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Sonntag, 24. August 2014

USA / Teil 1

Donnerstag 21.08.2014

Der Icelandair-Bomber fliegt die Strecke unter Zeit, trotzdem hätten sie mal ein paar Snacks reichen können. Sei es drum, um halb 1 Ortszeit betrete ich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. USA! Im Terminal wartet schon Mitbewohner Ralf, der sich die nächsten 3 Wochen mit mir antun will. Als erstes gilt es den Mietwagen abzuholen. Der wartet allerdings auf Grund von erheblicher Ersparnis am Airport Newark auf uns. Das bedeutet einmal durch die ganze Stadt. Eine Busverbindung fuer 24 Dollar soll es richten, fährt uns allerdings in den ersten fetten Stau. Und der will auch nicht mehr aufhören. Immerhin gibt es direkt ne kleine Stadtrundfahrt. Am Ende brauchen wir gute vier Stunden. Nach Flug und wenig Schlaf etwas zermürbend. Endlich on the road direkt mal wieder Stau. Schon nervig. Da es aber eh kein Ziel gab, war die Welt in Ordnung. Nach Stop beim goldenen M, befinden wir uns irgendwo in Connecticut und halten mal nach einem Schlafplatz Ausschau. Am Strand hingen zu viele Leute in Autos rum, daher ging es auf einen Wal-Mart Parkplatz. Dort offenbart sich allerdings ein Problem. Die Karre ist nicht gerade dafür gedacht, zwei Menschen zu beherbergen. Die riesige Kofferraumabdeckung des Ford Fiesta will nicht weg. Also einer auf den Beifahrersitz und der andere mit angewinkelten Beinen auf Rückbank und Ladefläche. Klappt hervorragend und es gab ausreichend Schlaf fuer alle Passagiere.
Gegen 7 sind wir wieder auf den Beinen. Wal-Mart öffnet seine Pforten und es gibt ein paar Scheiben Toast mit Erdnussbutter. American Way of life. Da bis zum Termin am Abend noch reichlich Zeit ist, laufen wir noch über den nahegelegenen Strand, dann sind wir wieder on the road. Und fahren mitten durch Amerikas New England. Absolut geile Gegend. Wenn gerade mal keine hügeligen Wälder auftauchen, gibt es Buger an Burgerladen bis zum Horizont. Einfach klasse. Zur Mittagszeit nehmen wir noch Providence, die Hauptstadt des Staates Rhode Island mit und dann wird Kurs auf den Fenway Park genommen. Denn dort findet der entscheidende Tagestermin statt. Nein, kein Fussball, sondern Baseball. Muss man ja mal gesehen haben, wenn man schon mal da ist. Das Stadion wurde auch schnell gefunden, Parkplätze hingegen waren absolute Mangelware. Der Kurs hierfuer lag zwischen 40 und 60 Dollar. Verbrecher. Also wieder raus aus der Stadt und zu einem Park and Ride Platz. Hier durfte fuer 6 Dollar geparkt werden und fuer 2,65 pro Baseballfan und Strecke ging es mit der Bahn zum Ground. Da sich die Redsox großer Beliebtheit erfreuen, waren die Schwarzmarktpreise doch recht hoch. Es gab aber noch Tagrskarten, auch wenn die mit 33 Dollar durchaus nicht günstig waren. Aber egal, wir wollten rein und werden vermutlich nicht mehr so schnell Baseball gucken, also zugeschlagen, am Ende ärgert man sich ja doch mehr, wenn man es nicht macht. Noch einen Burger geschnappt und rein in den Tempel.

Boston Redsox - Seattle Mariners 3 - 5, Major League Baseball, Fenway Park, 37.499 Zuschauer 

Zugegeben ich hab keinen Vergleich, aber das Stadion ist schon echt ganz geil. Mitten zwischen den Häusern tauchen die Stahltreppen und Backsteine auf. Vor den Tribuehnen ist alles verwinkelt wie eine Fabrik und die Ränge bestehen aus Bänken, die aussehen wie festgenagelte Gartenstuehle. Alterhrwürdig trifft es schon gut. Das Vorprogramm hielt sich mit Nervigkeit auch angenehm zurück. Ab und an wurde mal ein krankes Mädchen oder ein Dauerkarteninhaber des Tages gezeigt, sonst wenig. War aber auch kaum einer da, den das hätte interessieren können. Die große Menge kam erst kurz vor oder kurz nach Beginn, viele auch noch später. Verpasst haben sie nichts. Die ersten vier von neun Innings passierte absolut gar nichts, ausser, dass die Leute immer weiter fraßen und trinkten. Dann schafften es die Redsox tatsächlich drei Leute um jede Base zu schicken, das ist gleichbedeutend mit drei Punkten. Danach passierte wieder lange nichts und nach über drei Stunden Spielzeit wurden die Augen immer schwerer. Dann endlich letztes Inning, über die Hälfte war schon siegesgewiss oder desinteressiert gegangen, und auf einmal passiert richtig was. Die Mariners haben schon zwei Outs und der Schläger schon zwei Strikes. Kurz: noch einmal nicht treffen und das Spiel ist aus und die redsox gewinnen. Er trifft allerdings und weil zusätzlich schon drei Spieler unterwegs sind, holen die Mariners auf einmal auf. Das ganze wiederholt sich noch zweimal bis es auf einmal 5-3 fuer die Gäste aus Seattle steht. Bitter fuer die redsox, die mit ihren eigenen Versuchen selber nichts mehr holen können. Das ist Baseball, das war lange Zeit langweilig ohne Ende, aber am Ende doch ganz interessant. Vermutlich nicht so schnell wieder. Nach Abpfiff ging es mit der Bahn wieder raus nach Riverside. Auf Grund der fortgeschrittenen Uhrzeit gestaltete sich die Schlafplatzsuche etwas nervig, konnte aber auf einem Rastplatz an einem Interstate beendet werden.

Samstag, 23.08.2014

Die Nacht im Auto war erneut absolut zufriedenstellend und nach einer Dusche in einem Fitnesstudio fuer 5 Dollar, lag uns praktisch die Welt zu Füßen. Erstmal sollte aber Boston reichen und dorthin ging es wieder per Bahn, wieder von Riverside. In Boston herrschte touristische Hochstimmung. In den USA sind auch noch Schulferien und Asiaten sind ja immer überall. Abgelaufen wurde der "freedom trail", der im Prinzip an allen wichtigen alten Gebäude vorbeiführt, wobei alt für den Europäer an sich natürlich relativ ist. War aber doch relativ ansehnlich und interessant, schließlich fand in Boston der Aufstand gegen die Engländer ihren Anfang. Der Kampf für die Unabhängigkeit ist hier, also in Nee England, doch sehr präsent. Nicht zuletzt bei Football und fussballmannschaften. Und dorthin sollte es nach einer Burgerstärkung auch gehen. Das Stadion wird von beiden Sportarten genutzt und liegt ca. 30 km von Boston entfernt mitten im gar nichts. Weil heute Fußball dran war, gab es auch noch reichlich Tickets, 25 Dollar für das günstigste und dazu gratis parken. Neben dem Tempel fuer knapp 65.000 Fans ist dann auch direkt eine dezent große Einkaufsmeile, irgendwie muessen die Parkplätze ja genutzt werden, wenn kein Sport ist. Da wir viel zu frueh da waren, sind wir kurz nochmal weg, waren aber zwei Stunden vor Spielbeginn wieder da. Mittlerweile hatten sich auf dem Parkplatz zahlreiche Einheimische mit ihren Pickups eingefunden, die dort ein riesiges Grillfest veranstalteten. Schon geil. Muss man sich mal vorstellen. Vorm Heimspiel im Niedersachsenstadion mal eben noch auf den Schützenplatz, Grill anschmeissen und ein paar Biere zischen. Und heute war nur Fußball. Muss wie auf einem Festival sein, wenn erst Football ist und wirklich 65.000 kommen. Mit bester Laune ging es dann also hinein.

New England Revolution - Chivas USA 1-0, Major League soccer, Gillette Stadium vor ca. 10.000 Zuschauern

Richtig viel los war nicht. Fußball ist doch noch etwas Randsportart, dafür schienen die Leute anders als beim Baseball nicht nur zum saufen und fressen gekommen zu sein. Das Stadion an sich ist natürlich völlig geil. Zu zwei Seiten nur ein Rang. Haupt- und Gegentribuehne wachsen nur so in den Himmel, dadurch zieht es im Stadion ohne Ende. Und die footballsaison beginnt jetzt erst und endet im Februar. Da wird im fanshop wohl die ein oder andere Regenjacke und oder  Decke verkauft. Heute blieb es aber trocken. Unter Flutlicht lief dann ein gruseliges Spiel ab. Immerhin schaffte es die Heimmannschaft nach 56 Minuten mich das erste Tor auf dem nordamerikanischen Kontinent sehen zu lassen. Angelehnt an die alten Freiheitskämpfer feuern fünf Patrioten nach den Toren und Abpfiff auch direkt mal ihre Waffen ab und das direkt neben dem Gästetorwart, klasse. Ansonsten war angenehm wenig los. Mal abgesehen davon, dass das Spiel noch auf beiden Videowänden übertragen wurde und die Werbetafeln überdimensioniert sind, ist so ein Bundesligaspiel doch schon deutlich mehr zum Event verkommen. Über die Lautsprecher kamen kaum Durchsagen und nicht mal ein nerviges Halbzeitspiel gab es. Am Ende stand dann der dritte Länderpunkt für Ralf und ein neuer Kontinentalpunkt, inklusive Länderpunkt für mich. Fehlen nur noch Südamerika und Ozeanien an Verbänden. Zum pennen ging es weg vom Stadion auf einen Wal-Mart Parkplatz. Auf dem waren Übernachtungsgäste leider explizit untersagt. Zum Glück war der nächste große Parkplatz keine 100 Meter weit weg.
Der nächste Morgen brachte zunächst die Gewissheit, dass jetzt erstmal vier Tage kein Sport auf dem Programm stehen würde. Als erste Alternative gilt da oft: Natur. Also wurde die Karre drei Stunden nach Norden in den Bundesstaat New Hampshire gelenkt, Ziel: white mountains. Die komplett bewaldeten Berge konnten ganz amerikanisch mit dem Auto durchquert werden. Ein sogenannter scenic-drive kreuzt den Nationalpark und bietet regelmäßig Parkmöglichkeiten an Aussichtspunkten oder Wasserfällen. Die Tagesgebühr fürs Parken lag bei 3 Dollar. Sehr fair. Um den Fortschritten der Zivilisation nicht ganz zu entfliehen, entschieden wir uns abends ein Motel aufzusuchen. Mit 65 Dollar zwar etwas überteuert, aber dafür lag es auch in einem stark touristischen Geniet, wo sonst nicht viel ist. Tatsächlich sogar das erste richtige Bett seit Aufbruch aus Deutschland. Na dann mal gute Nacht.

Montag, 25.08.2014

Nach einem lockeren 10 h Schlaf ging es mal wieder auf die Straße. Ist ja schließlich ein Roadtrip. Heutiges Ziel: Montreal, Kanada. Dafür ging es mal wieder in Richtung Norden. Die Landschaft um uns herum wurde bis zur Grenze immer leerer. Nicht mal ein mcdonalds tauchte auf und die gibt es sonst wirklich aneinandergereiht. Nunja, Grenze wurde problemlos genommen und nach weiteren 1 1/2 h waren wir im französischsprachigen Montreal. Auf einem Park and ride Parkplatz durften die ersten Dollar gespendet werden, dann ging es per Metro die Stadt erkunden. Der Tageskartenpreis von 10 Dollar, wobei das ja auch nur 6,60 Euro sind, überzeugte nicht so, die Stadt selbst dafür schon. Zum Teil alte Häuser, Kirchen und Unis in tiefen Häuserschluchten. Dazu der Mount Royal, der über der Stadt thront und von dem man einen klasse Ausblick hat, wenn man den Aufstieg überlebt. Nachdem auch noch das alte Olympiagelände, inklusive neuem Fußballstadion begutachtet wurde, ging es in den Abendstunden noch ein Stück weiter. Montreal hat absolut überzeugt, nur das französisch ging absolut gar nicht.
Die Nacht wurde auf einer Autobahnraststätte verbracht. Auch hier übrigens keinerlei Probleme. Als Tagesziel guckten wir uns mangels Reiseführer auf google maps einen provincial Park aus, der so ziemlich auf der Strecke gen Westen lag aus. Für 14 Dollar gab es einen Tagespass für das Auto. Das musste allerdings auf dem Parkplatz warten, während wir uns auf einen 15 km Marsch durchs Gestrüpp machten. Die Gegend war nicht "atemberaubend" wie sonst für den ein oder anderen Reisenden ja vieles auf der ganzen Welt, dafür aber menschenleer. So latschten wir seelenruhig zwischen ein paar Seen hindurch. Die Wege an sich waren relativ naturbelassen, dafür aber gut beschildert. Von wilden Tieren war leider nicht so viel zu sehen. Eine kleine Schlange, etliche Frösche, Streifenhörnchen, tausende Insekten und ein Reh kreuzten unseren Weg, das war es. Nach 4 Stunden waren wir durchgeschwitzt wieder am Auto, eine Dusche musste her. Nach etwas Gesuche fand sich die auch für 5 Dollar in einem Gemeindezentrum einer Ortschaft am Highway. Danach noch einen geilen Burger bei a and w, einer kanadischen Kette, absolut zu empfehlen, verhaftet und der Tag war mal wieder rum. Wieder auf einen Rastplatz, wieder keine Probleme. Am nächsten Tag ging es vorbei an Toronto zur kanadischen Seite der Niagara Fälle. Zur Abwechslung gab es mal wieder ein Motel für schlanke 20 Dollar pro Person. So sah das ganze allerdings auch aus, vor allem die Leute, die sonst so da waren. Aber wir waren Ja wegen des fallenden Wassers da und die sind absolut beeindruckend, da kann man nichts sagen. Die etlichen Touristen nerven zwar, aber gut, die sind überall. Weil keine Lust Geld auszugeben, wurde auf sämtliche Schiffs- und Fahrstuhlfahrten verzichtet, dafür aber etliche Fotos geschossen. Am abend schauten wir uns das ganze nochmal beleuchtet an, auch das schick und außerdem gab es noch ein Feuerwerk, da war unser Timing top.

