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Sonntag, 24. August 2014

USA / Teil 1

Donnerstag 21.08.2014

Der Icelandair-Bomber fliegt die Strecke unter Zeit, trotzdem hätten sie mal ein paar Snacks reichen können. Sei es drum, um halb 1 Ortszeit betrete ich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. USA! Im Terminal wartet schon Mitbewohner Ralf, der sich die nächsten 3 Wochen mit mir antun will. Als erstes gilt es den Mietwagen abzuholen. Der wartet allerdings auf Grund von erheblicher Ersparnis am Airport Newark auf uns. Das bedeutet einmal durch die ganze Stadt. Eine Busverbindung fuer 24 Dollar soll es richten, fährt uns allerdings in den ersten fetten Stau. Und der will auch nicht mehr aufhören. Immerhin gibt es direkt ne kleine Stadtrundfahrt. Am Ende brauchen wir gute vier Stunden. Nach Flug und wenig Schlaf etwas zermürbend. Endlich on the road direkt mal wieder Stau. Schon nervig. Da es aber eh kein Ziel gab, war die Welt in Ordnung. Nach Stop beim goldenen M, befinden wir uns irgendwo in Connecticut und halten mal nach einem Schlafplatz Ausschau. Am Strand hingen zu viele Leute in Autos rum, daher ging es auf einen Wal-Mart Parkplatz. Dort offenbart sich allerdings ein Problem. Die Karre ist nicht gerade dafür gedacht, zwei Menschen zu beherbergen. Die riesige Kofferraumabdeckung des Ford Fiesta will nicht weg. Also einer auf den Beifahrersitz und der andere mit angewinkelten Beinen auf Rückbank und Ladefläche. Klappt hervorragend und es gab ausreichend Schlaf fuer alle Passagiere.
Gegen 7 sind wir wieder auf den Beinen. Wal-Mart öffnet seine Pforten und es gibt ein paar Scheiben Toast mit Erdnussbutter. American Way of life. Da bis zum Termin am Abend noch reichlich Zeit ist, laufen wir noch über den nahegelegenen Strand, dann sind wir wieder on the road. Und fahren mitten durch Amerikas New England. Absolut geile Gegend. Wenn gerade mal keine hügeligen Wälder auftauchen, gibt es Buger an Burgerladen bis zum Horizont. Einfach klasse. Zur Mittagszeit nehmen wir noch Providence, die Hauptstadt des Staates Rhode Island mit und dann wird Kurs auf den Fenway Park genommen. Denn dort findet der entscheidende Tagestermin statt. Nein, kein Fussball, sondern Baseball. Muss man ja mal gesehen haben, wenn man schon mal da ist. Das Stadion wurde auch schnell gefunden, Parkplätze hingegen waren absolute Mangelware. Der Kurs hierfuer lag zwischen 40 und 60 Dollar. Verbrecher. Also wieder raus aus der Stadt und zu einem Park and Ride Platz. Hier durfte fuer 6 Dollar geparkt werden und fuer 2,65 pro Baseballfan und Strecke ging es mit der Bahn zum Ground. Da sich die Redsox großer Beliebtheit erfreuen, waren die Schwarzmarktpreise doch recht hoch. Es gab aber noch Tagrskarten, auch wenn die mit 33 Dollar durchaus nicht günstig waren. Aber egal, wir wollten rein und werden vermutlich nicht mehr so schnell Baseball gucken, also zugeschlagen, am Ende ärgert man sich ja doch mehr, wenn man es nicht macht. Noch einen Burger geschnappt und rein in den Tempel.

Boston Redsox - Seattle Mariners 3 - 5, Major League Baseball, Fenway Park, 37.499 Zuschauer 

Zugegeben ich hab keinen Vergleich, aber das Stadion ist schon echt ganz geil. Mitten zwischen den Häusern tauchen die Stahltreppen und Backsteine auf. Vor den Tribuehnen ist alles verwinkelt wie eine Fabrik und die Ränge bestehen aus Bänken, die aussehen wie festgenagelte Gartenstuehle. Alterhrwürdig trifft es schon gut. Das Vorprogramm hielt sich mit Nervigkeit auch angenehm zurück. Ab und an wurde mal ein krankes Mädchen oder ein Dauerkarteninhaber des Tages gezeigt, sonst wenig. War aber auch kaum einer da, den das hätte interessieren können. Die große Menge kam erst kurz vor oder kurz nach Beginn, viele auch noch später. Verpasst haben sie nichts. Die ersten vier von neun Innings passierte absolut gar nichts, ausser, dass die Leute immer weiter fraßen und trinkten. Dann schafften es die Redsox tatsächlich drei Leute um jede Base zu schicken, das ist gleichbedeutend mit drei Punkten. Danach passierte wieder lange nichts und nach über drei Stunden Spielzeit wurden die Augen immer schwerer. Dann endlich letztes Inning, über die Hälfte war schon siegesgewiss oder desinteressiert gegangen, und auf einmal passiert richtig was. Die Mariners haben schon zwei Outs und der Schläger schon zwei Strikes. Kurz: noch einmal nicht treffen und das Spiel ist aus und die redsox gewinnen. Er trifft allerdings und weil zusätzlich schon drei Spieler unterwegs sind, holen die Mariners auf einmal auf. Das ganze wiederholt sich noch zweimal bis es auf einmal 5-3 fuer die Gäste aus Seattle steht. Bitter fuer die redsox, die mit ihren eigenen Versuchen selber nichts mehr holen können. Das ist Baseball, das war lange Zeit langweilig ohne Ende, aber am Ende doch ganz interessant. Vermutlich nicht so schnell wieder. Nach Abpfiff ging es mit der Bahn wieder raus nach Riverside. Auf Grund der fortgeschrittenen Uhrzeit gestaltete sich die Schlafplatzsuche etwas nervig, konnte aber auf einem Rastplatz an einem Interstate beendet werden.

