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Montag, 13. Oktober 2014

Road to Rio / 4

Dienstag, 07.10.2014

Endlich wieder Fussball! Uncoolerweise aber erst heut abend um kurz vor zehn. Was für eine beschissene Anstoßzeit. Das schlimmste daran, dass ich langsam wirklich nicht mehr wusste, wie ich den Tag verbringe, ohne komplett im Hostel abzugammeln. Aber in der Länge ist es auch der letzte in SP, also nicht meckern, sondern handeln. Nachdem ich mich in aller Ruhe fertig gemacht hatte und ein paar gewaschene Socken zum Trocken aufgehangen waren, marschierte ich munter los. Heute direkt mal die kurze Hose angezogen, gestern war es schon warm, aktuell war es aber grau. Als erstes und eigentlich auch letztes stand der Besuch des Kunstmuseums in meinem Terminplaner. Heute freier Eintritt, hereinspaziert, hereinspaziert. So viel war dann aber gar nicht los. Genug Platz, um sich in aller Ruhe den Objekten zu widmen. Nicht, dass ich den gebraucht hätte, aber besser haben. Im Museum war recht viel vertreten. Etwas moderner Schnickschnack, ein bisschen Stadtfotographie und eine Ausstellung, die den Wandel in der Kunst dokumentieren wollte, was den Ausstellern irgendwie nicht richtig gelang, weil kein roter Faden zwischen den Werken zu finden war, interessant war es aber schon. Den versprochen Van Gogh fand ich nicht oder ging an ihm vorbei, beides möglich, dafür aber einen Boticelli, den ich eigentlich auch nur kenne, weil ich gerade das neueste Werk von Dan Brown gelesen habe. Aber gut, ich hätte das Museum sowieso nicht besucht, wenn ich nicht genug Zeit gehabt hätte, insofern war es eine nette Abwechslung. Danach zum Supermarkt meines Vertrauens den Berg runtergefallen und wieder raufgekraxelt. Zum Mittag gab es wieder Nudeln mit Tomatensoße, schmeckt gut, einfach zu machen, kost fast nix, was will man mehr. Immerhin war es so dann auch schon Nachmittag, Zeit für ein Schläfchen und ein wenig Uni-Recherche, geht auch bald wieder los und ich freu mich sogar tatsächlich darauf, schlimm. Als ich es nicht mehr aushalte, mach ich mich drei Stunden vor Anpfiff los und stehe auf einmal mitten im Feierabendhbahngedränge. Aber alles nicht so schlimm, die Metro kommt im Minutentakt, da kann man auch mal eine davondüsen lassen. Schlimmer, dass zurück wegen der späten Anstoßzeit keine mehr fahren wird, aber ich werd ja hoffentlich nicht der einzige Stadionbesucher sein und zurück kommt man immer. Um zum Stadion zu gelangen, muss man von der Metro noch 20 Minuten zu Fuss durch ein paar dunkle Ecken schleichen. Dunkel allerdings, weil sich das Stadion von Portuguesa in einem Gewerbegebiet befindet und einfach wenig los ist. Bis auf ein paar Straßenkids alles ruhig, aber warten wir mal den Abpfiff ab.
Eintritt zum Stadion gibts wie schon bei Palmeiras. Nein, aufs Feld dürfen Sie nicht, junger Mann, aber natürlich gerne auf die Tribuehne. Obrigado, das war ja einfach und damit hält die Nicht-Bezahlen-Serie, auch wenn sie morgen sicher reisst, ich will mich mal nicht beschweren.

Portuguesa - Vasco Da Gama 0-1, Brasilien Serie B, Estadio Oswaldo Texeira Duarte, 3000

Zwei Stunden vor Anpfiff bin ich drin, noch keine Fans da. Die Bullen klopfen gerade noch die Sitzschalen ab, finden aber nichts, daher dürfen dann auch alle anderen rein. Deren Anzahl allerdings auf Heimseite durchaus überschaubar ist, wohingegen die Gäste locker mehr als 2000 mit aus Rio mitgebracht haben. Wobei, wahrscheinlich sind das eher Vasco Fans aus Sao Paulo. Der Verein erfreut sich trotz 2. Liga immer noch an einer großen Fanschar. Die Zeit bis zum Anpfiff geht dann auch irgendwie vorbei, heute ist es wenigstens angenehm warm warum auch immer ich mein Buch nicht mitgenommen habe.
Das Spiel bestimmt Vasco und geht verdient noch in der ersten Halbzeit in Führung. Daran ändern wird sich bis zum Abpfiff dann auch nichts mehr. In der Halbzeit hatte ich mal in die Runde gefragt, wie ich wohl am besten nach hause komme. Taxi war die gängige Antwort, aber warum ich denn nicht einfach Bahn fuhre, müsste mich nur beeilen. Ja, wie? Fährt doch gar nicht mehr. Doch, doch, Sommerfahrplan oder so. Ich will es zwar nicht glauben, renne aber nach Abpfiff mal los. Einmal falsch abgebogen und auf einmal bin ich nicht nur relativ weit weg von der Bahn, sondern auch Mitten auf dem Straßenstrich. Upsi, nochmal schnell Turbo und ich schaffe tatsächlich noch die letzte Bahn. Umstieg ist zwar nicht mehr möglich, aber die eine Station läuft sich dann auch wie von selbst. Halb eins im Bett, in das ich zur Freude meiner neuen Mitbewohner krache.
Dafür stehen diese am nächsten morgen um 6 auf, da dreh ich mich lieber nochmal um. Den geilen Frühstückskuchen will ich aber nicht verpassen, also um 9 raus aus den Federn. Ich glaub, ich schlafe hier zu lang, aber ich hab ja auch nichts zu tun, da kann man auch mal ausschlafen. Heute also wieder Fussball und das zum Glück auch nicht ganz so spät. Das dürfte gestern sicher das späteste Fussballspiel gewesen sein, bei dem ich je war. Auf Unternehmungen hab ich allerdings keinen Bock und vergammel die Zeit bis zum Mittagessen im Hostel. Langeweile macht hungrig, da hilft Nudeln mit Tomatensoße, Klassiker. Meine Eltern haben mal erzählt, dass sie mir und meiner Schwester mal eine Woche dieses Essen vorgesetzt haben, in der Hoffnung, dass wir danach keinen Appetit mehr darauf haben. Experiment ist damals fehlgeschlagen und es schmeckt immer noch, ab morgen darf es aber gern auch was anderes sein, aber da wird mir auch sowieso keine Küche zur Verfügung stehen. Genug geplappert, um 16 Uhr brasilianischer Zeit ging es los. Praktischerweise fuhr der Bus in Hostelnähe direkt bis zum estadio. Brauchen sollte er mehr als eine Stunde. Nach etwa 50 Minuten war dann aber Stillstand, Bus kaputt oder Fahrer keine Lust mehr, wer weiss das schon. Die Teile sind auch so riesig, dass locker 100 Leute auf der Straße standen und versuchten, in die ebenfalls vollen Nachfolgebusse zu gelangen. Darauf hatte ich keinen Bock und ging das letzte Stück zu Fuß. Weit war es nicht mehr, also war ich doch wieder mehr als zwei Stunden zu früh, was solls. Beim Reinmogeln hatte ich heute wie schon befürchtet kein Glück. Die Reinlasser schlugen mir allerdings einen Deal für 50 Reals vor, aber ohne mich. Die Karte für Studenten kostete nur 20, auch wenn ich mich nach deren Meinung damit in Lebensgefahr begeben würde. Schöner ist war Nicht-Bezahlen, aber die Quote geht schon in Ordnung, und die knapp 7 € sind für den Tempel auch super. Um diesen drehte ich noch eine Runde bei Sonnenuntergang, Fussballromantik. Da ich jetzt schon mal Geld gezahlt hatte, war ich in Stimmung und löhnte nochmal fast das gleiche für Wasser, Fleischbrötchen und Cola, auch das alles nie eine falsche Investition, wenn auch vergleichsweise teuer. Um noch die letzten Lichtstrahlen im Rund mitzunehmen zog ich dann ein ins legendäre Morumbi. Studentenausweis wurde nochmal gegen geprüft, aber für ok befunden. Glück gehabt, der Rabatt gilt frecherweise sonst nur für Brasilianer.