Das war also die erste Woche USA, bisher lief alles top. Das erste übel scheint aber zu warten, der Mietwagen verliert auf einem Reifen Luft. Es bleibt spannend.

Samstag, 16. August 2014

Island

Donnerstag 16.08.2014:

Endlich geht es also mal wieder los. Im Gegensatz zur langen Überlandreise im letzten Jahr werde ich dieses mal im Vergleich relativ häufig ein Flugzeug benutzen, um voran zu kommen. In einem Monat sollen aber auch wieder alle Freunde des Personennahverkehrs auf ihre Kosten kommen.

Erster stop: Reykjavik. Leider gab es den Stop nur noch mit sinnlosen Flugzeiten, also hob Icelandair in Frankfurt erst um 22:30 Uhr ab. Dafür wurde aber immerhin an Board auch nichts geboten, lediglich Wasser war für lau und ich hatte die Ehre eine Sitzreihe nach vorne in die Business class rutschen zu dürfen. Brachte aber auch nur nen größeren Sitz, Selbst die mussten fuer ihre Sandwiches zahlen. Auf Grund der Zeitverschiebung dementsprechend Landung um kurz nach 12. Am Gepäckband trennte sich der Touri Vom Einheimischen. Waehrend der eine seine Knie ins Gepäckband drückte, kaufte der andere die Schnaps und Tabakregale des Dutyfreeshops leer, was ein Schauspiel.
Der eigentliche Plan war mit dem Bus ins Stadtzentrum zu gurken, um von da schnurstracks auf den Campingplatz zu juckeln. Der wurde allerdings verworfen und einfach in der Halle der Busstation gepennt. Die Nacht war eh nicht mehr lang, ich musste mein Zelt nicht im dunkeln aufbauen und es konnte auch ein wenig Geld gespart werden.
Im Hellen dann also auf den Platz, für 10 € die Nacht Immerhin bezahlbar. Außerdem sind Küche, warme Duschen und Wifi vorhanden. Nach kurzer Rast und Lagepeilung ging es Reykjavik erkunden. So richtig viel zu sehen gibts da aber nicht und weil der Regen immer nerviger wurde, ging es dann doch recht schnell zurück. Kurzer Schock, weil Wasser im Zelt war. Allerdings noch so viel, dass es mein Handtuch alleine schaffte. Gibt es heute eben keine dusche mehr. Da machten mir die folgenden Tage schon eher Sorgen. Ein kurzer Hotelcheck liess aber keine Zweifel zu: alles ausser Zelten kommt finanziell nicht in Frage, wird schon irgendwie gehen. Zur Sicherheit verschickte ich aber noch ein paar couchsurfing anfragen. Mal schauen was daraus wird. Dann war Allerdings auch endlich Fussball. Und das direkt nebenan, quasi ein Heimspiel. Fußweg Zelt - Eingangstor keine 200 Meter.

Throttur Reykjavik - Vikingur Olafsvik 1:3 (ca. Zuschauer) @Valbjarnarvöllur 1.delidad Island.

Zu meiner Erheiterung waren zu dem sich anbahnenden Grauenkick ein paar Schlachtenbummler aus Olafsvik angereist, die ihr Team mit dem gleichen Schlachtruf lautstark unterstützen. Auf der Heimseite bildeten zunächst ein paar Zurückgebliebene, später aber noch zwei trommelnde Jugendliche den Stimmungskern. Da beide Grüppchen unterm Dach sassen schallte das sogar ganz gut. Das Spiel verlief zu Beginn direkt gut für die Gastmannschaft. Zwar konnte sich Throttur begeisternd zurückkämpfen, es hat aber nicht sollen sein. Alle vier Treffer übrigens recht sehenswert, das hatte ich in der 2. Liga Islands fast nicht erwartet. Auf der Insel leben schließlich weniger Menschen als im Stadtgebiet Hannovers. Nunja mit Anpfiff ging es auch fast direkt ins Bett, also auf die Isomatte. Mittlerweile hatte es auch aufgehört zu regnen und sogar die Sonne lachte ein wenig durch die Wolken. Jetzt mal auf den Wetterbericht hoffen, dann wird das hier richtig was. Die Bettruhe fand sich zwar schnell, aber nicht lang. Statt Regen war jetzt Sturm angesagt, den mein Zelt zwar besser als Reden, aber immernoch nicht gut verkraftete. Außerdem wurden so die Tropfen von den feuchten Wänden durchs Zelt geschmissen, im warmen Schlafsack aber alles halb so wild. Got nat, Island.

Samstag 16.08.2014:

Vorsichtshalber hatte ich mir einen Wecker gestellt, das war dank der nächtlichen Unruhen auch bitter nötig. Der morgen brachte allerdings erstmal nur Gutes. Zelt stand, alles nur ein wenig nass und die Sonne schaute schon ein wenig raus. Außerdem war mein Handtuch trocken, also gab es endlich 'ne heiße Dusche. Nach einem kleinen Frübstück und Internetcheck wackelte ich mal pünktlich auf die Minute zur Strasse. Dort sollte ich zu einer Tour zu den Highlight des südlichen Islands abgeholt werden. Als sich der Halteplatz von anderen Wartenden leerte, fragte ich mal ein Pärchen, wo sie denn so wollen. "We are going horse riding, but de are you felix?!" Ähm, ja. Der Typ war wohl schon da und hatte nach mir gefragt. Och nö, da ist Man Einmal nicht 10 Minuten vor angekündigter Zeit am richtigen Ort. Also mal zum Handy gegriffen und nachgefragt, der dritte Anruf brachte Beruhigung. Kommt nochmal wieder. Kam er auch und es konnte losgehen. In einem übergroßen Jeep ging es mit 7 weiteren Touris und einem Guide los. Sonst ja gar nicht mein Ding, ging hier aber nicht anders, deshalb hat mir meine liebste Mutter diese Tour geschenkt. Danke nochmal. Erster stop kleiner Wasserfall, Namen vergessen. War nett anzusehen. Dann ging es direkt zum für mich Highlight der Tour - Gullfoss Wasserfall größter in Europa und Absolut beeindruckend. Auf Pfaden konnte man das Naturschauspiel von der Seite und von oben betrachten. Da heute ein geiler Wind übers Land peitschte, blieb da wenig trocken, aber die Karre war dafür beheizt. Next stop Geysire. Ausbruch konnte aus allen Perspektiven gespotted werden, reichlich Touris inklusive. Als letztes ging es noch zum alten isländischen Parlament, das sich zwischen eurasischer und nordamerikanischer Erdplatte befindet. Nette Kulisse für so ein Parlament, das übrigens im 9. Jahrhundert zu tagen begann. Ich meine bis ins 13. hinein traf man sich, hab es aber vergessen.
Ab dann ging es zurück, klasse Ausflug, der sich eigentlich schon für die Ausblicke in die Landschaft aus dem Auto lohnte. Um kurz vor 16 Uhr war ich zurück am Campingplatz und auf einmal hören meine totgeglaubten Lauscher Stadiongeräusche. Da ist doch nicht etwa? Doch da ist, an Wifi und Zelt vorbei Richtung ebenfalls benachbartem Nationalstadion gelaufen. Eintritt Dank Passierschein problemlos, ich sitze, Spiel läuft aber schon, ich muss erstmal durchatmen.

KR Reykjavik - Keflavik 2-1, vor ca. 3000 Zuschauer im Landmargalsvöllur, isländisches Pokalfinale.

Es muss irgendwann zwischen der 5. und der 10. Minute gewesen sein, als ich das Stadion betrat, nun gut, ich war da. Es scheinen zwei Erstliga Mannschaften aus Island zu spielen und da ich den Spielplan eigentlich genau gechecked hatte, Konnte es nur Pokal sein, aber welche Runde? Erstmal unbeantwortet, beginnt das Spiel fulminant. Keflavik geht in Führung, KR antwortet schnell und bestimmt danach das Spiel. Nach jeweils einem Aluminium - Treffer ist Halbzeit und ich gucke mal welche Runde das hier wohl ist. Finale, Achso, gut zu wissen. Das muss einem doch mal einer sagen. Naja jetzt weiss ichs ja. Die zweite Halbzeit findet fast nur im Keflaviker Strafraum statt, es dauert aber bis zur 90. Minute bis der Ball irgendwie hinter die Linie geht, wenige Minuten später ist Anpfiff. Geschafft, ich bins. Nach Weltmeister 2014, jetzt also auch isländischer Pokalsieger. Autokorso, Freudenfeuer, bleiben Aus. Dafür ein Bengalo vom unverbesserlichen Gästeanhang, die Siegerehrung an sich unspektakulär. Ab gehts zurück auf den Zeltplatz. Nur eine Schnur hat sich gelöst, ansonsten alles stabil. Guter Tag.

Am nächsten morgen darf wieder früh angetreten werden, ein weiterer Ausflug wartete in Reykjaviks Hafen auf mich und weil ich zu geizig für 10 € Transportkosten war, lief ich die dreiviertelstunde eben. Gebucht war eine Papageientauchertour auf einem kleinen Boot ging es raus auf den Atlantik. Da ich nicht von der Reling fiel, wurde der übrigens noch nie betreten, vielleicht ja weiter südlich auf dieser Reise. Vögel wurden aber auch noch beobachtet, ob es für einen Schnappschnuss gereicht hat, muss ein größerer Bildschirm klären. Nach 1 1/2 h war die Fahrt vorbei und ich latschte nochmal bei Sonnenschein durch Reykjavik, um diese und jene Abfahrtstafel zu studieren. Zurück am Campingplatz gab es mal wieder Fussball oder zu mindest sowas in der Art. Das u17 Spiel von throtturs Damen war mir nach einer Halbzeit allerdings deutlichst zu sinnlos, da las ich lieber in der Sonne ein Buch. Allerdings erhaschte ich später noch die ungünstige Nachricht, dass wohl mal wieder ein Vulkanausbruch bevorsteht. Tausend Erdbeben weisen daraufhin, was am Ende passiert weiss bisher nicht mal der Vulkan selbst. Abwarten und ins Bett gehen.

Montag, 18.08.2014:

Fest entschlossen ging es erneut früh raus. Ziel war das 400 km entfernte Akureyri. Direkt nach dem Aufstehen gesehen, dass das Spiel dort ausfällt, aber jetzt war ich praktisch schon unterwegs. Kurz vor acht ging es richtung Schnellstraße. Gleich das erste Auto hält an und bringt mich 50 km weiter und auf die richtige Spur. Nach 30 wartenden Minuten hält das nächste Auto an, nochmal 50 km. Dann zähes Warten mitten in der Pampa, dann hält ein Vater mit seinen zwei Kindern und bringt mich bis zum Zeltplatz in Akureyri. Ankunft 12:45 h, Klasse. Allein für die von der Straße zu sehende Landschaft hatte sich die Reise gelohnt, dazu gab es einen kleinen Einblick ins freundliche isländische Gemüt.
Der Campingplatz konnte hingegen überhaupt nicht punkten. Keine Küche, halbwegs unsaubere Sanitäranlagen. Für mich stand schnell fest, dass es morgen direkt wieder zurück geht, auch wenn die Stadt selbst dermaßen schön in die Landschaft eingebettet ist, dass man am liebsten gesiedelt hätte. Nach 3 h Stadien und Stadtbesichtigung im herrlichsten Sonnenschein war ich jedenfalls platt genug für pennen...
Am nächsten morgen bei eiseskälte das komplett feuchte Zeug eingepackt. Keine ahnung, ob ich Regen verpennt habe oder woher das kam. Dieses mal steh ich schon um kurz nach 7 an der Straße. Es dauert bis kurz vor acht, dann jedoch hält der Jackpot. Durchfahrt bis Reykjavik, dazu einen Kaffee, Süßigkeiten und später 'ne Cola. Ankunft wieder 12:45 h, da hatte ich gestern wohl Raser an der Hand. Trotzdem ein geistiges Danke an alle mich Transportierenden, alles nicht selbstverständlich.
Ich war also wieder "zu hause" und checkte fuer die letzten beiden Nächte auf "meinem" Campingplatz ein. Sogar meinen alten Zeltplatz hatte man mir frei gelassen, nur mein Handtuch, das ich ausversehen auf der Wäscheleine vergessen hatte, war leider weg. Bis zum Abend wurde sich den Büchern dieser Welt gewidmet, dann zog es mich mal wieder in Richtung der beiden Stadien. Im großen war Zwar heute kein Spiel, dafür trainierte das große Inter Mailand für sein Europa League Quali Spiel am Donnerstag. Das interessiert ausser mir aber lediglich 10 weitere Zaungäste und das italienische Sky. Aber der knaller wartete ja auch nebenan, denn es war Heimspielzeit.

Throttur Reykjavik - UMF Grindavik 2-1 @Valbjarnarvöllur 2. liga Island, ca. 100 Zuschauer

Ich hatte zwar auch reichlich Lust nochmal ein Heimspiel von throttur zu sehen, aber eigentlich waren die anderen Partien auch unerreichbar weit weg, also blieb mir fast nichts anderes übrig. Dieses mal war kein stimmgewaltiger Gästeanhang vor Ort, die Jungs dsr Heimseite machten aber wieder Power. Das durchaus spannende Spiel konnte Throttur zu meiner Begeisterung in der 85. Minute noch drehen, ich freute mich sogar ganz schön. Da der Heimweg nicht zu weit war, gab es im Gemeinschaftsraum noch ein bis zehn Tees und ein paar Vulkan-News. Neue Gefahrenstufe erreicht, weiter abwarten. God nat.

