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Dienstag, 1. Mai 2012

Vom anderen Ende der Welt in eine andere Welt

So viel ist sicher: Südostasien bietet eine ganz andere Reisewelt als dies Australien tut. Beginnen wir aber von vorn.
Nachdem der 31 Stunden Anreisemarathon bewältigt wurde, schleppte ich meinen müden Körper zur Khao San Road, einer Art zentraler Anlaufstelle für Backpacker in Bangkok. Durch die reisenden Heerscharen angelockt wird dort so ziemlich alles verkauft, was man sich nur so vorstellen kann. Mein Lieblingsverkäufer hatte schlichtweg Elektrorasierer im Angebot. Was eine Bombengeschäftsidee. Wer sass nicht schon einmal in einer Bar, trank Bier und dachte sich: "Hm och jetzt so ´nen Rasierer."
Ein verrückter Ort. Hier blieb ich gleich mal zwei Tage. Tagsüber wurden Sehenswürdigkeiten, also Tempel und nochmals Tempel, abgeklappert. Abends wurden Thai Biere auf Geschmack und kulturelle Einrichtungen wie Tishtennis-Shows auf Unterhaltungswert getestet. Begleitung gab es dabei erneut vom an dieser Stelle herzlichst gegrüssten Martin, über den ich gleich am ersten Abend nun schon zum zweiten mal auf dieser Reise stolperte.
Allerdings trennten sich unsere Wege auch schnell wieder. Für mich ging es in den Norden Thailands, Martin zog es in den Süden.
Eine schlanke 15 stündige Zugfahrt im Grossraumliegeabteil brachte mich zu meinem nächsten "Spot" - Chiang Mai. Die Stadt bietet neben tausend Tempeln vor allem etwas Entspannung von Bangkoks Hektik und noch viel hauptsächlicher: Trekking!
Ca. tausend Touren kann man machen und alle beinhalten im Prinzip das gleiche.
Dies ist allerdings längst nicht alles. In Chiang Mai kann man ausserdem eine Affenschule, eine Schlangen-Farm, irgendwas mit Elefanten und das Tiger Kingdom besuchen. Ich beliess es bei den Mietzekatzen. Im Gegensatz zu Bangkok sind die Raubkatzen hier nicht unter Drogen gesetzt, sondern vor allem nicht hungrig und verschlafen, sie fressen nämlich nachts. Also kann man sie tagsüber kuscheln und sich einreden, dass die Viecher keineswegs gefährlich sind. Die Tiger reagierten allerdings zum Teil, sodass zu mindest ich der Geschichte von drogenfreien Tigern glaube.
Am nächsten Tag ging es dann auch schon ins Trekkingabenteuer. Ein Geländewagen brachte die dreiköpfige Touristengruppe + Guide in die Berge abseits von Chiang Mai. Gleich zu Beginn wartete ein Highlight der Tour - Elefantenreiten. Die Kolosse brachten uns über ziemlich unebens Terrain einmal quer durch den Wald. Relativ wackelige Angelegenheit.
Nach ein paar weiteren Zwischenstops in abgelgenen Bergdörfern begann dann schliesslich auch das namengebende Programm und das war wirklich superaufregend. Wir marschierten schnurstracks in den Wald/Dschungel/was auch immer. Unser Guide stattete uns vorher besser mal mit Zwillen aus. Erlegt habe ich damit nichts, aus der Hand gelegt hab ich sie allerdings auch nicht.
Immer mal wieder stoppten wir, um Dinge über Pflanzen- und Tierwelt zu lernen oder einfach mal an einer Lilliane durch den Wald zu schwingen.
Die Nacht verbrachten wir bei einer Bauernfamilie, die in durchaus einfachen Verhältnissen mitten in den bergen lebt und einen irren Ausblick über die umliegende Landschaft geniessen kann. Bevor im Wok das Abendessen gekocht wurde, stellte man noch Rattenfallen auf. Leider aber ohne Erfolg. Es würde keinen Frühstücksspeck geben.
Zu später Stund ging es dann auf  eine kleine Nachtwanderung. "Hunting" wie der Guide es nannte. 1/3 der unbeholfenen Touris lag aber schon krank im Bett, ein weiteres drittel verliess die Expedition bei Anblick der ersten Spinne. Ich war also allein mit Guide und Dorfjunge, die in Flipflops durch den Wald jagten, nur um mir ständig mitzuteilen, dass ich besser nichts anfasse oder gar berühre.
Auf einer Lichtung fand der abgefreakte Guide dann ein Loch im Boden und gab mir zu verstehen, zurückzutreten. Er grub das Loch etwas weiter mit seinem Messer aus und heraus kam ein gigantisches Viech - eine Tarrantula. Ich scherze nicht, in dem Moment dachte ich das Viech frisst gleich einen der beiden kleinen Thais mit einem Haps auf. Es ging allerdings anders aus. Das hochgiftige Viech wurde per Hand gefangen und in einem gerade so ausreichenden Plastiktütchen verstaut. Ausserdem konnte noch erfolgreich ein Frosch gefangen werden.
Zurück im Camp verspeiste das lustige Jägertrüppchen dem armen Frosch, der bei lebendigem Leibe auf die Glut geschmissen wurde. Es war weniger schlecht als ich gedacht hätte.
Die Spinne wurde in einem Gefäss aufbewahrt und auch diese wurde verspeist. Es gab also doch Frühstücksspeck, oder so ähnlich.
Nach einem weiteren Marsch und dem Besuch eines wunderschönen Wasserfalls ging es dann zurück in die Zivilisation. Ich brachte mir zwar kein kleines Thai-Mädchen mit (wurde mir im Tausch gegen ein Schwein angeboten), dafür aber reichlich Mückenstiche. Meine linke Hand war eine einzige Kugel, meine Knöchel konnte man nicht mehr genau bestimmen. Aber schön war es!