Samstag, 23.08.2014

Die Nacht im Auto war erneut absolut zufriedenstellend und nach einer Dusche in einem Fitnesstudio fuer 5 Dollar, lag uns praktisch die Welt zu Füßen. Erstmal sollte aber Boston reichen und dorthin ging es wieder per Bahn, wieder von Riverside. In Boston herrschte touristische Hochstimmung. In den USA sind auch noch Schulferien und Asiaten sind ja immer überall. Abgelaufen wurde der "freedom trail", der im Prinzip an allen wichtigen alten Gebäude vorbeiführt, wobei alt für den Europäer an sich natürlich relativ ist. War aber doch relativ ansehnlich und interessant, schließlich fand in Boston der Aufstand gegen die Engländer ihren Anfang. Der Kampf für die Unabhängigkeit ist hier, also in Nee England, doch sehr präsent. Nicht zuletzt bei Football und fussballmannschaften. Und dorthin sollte es nach einer Burgerstärkung auch gehen. Das Stadion wird von beiden Sportarten genutzt und liegt ca. 30 km von Boston entfernt mitten im gar nichts. Weil heute Fußball dran war, gab es auch noch reichlich Tickets, 25 Dollar für das günstigste und dazu gratis parken. Neben dem Tempel fuer knapp 65.000 Fans ist dann auch direkt eine dezent große Einkaufsmeile, irgendwie muessen die Parkplätze ja genutzt werden, wenn kein Sport ist. Da wir viel zu frueh da waren, sind wir kurz nochmal weg, waren aber zwei Stunden vor Spielbeginn wieder da. Mittlerweile hatten sich auf dem Parkplatz zahlreiche Einheimische mit ihren Pickups eingefunden, die dort ein riesiges Grillfest veranstalteten. Schon geil. Muss man sich mal vorstellen. Vorm Heimspiel im Niedersachsenstadion mal eben noch auf den Schützenplatz, Grill anschmeissen und ein paar Biere zischen. Und heute war nur Fußball. Muss wie auf einem Festival sein, wenn erst Football ist und wirklich 65.000 kommen. Mit bester Laune ging es dann also hinein.

New England Revolution - Chivas USA 1-0, Major League soccer, Gillette Stadium vor ca. 10.000 Zuschauern

Richtig viel los war nicht. Fußball ist doch noch etwas Randsportart, dafür schienen die Leute anders als beim Baseball nicht nur zum saufen und fressen gekommen zu sein. Das Stadion an sich ist natürlich völlig geil. Zu zwei Seiten nur ein Rang. Haupt- und Gegentribuehne wachsen nur so in den Himmel, dadurch zieht es im Stadion ohne Ende. Und die footballsaison beginnt jetzt erst und endet im Februar. Da wird im fanshop wohl die ein oder andere Regenjacke und oder  Decke verkauft. Heute blieb es aber trocken. Unter Flutlicht lief dann ein gruseliges Spiel ab. Immerhin schaffte es die Heimmannschaft nach 56 Minuten mich das erste Tor auf dem nordamerikanischen Kontinent sehen zu lassen. Angelehnt an die alten Freiheitskämpfer feuern fünf Patrioten nach den Toren und Abpfiff auch direkt mal ihre Waffen ab und das direkt neben dem Gästetorwart, klasse. Ansonsten war angenehm wenig los. Mal abgesehen davon, dass das Spiel noch auf beiden Videowänden übertragen wurde und die Werbetafeln überdimensioniert sind, ist so ein Bundesligaspiel doch schon deutlich mehr zum Event verkommen. Über die Lautsprecher kamen kaum Durchsagen und nicht mal ein nerviges Halbzeitspiel gab es. Am Ende stand dann der dritte Länderpunkt für Ralf und ein neuer Kontinentalpunkt, inklusive Länderpunkt für mich. Fehlen nur noch Südamerika und Ozeanien an Verbänden. Zum pennen ging es weg vom Stadion auf einen Wal-Mart Parkplatz. Auf dem waren Übernachtungsgäste leider explizit untersagt. Zum Glück war der nächste große Parkplatz keine 100 Meter weit weg.
Der nächste Morgen brachte zunächst die Gewissheit, dass jetzt erstmal vier Tage kein Sport auf dem Programm stehen würde. Als erste Alternative gilt da oft: Natur. Also wurde die Karre drei Stunden nach Norden in den Bundesstaat New Hampshire gelenkt, Ziel: white mountains. Die komplett bewaldeten Berge konnten ganz amerikanisch mit dem Auto durchquert werden. Ein sogenannter scenic-drive kreuzt den Nationalpark und bietet regelmäßig Parkmöglichkeiten an Aussichtspunkten oder Wasserfällen. Die Tagesgebühr fürs Parken lag bei 3 Dollar. Sehr fair. Um den Fortschritten der Zivilisation nicht ganz zu entfliehen, entschieden wir uns abends ein Motel aufzusuchen. Mit 65 Dollar zwar etwas überteuert, aber dafür lag es auch in einem stark touristischen Geniet, wo sonst nicht viel ist. Tatsächlich sogar das erste richtige Bett seit Aufbruch aus Deutschland. Na dann mal gute Nacht.

Montag, 25.08.2014

Nach einem lockeren 10 h Schlaf ging es mal wieder auf die Straße. Ist ja schließlich ein Roadtrip. Heutiges Ziel: Montreal, Kanada. Dafür ging es mal wieder in Richtung Norden. Die Landschaft um uns herum wurde bis zur Grenze immer leerer. Nicht mal ein mcdonalds tauchte auf und die gibt es sonst wirklich aneinandergereiht. Nunja, Grenze wurde problemlos genommen und nach weiteren 1 1/2 h waren wir im französischsprachigen Montreal. Auf einem Park and ride Parkplatz durften die ersten Dollar gespendet werden, dann ging es per Metro die Stadt erkunden. Der Tageskartenpreis von 10 Dollar, wobei das ja auch nur 6,60 Euro sind, überzeugte nicht so, die Stadt selbst dafür schon. Zum Teil alte Häuser, Kirchen und Unis in tiefen Häuserschluchten. Dazu der Mount Royal, der über der Stadt thront und von dem man einen klasse Ausblick hat, wenn man den Aufstieg überlebt. Nachdem auch noch das alte Olympiagelände, inklusive neuem Fußballstadion begutachtet wurde, ging es in den Abendstunden noch ein Stück weiter. Montreal hat absolut überzeugt, nur das französisch ging absolut gar nicht.
Die Nacht wurde auf einer Autobahnraststätte verbracht. Auch hier übrigens keinerlei Probleme. Als Tagesziel guckten wir uns mangels Reiseführer auf google maps einen provincial Park aus, der so ziemlich auf der Strecke gen Westen lag aus. Für 14 Dollar gab es einen Tagespass für das Auto. Das musste allerdings auf dem Parkplatz warten, während wir uns auf einen 15 km Marsch durchs Gestrüpp machten. Die Gegend war nicht "atemberaubend" wie sonst für den ein oder anderen Reisenden ja vieles auf der ganzen Welt, dafür aber menschenleer. So latschten wir seelenruhig zwischen ein paar Seen hindurch. Die Wege an sich waren relativ naturbelassen, dafür aber gut beschildert. Von wilden Tieren war leider nicht so viel zu sehen. Eine kleine Schlange, etliche Frösche, Streifenhörnchen, tausende Insekten und ein Reh kreuzten unseren Weg, das war es. Nach 4 Stunden waren wir durchgeschwitzt wieder am Auto, eine Dusche musste her. Nach etwas Gesuche fand sich die auch für 5 Dollar in einem Gemeindezentrum einer Ortschaft am Highway. Danach noch einen geilen Burger bei a and w, einer kanadischen Kette, absolut zu empfehlen, verhaftet und der Tag war mal wieder rum. Wieder auf einen Rastplatz, wieder keine Probleme. Am nächsten Tag ging es vorbei an Toronto zur kanadischen Seite der Niagara Fälle. Zur Abwechslung gab es mal wieder ein Motel für schlanke 20 Dollar pro Person. So sah das ganze allerdings auch aus, vor allem die Leute, die sonst so da waren. Aber wir waren Ja wegen des fallenden Wassers da und die sind absolut beeindruckend, da kann man nichts sagen. Die etlichen Touristen nerven zwar, aber gut, die sind überall. Weil keine Lust Geld auszugeben, wurde auf sämtliche Schiffs- und Fahrstuhlfahrten verzichtet, dafür aber etliche Fotos geschossen. Am abend schauten wir uns das ganze nochmal beleuchtet an, auch das schick und außerdem gab es noch ein Feuerwerk, da war unser Timing top.

Das war also die erste Woche USA, bisher lief alles top. Das erste übel scheint aber zu warten, der Mietwagen verliert auf einem Reifen Luft. Es bleibt spannend.

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