Mittwoch, 20.08.2014

Noch immer kein Vulkanausbruch, sehr gut. Der letzte Tag Island musste also nicht in Panik beginnen. Und so ging es ganz entspannt erstmal ne Runde plantschen. Irgendwie hatte ich mir für die 4 € Eintritt zwar eine Badelandschaft erhofft, in der ich ordentlich rumdösen kann, aber es gab nur zwei Becken, sowie mehrere kleine 38 Grad heiße Pools. Schlecht war das natürlich auch nicht, also wurde das Schlaf nachholen auf die Wiese außerhalb verlagert.
Noch was gegessen und um 16 Uhr ging es auf den einstündigen Fußmarsch zum nächsten Spiel. Weil um 6 erst Anstoß war, war ich natürlich wieder mal zu früh da. So machte ich allerdings die Beobachtung, dass das Spiel von dem kleinen isländischen Verein tatsächlich schon heute stattfand. Ungläubig fragte ich den Wimpeltypen mal, ob da nicht ein Fehler vorliegt, ist doch Europa League. Nein, alles korrekt. Der Typ stellte sich als Hansa Rostock "Angestellter" und Islandexperte heraus und konnte mir daher erklären, dass das Spiel am Mittwoch stattfindet, weil am Donnerstag ein Frauennationalmannschaftsspiel im Nationalstadion stattfindet und Man wohl unbedingt da spielen wollte. Jetzt war ich aber erstmal hier.

KR Reykjavik - Fjolnir Reykjavik 1-0 @KR-Völlur, Pepsi-Liga Island

Typisch isländisch hat auch der Pokalsieger auf einer Seite eine Sitzplatztribuehne, links und rechts ein paar Stehplätze und gegenüber nichts. Auch hier war die Atmosphäre wieder nett. Überraschenderweise war der Oberfan einer derjenigen, die noch Freitag lautstark Throttur angefeuert hatten. Gut, so ganz auf der Höhe war der Typ eh nicht. Das Spiel plätscherte so dahin, wenig Highlights, dafür hübsches Publikum. Je länger es dauerte, desto mehr war ich eh schon beim Inter-Spiel. Mit Abpfiff wollte ich eigentlich zum Bus hetzen, die Idee, heute zwei Spiele zu sehen, hatten aber mehrere und so fand sich spontan noch eine Mitfahrgelegenheit, wieder 2,30 € gespart. Das Spiel war natürlich seit Wochen ausverkauft, ein Schwarzmarkt war auch nicht vorhanden. Es blieb nur Augen zu und durch. Island blieb aber gut zu mir und so ging es problemlos ins Stadion. Herrlich.

Stjarnan Gardabaer - Inter Mailand 0-3, Uefa Europa League Quali Playoffs @Laugardalsvöllur

Also gleich der nächste "Kracher" im Nationalstadion für mich. Aus Mailand waren auch ca. 15 Ultras angereist zu denen ich mich dann mal gesellte. Der Heimseite merkte man an, dass es ihr Spiel des Jahrzehnts war. Ziemlich lauter Support für isländische Verhältnisse. Auf dem Platz hielt Stjarnan nicht schlecht mit. Am Ende siegte aber die Kaltschnäuzigkeit von Inter mit 3-0. Trotzdem ein riesen Erfolg für die Isländer soweit gekommen zu sein. Mit Anpfiff die paar Meter bis ins Zelt gefallen. Schlaf war dringend nötig, Immerhin wartete am nächsten Tag ein Mietwagen in New Jersey.

Die letzte Nacht war mal wieder kurz. Der Bus zum Bus zum Flughafen sollte bereits um kurz nach 7 fahren. Etwas zermürbt musste daher das Zelt einfach stehen gelassen werden. Sorry meinerseits. Noch einen instant kaffee im Gemeinschaftsraum und es ging ab zum Flughafen. Zeit für ein Fazit: an den sechs Tagen gerade mal 80 € ausgegeben, wobei die sechs Zeltnächte 60 kosteten. Dank der geschenkten Touren und Freundlichkeit der Isländer also fast ein Schnäppchen. Wobei die Supermarktpreise auch absolut im Rahmen, sogar so ziemlich wie bei uns waren. Das liegt natürlich auch daran, dass sich die isländische Krone seit 2008 noch nicht vollends erholt hat. Und mcdonalds, das damals das Land verliess, ist auch noch nicht zurück. Insgesamt wurden 5 Fußballspiele gesehen, leider nur in 3 verschiedenen Stadien, dafür ja aber Pokalfinale und Europa League, will ich mal nicht meckern. Zudem einmal Westseite auf und abgefahren. Ich bin sehr zufrieden. Und für diejenigen, die sich wie ich schon immer fragten wie Inzuchtgefährdet ein 300.000 Einwohner großes Land ist. Ich meine: sehr. Die Behindertenquote, das muss Man einfach mal so sagen, war schon erstaunlich hoch oder sie werden bewusst bei Fussballspielen gesammelt. Der schlaue Isländer hat dafür jedoch eine hochmoderne Lösung. Da die Verwandten hier relativ einfach bis ins 8. Jahrhundert n.C. zurückverfolgt werden können, gibt es einfach eine App, mit der man herausfinden kann, wie nah verwandt der potentielle Partner ist. Sehr praktisch. Im Zweifel sind aber eh alle verwandt. Nunja, genug geschwafelt. Sieht auch so aus, dass der Vulkan in den nächsten 2 Stunden nicht mehr hochgeht. Als nächstes dann hoffentlich mit einem Bericht aus dem land of the free, Felix.

Mittwoch, 8. Januar 2014

Burkina Faso

Zugegeben bis vor einem halben Jahr hätte ich die Hauptstadt Ouagadougou nicht Burkina Faso zuordnen können. Die mir meistgestellte Frage: "Warum genau da hin?", ist daher durchaus berechtigt. Die Frage lässt sich auch nicht so richtig beantworten, der eigentliche Grund ist auch ausschließlich, dass ich mal über einen günstigen Flug gestolpert bin und mir dachte, dass man wohl so schnell nicht mehr nach Burkina Faso kommt. Also wurde der Flug in unweiser Vorraussicht im Juni einfach mal gebucht, um sich dann bis kurz vor Abflug nicht wirklich mehr darum zu scheren, ausser mal hier und da ein paar Infos einzuholen. Bei der Visa-Bearbeitung sitzen aber scheinbar fähige Menschen und so kam der Reisepass schon nach weniger als sieben Tag zurück nach Hannover. Ich hätte mich vergnügt auf die Reise freuen können, wenn da nicht eine von den Behörden für die Reise gevorderde Gelbfieberimpfung gewesen wär. Das Zeig war in Hannover nämlich sowas von vergriffen. Der zweite Anruf beim Tropeninstitut in Hamburg brachte aber Erleichterung. In Hamburg ist noch Zeug da, also schnell hingedüst, spritzen lassen und gut ist. Mit auf den Weg gab es noch die Empfehlung für diverse Auffrischungen, sodass dann am Ende fünf Impfungen innerhalb von sechs Tagen selbst meinen stabilen Körper in ein geiles Fieber stürzten, das aber nach einer Nacht weitesgehend auskuriert werden konnte. Schnell noch eine 1,3 in der Uni abgesahnt und dann konnte die Fahrt also beginnen. Viel Spaß beim Lesen. Wie immer freue ich mich über konstruktive und unkonstruktive Kritik. Grüße

Freitag, 20.12.2013:

Der unschlagbare Flugpreis von 300 € bedeutete natürlich, dass der Abflug nicht komfortabel aus Hannover erfolgt, sondern noch ein klitzekleiner Umweg über Prag eingeschlagen werden musste. Mit der deutschen Bahn war das zum Glück sparsam und halbwegs bequem zu bewerkstelligen. Der IC um 8.30 Uhr brachte mich pünktlich durchs Land der Frühaufsteher ins Land der Sachsenkrieger. Und obwohl der Ungarn-Express nach Budapest wohl unterwegs einen Wagen (wie geht das?) verloren hatte, war auch der pünktlich, dafür aber auch überfüllt mit asiatischen Touristen und Osteuropäern. So hatte ich mir die Transsib vorgestellt, zum Glück war sie das nicht. Am Prager Hauptbahof dann etwas rumgeirrt, letztlich konnte der Airportexpress aber gefunden werden und der Flughafen puenktlich erreicht werden. Der Turkish Airlines Bomber hob erfreulicherweise zeitig ab, hatte aber nicht unüberraschenderweise kein Bordprogramm, dafür war das Essen ganz ok. Warum die jetzt aber Europas beste Airline sein sollen, ich weiss es nicht. Der erste Stop Istanbul wurde um 11 erreicht und weil ich nicht gleich zu Beginn der Tour unausgeruht sein wollte, ging es mit dem Bus zum Taksim Square und dort in ein leicht schäbiges Hostel, das für 10 € aber vollkommen in Ordnung war.
Da der Weiterflug erst um 18 Uhr erfolgte, blieb sogar noch Zeit, um zu mindest einen kleinen Teil der europäischen Seite zu Fuß zu erkunden. Schon schön dieses Istanbul. Da ich keine Ahnung hatte wie lange die Bahn brauchen würde, ging es zeitig zum Flughafen. Da das ganze aber doch recht flott ging, blieb noch Zeit für ein Nickerchen, ehe es dann endlich in Richtung West-Afrika ging. Dieses mal sogar mit Bordunterhaltung, dafür dauerts es 2 Stunden bis man mir ein Wasser reichen konnte und auch sonst hatten die Flugbegleiter wohl schon mal mehr Spaß im Leben. Nunja, wie immer ging auch der Flug vorbei, für meinen Sitznachbarn offenbar so schnell, dass er nicht mal seinen Mantel auszog. Zu meiner eigenen Verwirrung wurde in Niamey (Niger) zwischengelandet, das hatte ich nirgendwo gelesen und wollte schon fast aussteigen bis ich es dann auch mal raffte. Also nur die Hälfte der Passagiere raus, neue Hälfte rein, weiterfliegen, Landung in Ouagadougou um 0:05 Uhr Ortszeit, Punktlandung. Impfpass- und Grenzkontrolle gingen erstaunlich schnell, vielleicht hätte man aber mehr als zwei Mitarbeiter abstellen können. Ich weiss nicht vor was für Einreisenden sich man in Burkina Faso fürchtet, aber meine Fingerabdrücke haben sie jetzt jedenfalls, viel Spaß damit. Auf dem Gepäckband kreisten schon ein paar Koffer, nur leider mein Rucksack nicht und der sollte auch nicht mehr auftauchen, wunderbar. Jetzt ist das natürlich nicht ganz so schlimm, taucht im Zweifel ja wieder auf, nur war ich halt nicht in Europa, sondern in Afrika und hier dauert es halt mal zwei Stunden bis jemand auftaucht, der einem dann "come back monday" mitteilt, vielen Dank dafür. Etwas planlos blieb mir um 2 Uhr nachts in Ouagadougou also nicht viel übrig als mich halt im Flughafen schlafen zu legen, willkommen in Burkina Faso.

Sonntag, 22.12.2013:

Die Nacht war besser als ich mir erhofft hatte, richtig fit war ich aber nicht. Unproffessionellerweise war mein Reiseführer mit günstigen Hoteladressen natürlich im Rucksack, ein Plan musste her. Immerhin die Visa-Karte funktionierte, das war ja schon mal was. An der Information nach einem Bus in die Innenstadt gefragt, um da vielleicht auf ein Internetcafe oder gleich sogar eine Unterkunft zu stoßen, allerdings guckten mich die Damen am Schalter an als hätte ich auf chinesisch nach dem nächsten Hunderestaurant gefragt. Also marschierte ich einfach mal los, auf dem Flughafen-Parkplatz gab es noch die Information, dass ich einfach die nächste rechts gehen soll, dann komm ich ins Zentrum, na dann mal los. Etwas merkwürdig beäugt wurde ich zwar, ab und an gegrüßt, aber nicht angelungert. Schneller als das Stadtzentrum fand sich allerdings ein geöffnetes Restaurant mit Wifi. So konnte nochmal Kontakt zu ein paar Couchsurfern aufgenommen werden und eine Absteige um die Ecke gefunden werden, die ich dann nach Speis und Trank auch aufsuchte. Die "Pension Sarah" lag zwar scheinbar neben einem Umschlagplatz fuer Schrott, war sonst aber ok und mit 15 € fuer ein Einzelzimmer auch bezahlbar. Nochmal frei Stunden gepennt, dann sagte mir mein Handy, dass mich ein Couchsurfer von da abholen würde, also zur Verwirrung der Angestellten wieder ausgechecked und gewartet. Nach gut 10 Minuten kam dann Michele auf seinem Roller angeknattert und nahm mich mit zu sich. Sein "Haus" lag etwas weiter ausserhalb und nach europäischen Verhältnissen mitten in der Wüste. Das heisst, dass nur Staubstrassen dorthin führten. In dem zwei Zimmer, sagen wir mal Steinbau, gab es ein Bett, eine Dusche und eine europäische Toilette für mich, das hätte einen schlechter treffen können.
Nach ein bisschen Quatschen kamen wir auch auf die zahlreichen Bolzplätze der Stadt zu sprechen und natürlich auch auf das zentral gelegene "Stade de muncipal". Da würde ja heute sein Kumpel spielen. Ach ja? Na dann wollte ich natürlich mal glatt hin. Da Monsieur natürlich erst kurz vor 3 einfiel, dass das Spiel ja auch um 3 und nicht um 5 angepfiffen wird, kam kurz ein wenig Panik auf, also zu mindest bei mir. Mit seinem Scooter ging es also zum Stadion, die Panik war aber unbegründet, Anpfiff war deutlich noch nicht, ist ja auch immer noch Afrika hier:

Koncaf - Asb Premier League vor 300 Zuschauern

Das Eintrittsgeld von 90 cent wollten sich scheinbar nicht so viele Sportbegeisterte leisten. Immerhin ein paar waren sich nicht zu schade und das Stadion nicht ganz so leer. Menschen mit weisser Hautfarbe oder Brüsten waren jeweils nur einmal vertreten, der Rest war männlich und schwarz und sahen ein immerhin interessantes Spiel. Spielerisch war das natürlich wenn überhaupt Regionalliga-Niveau. Stimmung gab es keine, dafür wurde der Torwart der Siegermannschaft nach Torwartfehler erstligareif bepöbelt.