FC Sao Paulo - Atletico Paranense,Serie A Brasilien, Estadio Morumbi, 9820

Die Hütte ist einfach geil, da kann man nichts sagen. Erbaut sjsksksmmsmsmsms
Und bei der Platzwahl hatte ich auch alles richtig gebracht. Im Oberrang konnte ich vorrücken bis zur Mittellinie, links davon ist dann abgetrennt die Fankurve, wo man dann tatsächlich seine Wertsachen im sicheren bewahren sollte.
Viel los war aber nicht rund um die Torcida independiente und auch sonst waren nur knapp 10.000 gekommen, Gästefans Fehlanzeige. Auf dem Platz für Sao Paulo ein paar aus Europa bekannte. Maicon, Pato, Luis Fabiano, der eine mehr, der andere weniger erfolgreich. In Minute 6 schlänzte Maicon die Pille traumhaft in den Winkel, es sollte das letzte Highlight bleiben, bis auf, dass der Torwart der Heimmanschaft scheinbar ausrichtsreiche Freistöße schiessen darf. Fanmäßig auch alles ziemlich lahm, die brauchen scheinbar ein 5-0, um laut zu werden.
Nach Abpfiff liess der Bus nicht lange auf sich warten und beförderte mich sicher heim. Hostelzimmer mittlerweile voll besetzt mit nervigen Brasilianern, trotzdem weggepennt.
Um 6 Uhr checkte noch ein Gast ein und bezog das letzte Bett im Raum, natürlich genau über mir. Die Bande gehörte scheinbar zusammen und hielt es scheinbar für nötig morgens lautstarkej smalltalk zu halten. Nur gut, dass ich auch zeitig rauswollte. Noch das Frühstück mitgenommen, Rucksack gepackt und dann mit der Metro zum südlichen Busbahnhof. Busticket hatte ich bereits online bestellt. Nachdem ich meinen Handy-Screenshot vorgezeigt hatte, wusste auch der Angestellte was los war und stellte das Ticket problemlos aus, das ging ja einfach. Als ich mich gerade in die Wartelounge begeben wollte, winkte mich auf einmal jemand ran. Wir kannten uns nicht, aber Michael aus London hatte mich gestern schon beim Fussball gespotted. Schnell war klar, dass wir heute das gleiche Ziel hatten, aber nicht den gleichen Bus gebucht hatten, also schnell Nummern ausgetauscht und für ein Bier verabredet. Um 12.15 Uhr fuhr mein Bus dann fast pünktlich ab, um sich durch die Berge gen Santos zu winden. Nicht schön für den Magen, zum Teil aber für die Augen und um 13:30 Uhr pünktliche Landung in Santos. Am Busbahnhof direkt mal das Ticket für heute Nacht abgeholt, wer weiss, ob später noch jemand da ist, auch das lief hervorragend, und den schweren Rucksack für 12 Real abgegeben. Davon hätte man zwar auch fast ein Hostel bezahlen können, die gibt es in Santos aber nunmal nicht. Was also tun die sechs Stunden bis Anpfiff? Zwischen den Angeboten wählte ich die einfachste Variante und ging einfach zum Strand. So richtig schön ist es auf dem Weg dorthin nicht, irgendwo wäre wohl aber eine Altstadt gewesen, egal. Strand ist ganz nett, nichts besonderes, aber mit ein paar Klippen und einer vorgelagerten Insel. Einmal rauf und runter bei 30 Grad reichten dann auch, Zeit für eine Cola beim Supermarkt. Ein paar Meter weiter fand sich eine relativ günstige Bar, die auch ein paar Snacks anbot. Direkt mal Michael ranbestellt, der dann auch tatsächlich auftauchte. Super Typ mit ähnlichen Interessen, einziges Manko: Exfreundin kommt aus Hildesheim, das kann nicht ganz sauber sein. Irgendwann rückten wir dann mal in Richtung Stadion vor, nahmen da noch zwei Bierchen, dann ging ich mal lieber rein, ich wusste ja gar nicht, ob mein Freiticket auch wirklich wartete. Tat es aber und ich durfte in einer Loge neben der Trainerbank Platz nehmen. Aus der Box kam ich aber irgendwie nicht raus, etwas nervig, aber einem geschenkten Gaul...

Santos FC - esporte Clube Bahia 1:0, Serie A Brasilien, estadio Santos , 10.000

So richtig überblicken konnte ich das Stadion so nicht, immerhin die Heimkurve konnte ich sehen, und dass aus Bahia ein paar angereist waren ebenfalls. Das Spiel ähnelte dem von gestern. Ein frühes Tor, dann lange Zeit nichts. In der Endphase drückte Bahia allerdings nochmal und es wurde doch nochmal spannend, der Ausgleich fiel aber nicht. Auf Grund meiner Box kann ich schwer was zur Lautstärke auf den Rängen sagen, sah aber ganz gut aus, das ist ja auch was. Kurze Frage: Was reimt sich auf Santos FC? Genau, olé olé. Und was noch? Pelé. Dessen Club ist das hier, falls es jemand nicht wusste.
Weil nach Abpfiff noch Zeit bis Busabfahrt war, traf ich mich nochmal mit Michael in einer nahen Kioskbar, bis ich dann auch wirklich los musste. Irgendwie hatte ich aber verdrängt, wie spät es wirklich war. Mein Gepäck! Die Kilometer bis zum Busbahnhof neuen halbbetrunkenen Rekord gelaufen, um kurz vor 11 hatte ich dann aber doch meinen Rucksack auf den Schultern, Glück gehabt und noch eine Stunde Zeit, um Luft zu holen. Der Bus stand dann puenktlich um 0 Uhr bereit, vermeldete aber leider ausverkauft. Ich war aber sowieso so platt, dass mich weder mein dicker Sitznachbar, noch der Typ gegenüber, der meinte ohne Kopfhörer einen Film gucken zu müssen, störten. Chinesische Zustände in Brasilien. Was Rücksicht angeht herrscht hier noch Aufholbedarf.
In den Morgenstunden fuhr der Bus bei einem gigantischen Sonnenaufgang auf Rio zu und mitten rein ins Verkehrschaos. Um kurz nach sieben war es geschafft und ich an meiner letzten Station dieser Reise. Mit einem Bus ging es in Richtung Stadtzentrum. Irgendwann rausgesprungen, um ein paar Ecken gelatscht und zack war ich am Hostel. Freundlicherweise durfte ich auch direkt ins Bett, nur Frühstück war erst ab morgen drin. Schnell mal zwei Stunden Schlaf nachgeholt und dann geschaut, was ich hier so die nächsten Tage anstelle. Für heute liess ich es ruhig angehen und fuhr in Badelatschen und Shorts mit der Metro einfach zum Ipanema Beach. Weil ich einen üblen Sonnenbrand befürchtete, liess ich das Shirt lieber an und sah dadurch wahrscheinlich aus wie ein typischer europäischer Tourist. Die Strandschönheiten konnte ich so natürlich nicht mehr beeindrucken, dafür gabs den ersten Blick auf die Christus-Statue, zu der gehts aber erst morgen. Fußläufig vom Ipanema, der angeblich viel besser und sauberer sein soll, ist auch die berühmte copACABana. Lungervolk, das an Wertsachen interessiert war, konnte ich nicht wirklich ausmachen, dafür ist der Strand mit Blick auf den Zuckerhut schon gut. Wobei ich schon echt geile Strände gesehen habe, die die Latte ziemkich hochgehängt haben und an die die beiden hier sicher nicht rankommen. Dafür stehen an der Seite einfach zu viele nervige Betonbauten. Mit Füßen im angenehm kalten Wasser noch eine Cola vernascht, dann fuhr ich auch schon zurück ins Hostel. Ein bisschen frisch machen, ein bisschen was essen, dann war langsam wieder Fussballzeit. Bevor es morgen in den WM-Tempel geht, stand heute nochmal ein kleines Abenteuer an. Das Viertel Vasco da Gama liegt in Rios Norden und ist, sagen wir mal, nicht die Top-Adresse für neureiche Brasilianer. Ein bisschen nervös war ich, schadet vielleicht auch nicht, hingefahren bin ich aber natürlich. Um die Ecke vom Hostel sollte der Bus direkt bis vor die Bude fahren. Tatsächlich kam dieser auch pünktlich, hatte noch Sitzplätze und stand trotz Feierabendverkehr zur versprochenen Zeit vorm Stadion. Und da sag noch einer der Nahverkehr hier funktioniert nicht, läuft doch bestens. Um sechs war ich bei eintretender Dunkelheit also da, die Leute sahen auch noch normal aus. Der richtige Eingang für mich wurde auch schnell gefunden, ich durfte eintreten. Es folgte ein kleiner Irrweg in Begleitung von diversen Ordnern. Irgendwann hatte man mich aber auf einer Liste gefunden und ich konnte auf die Ehrentribuehne. Eigentlich hatte man mir auch heute wieder eine Kabine frei gehalten. Aus der war zwar top Sicht, direkt hinter dem Stimmungskern, aber akustisch ist das nichts, also blieb ich auf den etwas besseren Plätzen.

Vasco da Gama - Boa 2-0 , Serie B Brasilien, Estadio Regatas Vasco da Gama, 10.000

Das Stadion von Vasco ist schon geil. Wobei die Haupttribuehne mit ihren Pfeilern eher an eine Pferderennbahn erinnert. Von aussen dagegen sieht es aus wie eine Stadtvilla. Das Stadion schien zu Anfang richtig leer, füllte sich aber während des Spiels immer mehr. Die Heimkurve enttäuschte ebenfalls nicht. Trotz mittelmäßigem Spiel war das das Beste, was ich in Brasilien soweit gesehen habe. Spiel wie geschrieben nicht spektakulär, sah lange nach einem 0:0 mit Chancen auf beiden Seiten aus. In der Nachspielzeit schlug aber Vasco zu und schenkte den Gästen noch zwei Dinger ein, Freudentaumel auf den Tribuehnen. Für mich ging es mit Abpfiff raus. Ein Blick nach draussen reichte, um sicher zu sein, dass ich mich definitiv nicht zu Fuß hier lang bewegen werde. Noch nicht tiefste Favela, aber schon asozial genug. Taxi1 und 2 hatten keinen Bock auf die kurze Strecke, aber Taxi3 machte das Ding klar. Für 12 Real zur Metrostation, selbst der Weg bis zum Eingang war eigentlich so unseriös, man darf es gar nicht sagen. Egal, Metro kam und ich fahre endgültig in die heile Welt.

Samstag, 11.10.2014

Frühstück gibts nur bis 9:30 Uhr, also war halbwegs früh aufstehen angesagt. Um 8 war ich wach und fit und zog mir ein paar Käsebrötchen rein. Kaffee schien auch von besserer Qualität und Obst gab es auch reichlich, so steht man gerne auf. Im Gemeinschaftsraum lief das Prestige-Spiel Brasilien - Argentinien. Die Brasilianer lagen 1:0 vorne und witzelten herum, dass sie die besten wären. Daraufhin lachten ein Argentinier und ich. Er zog von dannen und sang das bekannte WM-Lied der Argentinier, ich wurde freundlich gebeten den Raum zu verlassen, sie konnten die Schande nicht ertragen. Na gut, Spiel war eh langweilig und ich hatte auch was vor. Heute sollte es zu Weltwunder Nummer zwei in meinem Leben gehen. Viele Wege führen nach Rom, ein paar auch zur Christus Statue. Ich wählte die Bus-Zug-Kombination. Bis zur Zugstation ging das auch flüssig, dort war dann allerdings die Hölle los. Eine Stunde in mitten von nervigen Touris gewartet, um dann ein Ticket für in drei Stunden zu erwerben. Taxis oder Vans wären wohl auch gefahren, aber bei denen gab es keinen Studenten-Rabatt von 50 %, also blieb nur dies zur Auswahl. 50 Reals zahlt der Erwachsene, 25 der Student oder das Kind, nicht günstig, aber dafür ist der Eintritt oben dann gratis. Was also tun die nächsten drei Stunden? Erstmal richtung Stadt gewackelt. Auf der Karte sah es so aus, als ob Strand und Stadion in der nähe wären. Waren sie auch, Stadion von Fluminense ist auch ganz geil. Schade, dass die hier nicht mehr spielen. Noch zum Botafogo Strand und dann gemütlich wieder zurück. Den Mittagssnack gabs heute in einem Supermarkt. Ein bisschen Reis, gebratenes Mett und ein Kaltgetränk für 9 Real, kann man mal machen. Zurück an der Gipfelbahn waren die Kassen mittlerweile leer, Züge aber wahrscheinlich bis morgen ausgebucht. Weil noch 'ne Stunde Zeit war, fragte ich mal, ob ich nicht jetzt schon mitkönne, bin auch allein. Ja ok, geht, klasse. Die Fahrt dauert 20 Minuten und bietet zwischendurch nette Ausblicke. Ab und zu stoppt die Bimmelbahn dann mal und von draussen werden Getränke angeboten. Wobei das Wasser für zwei Real fast Supermarktpreis war. Nervig aber die Samba Band, die zwischendurch zustieg. Am Gipfel sah alles sah so aus, als könne man locker und entspannt die Statue angucken, aber weit gefehlt. Oben an der Christus Statue wartete die Hölle auf Erden. Man konnte fast keinen Fuß vor den anderen setzen. Dementsprechend genervt schoss ich nur ein paar Fotos und drehte dann um. Der Ausblick ist natürlich trotzdem stark, auch wenn man ihn bei der Fülle an Menschen nur schwer geniessen kann. Außerdem ist die Statue sowieso das schlechteste der neuen Weltwunder. Eine Frechheit, dass die Pyramiden nicht mit auf der Liste stehen, das wird man in Brasilien wohl noch sagen dürfen. Von oben sah ich aber auch das nächste Ziel: maracana! Noch ein paar Bilder geknipst und dann runtergejuckelt, auch das ging nicht ohne Anstehen. Mit dem Bus nochmal zum Hostel, um mich nochmal frisch zu machen und dann mit der Metro zum Estadio. Dort sah es verdächtig nicht nach Fussball aus und es sollte auch keiner stattfindend. Zugegebenermaßen hab ich mich schon ein paar mal verguckt, was Spielpläne angeht, diesmal war das aber definitiv nicht der Fall. Nur hatte ich seit einer Woche nur noch drauf geachtet, dass sich die Zeit nicht ändert. Dank sms aus Deutschland (danke nochmal) wusst ich dann auch Bescheid. Spiel in Manaus (!), heute nichts mehr in Rio, och nö. Geändert hätte das alles an meiner Reiseplanung nichts, aber ärgerlich war es.
Es blieb nur der Weg Richtung Hotel. In den Gassen dort steppte der buchstäbliche Bär. Für mich blieb es bei einer Bratwurst und zwei Backwaren, Feierabend.

Letzter voller Tag in Rio und auf dieser Reise. Die zwei Monate sind ganz geil verflogen. Auf der Touri-Liste war nicht mehr viel, daher pilgerte ich relativ planlos durch die Altstadt. Ein paar nette Sachen kann man da sehen, viel aber nicht. Also entspannte ich nochmal, dann gings wieder zum Maracana, zweiter Versuch. Und es sah auch direkt besser aus. Ticketschalter waren noch relativ leer, ich versuchte aber lieber erst noch mein Glück - mit Erfolg. Ich durfte rein ins vermutlich meist ausgesprochene Stadion in 2014.

Flamengo - Cruzeiro 3-0, Serie A Brasilien, Maracana

In beiden Kurven war auch eine Stunde vor Anpfiff schon was los. Der Spitzenreiter aus Belo Horizonte hatte eine ganz gute Zahl mitgebracht. Die Lautsprecheranlagen dudelten keine bescheuerte Beschallung, so konnten sich beide Lager sängerisch bekriegen, traumhaft. Wenn nicht gesungen wurde, wurde der Gegner bedinungslos niedergepfiffen, Vorteile für die Heimkurve, die mit anrückendem Anpfiff immer lauter wurde.
Die Dreierkette der Heimmansflchaft liess böses erahnen bei Cruzeiros Dominanz, der Mut des Trainers zahlte sich aber aus, zur Halbzeit führte Flamengo 1:0 durch ein Eigentor und konnte in der zweiten Hälfte sogar noch um zwei Tore erhöhen. Maracana am durchdrehen, der Tabellensiebte schlägt den Ersten, guter Abschluss der Tour. Eigentlich hatte sich für das Spiel auch Michael angekündigt. Sein Bus hatte aber einen Unfall und so stand er zu Beginn der zweiten Halbzeit vor verschlossenen Kassen, kein Einlass, kein Spiel, ärgerlich. Mit Abpfiff bin ich dann raus und fuhr noch einmal zur copACABana. Michael wartete schon und wusste von einem guten Burgerladen. Für 40 Real wurde das zum teuersten Essen der Tour, aber ist ja letzter Abend, raus mit der Kreditkarte und rein ins Burgervergnügen, schmeckte gut. Dagegen war das Bier direkt am Strand eigentlich noch recht günstig. Kohle hatte genau dafür noch gereicht, netter Abschluss. Kohle leer, Zeit fürs Hotel, gute Nacht Brasilien.

Montag, 13.10.2014

Flieger geht erst um 17 Uhr, reichlich Zeit für Frühstück und in aller Ruhe packen. So viel ist es ja aber nicht, das meiste ist ja dann doch Dreckswäsche. Hätte natürlich auch noch rumlaufen können, aber ich wusste nicht genau wohin und durchgeschwitzt wollte ich ungern in den Flieger steigen. Sowieso hatte ich mit einem Ritual gebrochen. Normalerweise wird die letzte Nacht einer längeren Reise standesgemäß am Airport geschlafen, das war aber auf Grund der späten Flugzeit wirklich zu viel des Guten. Um 10:30 Uhr dann also den Rucksack geschnallt, mit zwei Bussen locker und entspannt zum Airport und vorbei ist der Spaß.
Am Ende stehen sieben neue Länder, 30 Fußballspiele und wie immer unzählige Geschichten, die hier keinen Platz fanden. Ich hoffe ich konnte den ein oder anderen amüsieren, die nächste Reise kommt bestimmt...

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Road to Rio / 3

Dienstag, 30.09.2014

Im Hostel wurde ein relativ lieblos zusammengestelltes Frühstück für mich bereitet, aber mehr als Kaffee und Weissbrot brauch ich dann auch nicht, wenn auch ein paar Bananen ganz nett gewesen wären. Noch besser wär aber, wenn jemand in den letzten zwei Wochen mal das Bad geputzt hätte. Ich hab ja nichts gegen ein bisschen Dreck, wenn ich schon in günstige Absteigen gehe, aber riesige Haarknäuel in der Dusche müssen dann nicht sein. Was solls, ich war ja für die Wasserfälle gekommen, nicht für das Hostel. Bei Sonnenschein zur Bushaltestelle marschiert und dann für faire 2,85 Real (Wechselkurs ca. 3:1) zum Nationalparkseingang gebraust. König Zufall wollte es so, dass die drei deutschen aus Buenos Aires auch genau in diesem sassen. The world is a village, ich sags ja. Gemeinsam ging es also weiter. Eintritt plus Bus und Spende kosten knapp 50 Real, gar nicht so wenig für Natur. Ein Bus gurkt die Besucher dann über gepflasterte Strassen die restliche Strecke zu den Fällen, schon ziemlich touristisch. Sobald der Bus verlassen ist, offenbart sich aber doch eine gewisse Wildnis. Eine Luft wie im Affenhaus und grün soweit das Auge reicht, was mittlerweile nicht mehr ganz so weit ist, weil es sich doch wieder zugezogen hat. Entlang eines ebenfalls gepflasterten Weges geht es entlang der brasilianischen Flussseite vorbei an zahlreichen Ausblicken immer näher ran an die Fälle. Die sind auch wirklich gigantisch und von schwer vorstellbarer Größe. Es ist nicht ein Wassefall, sondern etliche, die sich den Weg durch den Regenwald bahnen, schon wirklich geil. Von der brasilianischen Seite heisst es, sie hätte den besseren Überblick. Dass sis einen guten hat, kann ich bestätigen. Die argentinische Seite führt wohl näher ran, aber auch die Brasilianer haben was zu bieten. Am Ende des Weges gibt es eine Plattform, die mitten reinführt bzw. rüberführt. Selbst in der Luft hat das Wasser noch eine recht starke Kraft. Jetzt weiss ich wenigstens, dass meine Regenjacke wirklich wasserdicht ist, ebenso meine Kamera, der Rest ist komplett durchweicht von den zwei Minuten auf der Plattform und ich doch fast froh, dass ich abends nicht in einen Bus steigen muss. An der Luft mit den drei Jungs noch etwas getrocknet, dann ging es wieder gen Hostel. Mehr als ein paar Stunden muss man nicht einplanen, der Besuch lohnt aber definitiv. Die dritten Wasserfälle auf dieser Reise hatten es also nochmal in sich. Geiler als Niagara, weil nebenan auch nicht eine öde Casino-Stadt steht, dafür kann man dort einfach hin und muss nicht noch Eintritt zahlen. Letztlich gefiel es mir wohl am Gulfoss am besten. Man kann einfach so ohne Eintritt hin, bis ganz nah ran und trotzdem ist das Teil mitten in der Natur. Von der Größe gewinnt aber sicher Iguazu, das ist einfach schwer zu toppen, außerdem konnten am Ende noch Nasenbären und kleine Äffchen gesehen werden. Jetzt aber genug vom Wasserfallvergleich. Im Hostel war also genügend Zeit vorhanden, die ich nicht wirklich sinnvoll nutzte. Immerhin kochte ich mir seit langem mal wieder was und es schmeckte sogar. Wenn das mal nichts ist.
Am Mittwoch also mal wieder Reisetag. Bis 11 im Hostel geblieben, um dann mit Bus und Fuß zum Busbahnhof zu gelangen. In einem Supermarkt noch proviant geschnappt, um dann völlig durchgeschwitzt anzukommen, ich muss raus aus diesem Dschungel. Busabfahrt wie immer pünktlich, Sitze leider unbequemer und der Bus füllte sich auch immer mehr an diversen Stops. Immerhin der Platz neben mir blieb frei, dafür feierte der Typ vor mir eine fulminante Schnarchparty. Kein Zuckerschlecken, aber ich hatte mich schließlich auf keine konrete Route mit Daten festlegen wollen, sonst hätte ich für den gleichen Preis auch fliegen können, was solls.

Donnerstag, 02.10.2014

Nach gut 16 stündiger Fahrt erreichte das Reisefefährt Sao Paulo in den Morgenstunden. Schon bei der Einfahrt wurden die gigantischen Ausmaße dieser Metropole deutlich. Stadt/Favela soweit das Auge reicht. Die Stadt empfing uns entgegen meiner Erwartung mit angenehmen 18 Grad, dafüf aber auch mit bedecktem Himmel und immer mal wieder ein wenig Regen. Zur Freude aller Pendler fuhr ich mit meinem Rucksack per Metro zum Hostel, wobei für Rush-Hour eigentlich auch noch genug Platz war. Unterkunft wurde auch direkt gefunden, nur machte niemand auf, auch nicht beim zehnten mal klingeln. Vorbeilaufende Passanten konnten oder wollten nicht helfen bis ein Nachbar auftauchte, der meinte, der Besitzer sei weg, ich müsse warten. In diesem Moment tauchte der verschlafene Typ aber doch auf, so viel zur 24 h Rezeption, ich hatte schon keinen bock mehr auf die Bude, die dann leider auch von innen nicht wirklich überzeugte. Nett eingerichtet, aber Bad1 widerlich und auch Küche ungepflegt. Weil es noch früh war, konnte ich noch nicht in mein Bett, durfte aber auf ein paar Kissen Platz nehmen und frühstücken. Nicht, dass ich bei einer 8€ Unterkunft viel erwarte, aber wenn er schon Instant-Kaffee hinstellt, könnte er sich auch um einen Wasserkocher kümmern. Nunja, zwei Nächte werd ich aushalten und dann abhauen, Hostelauswahl ist groß in Sao Paulo. Nach zwei Stunden durfte ich dann doch auch schon ein Bett beziehen. Im Zimmer standen drei Hochbetten mit je drei Schlafmöglichkeiten, sieht man auch selten sowas und vor allem die unterste Etsge erinnerte mich an einer dieser Kojen in Japan. Also ein Bett ganz oben gewählt und erstmal ne Runde gepennt, so richtig hatte das im Bus mal wieder nicht geklappt. Nachdem ich also wieder halbwegs auf Spur war, buchte ich für Samstag ein anderes Hostel und informierte mich mal, was man denn in Sao Paulo so schönes anstellen kann, wenn der Tag lang ist. Also ausser Fussball gucken, ist klar. Das stand heute dann auch mal wieder an und am Spielort befindet sich außerdem das oder zu mindest ein brasilianisches Fußballmuseum, das mir in der Broschüre sogar als am Donnerstag gratis versprochen wurde, klang nach einem Plan. Also zur nahgelegenen Metro gejuckelt, Fahrkarte für drei Real gelöst und ohne Umsteigen gen estadio Paerambeu gedüst. Der Anpfiff war zwar noch fünf Stunden entfernt, trotzdem wuselten schon diverse Leute umher, was mich irgendwie beunruhigte. Wird ja wohl hoffentlich noch 'ne Karte geben, falls der Freikartenversuch scheitert. Aber war ja noch Zeit. Das Museum befindet sich direkt in den Katakomben, das allein ist den Besuch wohl schon wert, der gratis-Donnerstag wurde aber vermutlich vor der WM abgeschafft. Für Studenten kostet der Spaß schlanke drei Real, dafür wird recht viel geboten. Wobei das ganze eher neumodernes Erlebnis als historische Ausstellung ist. Wenigstens eine WM-Kopie hätte der Verband ja mal zur Verfügung stellen können. Stattdessen gab es viele Videowände mit Fußball-Legenden, Traumtoren und, ziemlich gut unter die Tribuehne eingearbeitet, brasilianische Fangesänge in live-Atmosphäre. Stark auch alle Weltmeisterschaften mit unzähligen Bildern und Videos, insgesamt also echt top. Da ich auf Grund meines nicht vorhandenen Tickets aber etwas aufgeregt wurde, ging es dann doch recht flott wieder raus. Durch ein Tor liess man mich dann auch gewähren, ach doch so einfach, na dann geh ich doch lieber noch was essen. Die brasilianische Bratwurst-Variante ist allerdings nicht so mein Fall. Ich dachte hier wohnen viele deutsche, kann doch mal einer melden, dass kartoffelrei und mayo keine coole Mischung ist. Beim zweiten Anlauf gab es wiedef keine Probleme, ich war also drin und stand auch schon auf dem Rasen, allerdings drei Stunden vor Spielbeginn und im Ungewissen, ob nicht doch nochmal jemand fragt. Was dann nach einer Stunde auch passierte. Was ich auf portugiesisch natürlich nicht verstand, war, dass ich sehr gern ins Stadion dürfe, aber halt keinen Zugang zum Feld haben würde, bis die Sache ein englischsprachiger Journalist auflöste und ich vom Oberchef gen Pressetribuehne begleitet wurde. Nett sind sie, die Brasilianer. Nur Wetter haben sie nicht. Zu den lausigen 15 Grad hatte sich mittlerweile auch Regen gesellt, echt ekelhaft und nicht das, was ich erwartet hatte. Nach endlosem Gegammel und ein paar iritierten Blicken vom Sicherheitsdienst konnte der Spaß aber endlich beginnen.

Palmeiras - Chapecoense 4-2, Serie A Brasilien, Estádio Municipal Paulo Machado de Carvalho, 15.000

Das Kellerduell begann so wie man sich ein solches vorstellt. Beide Mannschaften nervös und die Zuschauer schnell am meckern. Gut gefüllt war es für einen Donnerstag aber schon und die Heimkurve machte eigentlich auch ordentlich Power, ist halt nicht Argentinien hier. In der ersten Halbzeit gabs dann noch ein Gegentor für die Heimmannschaft und für mich das einzig zur Verfügung stehende Heissgetränk in der Pause: Kaffee. Den hatten die Spieler offenbar auch bekommen, denn das Spiel nahm auf einmal einen völlig anderen Verlauf. Zwei Elfmeter und zwei weitere Treffer und schwupps, stand es auf einmal 4-1 für Palmeiras. Auf den Rängen entsprechender Abriss, das Ehrentor in der letzten Spielminute ging nur noch unter.
Mit Abpfiff flüchtete ich vor den Massen richtung Bahn und konnte so ohne Umstieg entspannt nach hause düsen.

Freitagmorgen bibbernd aufgewacht und das im Sambaland Brasilien. Offenbar hatte man im Zimmer auf eine Tür verzichtet und als Decken gab es nur einfache Bettlaken. Dazu diverse Schnarcher und Felix hat gute Laune. Wie immer vergessen was für die Ohren zu kaufen, selbst Schuld. Weil heut aber eh nichts anstand, war genug Zeit, um nach dem Frühstück nochmal ins Bett zu klettern. Nachdem ich dann irgendwann mal fertig war, ging es richtung Stadtzentrum. Das angestrebte Museum bietet am Dienstag gratis Eintritt, deshakb wurde der Besuch prompt verschoben, auch da hab ich nämlich noch nichts vor. Im nahgelegenen Bankenviertel scheint irgendwas falsch zu laufen, wogegen die Herren Banker protestieren, alles zu, vermutlich in Hinblick auf die Wahl am Sonntag. Solange die Metro nicht streikt kann ich damit aber sehr gut leben. Noch ein wenig rumgeschlendert, ein frittiertes Teig Ding gegessen und dann mal einen größeren Supermarkt aufgesucht, um mich günstig mit Nahrung zu versorgen. Mittlerweile kam auch die Sonne raus, Temperatur stieg schlagartig um 10 Grad und bei den vielen Hügeln kommt man dann auch dezent ins schwitzen. Vollgepackt mit tollen Sachen ging es zurück ins Hostel. Der ständige Temperaturwechsel, sowie die vermutlich nicht gesunde Nacht forderten nun endgültig ihren Tribut, Kopfschmerzen ohne Ende, nichts ging mehr ausser ich ins Bett. Konnte glücklicherweise überwunden und Nahrung aufgenommen werden. Trotzdem war ich so platt, dass ich frühzeitig und dieses mal mit Pulli im Bett lag...

Samstag, 04.10.14

...der hatte aber irgendwie nicht ganz ausgereicht, ich war jedenfalls wieder durchgefroren. Auf die schlaue Idee den Schlafsack rauszuholen war ich natürlich erst nach dem Frühstück gekommen, auch zu spät. Freundlicherweise hatte der Hostelbesitzer an mich gedacht und mir noch bevor ich aufgestanden war den Schlüssel gegen Pfand getauscht, sonst hätte ich da nämlich gestanden. Hostelwechsel stand also an, mit Sack und Pack in die Metro, funktionierte wie immer hervorragend, nur der ständige Fahrkartenkauf nervt. Im neuesten Hostel machte auch direkt jemand die Tür auf und nach einem Kaffee durfte ich auch auf mein Zimmer. Alles sauber, so soll es sein. Auch die Küche darf benutzt werden, das hiess Spagbolo zum Mittag für mich, dolce gusto in brasilia.
Nun aber mal wieder was sinnvolles: Fussball. Der Fussballclub Corinthians lockte heute die Besucher in die außerhalb gelegene Arena. Erneut wartete eine Freikarte auf mich, allerdings auf der Geschäftsstelle, die glücklicherweise auf dem Weg lag. Ausgestattet mit Bändchen zurück zur Metro und dann die restliche Strecke rausgegurkt. Ganz schön weit draussen erwartet den Zuschauer die Schüssel auf einem Hügel, den ich selbstverständlich in falscher Richtung hinaufstieg. Immerhin war schon ordentlich was los. Tickets oder Trikots braucute ich jedoch beides nicht. Zurück musste ich dann auch nicht, sondern durfte eine Autoanfahrt runterwackeln. Noch einmal Namensvergleich und dann durfte ich hinein. Erster Eindruck ist schon top, wobei mir unverständlich ist, warum man die beiden Seiten wieder zurückbaut, auch wenn sie im Ligaalltag nicht gebraucht werden. Jedenfalls zieht dadurch ein radikal ekelhafter Wind durch die Bude, sodass ich schon vor Anpfiff geil durchgefroren war.

Corinthians - Sporting Recife 2:0, Serie A Brasilien, Arena Corinthians, 20.000

Je näher der Anpfiff rückte desto voller und lauter wurde es. Schon irre, welch Lautstärke erreicht wird, wenn auch nur ein paar schreien, da hat jemand offenbar an die Akustik gedacht. Deswegen war bei der WM-Eröffnung auch so eine krasse Klangverzerrung zu hören, als Jlo auftrat. Die Kurve von Corinthians war enttäuschenderweise nicht mal ganz ausverkauft, die, die da waren, machten aber nicht schlecht Stimmung. Ein paar Auswärtsfans waren auch da, von denen war allerdings nichts zu hören. Spiel war mittelmäßig, aber mit zwei Toren und einem Hund auf dem Spielfeld ganz gut zu ertragen, außerdem waren die Snacks in der Halbzeit ganz gut. Am schlimmstenaber war  neben der Kälte die andauernde Zuschauereinblendung auf den Anzeigetafeln. Ja geil, ihr seid zu sehen, freut euch. Und ich dachte, das wäre eine WM-Erscheinung gewesen. Hoffen wir mal, dass die nächsten Stadien keine Anzeigentafel haben. Nach Abpfiff ging es mit den Massen zur Metro. Funktionierte reibungslos und fast ohne Wartezeit, man muss ja auch mal loben. Zurück im Hostel gabs nur noch ein bisschen Reisendentalk mit anderen Gästen, dann fielen die Augen zu.

Wahltag in Brasilien. Nacht war zwar wieder recht frisch, aber erträglich, vielleicht war ich auch einfach noch durchgefroren. Da sonst nur ein weiterer Mensch im Zimmer schlief, war es auch herrlich ruhig. Mal abgesehen vom mega schlechten Kaffee war das Frühstück top, vor allem weil es Käse zum Brötchen gab, kriegt man in den Absteigen eigentlich selten. Eigentlich wollte ich heute in die Alstadt, weil ich mir dort wenige Menschen oder Wahlpartys versprach, die Hosteltante fragte aber, ob ich nicht mit ihr und ihren Kumpels in einen Park wolle und ich willigte ein, hab ja noch Zeit und zum Park wollte ich eh. Also ein paar Stunden vertrödelt. Erste Station war allerdings ein überlaufener Libanesen-Laden, in dem wir es irgendwie schafften einen Tisch für alle sechs zu finden. Für knapp 10 Reals gabs ein paar leckere Snacks und am Kiosk um die Ecke ein Bier für den Weg. Die vier Brasilianer sahen aus als kämen sie direkt von der Fashion-Week, der eingesammelte Holländer und ich hingegen eher wie Arbeitslose, bzw. er halt wie ein holländischer Disco-Gänger. Im Park hing offenbar die halbe Stadtjugend ab und fröhnte dem Sonntag, uns zog es aber zu einer Kunstausstellung. War teilweise nett anzusehen, aber ansonsten kann ich mit dem modernen Schrott echt nicht viel anfangen. Banause halt, Zeit verging trotzdem flott und es war schon wieder dunkel. Mit dem Käskopf noch zu einem Supermarkt und der Tag war auch schon wieder vorbei. Im Hostel wurde ich noch von einem scheinbar besoffenen Brasilianer gefragt, woher ich käme. Auf meine Antwort stellte er fest, dass ich auch aussehe wie ein "ass ass". Nach wenigen Minuten stellte sich heraus, dass ich ihn fehlverstanden hatte und er stattdessen meinte, ich sehe aus wie jemand von Hitlers SS. Nunja, Zeit fürs Bett. Von Wahlprotesten war übrigens nichts zu sehen. Die Präsidentin wird in der Stichwahl vermutlich das Rennen machen, auch weil sie viele Forderungen der WM-Demos erfüllt hat oder zu mindest versprochen hat, diese zu erfüllen. Letztlich ist die Anti-Stimmung hier auch sicher nicht so groß, wie sie vor der WM in europäischen Medien dargestellt wurde. Wer sich tiefergehend interessiert, sei die aktuelle Arte-Doku über die Neu-Weltmacht Brasilien ans Herz gelegt...gute Nacht.

Montag, wieder spielfrei, also genug Zeit für alles, was normale Menschen im Urlaub so machen. Nach dem Frühstück gings zu Fuß in Richtung Altstadt. Ist nicht besonders spektakulär, wenn man aus Europa kommt, aber nett anzusehen, wie sich alte Kirchen zwischen grauen, neuen Hochhäusern machen. Falls noch nicht erwähnt, Sao Paulo ist sowas wie das Wirtschaftszentrum Brasiliens. Alle großen Banken haben hier einen Sitz, so auch die Santander im altehrwürdigen Banespa Hochhaus. Das ist so etwas wie das Empire State Building Brasiliens. Sieht dem original extrem ähnlich, ist aber jünger und der Besuch der viel kleineren Aussichtsplattform ist gratis. Da komme ich ins Spiel, denn die Gelegenheit nutzte ich natürlich, um mir Sao Paulo mal von oben anzuschauen. Zeit muss man mitbringen, zunächst wird der Ausweis registriert, dann wartet man bis ein freier Fahrstuhl da ist, wartet nochmal bis der nächste Aufzug da ist und wartet dann bis die Plattform frei ist, auf der es dann stolze 5 Minuten 360 Grad Blick gibt. Das Warten lohnt sicher, die Angestellten sind allerdings in etwa so freundlich wie Polizisten oder Bahn-Mitarbeiter, aber einem geschenkten Gaul... Von oben sieht man nun also vor allem eins: Stadt. Und zwar soweit das Auge reicht. Trotz Sonnenschein konnte ich nicht wirklich ein Ende der Metropole ausmachen, schon wahnsinn. Wieder unten setzte ich meinen Weg fort. So richtig aufregend war es nicht, aber immerhin ganz nett und die Sonne war heute auch gut drauf. Durch Chinatown zurück und fast verlaufen, nach vier Stunden Marsch war ich dann aber wieder am Hostel. Erstmal Pause und Mittagessen. Den Rest des Nachmittages genoss ich die Sonne auf meinem Privatbalkon, mittlerweile ist der andere Gast weg, wohl dem, der mit Büchern und Internet versorgt ist.
Noch einen Abendspaziergang zum Geldholen und Bierkaufen gemacht und schwups war es dunkel und ich wieder auf meinem Balkon, so lässt es sich aushalten.

Das war der dritte Streich und der vierte folgt sogleich, bzw. nächste Woche. Eine Woche bleibt mir noch auf der Tour. Wie man liest hab ich in Sao Paulo reichlich Zeit, deshalb hab ich mal ein paar Fotos der ersten Wochen angehängt. Ich hoffe sie werden chronologisch geordnet. Dabei ist alles bis Panama.
Ab morgen gibts dann auch wieder täglich Fussball. Was soll man auch sonst in Südamerika machen?!

Dienstag, 30. September 2014

Road to Rio / 2

Dienstag, 23.09.2014

Scheinbar habe ich in Buenos Aires eine Art Schlafrythmus gefunden. Um acht war ich jedenfalls hellwach und ging fruehstuecken. Da bis zum Nachmittagsspiel noch reichlich Zeit war, ging ich bei grauem Wetter nochmal 'ne Runde durch San Telmo bummeln. Kleiner Tipp fuer Befoerderungsromantiker: an der Ubahnhaltestelle 'San Juan' gibt es noch Rolltreppen mit Holzverkleidung. Das erhoffte Souvenirziel konnte nicht erreicht werden, dafuer fand ich einen leckeren Hotdog, ist ja auch was.
Der angestrebte Nachmittagsausflug wurde dann leider zum kleinen Reinfall. Die Gegend war relativ schäbig, die Leute absolut unheimlich. Wie es so Schoen heisst, soll ja jeder auf sein Bauchgefuehl hoeren. Und meines schrie mich praktisch an. Bevor ich da war drehte ich um und juckelte mit der Vorotsbahn zurueck. Immerhin fand ich dann doch noch mein erwuenschtes Souvenir bei einem Kiosk an einer Haltestelle. Auch sonst wurde der Tag nicht schlechter. Facebook sei Dank wusste ich, dass Schweizerin Laura ebenfalls seit einer Woche in der Stadt war. Wir hatten uns vor ganzen 2 1/2 Jahren in Australien in einem Zug kennengelernt. Scheinbar bedarf es ein paar Kilometer mehr, damit wir uns sehen, in Europa trennen uns ja eigentlich keine 1000 Kilometer. Lange Rede kurzer Sinn, mit Laura traf ich mich am Abend in Palermo Soho. Das ist in etwa so hip wie das Soho in New York und hat auch seinen Namen daher, kann aber sonst nicht ganz mithalten. Nach einem etwas überteuertem Bier fanden wir uns allerdings bei "Joint Burger" wieder. Der Laden an sich könnte auch eine Kiezkneipe in Hamburg sein. Vollgeschmiert von oben bis unten, wenig Licht, hippe Leute. Und für 85 Pesos gab es ein Pale Ale plus den, kein Scherz und meinte Laura auch, geilsten Burger meines Lebens. Medium gebraten, blaukäse, pilze, der konnte wirklich alles! Must eat in Buenos Aires würde ich sagen, Wenn ich ein Reiseführer wäre. Nach noch einem Pale Ale verabschiedete ich mich richtung letzte Bahn. Wer weiss auf welchem Kontinent ich Laura als nächstes treffe. Im Hostel gabs dann noch ein Abschiedsbier mit Fernando und dann gings auch ins Bett, der nächste Tag versprach ja mal mindestens wieder fruehes Aufstehen.

Denn am heutigen Mittwoch war nach ganzen acht Nächten auschecken angesagt. Inklusive der ersten macht das neun, ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auf keiner meiner längeren/weiteren Reisen jemals irgendwo solang geblieben bin, das spricht für sich. Noch einmal mit Blick auf die Avenida 9 de Julyo gefrühstückt und dann ein bisschen was für die Fahrt gekauft. Dankenswerterweise hatte das Hostel heute nur noch kaltes Wasser parat, da fiel der Abschied leichter. Weil ich am Busbahnhof Retiro noch Pesos verschleudern wollte, machte ich mich mal recht früh los und musste so dann noch etwas warten. Um 14.05 Uhr, Also mit nur 5 Minuten Verspätung, so mag ich Südamerika, ging es auf die Reise gen Asuncion. Am Anfang noch einmal ein Kioskhalt, dann aber nonstop 20 Stunden Busfahrt. Kein Problem, wenn man ein oder Zwei gute Bücher dabei hat. Auf Unterhaltung in englisch muss man jedenfalls nicht hoffen, dafür ist eine Toilette vorhanden. Abends gabs sogar noch ein Essen, dann gingen die Lichter im Bus aus, Schlafenszeit für alle Passagiere.

Donnerstag, 25.09.2014

Glücklicherweise war der Bus nicht sonderlich gut gefüllt, sodass ich in der letzten Reihe reichlich Platz und Ruhe hatte und einigermaßen pennen konnte. Allerdings war die Klimaanlage so hart eingestellt, dass ich mehrfach zitternd erwachte. Gegen acht erreichte der Bus die paraguayische Grenze. Selten so eine entspannte abseits der EU erlebt. Am argentinischen Fenster einen Ausreise- und am paraguayischen einen Einreisestempel geholt. Kurzer Check aller Pässe beim Busfahrer und weiter gings. Uhr eine Stunde zurück und um 9 waren wir auch schon in Asuncion. Wo mich eigentlich Romilio erwarten wollte. Da ich überpünktlich war, war eigentlich klar, dass er nicht da sein würde. Was ich nicht wusste, dass Manuel, der mir freundlicherweise den Kontakt verschafft hatte, mir eine sms geschickt hatte, dass Romilio mich erst später holen kann, weil mein Handy im Flugmodus war. Da ich aber irgendwann Geld in Wifi investierte, konnte das ganze aufgelöst werden und Romi gab mir eine Anleitung, wie ich zu seiner Uni komme. Diese funktionierte natürlich überhaupt nicht, weil mir niemand sagen konnte, wo der Bus fahren würde. Mit Hilfe eines deutschsprachigem und zwei anderen Bussen, schaffte ich es aber zum Zielort. Das mir dort versprochene Wifi gab es nicht, dafür fand Romilio aber mich. Am Ende geht ja doch alles gut. Gemeinsam gings zu Romilios Haus in der nähe. Dusche und Nickerchen brachten mich wieder auf Spur, so ganz erholsam war die Nacht im Bus dann ja doch nicht. Anschließend gab es noch einen von Hand gezauberten Mittagssnack, dann musste Romi los und ich ging mit. An einem Einkaufszentrum versorgte ich mich mit frischen Guaranies im Tausch von 1:5500. Kurzzeitig ueberlegte ich, ob ich so witzig sein sollte und Millionär werde, befürchtete aber, das Geld bis Montag nicht mehr ausgeben zu können. Im Supermarkt noch ne Cola geschlürft, dann war auch endlich mal wieder Fussballzeit. Im Vorort Luque stand ein Copa Sudamericana Spiel an. Romilio wollte erst mit, hatte dann aber doch ein wichtiges Familientreffen, liess mich aber wissen, dass zurueck keine Busse mehr fahren. Naja wird schon gehen, erstmal hinfahren und da wusste ich wie. Jede Busfahrt in und um Asuncion kostet 2400 Rumpelgeld, so auch diese. Nach 1 1/2 Stunden zähem Verkehr verliess ich den Bus und stand nach ein paar Ecken vorm Stadion. Hier steppte noch nicht der Bär, waren aber auch noch knappe 3 1/2 Stunden. Dafür waren die Ticketschalter schon offen. Nach einer Stadionrunde entschied ich mich zum Kauf, weil ich nicht wusste, ob man mir wirklich eine Karte zurueckgelegt hatte und sich das finanzielle Risiko mit 10.000 Guaraniedingens im Rahmen hielt. Für den gleichen Betrag gabs in einer bar am Stadion einen Liter Bier, fairer Deal. Natürlich hatte man mir aber die Karte zurueckgelegt, freundlicherweise konnte ich die erworbene Karte aber zuruecktauschen und hatte somit bares fuer mehr Bier in der Hand. Dazu gabs noch ein paar Empanadas, gute Mischung. Bevor ich endgültig in Bier versank ging ich aber doch lieber ins Stadion. Ganz nettes Teil voller Kackerlaken. Vor Abpfiff schleimte ich bei ein paar rumsitzenden Journalisten ein, die auch prompt versprachen mich in die grob richtige Richtung mitzunehmen. Perfecto!

CA General Diaz - Atletico National 1-3 (Hinspiel 0:2),  2. Runde Copa Sudamericana, Estadio General Adrian Jara

Die Ausgangslage war klar. Die Gäste aus Kolumbien mussten einen zwei Tore-Vorsprung aufholen, kein leichtes Unterfangen. Ca. 50 Schlachtenbummler folgten ihrer Mannschaft und sahen eine starke Anfangsphase mitsamt 1:0 aus Gästesicht. Nur noch ein Tor, bereits 5 Minuten später holte sich jedoch ein Kolumbianer mit einem dummen Foul gelb rot ab. So dumm, dass er danach heulend am Zaun hing, wo er das Spiel allerdings auch nicht verfolgen durfte. Vom Platz gestellt ist vom Platz gestellt, so ist die Regel, so viel Emotionen sieht man im Profisport aber doch selten. Trotz Überzahl ging bei der Heimmannschaft weiterhin nichts. Wie hatten die überhaupt das Hinspiel so klar gewonnen? In Halbzeit zwei fiel allerdings der sehr glückliche Ausgleich, womit sich die Heimmannschaft mitsamt ihrer nervig trommelnder Fans in der nächsten Runde sah. Zu früh, denn nur 5 Minuten später waren wieder die Gäste in Front und noch 25 Minuten zu spielen. (Und die Auswärtstorregel gilt.)  Da die Heimmannschaft nicht mal einen einzigen ansatzweise gefährlichen Konter fuhr, kam es wie es kommen musste. 87. Minute, langer Ball, Chaos im Strafraum und drin ist der Ball. Völlig zurecht, so schön kann Fussball sein. Dafür gibt es ja diese Regel, damit die eine Mannschaft sich nicht nur hinten reinstellt und es spannend bleibt. Heute hatte sich das mal ausgezahlt.
Mit meinen Kollegen verfolgte ich noch die Pressekonferenz. Verstanden habe ich natürlich fast nichts, nickte aber trotzdem ab und an mal oder schüttelte mit dem Kopf. Zu fünft ging es dann über die Huckelpiste zurück. An einer Ecke wurde ich mit einem anderen rausgeschmissen. Weil doch etwas weiter und schon dunkel, musste das nächstbeste Taxi herhalten. Für die drei Kilometer mussten letztlich 30.000 hingeblättert werden, das fand ich fast teuer, dafür dass hier sonst nichts kostet. Die Familie schlief schon, bat aber per Zettel zum klopfen und liess mich ein. Zeit für Schlaf.

In Romilios 2 1/2 Zimmer-Haus wohnen neben seiner Frau auch deren eine Schwester plus Mann und Baby. Zusammen mit mir waren das also 5 1/2 Personen. Die waren entweder nicht alle da oder ich verpennte deren Weggehen größtenteils. Als ich aufstand, waren jedenfalls nur noch Romi und Baby Amber mit Babysitter da. Zum Frühstück gab es Kaffee und Weissbrot, mehr brauch ich eh nicht. Eigentlich musste Romi dringend los, konnte aber nicht, weil die Waschmaschine noch lief. Also ging es erst gegen 11 los. Leider tat sich dann ein kleines Bankproblem auf, no money today, die Entspanntheit war erstmal verflogen. Schuld war allerdings nicht etwa ein überzogenes Bankkonto, sondern die beiden probierten Bankautomaten, wie sich per Skype-Telefonat (sehr zu empfehlen, kostet nur 25 cent) herausstellte. Also doch alles easy, Busticket für 60.000 gen brasilianische Grenze gelöst, eine Empanada vernascht und dann mit einem Bus zum Markt gedüst, naja gerumpelt. Spätestens hier war klar, dass Paraguay noch original Südamerika ist. Dreckig, Gewusel, Verkauf von allen möglichen Speisen und Hehlerwaren. Weil ein Typ doch recht lange auf meine Locktasche (sieht nach viel aus, beinhaltet nur ein paar kleine Scheine und meist Wasser) schielte, tat ich dann doch lieber shoppend und hatte später tatsächlich zwei Fussballtrikots fuer jeweils 25.000 in der Hand, fairer Deal, hätte man bestimmt noch runterhandeln können, hatte ich aber keinen Bock drauf. Als ich um die nächste Ecke bog, stolperte ich auch schon in Romi. Gemeinsam bummelten wir noch etwas durch die Gassen. Ich bin ja von solchen Märkten echt fasziniert und neige dazu mir dann sämtlichen Schrott zuzulegen. Wobei es hier auch durchaus coole Sachen gab. Eine ganze Strasse hatte sich beispielsweise dem Verkauf von Heilpflanzen gewidmet, die sich die Leute in ihren, hier oft kalt getrunkenen, Mate-Tee krümeln, um so gesund zu werden, dementsprechend roch es hier unfassbar gut. Diese Tee-Heilungen sind bestimmt bald großer Trend in Europa, bzw. sind es sicher schon. Weil mein Rucksack eh schon voll ist, war nur noch Platz fuer einen Mate-Becher mit Strohhalm, Romi shoppte eine Handy-Hülle. Dann ging es "schnell" nach hause, das heisst in Paraguay 2 1/2 Stunden. Weil Romi in der Nacht zum Samstag arbeitsbedingt nach Santiago de Chile juckeln würde, wollte er am abend eine kleine Party veranstalten, dafür waren noch Sachen zu erledigen, ich allerdings sollte mich ausruhen, was ich dann auch tat.
Irgendwann war dann Mirta da, Romis Frau, immerhin der durfte ich dann ein wenig helfen. Die Gäste waren mir für 6 angekündigt, da war nichts fertig, aber auch niemand zu sehen. Das ganze wurde mir als "Paraguay-Time" erklärt, ein Ausdruck, den ich bisher in wirklich jedem dritte Weltland gehört habe, wenn etwas nicht klappt. War mir heute aber natürlich egal, war ja nicht meine Party. Irgendwann brannte aber der Grill und Romi mixte seine Cocktails und auch die Gäste trudelten ein. Gemeinsam wurde noch Bier gekauft und dann Speis und Trank verzerrt. Alles schmeckte hervorragend, so ein Grillfest ist einfach weltweit gut. Irgendwann hatte ich aber keinen bock mehr, weil ich auch eh nichts verstand und legte mich pennen. Nett ist es aber mit den Paraguayern.

Samstag, 27.09.2014

Romilio hatte sich noch in der Nacht gen Chile verabschiedet, blieben also noch Mirta und ich. Weil sie recht wenig geschlafen hatte, gabs nach dem Frühstück erstmal ein Nickerchen. Dann standen ein paar Haushaltsdinge an, wobei die Waschmaschine heute sogar noch ein wenig Platz fuer meine Wäsche hatte. Passieren tat nicht viel, die Zeit schritt aber mutig auf die Lunchzeit zu, also schlenderten wir zum nahgelegenen Tante Emma Laden und besorgten alles notwendige für Spagbolo Paraguayer Art, das Mirta hervorragend zubereitete. Mucho lecker. Weil heute für uns beide Fussball auf dem Plan stand, ging es dann auch zügig auf den Weg richtung Stadt. Zügig bis zur Bushaltestelle zu mindest, danach hiess es erst wieder warten und dann hoffen, dass das Essen im Magen bleibt. Chaotisches Fahren und ständiges Stop and go ist auf Dauer nichts für Bahnfahrer wie mich. In der Stadt war alles tourimäßig wichtige schnell gesehen. Wobei es hier schon ganz nett ist, nur ist der alte Ortskern eher nicht bewohnt, sondern mehr für Büros und Verwaltungen, es fehlt daher etwas an lebendigem. Dafür steht direkt neben dem Kongress eine Art staatliches Slum, in dem Leute hausen, die auf Grund von Hochwasser aus ihren Plastikhütten mussten. Traurig, aber nun mal Realität. Next stop war dann estadio, wo man mir und meiner "Übersetzerin" Mirta freien Eintritt gewährte. Im Stadion inneren allerdings eine kleine Überraschung. Ich hatte den Recheck der Anstoßzeit der lieben Mirta überlassen und die hatte sich um schlanke zwei Stunden vertan. Da sassen wir dann also fast drei Stunden vor Spielbeginn, aber besser zu früh als zu spät. Genug Zeit, um sich mal umzugucken. Das Nationalstadion "defensores del chaco" sieht von aussen ranziger aus als von innen, ist leider komplett bestuhlt, hat dafür aber geile Blinkwerbung wie in Osteuropa. Dach gibt es nur für die wichtigen Leute, bei 45 Grad im Sommer sicher auch spaßig. Benannt auf Grund einer erfolgreichen Militärverteidigung von Paraguays Osten, Jahr hab ich vergessen, ist das Stadion Heimat für die Teams "Olimpia" und "Cerro Porteño". Zu dem Superclassico kam es heute leider nicht, dafür aber zum Classico gegen Guarani, eigentlich das ältere Duell, aber auf Grund dessen Guarani keine große Fangarde hat, nicht ganz so attraktiv ist. So viel dazu, eigentlich verging die Zeit dann aber doch recht fix. Ein paar Journalisten von Donnerstag trudelten auch noch ein und grüßten freundlich, man kennt sich. Spätestens als der aufblasbare Tunnel in Form eines Busses bereitstand, war die Sache angerichtet. Für mich in Paraguay übrigens mit das nervigste Vorprogramm der gesamten Tour. Ununterbrochene Werbung in ohrenbetäubender Lautstärke und Geschwafel, nervig.

Club Olimpia - Guarani 1-2, 1. liga Paraguay, estadio defensores del chaco, 10.000 Fäns

Das Spiel war grottig und wurde immer grottiger. Das zog auch offenbar die beiden Kurven, in Paraguay sind Gäste erlaubt, runter, die immer leiser wurden, ansonsten aber top aussehen, schon deutlich besser als am Donnerstag. Mal abgesehen von jeweils einem Tor pro Team passierte lange nichts, in der 83. Minute dann aber die überraschende Führung für Guarani. Jetzt machte nur noch Olimpia das Spiel, bekam auch einen Elfmeter zugesprochen, verschosssn diesen aber. Symptomatisch, 0-0 wäre heute auch ok gewesen, so gab es aber die Niederlage.

Olimpia-Fan Mirta war nicht gut drauf, trotzdem gingen wir durch die Massen noch zu einer Party bei einem Freund. Wieder gab es gegrilltes, Bier und heute dazu auch viel live Musik. Nach Mitternacht waren wir beide platt und nahmen den nächsten Bus gen Heimat. Gute Nacht, Paraguay.

Letzter Tag Asuncion und irgendwie nicht viel zu tun. Mirta musste was in einem Shoppingcenter erledigen, worauf ich absolut keinen bock hatte. Scheinbar wollte sie mich aber auch nicht alleine lassen und verschob das ganze auf den Nachmittag, wenn ich beim Fussball wäre. Also genossen wie erstmal die Sonne, surften, lasen und tranken terreré, die kalte Version des Mate-Tees. Zum Mittag gabs heute Fleisch mit Gemüse und Kartoffelbrei auf meine Kosten, fand ich nur fair so. Aufrechenbar ist so eine Gastfreundschaft ja eh nicht, aber trotzdem kann man sich ruhig mal dankbar zeigen. Weil Mirta nun also was zu erledigen hatte, ging ich allein zum Fussball. Das Stadion lag heute fuer mich in fussläufiger Entfernung, ideal fuer einen Sonntagsspaziergang, fuhren größtenteils eh keine Busse. Den ersten richtigen Sonnentag hatte ich dann aber doch etwas unterschätzt und kam völlig durchgeschwitzt nach einer Stunde am Stadion an.
Ich hatte mir vorher keine Bilder angeschaut und war dann doch überrascht, an was für einem Dorfplatz ich da angelangt war. 2/3 Betonstufen plus ein paar Sitzschalen auf der Haupt mit maximal fuenf Stufen, mehr war nicht. Meine Supermarkt-Cola und ich durften freundlicherweise so rein und noch die zweite Hälfte des Jugendspiels mitnehmen, in der zwar keine Tore fielen, dafür aber zwei rote Karten gegeben wurden. Bemerkenswert nur, weil eine gegen einen Auswechselspieler und die zweite gegen einen Spieler, der gerade vom Platz getragen wurde, witzig. Dann wurde es aber Zeit für das eigentliche Spiel:

Sol de america - General Diaz 0-1, 1. liga Paraguay, estadio luis alfonso giani, 500

Spiel langweilig, Fans langweilig, muss man nicht mehr zu schreiben. Immerhin die mir angepriesene paraguayanische Back-Spezialität schmeckte ganz gut, wenn auch etwas trocken.
Mit Abpfiff marschierte ich schnellen Schrittes gen Heimat. Trotz oder wegen der Dunkelheit alles sicher auf den Strassen, nur etwas blöd angeguckt wurde ich. Zu hause Rucksack gepackt und dann ins Bett, morgen wird ein langer Tag.

Der Wecker klingelte um 6 Uhr, für 06.45 Uhr war der Taxifahrer bestellt, der dann auch pünktlich um 7 da war und mich für 40.000 zum Busbahnhof fuhr, nachdem ich mich von Mirta verabschiedet hatte. Tagesziel foz de iguacu in Brasilien, dafür ging es mit dem Reisebus erstmal bis an die Grenze. Dieser fuhr zwar pünktlich ab, brauchte dann aber doch 6 1/2 h statt der angekuendigten 4-5. Die Strecke war erwartungsgemäß beschissen, eigentlich kein Meter ohne Gewackel, zudem wurde beinahe mein schlimmster Alptraum war und ich an einem Stop vergessen. Im Anfahren konnt ich mit einem Angestellten aber noch reinspringen. Nervig vor allem, dass der Bus gefühlt alle 100 Meter hielt, um neue nervige Leute anzuhalten und dadurch auch kaum Lüftung in den sowieso schon heissen Bus kam. Kurz vorm Ziel wurde der Bus aber leerer, dafür setzte ein Gewitter ein. Meinen Plan mit einem Motorradtaxi über die Grenze zu ballern gab ich deshalb auf. 80.000 waere fuer ein normales Taxi mit Dach von Busbahnhof zu Busbahnhof zu zahlen gewesen, 8500 fuer den Bus, fuer den ich mich dann letztlich auch entschied. Weil auf der Grenzbrücke allerdings ein übler Stau wartete, schmiss man uns aus diesem Gefährt und schickte uns mit Zettel etliche Busse weiter, bis uns endlich jemand aufnahm und ueber den gewaltigen Parana kutschierte. An der brasilianischen Seite sprang ich raus, um mir den Einreisestempel abzuholen. Wer weiss, ob das auch später geht. Auf der Seite Paraguays hatte ich mir auch den Ausreistempel geholt, vermutlich eine sinnlose Verschwendung von freien Reisepassseiten. Da der Bus natürlich nicht wartete, machte ich mich mal zu Fuß los, weil ich den Busbahhof in nähe vermutete. Falsche Annahme, also musste irgendwann ein Motorrad her, das mich fuer ein paar Taler hingurkte. Der Bus für übermorgen konnte problemlos gebucht werden, nur einen Bankautomat, der meine Visakarte akzeptierte, fehlte. Da ich aber Geld brauchte, musste mit der Sparkassen-Karte abgehoben werden. Und extra Gebühr gab es natürlich auch noch, scheiss Abzocker. Dann aber endlich in den nächstbesten Bus zum zentralen Busterminal für Stadtbusse, umgestiegen, ein Stück gegangen und endlich war ich am Hostel. Wo mir allerdings niemand die Tür öffnete. Das konnte doch jetzt alles nicht wahr sein, natürlich fing es auch genau dann an zu regnen. Letztlich erbarmte sich dann aber doch noch ein Hostelmitarbeiter und liess mich ein. