Viertel. Wohnenswert möchte man sagen. Die Enttäuschung des Tages hatte dann die Burgerkette Wendy's parat. In den USA schwer zu schlagen, war das hier Magerkost auf McDonalds-Niveau, das musste bei einem Schläfchen erstmal verdaut werden. Weil la boca so halb auf dem Weg zum Spielort lag, schaute ich mir das auch gleich mal an. Absolut geil vor allem die Gegend rund um das Stadion. Hier war auch schon ein bisschen was los, boca spielte heute abend, die Chance dort zu Normalpreisen Tickets zu bekommen, ist allerdings recht gering, sodass ich mich letztlich fuer das Racing Spiel entschieden hatte. Die Grills brannten bereits, ein paar Gestalten schlichen sich rum, aber soweit war alles entspannt. Noch ein bisschen die Grafitis zu Ehren von Verein und Maradona (Matthäus es mas grande que Maradona, wollte ich schon immer mal sagen) bewundert, dann ging es 3,5 km gen Osten zum Stadion von Huracan. Die Spiele der Copa Argentina werden grundsätzlich auf neutralem Boden ausgetragen, deshalb hier. Die zahlreiche Beflaggung der Anfahrtsstraßen deutete auf eine anstehende Präsidentenwahl bei Racing an, kein schlechtes Bild. Nachdem ich mal so eine argentinische Bratwurst angetestet hatte, schlich ich mich Richtung Eingang, als hinter mir plötzlich die Racing Barra auftauchte. Ein paar Suvs vorweg, dahinter Busse, aus denen Gesänge und Konfetti drangen, guter Auftritt, der an einer Polizeikette endete, Wo die bösen Buben brav ihre Fanclubfahnen kontrollieren liessen. Interessant, dass die Fahne locker rein durfte, obwohl Zaunfahnen eigentlich komplett verboten waren, so viel zum Einfluss der Jungs. Ich ging dann schon mal rein, dank Ortsunkenntnis am falschen Eingang. Ich musste also zurück und lief zwei Argentiniern in die Arme, die mich freundlich an ihre Seite nahmen und mir irgendwie verständlich machten, ich könne mit ihnen mitkommen. Das tat ich dann auch. Zwar schlugen die beiden die Hände wegen meiner Herkunft über dem Kopf zusammen, der Stachel sitzt tief, waren aber sonst ziemlich begeistert von mir und meiner Reise. Mit ein paar weiteren Freunden der beiden ging es dann an der richtigen Seite rein in die geile Hütte. Die Stehplatzbereiche waren auch schon gut gefüllt, zu mindest die Seite von Racing.

Racing Club - Argentinos Jrs. 0-1, Achtelfinale Copa Argentina, Estadio Tomas Adolfo Duco, ca.15.000

Auch anders im Pokal: Gästefans sind erlaubt. Der eher kleine Verein Argentinos hatte aber lediglich 200-300 dabei. Trotzdem nett mal zwei Fanlager in Argentinien zu sehen, die Chance hat man nicht so oft, Gästefans sind in der Liga und meistens auch bei internationalen Spielen weiterhin verboten. Mit dem starken Einzug der Barra in die Kurve begann auch fast das Spiel. Gerade zu Anfang war Racing richtig, richtig gut. Da auf dem Platz aber mal so gar nichts klappte, waren es irgendwann die Argentinos, die immer mehr zu hören waren. Auf dem Platz fuer diese uebrigens ein gewisser Riquelme. Und wenn ich da war, war ja klar, dass nur er der Siegtorschütze sein konnte, indem er den Ball gnadenlos in den Winkel schlenzte. Schön anzusehen, bitter fuer Racing, denn Aegentinos spielt in Liga 2. Irgendwann war die Sensation perfekt, der Abend fuer meine neuen Freunde gelaufen. Die Jungs aus der Kurve waren ebenfalls recht geladen. Sinnloserweise ordnete die Polizei eine Blocksperre fuer die Racingseite an. Eine bittere Niederlage, ein ueberfuellter Block, es dauerte keine 10 Minuten und vorm Stadion krachte es gehörig mit den Bullen. Der Kampf war aber scheinbar schnell ausgetragen, als wir von der sicheren Seite losschlappten, war jedenfalls nichts mehr los und die Fans in den Bussen gen Heimat. Ich selbst wurde freundlicherweise noch nach hause kutschiert und fuer die naechste Racing Partie am Montag eingeladen. Mal sehen, ob ich der Einladung folgen werde.

Wieder ging es frueh raus, der Terminkalender wird nicht leerer und diese Stadt frisst die Zeit nur so. Wäsche geholt und nochmal ein paar Dollars in bares verwandelt. Mittlerweile gibt es fast 19 Pesos fuer den Euro, Wahnsinn. Der Kioskbesitzer, bei dem ich tauschte und der die Taler fuer noch mehr an ein paar arme Sparer verkaufen wird, wirkte nicht ganz seriös, bisher sind bei mir aber keine Falschnoten aufgetaucht. Sonst bin ich von solchem Kram ja nur schwerlich begeistert, heute schloß ich mich aber mal einer dieser free Tours durch die Stadt an, was sich als gar nicht mal so verkehrt erwies. Angeboten werden diese von Einheimischen, meist Studenten, die sich ein kleines Taschengeld dazu verdienen wollen.  Am Ende der Tour Gibt man halt, was man so denkt, fuer mich waren das zwei Euro, ich denke das war ok. Die Tour an sich war gar nicht so schlecht. Der Guide quatscht keinen langweiligen Kram, erzaehlt das ganze eher an Anekdoten, mit vier Stunden war das ganze aber doch recht lang, aber so war der Tourikram dann allerdings auch abgehakt. Weil die Zeit dann aber doch schon vorangeschritten war, machte ich mich doch zeitnah auf in den Vorort Quilmes, bekannt eigentlich auch nur für seine Brauerei. Mit dem Zug Geht das recht bequem fuer stolze 1,50 Peso. Kann Man fast nicht berechnen so wenig ist das. Eigentlich wollte ich noch viel frueher da sein, in Ruhe ein Ticket besorgen und dann mal durch die Stadt schlendern, zum Glueck war ich das nicht. Die Gegend um den Bahnhof ist mit schäbig noch nett beschrieben und auch sonst gab es eigentlich nichts, was auch nur ansatzweise interessant oder generell begehbar aussah. Sei es drum, fuer die Sitzplaetze waren am Stadion freche 340 Pesos aufgerufen. Irgendwie konnte ich aber herausfinden, welche der beiden Stehplatzbereiche von der Barra genutzt werden und kaufte dann fuer 140 eine Karte fuer die andere. Weil rumlaufen nun nicht Mehr so angesagt war, gabs ne geile Wurst auf einem Hocker bei einem Anwohner im Vorgarten, dazu wurde Quilmes gereicht. Neben Wurst wurde auf dem gigantischen Grill auch irgendein geiler Braten geschmort. Also gabs die Bier-Fleisch-Kombi gleich nochmal, als neben mir auf einmal drei Deutsche Hopper auftauchten. Die Argentinier hatten mir nichts Mehr zu sagen, also ging ich mit den dreien noch auf ein Bier in die benachbarte Sporthalle. Die Lümmel hatten allerdings Pressekarten, deshalb trennten sich die Wege am Eingang. So ganz klar war mir die Stadionsituation noch nicht, letztlich musste ich zwar auch durch den Barra-Block, dort aber zur Gegengerade abbiegen. Alles sicher und entspannt. Ich seh ja auch nicht wie ein wandelnder Geldschein aus.

Quilmes Atletico Club  - CA Lanus 0-2 , Primera Division, Estadio Centenario Dr José Luis Meiszner

So richtig viel war fuer einen Freitag Abend nicht los, da wird die Preistabelle noch sinnloser, wenn es dann nicht mal voll wird. Sei es drum, ich hatte ne gute Sicht auf Kurve und Spielfeld, wobei das Spiel kein Brüller war. Die Tore fielen kurz vor der Pause innerhalb von einer Minute. Erst ein Strafstoß, dann ein Eigentor, die Innenverteidigung ist nach dem Spiel sicher kein oder 100 Bier trinken gegangen. Stadion und Kurve waren Klein aber fein, wie man so schön sagt, insgesamt ein netter Ausflug. Zurück gings mit den drei deutschen und einem Chilenen, der sich das Spiel auch gegeben hatte, mit dem Zug und ab Bahnhof Constitucion mit dem Bus. Auch nachts fährt eigentlich noch alles ausser die Ubahn. Gut fuer den Fussballfan, denn Anpfiff war heute um 20.15, kann aber auch mal 21:30 sein. Für mich ging es nur noch in eine Richtung: Bett.

Samstag, 20.09.2014

Die Reiseplanun hatte Mittlerweile ergeben, dass ich einfach noch bis Mitte der Woche in Buenos Aires bleibe Und dann in einem Rutsch nach Asuncion düse. So viel liegt dann ja doch auch nicht mehr auf dem Weg, dann kann ich auch bleiben, wo es mir gefällt. Bis auf die üblichen Recherchen war dafür dann auch nicht zu erledigen, sodass ich mich entspannt auf dem Weg zum nächsten Pflichtspiel machen konnte. Heute stand mal dritte Liga auf dem Plan. Anreise entspannt mit der Bahn, ich halt mich kurz, ist auf Dauer ja nicht so spannend wie ich Wo durch die Stadt getingelt bin. Im Stadtteil Villa Crespo wurde um 13 Uhr folgendes Spiel besucht:

CA Atlanta - Colegiales 1-1, Primera B Metropolitana, Estadio Don Leon Kolbovski

Heute gab es dann auch mal eine erhoffte Freikarte inklusive Drinks und Sandwiches in der Halbzeit, wurd ja auch mal wieder Zeit. Ein argentinscher Sportjournalist mit Englischkenntnissen erwies sich als angenehme Begleitung, also lungerten wir gemeinsam auf der Haupttribuehne, quatschten über Gott(=Maradona) und die Welt (=Fussball) und lieferten uns in der Sonne einen recht spannenden Wettkkampf im Nichtstun, den er auf Grund eines vollgeschriebenen Notizzettels gegen meine Stopuhr verlor.
Das Spiel selbst war ok, die Hinchas von Atlanta hatten als Drohung an die Spieler sämtliche Fahnen verkehrt herum hängen, dazu gab es öfter mal "gewinnt oder sterbt" Sprechchöre. Taten sie am Ende nicht und durften sich deshalb direkt auch wieder was anhören. Ich musste weiter zum nächsten Job und verabschiedete mich daher von meinem Kollegen, der mir wiederum wünschte nicht überfallen zu werden. Gracias, amigo, krieg ich hin.  Sinnloserweise fiel die Bahnlinie direkt am Stadion aus und der scheiss Bus brauchte ewig, um mich grob in die richtige Richtung zu schippern. So viel die Verschnaufpause im Hostel eher kurz aus. Im Zimmer schnappte ich noch Fernando aus Bolivien auf, der im Internet gerade nach bezahlbaren River Karten Ausschau hielt. Der war vom Abendplan begeistert und schloss sich direkt an. Mit Bahn und Zug ging es zeitig in Richtung Sarsfield, wo uns in bahnhofsnähe schon das Stadion mit seinen Flutlichtmasten anzog wie die Fliegen. Die Platea (Sitzplatz) Karte sollte 280 Pesos kosten, weshalb Fernando vorschlug in den Barra Block zu gehen. Ich fand den Plan ziemlich bescheiden, willigte aber wegen seiner Sprachkenntnis und dem Preis von nur 90 Pesos ein. Ein Mut-Bier musste ausfallen, weil weit und breit keins verkauft Werden durfte, daher gabs ne Mut-Cola und dann schlichen wir, vorbei an den sich warm trommeln-, singen- und kiffenden Fanaticos vorbei ins Rund.

Velez Sarsfield - AMSD Atletico de Rafaele 0-0 , Primera Division, Estadio José Amalfitani

Die Kurve blieb bis zum Anpfiff halb leer und wir hingen daher mehr zwischen Familien als zwischen Leuten, die unser Geld wollten. Kann man vorher nicht ahnen und wenn man ohne Sprachkenntnisse in einer vollen Kurve hängt, fällt man eben auf, deswegen meine Sorgen.
Die Barra sorgte im recht leeren Stadion für gute Stimmung, zum Spiel muss man nicht viel sagen, 0-0 halt, immerhin das erste der Tour, hoffentlich auch das einzige. Weil, warum auch immer, zurück kein Zug mehr fahren wollte, mussten wir mit dem Bus fahren. Der erreichte zwar zuverlässig das Ziel, fuhr dabei aber so viele Umwege, sodass wir erst um 0 "zu hause" ankamen. Fernando spendierte noch ein Patagonia Bier, definitiv das beste soweit auf der Reise, hat aber auch nen geilen Namen.
Fast wäre ich am nächsten morgen liegen geblieben, aber auch nur fast. Am Ende lockte das 4. liga Spiel morgens um 11 am Hafen doch mehr als die Sonntagsträgheit. Auf Grund einer Fehlinformation fuer die Anreise fand ich mich kurz im Gewirr des Busverkehrs wieder, konnte mit einem extra Umstieg dann aber doch das Ziel deutlich vor Anpfiff erreichen. Dock Sud liegt grob hinter la boca, ist zwar nicht Laatzen-Mitte, aber hat schon Flair, Heisst, es ist nicht gerade das schickste Viertel. In den guten alten Tagen gabs hier Jobs fuer jeden, der wollte, mittlerweile nicht mehr so und das sah man den Leuten und Häusern auch an. Karte auspacken Oder auf englisch nach dem Weg fragen sollte vielleicht vermieden werden, ansonsten passiert einem auch hier nichts. Zur Begrüßung lud mich der Verein ein, das Spiel auf der Gästetribuehne zu verfolgen, die Einladung nahm ich natürlich dankend an.

Dock Sud - Defensores Unidos 2-0, Primera C Metropolitana, Estadio de los Inmigrantes, 500 Zuschauer (?)

Viel los war noch nicht am Sonntagmorgen, die meisten der wenigen Zuschauer kamen kurz nach Anpfiff. So weit hatten sie noch nichts verpasst. Das Stadion grenzt an Ruine, hat aber trotzdem Charme, auch wenn mir die einsturzgefährdete Holzbankseite nicht ganz geheuer war. Irgendwann war zu mindest die Heimkurve recht gut besucht und dort war auch ordentlich Stimmung, hatte ich nicht erwartet, der Sieg half natürlich, war aber trotzdem top.
Nach Anpfiff waren die Straßen doch etwas voller an merkwürdigen Gestalten, so sprang ich in den erstbesten Bus und musste in einer wirklich ekelhaften Ecke nähe Bahnhof Constitucion umsteigen, um zur Ubahn zu kommen. Zurück im Hostel wurde nur kurz was gechecked, dann ging es schon weiter zu Spiel Nummer zwei. Mit dem gleichen Bus wie auf dem gestrigen Rückweg aus Sarsfield ging es Richtung Monte Castro. Brauchte wieder ewig, liess mich aber 10 Meter vom Stadion entfernt raus. Platea war mit irgendwas ueber 200 viel zu teuer, also gabs wieder den nicht-barra Stehplatz  dieses mal fuer 110 und das in Liga zwei, nunja. Auch dieses Stadion, wie eigentlich alle, in einem geilen Zustand. Haben einfach Charme die Teile wie sie so mitten zwischen Wohnblocks auftauchen.

CA All Boys - Temperley 0-0, Primera B Nacional, Estadio Islas Malvinas

Schon wieder ein 0-0, dieses mal aber ein besseres. Zudem waren die Fans gut aufgelegt und sangen über das schlechte Spiel hinweg. Viele Gesänge gleichen sich hier schon, trotzdem haben fast alle Kurven 1-2 Lieder, die nur sie trällern, das ist dann schon affengeil. Nach dem Spiel pilgerte ich im Abendlicht noch ein wenig durch die Hood, vorbei am Stadion von Argentinos, ehe es mit dem Bus zurueck richtung Zentrum ging. Noch ein wenig online-Recherche und schon war wieder ein Tag rum. Die Zeit verfliegt in Buenos Aires nur so.

Tag 7 und keine Fussballpause in Sicht. Meine neuen Freunde von Racing hatten mir die erfreuliche Nachricht überbracht, dass sie eine Freikarte fuer mich organisiert hatten. Abholen um 6, das bedeutete, dass ich aus Zeitgründen auf Spiel Nummer zwei verzichten musste, obwohl auch dort eine Freikarte wartete. Aber den Transport Absagen war nach all der mir entgegengebrachten Nettigkeit keine Option.
Also zog ich mit Fernando in die Stadt. Ich hatte ein Bus Ticket zu kaufen und was bei der Post zu erledigen, er wollte sich irgendwas angucken. Also verabredeten wir uns fuer 1 an einem Buchladen und zogen jeder unserer Wege. Der Fahrkartenkauf entwickelte sich nicht so wie erhofft. Online hatte ich Preise von 670 Pesos fuer die Fahrt nach Asuncion erspäht, hier fand ich nur was für 800. Bei einer netten jungen Dame klappte es aber letztlich mit Zeichensprache für 600. Mal schauen was fuer eine dubiose Route sie mir da angedreht hat. Next stop Post Office, war natürlich nicht da, wo ich dachte und am richtigen musst ich elendig lange warten, sodass ich also eine halbe Stunde zu spät am Treffpunkt auftauchte. Erstaunlicherweise wartete Fernando ganz entspannt auf mich und fragte, wieso ich so abgehetzt aussehe. Ganz ehrlich, ich hätte bei der unkonkreten Absprache wahrscheinlich nicht mal 20 Minuten gewartet. Nett von ihm. Der angestrebte Buchladen war ursprünglich mal ein Theater und so sieht es von innen auch immer noch aus, abgesehen von der Rolltreppe in den Keller. Ziemlich stark, auch auf den Balkonen waren Bücherschränke und auf der Buehne ein Café. Ich war so angetan, dass ich kurz ueberlegte, wie realistisch es wäre, so etwas in Hannover zu eröffnen. Wohl nicht so.
Da mir mal wieder die Pesos fast ausgegangen waren, gingen wir anschliessend noch die verbliebenen Dollar tauschen. Der Kurs scheint täglich zu steigen, da kann nicht mal die argentinische Inflation mithalten. Gemeinsam assen wir noch ne Pizza und verlungerten dann die restliche Zeit bis ich abgeholt wurde. Um Punkt 6 stand ich dann an der abgemachten Ecke, mein Abholservice leider nicht, dieser kam dann aber nach 45 Minuten. Bis zum Anpfiff war allerdings noch Zeit, sodass wir vom Parkplatz recht entspannt zum Stadion schlendern konnten. Auch das Racing Stadion macht von aussen einiges her. Nicht nur, weil es riesig wirkt, sondern auch, weil es von aussen beleuchtet wird und so die halbe Nachbarschaft ueberstrahlt. Auf dem Weg gab es noch ein Stueck Rind auf Brot. Allein fuer die Grillstände lohnt ein Besuch eines Stadions hier schon und bei Racing waren definitiv die meisten und bisher besten davon. Alles bereit also fuer den Kick. Am Eingang traf ich noch einen der drei deutschen. Heute mussten sie dann mal zahlen. Mal gewinnt man, mal verliert  man, so ist das Leben. Möglicherweise sieht man  sich in Brasilien nochmal. 


Racing Club - Newells Old Boys 1-1, Primera Divison, Racing Stadion, 30.000


Kurz  vor Anpfiff waren wir drin, viel war nicht los, Aber war ja auch Montag Abend und immerhin die Heimkurve war gut gefüllt. Weil Racing Heute richtig gut spielte, war Dort auch ordentlich Party  angesagt. Leider verpassten es die Jungs in blau weiss Tore gegen das Team aus Rosario zu schiessen, in  deren Jugend übrigens Messi gespielt hat. 

Nach Anpfiff fuhren  mich Maxi und Tomas heim. Auf dem Weg fragte man mich, ob ich noch mit ihnen essen wolle. Fast Hätte ich nein gesagt, was ein riesen Fehler gewesen wäre. In einem Fleischpalast wurde Einmal quer die Karte bestellt. Das zeug vom Holzkohlegrill war einfach gigantisch, egal was ich probierte. Artig dankend wurde ich noch ins Hostel chauffiert, Wo schon Fernando mit einem lecker Ale wartete. Mix bien und Gute Nacht. Was für geile 7 Tage in Buenos Aires. Der nächste Abschnitt Wird mich nach Asuncion bringen. Bis dann.

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