Der Länderpunkt Burkina Faso war also schneller in der Tasche als geplant, das ging ja doch gut los. Danach ging es noch kurz durch Micheles Gegend, um anschliessend ein afrikanisches Abendessen einzunehmen. Gereicht wurde ein Hefekloß mit Soße, was mit jedem Bissen schlechter schmeckte. Schlecht war es aber nicht und das Bier war auch kalt und schmackhaft. Zwar waren wir um 8 schon zu hause, das hinderte mich allerdings deutlich nicht daran schon schlafen zu gehen, die Anreise steckte noch schwer in den Knochen.
Gepennt wurde hervorragend. Um 9 ging es dann auch endlich mal aus dem Bett. Freunde von Michele hatten schon Frühstück rangebracht. Dieses bestand aus mini-pfannkuchen (oder so ähnlich) und Baguette mit Margarine. Die Franzosen waren halt vor mir hier...dann ging es mal wieder auf die Roller. Auf dem Plan stand die Familie des einen Freundes zu besuchen, die vor 50 Jahren als Nomaden nach Burkina Faso gekommen waren, sesshaft geworden sind, aber sonst nicht wirklich viel an ihrem Lebensstil geändert haben. Das könnte man zwar auch "in Einklang mit der Natur" nennen oder halt auch "im Dreck der Tiere". Ziegen, Hühner, Esel und Rind latschte da so zwischen den Hütten umher, die aus Stroh und Lahm gezimmert waren. Das System funktioniert so: als Junge hat man mit 16 auszuziehen, Geld zu verdienen, um sich dann ne eigene Hütte für seine Familie zu bauen. Mädchen werden vermutlich verkauft. Offensichtlich ist das ganze etwas rückständig, da war es weniger verwunderlich, dass die Familie dem Staat untersagte für sie eine Schule zu bauen. Wer braucht das aber auch, wenn man weiss wie man Tiere hütet? Zum Abschied gab es noch frische Kuhmilch mit Teigzeug, war ganz lecker. In der nähe war dann noch ein Markt, auf dem die ganzen Bauern oder was auch immer sie sind ihr Zeug verscherbeln. Vor allem wurde aber selbstgebrautes Bier ausgeschenkt, das natürlich auch probiert wurde und deutlich nach vergorenem Scheiss schmeckte und dazu auch noch warm war, nunja, die Fleischspiesse vom Grill waren da durchaus besser, nur wie das Fleisch daneben mit einem Beil zerhackt wurde und die Fliegen drumherum schwirrten war nicht so richtig appetitlich. Ein paar Handschläge später ging die Touri-Tour weiter. Es warteten der Präsidenten-Palast, das Trainingszentrum der Nationalmannschaft (niemand da) und ein Denkmal für die Helden der Nation, alles ganz interessant, aber halt auch so gut wie das einzige, was es anzuschauen gibt. Also wieder auf den Scooter und ab zu einem von Micheles tausend Onkeln, der mit ein paar Homies in einer Art Kiosk abhing, vor dem seine Frau gebackene Bananen verkaufte, von denen direkt mal welche zusammen mit irgendwelchem angeblichen Schweine-Fleisch aufgetischt wurde. Die Bananen waren ok, die wenigen Brocken Fleisch, die man auch als solches und nicht als Kruste mit Fett bezeichnen konnte, waren auch durchaus schmackhaft. Im Anschluss wurde mir noch vorgeführt wie der Onkel eigentlich an Geld kommt. Er ist so eine Art Schamane (Doktor), der, für Geld versteht sich, ein paar Knochen wirft und dir dann sagt, was für eine Krankheit du hast. Dazu wird dann auch immer noch was geschlachtet, da verzichtete ich dann. Für eine Fotoerlaubnis sollte ich dann ein Huhn opfern oder Geld spenden. Da liess ich mal 1,50 € springen bevor ich verhext wurde. Anschliessend wurde auch auf dem von Michele und seinen Kumpels angelegten Bolzplatz ein Training beguckt und mir der Vorschlag unterbreitet, ich könnte ja in Deutschland einen Partner-Verein finden, der das Team in Burkina Faso unterstützt. Woher er sich so sicher war, dass ich das könnte, weiss ich nicht, aber wie sich später noch herausstellen sollte, wusste er eh immer alles und das auch besser.
Zum Beispiel auch, dass mein Gepäck heute auf jeden Fall noch kommen würde. Das wollte ich ihm zwar sehr gern glauben, es fiel mir jedoch recht schwer. Mit etwas Verspätung heizten wir dann also zum Flughafen. Dort noch ein wenig gewartet und dann durfte ich in den Gepäckausgabe-Bereich eintreten. Das Büro war heute sogar besetzt, der Bürokrat konnte jedoch kein Französisch. Dass das Gepäck aber auf dem Band landen soll, konnte ich aber irgendwie herausfinden. Am Band traf ich sogar noch ein paar Gepäckarbeiter von Samstag, die mich glücklich begrüßten und mir versprachen nach meinem Gepäck Ausschau zu halten. Nett sind sie ja die kleinen Burkina Fasi. Und geholfen hat es auch. Als zweites Gepäckstück des Fliegers kam mir mein Rucksack entgegen, der jetzt ca. 10.000 Meilen mehr als ich auf dem Buckel hat. Die Freude war groß, Turkish Airlines ist trotzdem scheiße, außerdem wollte ich nur noch pennen.
Der lange Tag endete schließlich mit einer Scooter-Achterbahnfahrt. Da die Gegend um Micheles Haus nicht so richtig stark bevölkert ist, witterte er auf Grund meines Rucksacks einen Überfall, was er mir freundlicherweise bis zur Haustür verschwieg. Gute Nacht.

Dienstag, 24.12.2013:

Heilig Abend in Deutschland, ein Tag vor Weihnachten in Burkina Faso, richtig bedeutend ist der Tag hier nicht. Geschäfte gibt es ja praktisch eh keine, die geschlossen sein könnten. Michele hatte zwar frühes Aufstehen versprochen, aber Zuverlässigkeit oder Pünktlichkeit ist nicht in der afrikanischen Tradition, also ging es erst bei 12 zum Tagesziel, einem Park 50 Km außerhalb von Ouagadougou. Vorweg: die Fahrt war deutlich spannender als der Park (=Zoo) in dem Tiere unter fragwürdigen Bedingungen hausten. Auf der konnte man durchaus so einiges vom Leben der Bevölkerung, so wie ein paar landschaftliche Ausblicke erhaschen. Allerdings hatte am morgen mein Magen- und Darmbereich angefangen gegen die afrikanischen Speisen zu protestieren. Da wird es auf einem Roller nicht gemütlicher. Der Zoo also wie beschrieben eher träge, mit 5 € für weisse Besucher inklusive Fotoerlaubnis aber nicht überteuert. Immerhin gab es keine strikten Sicherheitsvorkehrungen, sodass ein Büffel, Elefanten und Hippos durch leicht wackelige Zäune gefüttert werden konnten, während ein paar Vogelsträuße frei herumstolzierten.
Auf der Rückfahrt wurde in einem gehobeneren Ressort gestopt, um die Mägen zu füllen. Freundlicherweise durfte ich zahlen. 10 € für zweimal Spaghetti Bolognese waren da schon etwas happig, aber nun gut, immerhin gab es mal Wlan. Die Rückfahrt wurde genutzt, um sich endgültig einen geilen Sonnenbrand abzuholen und die körperliche Misere war kurzzeitig perfekt. Dementsprechend genervt war ich von einem Kurzbesuch bei einer von Micheles Tanten und dem Herumfahren auf einem Souvenir-Markt. Nach Körperpflege und abgammeln in meiner zeitweiligen Behausung, hatte sich die Laune aber wieder gefangen und es konnte in eine Bar gehen, in der ganz schön was los war. Bier kostete auch nur einen Euro, es liess sich also aushalten. Zuerst saß noch ein befreundetes Pärchen bei uns, später dann Schwester und Freundin von Michele. Dem Angebot den Frauen etwas auszugeben wollte ich nicht nachkommen, war ja schließlich seine Schwester. Dafür musste ich natürlich wieder beim Essen zahlen, aber immerhin nur die Hälfte. Das ganze Huhn hatte mit 9€ auch echten Feiertagspreis, geschmeckt hat es aber, nur leider griff ich mehrfach zum Kopf.
Kurz vor 12 war bei mir aber Feierabend, so konnte auf dem Heimweg aber noch das teilweise abgebrannte Feuerweg beobachtet werden. Keine stille Nacht hier, mal was anderes.

Der 1. Weihnachtsfeiertag wurde ausschließlich bei Familie Michele verbracht. Während ich auf dem Sofa hockte, versuchte den französischen Fernseher zu ignorieren, wurde immer mal wieder Essen und oder Getränke Gereicht und ich habe fast ein ganzes Buch gelesen. Frohe Weihnachten.

Donnerstag, 26.12.2013:

Zweiter Weihnachtsfeiertag, kein Feiertag in Burkina Faso, also kein offizieller. Erstmal wurde sich bis Mittag wieder gelangweilt und dann noch ein wenig rumgecruised und einen Freund besucht, um dort Tee zu schlürfen. Um 5 dann ein abschliessendes Highlight. Es wurde mit den Jungs auf ihrem Boker gebolzt. Stürmerstar Felix M. stand natürlich von Anfang an im Blickfeld und konnte mit einer Torvorlage, einem Pfostenschuss, sowie einige Hackentricks begeistern. Insgesamt ein sehr guter Einstand auf afrikanischem Boden. Möchtegern Profi Michele sah derweil kein Land. (Er hatte mich zwischendurch gefragt, ob ich nicht ihn als Fussballspieler nach Deutschland vermitteln könne. Er war sich auch sicher, dass es bei ihm für die Nationalmannschaft reicht, ich mir, dass nicht.) Also mal ehrlich, wer auf einem Fußballplatz, auf dem ich mithalten kann, nicht heraussticht, der wird sicher kein Profi. Aber gut, immer reden lassen. Ging nach 5 Tagen auf der einen Seite rein und auf der anderen raus. Am letzten Abend ging es in ein nettes Straßenrestaurant mit Bier und Spagbollo. Ärger gab es aber bei der Rechnung, weil mal wieder davon ausgegangen wurde, dass ich zahle. Nicht, dass mir die 5 € jetzt weh tun, aber das Erwarten nervt dann doch. Naja, bezahlt hab ich. Grüße an ihn.
Der letzte Tag in Burkina Faso begann zeitig. Es ging zu einer Zeremonie des Königs, der zwar nicht mehr herrscht, aber angeblich bei wichtigen Entscheidungen immer noch befragt wird. Das hätte ich ja gern gesehen, leider war die Zeremonie schon längst gelaufen, als wir ankamen, die war vorverlegt worden. Und dabei hatten wir sogar nen beschhissenen Roller angemietet, weil keiner sonst zur Verfügung stand. Stattdessen ging es dann zum Unabhängigkeitsplatz. Nicht krass, aber ganz ansehnlich. Noch eine Runde gedreht und dann halt zurück und rumgegammelt und gekocht. Michele zauberte eine Reispfanne und weil sie mir schmeckte, war er sich sicher, dass er in Deutschland locker Koch werden könnte. Weil sich der Herr im Anschluss bei was auch immer Zeit liess, ging die Nachmittagsrunde recht spät los. Erstmal zum Stade de 4 August (Unabhängigkeitstag), in dem die Nationalmannschaftsspiele ausgetragen werden. Das durfte zwar besichtigt, aber nicht fotographiert werden, schade eigentlich. Nochmal Tee beim Kumpel geschlürft, dessen Kind übrigens panische Angst vor mir hatte, und dann nochmal gekickt. Auf Grund schlimmer werdender Magenschmerzen konnte die Leistung vom Vortag nicht wiederholt werden, sehr ärgerlich. Jetzt war es langsam Zeit sich auf den Abflug vorzubereiten, das sah bei Michele so aus, dass er einen Kumpel besuchen wollte und mich dann zwei Stunden vor Abflug abholt. Geeeeeenaauuuuu, ganz sicher nicht, das kann ja nur schief gehen, Freundchen. Also auf ihn eingeredet bis auch er es einsah und mich vorzeitig zum Flughafen brachte, was ganze 1 1/2 h dauerte, sodass ich doch nicht ganz so zeitig da war, zum Glück hatte ich ihn überzeugt. Am Flughafen noch gequatscht und dann mit dem Versprechen mich um seine Einreise zu kümmern verabschiedet und bei Royal Air Marocco eingechecked. Da war ich ja gespannt wie royal die so sind. Dass es feie Platzwahl gab, wirkte da schon mal nicht so geil und eher ryanairmässig. Die Beinfreiheit war dafür noch kleiner als bei Ryanair, aber der Flieger war nach erneutem Stop so leer, dass ich ne Reihe für mich hatte und pennen konnte, so macht Fliegen Spaß. Und weil ich noch so verpennt war, wurden die 4 h in Casablanca auch gleich weiter gepennt, um die vorletzte Etappe nach Frankfurt zu beginnen. Am Samstag Nachmittag war ich dann also wieder in Deutschland, verfuhr mich noch kurz mit dem Zug, um dann letztendlich doch wieder in Hannover anzukommen. Alles in allem nicht meine Reise, aber witzig war es schon. Vielen Dank fürs Lesen und an jeden, dem ich von dort aus mein Leid klagen durfte. Zudem einen ganz besonderen Dank an meinen Freund Hans R., dank dem ich an Weihnachten ein kleines aber feines Geschenk öffnen durfte. Danke!

Montag, 4. November 2013

Neues / Fotos

Werte Leserschaft.
Wie hoffentlich jeder mitbekommen hat, bin ich wohlerhalten zurück in Deutschland. Die nächsten Briefe/Blogeinträge gibt es aus Afrika Anfang nächsten Jahres. Die Zeit bis dahin verbringe ich zwar nicht zu hause, aber die Republik und Europa kennt ja dann doch jeder, Berichte lohnen da ja kaum, deshalb spare ich mir die Arbeit und geniesse das Abenteuer Alltag, soweit es den als Fußballfan überhaupt gibt.

Erfreulicherweise habe ich es auch endlich vollbracht, meine Fotos zu archivieren und allen Interessierten zugänglich zu machen. Folgt dazu einfach DIESEM LINK oder klickt rechts auf die Fotovorschau.

Viel Spaß. 

 

Dienstag, 1. Oktober 2013

Road to Hong Kong

Nihao Freunde, Fans, Verwandte! Es ist geschafft, ich bin in Hong Kong. Anbei der letzte Teil auf dem Weg dorthin. Ob es noch was über die nächsten Tage in Hong Kong, Seoul und Dubai gibt, hab ich mit mir selbs noch nicht ausgemacht...viel Spaß und bis demnächst. 



Samstag, 28.09.2013:

Um 8 Uhr in der früh war ich zwar dank der schnarchenden Mitbewohner nicht topfrisch, aber wie immer voller Tatendrang. Um zum Bahnhof für Schnellzüge zu gelangen, musste erstmal eine Stunde in Bussen abgesessen werden, ehe der Bahnhof pünktlich erreicht wurde und somit noch Zeit für ein Frühstück war. Wie die anderen Highspeed-Bahnhöfe war auch dieser wieder top modern und verströmte mehr Flughafenfeeling als mancher Ryanair-Airport. Für die 830 Km lange Fahrt hatte ich mir mal was edles gegönnt und durfte deshalb in einem Zug mit der Kennung "G" vorweg fahren, womit dann auch sämtliche Arten von Zügen einmal bestiegen wurden. Die Strecke legt das Teil dann auch in schlanken 3 1/2 h zurück, das ist mal 'ne Zeit. Zur Mittagsstund erreichte ich also "Shenzhen", eine der reichsten Städte Chinas, was man ihr auch durchaus ansah. Das Hostel wurde auch direkt gefunden und so konnte ich ein wenig Hochhäuser gucken gehen, was anderes gibt es dort nicht wirklich. Also ging es zeitig zum eigentlichen Grund für den Besuch in Shenzhen: 

Ruby Shenzhen - Yanbian 2:1 (0:0) China League One im Bao'an Stadium (40.000) vor geschätzten 3500 Zuschauern

Mit der Ubahn ging es auf die ewig weite Fahrt in den Vorort. Die Fahrt nach Hong Kong wär tatsächlich schneller gegangen, das wären nämlich nur drei statt 25 Stationen gewesen. Am Stadion gab es direkt 'ne Karte für 30 Yuan, der Schwarzmarktpreis dürfte wohl sogar noch darunter gelegen haben. Da ich früh da war, war noch genug Zeit, um mich bei einem Supermarkt mit Kaltgetränken zu versorgen und eine große Runde ums Stadion zu drehen, ehe nach Verköstigung von zwei Pfannkuchen-Pizzen die Tore öffneten. Stadion von innen abfotographiert und für nett befunden und dann auf den Anpfiff gewartet. Viele waren heute nicht gekommen, es ging aber auch nur noch um die goldene Annanas, auf- oder absteigen kann keine der Mannschaften mehr. Die Stimmung war deutlich schlechter als bei den restlichen Spielen in China. Ein paar Supportwillige hatten sich in Kleingruppen quer durch das ganze Stadion zusammengefunden, warum ach immer sie nicht zusammenstanden, war auf jeden Fall geil nervig fünf verschiedene Trommelsounds zu hören. Spiel war vor allem in der ersten Halbzeit auch lahm, beide Mannschaften wollten nicht so recht und konnten noch viel weniger. Die zweite Halbzeit startete hingegen furios. Nach nicht mal 5 Minuten führte Shenzhen 2:0 und die hauptsächlich mit Koreanern besetzten Gäste legten auf einmal auch gut los. Es reichte aber nur für den Anschlusstreffer. Somit habe ich Yanbian also zweimal verlieren gesehen, zum Maskottchen machen sie mich wohl nicht mehr. Mit Abpfiff schnell zur Ubahn und ab ins Bett. 
Am nächsten Morgen sollte es eigentlich direkt weiter gehen, der Meister der China Super League "Guangzhou Evergrande" sollte am Abend antreten. Der Termin wurde allerdings spontan auf den Samstag verschoben. Ein Spiel weniger, aber immerhin der Ground soll am Mittwoch noch fallen. Zeit war also genug da, demnach erst um 12 Uhr ausgechecked und dann mal mit der Bahn die einstündige Strecke nach Guangzhou zurückgelegt. Dort wurde ich im Hostel mit den warmen Worten "there is a taifun coming" empfangen. Die Züge würden auch schon nicht mehr fahren, komisch, dass ich das nicht feststellen konnte, obwohl ich gerade vom Bahnhof kam. Er kam dann tagsüber allerdings nicht mehr und auch in der Nacht nicht, Glück gehabt, gibt ja schöneres. 

Montag, 30.09.2013:

Am morgen traf ich im Fahrstuhl auf eine Chinesin, die mir ohne, dass ich danach gefragt hätte, mitteilte, dass sie alle Chinesen nicht ab kann. Darüber konnte ich so geil lachen, dass er Tag trotz anhaltendem Nieselregen nur gut werden konnte. Und er wurde es: der erste längere Spaziergang durch die Stadt führte mich zum Fluss. Das war ganz ansehnlich, ausserdem fand ich die wohl größte Ansammlung an elektronischem Schrott. Auf einer gigantischen Fläche wurde sämtliches Handy- und Computerzubehör verkauft, was man sich nur vorstellen kann. Kunden waren vor allem Inder, Türken und Franzosen, die kistenweise Zeug wegschleppten. Dort fand ich dann eine englischsprachige Iphone-Reparatur, die sowohl verstand, dass ich nur das Ladeteil repariert haben wollte, sowie äusserst günstig war. Also zurück ins Hostel und das kaputte Handy geholt und von der Tante für 5 € reparieren lassen. Spitze! Zurück im Hostel traf ich Pavel aus Polen, mit dem erst zwei, dann vier und dann mit aufgegriffenen Amis noch weitere Biere getrunken wurden. 
Dementsprechend lange dauerte das Aufstehen lange. Der erste Oktober ist Feiertag in China. Das heisst im Grunde genommen, dass noch mehr Menschen als eh schon auf den Straßen sind, ansonsten hatte alles auf, was Geld verdienen wollte. Für mich ging es in einen ansehnlichen Park, in dem ein Hügel mit Turm steht, die Aussicht war nicht gerade überragend, der Park an sich aber sehr nett. Außerdem konnte man von oben ein Stadion sehen, das ixh gerne anlässlich eines Fußballspiels besuch hätte, sah nämlich geil aus. Die größte Attraktion für die Chinesen im Park war eigentlich eine junge Dame mit langen blonden Haaren. Da blieb echt jeder stehen und wollte ein Foto, völlig verrückt. Zurück im Hostel holte ich mal Informationen zu meiner Weiterfahrt ein. Im benachbarten Reisebüro gab es die Bustickets nach Macau für 130 Yuan. An einem 5 Sterne Hotel für 65, logisch, dass ich dorthin fuhr, um mir das Ticket für Donnerstag zu sichern, klappte auch einwandfrei, der Abreise aus China steht nichts mehr im Weg, ausser sämtliche Form von möglichen Pannen natürlich. Am abend gab es dann noch ein paar Biere mit der Chinesen hassenden Chinesin. Ihrem Klagelied über die Bewohner ihres Landes konnte ich leider keine schlaghaltigen Argumente entgegenbringen, sie hatte weitesgehend einfach recht, wusste allerdings immerhin, warum das so ist. Dass ich es nicht ganz so schlimm fand wie sie, begründete sie auch mit einem: "Du musst hier ja auch nicht leben!" Nun gut, da hatte sie wohl recht, leben könnte ich hier wirklich nicht. 

Mittwoch, 03.10.2013:

Letzter ganzer Tag für mich in China und dieser hatte noch ein kleines Highlight parat, denn am Abend stieg das AFC Champions League Halbfinalrückspiel zwischen Guangzhou Evergrande und Kashiwa aus Japan. Bevor es dort hin ging, wurde nach aller Herzenslust gegammelt. Zum Nachmittag war es dann aber soweit. Reichlich früh brachen weitere Fans und ich zum Stadion auf, das für heute als ausverkauft vermeldet wurde. Wie immer waren aber auch hier reichlich Tickethändler unterwegs, bei denen mangels Privatanbietern auch ein Ticket gekauft werden musste. Bis die Tore öffneten leibte ich mich reichlich an den Speisenangeboten der Verkäufer, die für wenig Geld eine breite Auswahl hatten. 

Guangzhou Evergrande - Kashiwa Reysol  4:0 (1:0, Hinspiel 1:4), AFC Champions League Halbfinale, Tiane Stadium Guangzhou vor 42.000 Zuschauern (50 Gästefans)

Im Stadion waren speziell die Fanblöcke schon gut besetzt, die Heimanhänger hatten richtig Lust, ihre Mannschaft ins Finale zu schreien und machten schon vorm Spiel gut Power. Als das Spiel dann wirklich anfing, war auf den Rängen richtig Alarm, schon nicht schlecht. Zu erwarten war eigentlich ein Offensivfestival der heutigen Gäste, die im Hinspiel  4:1 verloren hatten, davon war aber so rein gar nichts zu sehen, Guangzhou machte das Spiel und ging noch in der ersten Halbzeit verdient in Führung und die Heimfans zeigten wie zu erwarten reichlich Emotionen. Tatsächlich muss man sagen, dass die emotionslose Masse, die man auf der Strasse trifft, mit Betreten des Stadions wie befreit ist, als würden sie nur hier frei leben können, faszinierend. In der zweiten spielten dann auch endlich die japanischen Gäste nach vorne, scheiterten aber immer wieder am Schlussmann, den eigenen Fähigkeiten oder den kämpfenden Abwehrreihen des Heimteams. So war es dann wiederum Guangzhou, das den Sack zu machte und in der Folge sogar noch auf 4:0 erhöhen konnte. Kollektives ausflippen der Heimfans, Guangzhou im Finale, die verhassten Japaner geschlagen. Für mich ging es mit Abpfiff zurück ins Hostel, noch einmal in ein chinesisches Bett legen. Weil ich aber zu sehr Angst hatte, meinen Wecker zu verschlafen, musste ich dieses mal die Geräuschkulisse ertragen und brachte es so auf viel zu wenig Schlaf, ehe es zum Bus nach Macau ging. Schnell noch die letzten Yuan rausgehauen und schon ging es los. Die 130 Km bis zur Grenze von Macau vergingen halbschlafend recht fix und wie zu erwarten endete die gebuchte Busverbindung auch genau hier. Jetzt hiess es Schlange stehen, denn die chinesischen Ferien brachten reichlich Besucher an die Grenze. Zwar gab es auch einen Schalter für Nicht-Chinesen, wie sehr das die Chinesen jedoch interessiert hat, könnt ihr euch sicher vorstellen. Nach gut 1 1/2 Stunden war die erste Grenze geschafft, goodbye China, du hast mir tolle Momente beschert und mich einige Nerven gekostet, die letzten hier an der Grenze. Denn die nächste Grenze hatte natürlich eine genauso lange Schlange vor sich, nur, dass hier gefühlt noch mehr nervige Chinesen waren. Nunja, lesend wurde auch diese letzte Hürde gemeistert und Macau wurde geentert. Macau ist das Las Vegas Asiens. Mit dem Unterschied, dass Macau dreimal so viel Umsatz macht. Die Casinos stecken also reichlich voll und tun alles, damit sie noch mehr Kohle machen. Das fängt gleich mit einem Shuttlebusservice-Netzwerk durch das ganze Land an, wodurch man sich praktisch gratis umherbewegen kann. Den Service nutzte ich natürlich gleich und liess mich ins erste Casino fahren. Ebenfalls gratis den Rucksack abgegeben, schnell in eine lange Hose geschlüpft und rein ins Vergnügen. Im ersten Casino, der "Star World", wurden zunächst vor allem die Freigetränke genutzt. Aus Dank für die Gastfreundschaft verspielte ich aber schnell noch 2€ am Automaten. Nach einem kleinen Spaziergang ging es kurz zum Fährhafen, um die Lage zu checken. Die Fähre nach Hong Kong kostet also 15€, ich hatte mein Gewinnziel damit abgesteckt. Also ab ins nächste Casino, das "Venetian". Der Name verspricht nicht zu wenig, das Casino ist von aussen und innen tatsächlich auf Venedig gemacht, es findet sich sogar ein Kanal mit Wasser und Gondeln im Hotel/Casino/Einkaufszentrum, völlig irre. Auch hier wurde natürlich gezockt (und diesmal auch Gewinn gemacht), so wie auch in 4 weiteren Buden. Als ich am Ende noch schnell mein verlorenes Geld in der Star World rausspielte, war ich zufrieden und begab mich zu meiner Unterkunft, also dem Flughafen. Sagen wir es mal so, es war zwar bequem, aber gepennt habe ich trotzdem kaum, warum auch immer ich immer wieder auf diese fantastischen Ideen komme...

Freitag, 05.10.2013:

Großer Tag! Denn heute sollte ich ja endlich das große Ziel erreichen, ich war tatsächlich etwas aufgeregt. Zur Beruhigung ging ich erstmal in ein Casino, machte allerdigs so viel Gewinn, dass ich übermütig wurde und natürlich alles wieder verzockte. Kurzer Witz: Wie macht man in Vegas ein kleines Vermögen? 

Indem man mit einem großen hingeht. haha! Naja gut, nicht der beste aller Witze. Etwas gefrustet ging es dann um Fährhafen, Ticket gekauft, geboarded und dann die letzten 30 km gen Hong Kong zurückgelegt. Ich hasse Fährfahrten, auf so kleinen "Speed"booten ja ernsthaft wie die Pest, vor allem wenn ich nicht ausreichend geschlafen habe, aber nun gut. Hong Kong wurde nach gut einer Stunde erreicht, Stempel in den Pass bekommen und damit war es geschafft! Nach ungefähr 17600 Kilometern ohne Flugzeug wurde Hong Kong erreicht. Das  sind mehr als durchschnittlich 300 Km am Tag, ich bin zugegeben auch etwas platt, aber bald geht es ja auch schon heimwärts. 

Freitag, 27. September 2013

Chengdu -> Changsha (Km 15000-16561)

Moin, moin, grüßt euch und hallo! Anbei mal die neuesten Ergeinisse. Der nächste Teil kommt dann, so der Plan, aus Hongkong.


Freitag, 20.09.2013: 

Die Fahrt im Zug war ausgesprochen entspannt, was auch daran lag, dass ich dieses mal ein Bett hatte. Das kostet zwar ein paar Groschen mehr, kann aber bei einer 16 Stunden Fahrt nicht schaden. Außerdem sind so nur 60 statt 130 Fahrgäste in einem Wagen, das entspannt noch mehr. Halbwegs munter kam ich also mit einstündiger Verspätung gegen 13 Uhr in Chengdu an und begab mich direkt zu einem Hostel, in das ich mich noch aus X'ian eingebucht hatte, da die frechen Betreiber hier auch gerne mal das doppelte nehmen, wenn man einfach so aufschlägt. Zu meiner Überraschung liegt das Teil auch direkt in einer auf altchinesisch gemachten Gasse oder für Touris: chracteristic chinese commercial passage. Da die meisten am Tag nach dem benannten Feste auch noch frei haben, war in dieser auch kaum ein Fuß vor den anderen zu setzen und am Hostel bin ich natürlich auch gleich zweimal vorbeigelatscht. Nach Einchecken und Körperpflege war die nächste Aufgabe die Weiterreise zu organisieren, was mir in X'ian, des schlechten Internets wegen, unmöglich war, und das bedeutete eigentlich nur: Züge buchen. Nach einer Online-Recherche fragte ich mal an der Rezeption, ob man mir helfen könne. Konnten sie, hätten dafür aber auch 30 Yuan pro Ticket genommen. Danke nein, dann schaff ich das selber. Freundlicherweise schrieben sie mir die gewünschten Städtenamen noch auf chinesisch auf, sodass ich mein Glück mal am Bahnhof versuchen konnte. Die Schalterdame verstand zwar grundsätzlich was ich wollte, schickte mich aber lieber doch zu einer englischsprachigen Kollegin, die mir dann höchstfreundlich die gewünschten Tickets ausstellte. Läuft doch. Zurück im Hostel mussten dann aber doch noch Yuan abgedrückt werden, Wäsche waschen war überfällig, und weil es draussen schon dunkel wurde, musste auch noch Geld für die Benutzung des Trocknerschranks gezahlt werden. Da Kommunikation mit meiner chinesischen Zimmermitbewohnerin mangels Sprachbarriere flach fiel, nutzte ich die Gelegenheit und ging früh schlafen. 
Der nächste Morgen hatte mal wieder Regen im Angebot, wodurch immerhin der Zugang zum Hostel nicht voller Touristen war und ich mühelos zu einem kleinen Frühstück hindurchschlendern konnte; ist ja nicht immer schlecht so ein Regen. Nach etwas Gammelei in den tiefen Weiten des Interners ging es dann aber los. Die Stadt wollte besichtigt und ein Zweitligaspiel besucht werden. Der erste Weg führte zum zentralen Tianfu Platz, an dessen Spitze eine Mao-Statue steht und dem Volk grüßt. Grüße zurück von mir, Mao! Knapp dahinter befindet sich ein inaktives Fussballstadion, in das ich auch leider keinen Zutritt fand, obwohl es von aussen doch verlockend aussah. Nach weiterem Gebummel fand ich es angebracht, zwei Stunden vor Anpfiff zum Stadion zu gurken, wer weiss was da los ist. Googlemaps und Stadtplan hatten die gleiche Wegbeschreibung parat. Leider habe ich wohl irgendeinen entscheidenden Punkt überlesen, denn im "Principial Stadium" würde heute ganz sicher nicht gespielt werden, es war nämlich gar nicht da, was ich nach einer großen Runde um Stadion feststellen musste. Na dann muss es ja im anderen sein, also Kehrtmarsch. Am Stadion angekommen war klar, dass auch hier heute nicht die Chengdu Blades spielen würden. Mein letzter Strohhalm waren die Mitarbeiter im Laden eines us-amerikanischen Sportartikelherstellers, die mir auch helfen konnte. Um zum Stadion zu gelangen, sollte ich erst zum südlichen Bahnhof und von da mit einem Taxi weiter. 1 1/2 Stunden noch bis Anpfiff...aber wer weiss wie weit das ist. In der Ubahn-Station am Südbahnhof sah ich dann drei Jugendliche mit Fussballtrikots, die ich direkt mal anquatschte und die auch tatsächlich zum Spiel wollten. Um die Ecke standen dann auch Busse bereit, mit denen weitere Fans zum Spiel gekarrt werden sollten. Bis wir losfuhren wurde es fast halb drei, das konnte nichts mehr werden. Hoffnung gab es als ich nach Tickets fragend von drei Jungs angesprochen wurde, die sich sicher waren, dass erst um halb vier Anstoss ist. Ich war beruhigt bis mir jemand ein Ticket zum Einheitspreis von 25 Yuan aushändigte, auf dem dann doch wieder 15:00 Uhr stand. Jetzt waren sich die drei auch nicht mehr so sicher. 14:58 Ankunft am Stadion, schnellen Schrittes richtung Eingang, es tönt Musik aus den Lautsprechern, Anstoss erst um 15:30 Uhr, puhhh. Darauf gab es erstmal 'ne Wasser-Cola für 5 Yuan, die mir freundlicherweise ausgegeben wurde. Die Jungs waren sichtlich stolz, dass jemand aus der Fußballnation Deutschland mit ihnen das Spiel verfolgen würde. 

Chengdu Blades - Yanbian 2:0 (0:0) vor ca. 1896 Zuschauern 

Die Heimmanschafft steckt mitten im Abstiegskampf, während es für die Gäste um nichts mehr ging. Heute war eine der letzten Chancen für Chengdu, irgendwie den Verbleib in der zweiten Liga zu sichern, das wussten auch die Zuschauer und waren dementsprechend motiviert ihre Gurkentruppe nach vorne zu peitschen. Dazu wurde auch ein kleines altchinesisches Musikensemble zusammengetrommelt, das die Musik wie damals im Kampf der Chinesen gegen Japan spielte, Endzeitstimmung. Die Zuschauer konnten ihre Motivation offenbar auf die Spieler übertragen, die gleich mit zwei guten Torchancen ins Spiel starteten. Von den Gästen kam nichts, die Kugel wollte aber auch nicht rein - 0:0 zur Halbzeit. Kurz nach der Halbzeitpause war es dann aber soweit, Chengdu kriegte den Ball nach schwacher Torwartabwehr irgendwie über die Linie, auf den Rängen tobten die Chinesen vor Freude, Bengalo inklusive, den hier auch niemanden zu stören schien. Wenige Minuten später konnte der einzige schwarze Spieler auf dem Platz sogar noch erhöhen und Chengdu den Sieg irgendwie über die Zeit retten, obwohl da viel zu oft zu erahnen war, warum sie so tief im Keller stehen. Mit dem Sieg konnten die Blades übrigens Punktgleichheit zum vorvorletzten herstellen, es bleibt weiter spannend in der League Two. Nach ein paar Fotos mit fotogeilen Chinesen durfte ich mich dann auch auf den Heimweg machen, der wieder im Shuttlebus zur Ubahnstation erfolgte. Da ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte, war es jetzt auch Zeit dies nachzuholen. Für 15 Yuan gab es einmal Nudeln mit Beef und einmal Nudeln mit Hack. Zurück im Hostel warteten schon Evelina und Gonzales, aller guten Dinge sind ja schließlich drei. Ihr Trampversuch hatte mehr oder minder gut geklappt, also legten sie dann  doch noch eine Pause ein. Also wurde gemeinsam im Hostel abgehangen. Während ich 96 übers Internet verfolgte, rätselten die beiden über ihre Reisepläne, ehe es nach Abschieds- und Einladungssagungen ins Bett ging, man sieht sich irgendwo auf der Welt mal wieder! 

Sonntag, 21.09.2013:

Wahltag in Deutschland, Panda-Tag in Chengdu. Es regnete wieder, auf den Besuch der schwarz weissen Bären wollte ich aber sicher nicht verzichten, also ging es nach Dusche und Ceckout mit zwei Bussen auf die gut einstündige Fahrt zum "Giant Panda Breeding Center". Die Anlage will, wie der Name schon sagt, nicht nur Zoo sein, sondern vor allem auch dafür sorgen, dass sich die paarungsfaulen Pandas auch mal fortpflanzen. Die Anlage war riesig und dementsprechend reichlich Pandas zu sehen. Die meisten taten das, was Pandas halt so tun - fressen und schlafen. Die mittlerweile halbausgewachsenen Fünflinge, die es zu einigem Youtube-Ruhm geschafft hatten, tollten unter großem Geschrei der Zuschauer-Pandas (Chinesen) immerhin ein wenig umher. Dazu gab es noch ganz frisch geschlüpfte Baby-Pandas, die erst einen Tag nach meinem Besuch der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, famos! Nach einer kurzen Extrarunde mangels Orientierung ging es zurück zum Hostel, wo mit Essen und Internet die Wartezeit bis zur Zugabfahrt überbrückt wurde. Um 19 Uhr ging es dann zum Bahnhof. Für die anstehende 15 Stunden Fahrt gab es leider keine freien Betten mehr, ich musste wieder in die dritte Klasse und fand dort immerhin einen so gut wie leeren Waggon vor. Leider war neben mir aber auch ein Haufen wirklich hart nerviger Menschen mit Schlitzaugen anwesend. Erst raubten sie mir mit ihrem Geräuschpegel die Nerven, dann mein 6er Abteil und zu guter letzt auch noch meine am Platz gelassenen Kekse. Was war ich sauer und genervt! Immerhin hatte der Zug keinerlei Verspätung, der Anschluss in Huiahua wurde erreicht, bzw. hatte ich die geplanten 2 1/2 Stunden Zeit bis er losfuhr. So blieb genug Zeit, um die Wahlergebnisse zu überprüfen und einen Imbiss einzunehmen, ehe es dann nochmal für 3 1/2 Stunden in einen Zug ging. Auch der war voll mit nervigen Chinesen und ich dementsprechend froh, um kurz vor sechs am Abend das Ziel Zhongjiajie zu erreichen. Die Hostelbeschreibung war wiedermal als fragwürdig einzustufen. "Einfach an der zweiten Ampel aussteigen, dann sieht man es schon." Ich habe bei der zweiten Fahrt gezählt, es sind fünf. Nunja nach Fried Rice plus Bier und einem kurzen Gespräch mit einem Ami ging es in mein Vierbett-Zimmer, das ich heute sogar mal ganz für mich hatte. 

Dienstag, 24.04.2013:

Topmotiviert aufgewacht, denn heute stand der erste Besuch des Nationalparks auf dem Programm, für den ich hergekommen war. Leider musste ich feststellen, dass es doch ganz schön regnete, liess mich aber nicht von meinem Unternehmen abbringen. Ab zum Bahnhof und da mit Hilfe zweier Russinnen den richtigen Minibus gefunden, der für 12 Yuan die einstündige, ohne die vielen Stops vermutlich halbstuendige Fahrt, bewältigte. Der Park liegt noch weiter in den Bergen und es schüttete noch mehr als in der Stadt, jetzt war ich ja aber da. Für 160 Yuan gab es das Studenten-Dreitages-Ticket. Dem Wetter trotzten weitere Touristen, ausgestattet mit Capes und Regenschirmen, dazu trägt der Chinese gerne auch Anzug, für Lacher meinerseits war gesorgt, wenn mir nicht gerade einer dieser dummen Menschen mit seinem Regenschirm beinahe das Auge ausstach. Erstes Ziel des Tages war ein nicht allzuhoher Berg, den zu beklimmen einige Stufen zu nehmen sind, der aber top Ausblicke auf die Sandsteinformationen zuliess. Am Gipfel des Berges war ich sicher nicht am Ende meiner Kräfte, allerdings nass bis auf die Knochen, gucken konnte man auch keine 5 Meter mehr, also beschloss ich für 40 Yuan die Seilbahn bergab zu nehmen, da der Weg zurück auch nur über die gleichen Treppenstufen geführt hätte. Im Tal fällte ich dann die einzig richtige Entscheidung und fuhr nach knapp 3 Stunden im Park zurück. Eine heisse Dusche und literweise Tee retteten mich vermutlich vor einer Erkältung. Der Rest des Tages wurde mit zwei in Manchester lebenden Polen mit Biertrinken, quatschen und über das Wetter fluchen verbracht. Mit der Hoffnung auf Besserung und einem sich nicht mehr aufladendem Mobiltelefon ging es ins Bett, Laune ganz tief in der Bettdecke vergraben. 
Der erste Blick am nächsten morgen galt natürlich dem Wetter und ich sah: Regen. Na wunderbar, das würde dann wohl ein langweiliger Tag werden, erstmal gab es aber ein neues, auch nicht wirklich funktionierendes Ladekabel und reichlich Frühstück. Nach Studie der Nachrichten-Onlineangebote wurde ich aber glatt überrascht, es nieselte nur noch und die Berge waren etwas besser zu sehen. Also machte ich mich spontan doch auf den Weg, viel zu verlieren hatte ich bei bereits vorhandenem Ticket ja nicht mehr und wer weiss, was morgen ist. Bei 13 Uhr erreichte ich also im leichten Nieselregen den Park und marschierte direkt mal drauf los. Der gepflasterte Weg führte heute an einem Fluss entlang durch eine anschauliche Fluss. Nach kurzem Kampf mit den Regenschirmen einiger Touristengruppen hielt sich der Andrang zu meinem Vergnügen auch in Grenzen. Der Weg endete an einem Aufzug, der die Fahrgäste direkt in eine andere Welt mitnimmt. Von oben hat man nämlich den Ausblick über etliche Sandsteinformationen, von hier soll der Regisseur James Cameron sich die Landschaft aus dem Film "Avatar - Aufbruch nach Pandora" abgeguckt haben und durch die Wolken sah es tatsächlich stark danach aus. Die Information aus dem Kassenhäuschen, dass es auch einen anderen Weg bergab gibt war natürlich falsch und anstatt in den Bus zurück zum Fahrstuhl zu nehmen, stieg ich leider in den falschen und fuhr deshalb gut 30 Minuten in die falache Richtung zu einem anderen Berg. So hatte ich zwar letztlich wirklich den ganzen Park gesehen, war aber auch zeitlich viel zu knapp dran. "Schnell" den Bus zurück genommen und ab zum Fahrstuhl. Bis ich jedoch an der Schlucht war, war es fast schon halb sieben, der letzte Bus in die Stadt sollte um 18.45 Uhr fahren, das war aussichtslos. Die 30 km von Park in die Stadt hätte ich wohl noch geschafft. Aber fünf Kilometer bei einsetzender Dunkelheit an einem Fluss langwackeln, da musste ich doch in den sauren Apfel beissen und ein Taxi für 120 Yuan bis zum Hostel zu nehmen. 15€ für eine 35 Km Fahrt ist natürlich völlig in Ordnung, nur hatte ich das Geld einfach nicht ausgeben wollen. Sei es drum, der Ausflug war spitze. Zurück im Hostel verkaufte ich noch mein Ticket für den nächsten Tag, trank mit dem anwesenden Japaner und zwei Franzosen noch ein Bier und fiel schließlich erschöpft ins Bett. 

Donnerstag, 26.10.2013: 

Da ich mein Ticket ja sowieso schon verkauft hatte, brauchte ich gar nicht mehr darüber nachdenken, ob ich den scheinbar regenfreien Tag nutzen würde, um nochmal in den Park zu fahren. Also konnte geil entspannt werden und sich nach einer zweiten Runde Schlaf den lokalen Köstlichkeiten gewidmet werden. Den Spaziergang nutzte ich auch gleich mal für den Fahrkartenkauf für den nächsten Tag. Im Hostel hatte ich mir alle Details für Blöde und oder oder auf chinesisch aufschreiben lassen, trotzdem stellte mir die Frau am Schalter ein Ticket für den selben Tag aus, obwohl sie selber auch nochmal das Datum aufgeschrieben hatte, um sich zu vergewissern, unfassbar. Das richtige Ticket gab es für 104 Yuan dann trotzdem noch, die erste Busfahrt in China sollte also vermutlich klappen. Ticket war zwar "teurer" als die Zugfahrt, allerdings auch 5 Stunden früher am Ziel, also hoffentlich zu mindest. Am Abend fragte mich meine chinesische Zimmergenossin, ob ich mit ihr dinnieren möchte. Da sagte ich glatt zu und liess sie gentlemanmäßig bezahlen, bin ja auch für Emanzipation. Aber das anschliessende Bier zahlte dann doch ich. Sie war auch überzeugt, dass sie 11 Bier vertragen würde, ich war fast bereit, dies zu testen, sie wurde aber nach dem ersten schon müde und ging pennen. Test nicht bestanden. 
Am nächsten morgen um 9 Uhr ausgechecked und zum Bus gewackelt. Entgegen meiner Erwartungen war der auch halbwegs seriös und fuhr pünktlich ab und kam auch überpünktlich ins Ziel. Die Hostelsuche bedurfte zwar wieder Mithilfe eines freundlichen Chinamannes, wurde aber im Vergleich zu sonst recht erfolgreich abgeschlossen. Leider hat die Bude so viel Charme wie Angela Merkel sexy ist. In der Lobby sitzen Chinesen, die auf ihren Laptops Computerspiele spielen und auf den Zimmern hocken Langzeitgäste mit ihren eigenen Reiskochern. Da bin ich froh, morgen gleich weiterzufahren. Hongkong (mit Umwegen) calling! 

Freitag, 20. September 2013

Peking und X'ian (Km 13800-15000)

Grüße! Seit dem letzten Post ist einige Zeit vergangen, dementsprechend lang ist der heutige, dieses mal gibt es dafür aber auch mal wieder Fußball! Und damit einen fetten Gruß ins Niedersachsenstadion und alle angeschlossenen Funkhäuser! 



Donnerstag, 13. September 2013:

Nach den frühen Weckerklingeln der letzten Tage sollte heute eigentlich mal richtig auspennen anstehen, um 8 war ich dann aber doch schon wach und quatschte prompt mal die Argentinierin aus meinem Zimmer an, ob sie heute tatsächlich ohne gebuchte Tour zur berühmten Mauer wollen würde. Das wollte sie auch und ich schloss mich direkt mal an, obwohl ich eigentlich erst am am Freitag los wollte und dann das Wetter auch besser hätte sein solllen. Maria scheuchte mich direkt aus dem Bett, weil wir noch ein paar andere Leute aus einem anderen Hostel abholen wollten; sogar einen Joghurt-Drink sponsorte sie, damit ich nicht ganz ohne Frühstück los musste. Die Tour zum anvisierten Mauerabschnitt hätte 180 Yuan gekostet, aus Spaß konnte ich also mal wieder rechnen, was sich finanziell denn nun eher gelohnt hätte, wobei ich wohl auch lieber draufgezahlt hätte, anstatt mit einer dämlichen Tour, in deren Programm auch "shopping" stand, fahren zu müssen. Per Subway ging es also zum anderen Hostel, die ersten 2 Yuan des Tages, bezahlt mit einer Karte, die mir Mel gegeben hatte. Wir waren zwar zu spät, war aber nicht schlimm, weil die anderen noch lange nicht fertig waren. Unter den 6 Zugängen waren zufälligerweise auch zwei Argentinier, die einen Wagen weiter mit mir in der Transsib nach Irkutsk gefahren waren, Zufälle gibts. Zu denen kamen noch zwei weitere Argentinier, sowie ein Mexikaner und ein Chilene, ein bunter Haufen hatte sich da angesammelt. Bis wir endlich wieder in der Subway waren, dauerte es einige Zeit und ich sah den Mauerausflug schon etwas baden gehen, bisher wussten wir ja nicht, ob das alles so funktionieren würde wie wir dachten, bzw. ich, die anderen liefen sich mehr oder minder gegenseitig hinterher. Die im Reiseführer angegebene Vorgehensweise klappte trotz leichten Holprigkeiten auf Grund missverstandener Aussagen eines Chinesen ganz hervorragend, sodass der deutsch-südamerikanische Tross um 12 Uhr den richtigen Bus entern konnte. Die Busse zur Mauer warten bis das Teil voll ist und deshalb kauften wir, weil alle so gute Laune hatten, erstmal China-Fahnen fuer einen Yuan. Ein paar Belgier machten gleich mal mit und so sah der nur halb touristische Bus direkt mal extrem touristisch aus. Die Fahrtkosten waren mit 12 Yuan pro Strecke mehr als bezahlbar und mit Mels besagter Karte kostete die einstündige Fahrt sogar nur 4 Yuan, da freut sich die Reisekasse. Das Wetter war den ganzen Tag grau, aber irgendwann tauchte sie dann zwischen Bergen und Wolken auf, die Mauer. Schon von der Autobahn ein ganz netter Anblick. Um vom Busparkplatz zum Eingang zu gelangen, musste man sich natürlich erstmal durch etliche Touristen-Horden kämpfen. Und weil zusätlich etliche Souvenir-Shops die Sicht versperrten, standen wir erstmal an der falschen Gasse an, ein Tour-Guide schickte uns dann aber weiter und nach kurzer Verwirrung war klar, dass die Mauer noch ein Stück entfernt ist. So wird man immerhin schon mal eine Vielzahl an anderen Touris los, da vom Busparkplatz aus auch eine Seilbahn zur einen Seite der Berge losfährt, wir wollten aber laufen und fanden dann auch den richtigen Einlass. Die Ticketpreise hatte ich deutlich höher erwartet. Für 45 Yuan dürfen Erwachsene eintreten, 25 Yuan zahlt jeder "Student", der irgendwas mit Bild vorzeigen kann. Mit Ausweisen tauschen und Krankenkassenkarten vorzeigen fand auch jeder unserer Reisegruppe ein günstiges Ticket, sehr freundlich von den Chinesen, da wurden direkt mal wieder die Fahnen geschwenkt. Auf der Mauer kann man sich logischerweise für zwei Richtungen entscheiden, wir nahmen die, zu der die Seilbahn nicht fährt und lagen damit nicht ganz falsch, zu mindest am "Ende" (Ende=ab hier darf man nicht weiter, die Mauer geht natürlich weiter) waren wir doch halbwegs allein auf weiter Flur, dafür mussten aber erstmal einige Anstiege gemeistert und etliche Chinesen beim Fotographieren gestört werden, was sich aber auch nicht vermeiden lässt, die wollen echt ein Foto mit jedem Stein und sich selbst, anstrengend. Dass die Asiaten auch hier so deutlich in der Überzahl sein würden, wer hätte das gedacht, aber ein paar mehr Europäer hatte ich schon erwartet, wohl keine Ferienzeit in Deutschland. Das andere Ende auch noch zu sehen, war nach 3 stündigem rumlatschen zum Glück allen zu viel, also ging es nach einer kleinen Essenspause (selbst die Suppe an der Mauer nicht überteuert, völlig absurd dieses China) zurück nach Peking, die Busfahrt nutzte ich auch gleich mal zum pennen. Die anderen wollten noch zum Olympia-Gelände, da ich das aber eh noch sehen würde, zog ich das Hostel vor, Maria ebenso, also nochmal 2 Yuan in die U-Bahn investiert und um halb 7 waren wir zurück in unserem Zimmer. Tagesausgaben: 59 Yuan (7,50€) inklusive Essen und Trinken, wenn das mal kein Schnäppchenausflug war. Im Hostel bot mir Maria sogar noch etwas von ihrem heiss geliebtem Mate-Tee an und war gar überrascht, dass ich diesen überhaupt kannte. Als Dank für den Tee durfte sie ein Foto von mir schiessen, wie ich ihn schlürfe. Noch ein wenig das langsame Internet genutzt, dann fielen die Augen auch endgültig zu, am nächsten Tag würde ja wieder Sightseeing anstehen. 
Ausschlafen klappte am nächsten morgen wieder nicht, dafür hatte ich bis zum Checkout um 12 aber noch reichlich Zeit für ein Frühstück. Für 3 Yuan fand ich drei Teigdinger, was auch immer es war und für 5 Yuan einen mässigen Kaffee, aber immerhin war ich wieder fit und voller Tatendrang. Maria checkte heute auch aus und hatte bis zu ihrer Zugabfahrt ähnliche Pläne wie ich, also machten wir wieder gemeinsame Sache. Erstmal zeigte ich ihr noch den Laden, wo es das Gebäck-Zeug gab, dann ging es mit der U-Bahn zum Tiananmen Platz, größter öffentlicher Platz der Welt. Von dem wurden aber nur kurz Fotos geschossen, das eigentliche Ziel war nämliche die verbotene Stadt. Auch hier waren natürlich wieder unfassbar viele Touristen unterwegs und für die Tickets musste man sogar anstehen. Immerhin gab es auch hier einen Studentenrabatt und damit den Eintritt für 20 Yuan, auch das wirklich nicht teuer für so eine Top-Attraktion. Nach intensiver Gepäckkontrolle (Verlust: 1 Feuerzeug) durften wir eintreten und uns das riesige Gelände anschauen, auch das sehr imposant, auch wenn ich von grossen Menschenmassen relativ schnell genervt bin. So lange hielten wir uns dann aber auch doch nicht dort auf, auch wenn man sicher noch hätte Stunden damit verbringen können, sich die einzelnen Gebäude genau anzuschauen. Auf der anderen Strassenseite des Ausgangs lag auch direkt das nächste Ziel, der Jishaitan Park. Für 2 Yuan durfte man rein und den Hügel besteigen. Die Parkanlage war nach den Touri- und Verkehrsmassen das reinste Paradies, auch wenn das Wetter mit leichtem Niesels weiterhin schlecht war, denn hierhin verirren sich nur wenige, liegt wohl nicht auf dem Tourplan der meisten. Das Wetter liess einen überragenden Ausblick natürlich nicht zu, schön war er trotzdem.
Von hier ging es zu Fuss weiter nördlich zu zwei Türmen, unterwegs stoppten wir allerdings an einem scheinbar sehr gefragtem Nuss- und Kern-Verkaufsladen. Wenn sich da eine lange Schlange bildet, muss es ja gut sein. Ein nettes taiwanisches Pärchen vor uns klärte uns auch auf, für was wir überhaupt anstehen. Da vor uns aber scheinbar eine neue Fuhre geröstet wurde, dauerte es aber bis wir dran waren und die Maronen ähnliche Teile für 17 Yuan kaufen konnten. Hat sich aber gelohnt und so richtig Bock auf Sightseeing hatte ich eh nicht. Dann ging es weiter in ein kleines Hutong (alte Gassen in Peking) und endlich konnte ich auch mal ein paar Postkarten eintüten und vielleicht auch bald mal verschicken. Noch eine Runde um die nun auftauchenden Türme gedreht, dann ging es auf den Rückweg. An einer Bahnhaltestelle verabschiedete ich mich von Maria. Sie wollte noch shoppen, ich fand ab heute Unterkunft bei Mel, zu der ich dann, nachdem ich meinen Rucksack aus dem Hostel geholt hatte, aufbrach. Mel wohnt weiter ausserhalb in Richtung Olympiagelände, da machte sie sich glatt Sorgen, ob ich das wirklich schaffe. Aber zweimal umsteigen mit englischem U-Bahn-Plan schaff auch ich dann gerade so noch. An der gewünschten Haltestelle boten sich dann auch gleich zwei wunderbare Schauspiele. Zum einen knallt der Zug, bzw. mehrere Züge hier mitten durch die Stadt über eine der vielen Hauptstrassen, wodurch sich zu beiden Seiten Fussgänger und Autos stapeln. Zum anderen liegen hier viele Unternehmenssitze und Universitäten, sodass so viele Leute wie nach einem Fußballspiel an der Bahn anstanden, herrlich. Mel wartete auch wie vereinbart und nahm mich direkt mit in ein Einkaufszentrum zum Abendessen. Sie wollte mir zeigen was ein "Hotpot" ist, bzw. wie das schmeckt. Zusätzlich bestellte sie noch eine echte Peking-Ente, weil ich sie vorher mal gefragt hatte, ob wir das essen könnten. Meine Zweifel, ob das nicht zuviel wäre, beneinte sie, es war also nicht meine Schuld, dass ich nicht alles aufessen konnte. "Hotpot" ist übrigens wie Fondue, nur ist das Fleisch in Scheiben und auch sonst ist der Geschmack natürlich ganz anders. Ich war zwar schon gut satt, aber die Ente kam trotzdem und wurde live und in Farbe neben dem Tisch geschnitten. Den Rest des Viechs gab es in einer Tüte mit nach hause, wie auch den Rest der Speisen, das Abendessen für den nächsten Tag war also auch gesichert. Pappesatt ging es erst noch in Mels Büro, um ihren Krempel zu holen und weil der andauernde Verkehrsstau eine Busfahrt sinnlos erschienen liess, zu Fuß in Mels kleine Wohnung. Hier überreichte ich ihr noch ein Buch über den Baikal-See, das mir wiederum Sergei geschenkt hatte. Weiss ja hoffentlich keiner von beiden was davon. Nach Dusche und chinesischen Medikamenten fiel ich ins Bett, der volle Bauch liess mich aber nicht wirklich gut schlafen und oben drauf gab es gleich mal ein paar neue Mückenstiche. 

Samstag, 14.09.2013:

Wie auch in der Bundesliga rollte heute in China wieder der Ball in der höchsten Spielklasse, der China Super League. Und glücklicherweise auch in Peking, es stand Fußball auf dem Plan, endlich mal wieder! Anstoss war erst um 16 Uhr, dadurch war vorher noch reichlich Zeit. Um 8 schmiss mich Mel aus dem Bett, zur Stärkung für den Tag gab es ein Nudelsuppenfrühstück, dann brachen wir auch schon auf, es stand noch ein weiterer Touri-Spot auf dem Plan. Auf dem Weg zum "Temple of Heaven Park" holten wir noch meine Zugtickets am Pekinger Nordbahnhof ab, die wir vorher im Internet bestellt hatten. Da die Abfahrt gen X'ian vom westlichen Bahnhof gehen würde, habe ich somit alle Bahnhöfe mal gesehen und damit ein Gruß an alle Freunde der Eisenbahn. Am Park verdonnerte Mel mich zum Ticketkauf, was ich natürlich gern tat, bin ja guter Gast und mit 35 Yuan pro Person werde ich davon auch nicht arm. Ansich habe ich ja schon so viele Tempel gesehen, dass weitere nicht mehr wirklich spannend werden, dieser war aber echt ganz nett und wie alles, was für den König angelegt wurde, riesig. Nach 2 Stunden ging es dann aber endlich zum eigentlichen Tageshighlight - Fußball in Fernost! 

Beijing Gouan - Guangzhou R&F 6:0 (2:0) vor ca. 38.000 Zuschauern in Workers Stadium (66.000) in Peking:  

Tickets hatten wir noch keine. Dass es aber kein Problem werden würde, war schon an der Ubahn-Haltestelle klar. Etliche Tickethändler wuselten umher und wollten ihre Karten an den Mann und die Frau bringen. Die Internetrecherche hatte "ausverkauft" bei den billigsten Tickets für 50 Yuan gemeldet, für 100 Yuan und aufwärts gab es aber noch welche, nur nicht vor Ort, die Karten werden wohl nur online verkauft. Für 100 Yuan pro Karte fanden wir Tickets für die Haupttribühne. Wenn man lange gewartet hätte, wär das wohl noch günstiger gegangen, aber nunja. Bezahlen musste wieder ich, war aber in Ordnung, hatte ja schließlich Hostel- und Verpflegungskosten gespart. Rund ums Stadion war reichlich Betrieb. Etliche Stände mit gefälschten Trikots und Softdrinks waren aufgebaut, fast jeder trug grüne Vereinsfarben. Nach einem Snack im Supermarkt nebenan ging es rein ins "Workers Stadium", das Platz für 66.000 Besucher bietet. Im Stadion selbst war kaum Polizei, dafür aber reichlich Militär und Ordner, die sich aber weitesgehend zurück hielten und sogar fotographiert werden durften. Vorm Block wurden nochmals Tickets und Taschen kontrolliert, dann herrscht aber freie Platzwahl. Die meisten der gut 40.000 Zuschauer kamen spät und sahen ein einseitiges 6:0. Das in der 37. Minute dank Elfmeter und roter Karte früh entschieden war. Die Gäste coacht übrigens ein gewisser Sven Goran Ericsson. Das andere Team aus Guangzhou, angehender Meister, der berühmte Italiener Francesco Lippi, sonst war es das in der Liga mit großen Namen, dementsprechend schwach war das spielerische Niveau, vor allem das Tempo ist mit europäischem Fußball nicht zu vergleichen. Wenn einer der Pekinger Stürmer auch nur halbwegs treffsicher gewesen wär, das Spiel hätte auch zweistellig ausgehen können. Die Chinesen zaubern beim Zusehen keinen Hexenkessel ins Rund, sind aber an sich deutlich euphorischer als der Durschnitsdeutsche, dazu gibt es 5 ultramäßige Stimmungsblöcke, war schon ganz nett. Nach dem Spiel ging es mit der Ubahn zum "Nest", dem für die olympischen Spiele gebauten Stadion, das abends ähnlich wie das Stadion in München beleuchtet wird. Und damit ist der Bogen gespannt, denn dort spielte am Samstag auch Hannover um 21:30 Uhr chinesischer Ortszeit. Nach etwas Schwierigkeiten fand Mel sogar einen funktionierenden Stream. Schlimmer als die erwartbare Niederlage war allerdings ihr Gekreische während des Spiels, wenn der Ball auch nur über die Mittellinie kam. Möglicherweise davon, möglicherweise wegen des Nicht-Filterns des Wassers,
starb auch einer ihrer Fische und so gab es noch eine Live-Fütterung ihrer Schildkröte, die sie angeblich nicht hält, um irgendwann mal Suppe daraus zu machen. Ich werde es vermutlich nicht herausfinden. Vor dem 96-Spiel hatten wir im Supermarkt noch Bier für mich und andere Leckereien gekauft. Zusätzlich zum Spiel gab es dann auch noch die Reste der Ente. Etwas angeduselt fiel ich dann auch in einen anfangs guten Komaschlaf bis die Mücken wieder ankamen. 
Am Sonntag liess mich Mel bis 9:30 Uhr schlafen, ein wenig Erholung war also drin. Der Abreisetag war auch weniger stressig. Auf dem Plan stand nur die Besichtigung des Sommerpalasts, eine weitere riesige Anlage für den König und wiedermal total überlaufen. Zum entspannen kann man da sicher nicht hingehen, auch wenn es noch so schön ist. Im Park steht ein Hügel mit dem besagten Palast drauf und zu dessen Füßen liegt ein See, ungefähr so groß wie der Maschsee. Die Engländerinnen aus dem Hostel hatten mir ihre nur halb gebrauchten Eintrittskarten hinterlassen, wir mussten also nur den Eintritt von 30 Yuan (dieses mal jeder für sich) berappen und konnten sonst alles frei besichtigen, ausgezeichnet. Nach einer großen Runde um den See ging es zurück. Jetzt hatte Mel aber noch eine kleine Überraschung für mich und lud mich in ein Restaurant ein, in dem man Esel essen konnte. Im Vergleich zu der dazugereichten Suppe und dem undefinierbarem Salat hat der auch ziemlich gut geschmeckt, fast wie Rind, nur noch eine Spur intensiver. Bei Mel dann die Sachen geschnappt und einmal quer durch die Stadt mit der Ubahn zum Bahnhof. Mel verbrachte noch die Wartezeit mit mir, dann ging es rein in den Zug, wieder mal 12 Stunden und 1200 Kilometer absitzen. Im Vergleich zu den zahlreichen Stehplatzkunden, die es sich vornehmlich im Raucherbereich des Zuges "gemütlich" machten, hatte ich dieses mal aber ein Sitzplatzticket, Luxus quasi! 

Montag, 16. September 2013:

Die Nacht im Zug war reichlich schlaflos, aber auch die ging vorbei. Um 10 Uhr fuhr der Zug nach 14 Stunden auf 1100 Kilometern in X'ian ein und damit sind es nun 15.000 Kilometer, die ich hinter mir gelassen haben. Einen Rekord will und werde ich damit nicht aufstellen, aber schon verrückt über die Zahlen nachzudenken. Am Bahnhof war wie immer die Hölle los, das Hostel, in das ich mich eingebucht hatte, wollte mich eigentlich abholen, ich sah aber zu mindest keinen, aber die 3 Busstops schaffte ich auch gerade so selber, wenngleich die Wegbeschreibung zu der Bude mal wieder eine Katastrophe war. Für 40 Yuan pro Nacht gab es ein Bett im 4er Zimmer und ein Gutschein für ein Bier. Noch geschädigt von der Nacht im Zug fiel ich nach einer langen Dusche erstmal ins Bett. Nach einem Streifzug durch die hektische, aber ansehnlichs Stadt, Stadionbesuch mitten im Wohnviertel inklusive, traf ich vorm Hostel zwei bekannte Gesichter. Ricardo und Melina, das argentinische Pärchen aus der Transsib und Peking, kreuzten erneut meinen Weg. Später wurde dann noch Maria aus einem anderen Hostel rangelotst und es ging für ein spätes Abendessen und Bier in eine kleine nette Gasse, in der diverse Stände mit gutem Essen für 10 Yuan und kaltem Bier für 4 Yuan für Begeisterung sorgten.
Der Kopf war am nächsten morgen folglich etwas schwerer, aufstehen musste und wollte ich trotzdem, wenn man schon mal in X'ian ist, kann man ja auch mal die "Terracotta Army" begutachten, die sich ein chinesischer Herrsher vors Grab stellen lassen hat, um über ihn zu wachen, und die erst vor gut 50 jahren entdeckt wurde. Ricardo war der Eintrittspreis zu hoch, Melina kam aber mit und brachte aus ihrem Zimmer gleich noch Indri aus Indonesien mit. Angereist werden konnte mal wieder ohne Tour, Wikipedia weiss ja sowieso mehr als jeder Guide. Für 8 Yuan pro Strecke war die An- und Abreise auch recht günstig, durch den zähen Verkehr und etliche Zwischenstops aber auch mega nervig. Um die kleinen Krieger zu sehen, muss man sich vom Busparkplatz erst an tausend Ständen vorbeischlängeln, ehe man die 75 Yuan für das Studententicket zahlen darf, ganz schön happig, wird aber damit begründet, dass weiterhin gewerkelt wird. Drei Hallen mit Ausgrabungen und eine Ausstellung werden geboten und sind natürlich recht beeindruckend. Würde ich mir auch auf mein Grab stellen, wenn ich Macht und Geld hätte. Durch die vielen Touris bleibt aber natürlich keine Grabruhe mehr, also vielleicht doch nicht. 
Am abend ging es mit Ricardo und Melina wieder in die Gasse, es blieb aber bei wenigen Bieren und Speisen. 

Mittwoch, 18.09.2013:

Mal abgesehen von einem Friseurbesuch für 30 Yuan, der die Angestellten begeisterte, passierte heute nicht viel. Mal hier gedöst, mal da Billiard gespielt, hier Souvenirs gekauft, da was gegessen. Muss ja zwischendurch auch mal sein, morgen werden ja schliesslich wieder Kilometer gemacht. Abends ging es mit Emelina (das mit dem E musste ich erste lernen, aber fuer die Spanier bin ich ja auch Phillip) und Gonzalo, sowie einem ecuadorianisch-spanischem Ehepaar zu unserem Streetfood-Stand, der mittlerweile sogar Stühle und Tische anrückte, wenn wir nicht genug Platz fanden. Aber wie die letzten Tage waren wir auch heute wieder gute Kundschaft, es blieb aber bei zwei bis drei Bieren, meine beiden Amigos wollten morgen in Richtung Chengdu trampen, was aber auf Grund von Regen nicht klappte, bzw. von ihnen gar nicht erst probiert wurde. Da mein Zug erst abends fuhr, hatte ich mal wieder reichlich Zeit nach dem Checkout irgendwas anzustellen. Mit der Metro ging es ein Stück in Richtung Süden zum zweiten Stadion in X'ian. Das Teil war aber leider nicht zugänglich, deswegen ging es nach einer Runde zu Fuß zurück in die Stadt. Eigentlich wollte ich noch die imposante Stadtmauer besteigen, war es mir für 54 Yuan aber deutlich nicht wert. Da heute "Mitte Herbst Festival" in China war, waren die Strassen auch halbwegs verkehrsfrei, also ungefähr so wie zur Rush-hour in Germany, und in den Einkaufsgassen konnte man kaum einen Fuss vor den anderen setzen. Der Regen vertrübte wohl etwas die Laune, richtig ausgelassen wurde nicht gefeiert, obwohl Mitte Herbst ja auch nur einmal im Jahr ist. Die Geschäfte hatten auch so gut wie alle auf, komischer Feiertag irgendwie. Man hätte zwar noch zig Tempel rund um X'ian besichtigen könnne, ich zog stattdessen Rumlungern in Hostel und Muslim-Viertel vor, die zwei verspielten Katzenbabys dankten es mir mit traurigem Miauen, als ich abends meine Sachen schulterte und die beiden ihrem unausweichlichem Schicksal als Streuner oder Abendessen hinterliess. Next stop Chengdu! Man liest sich...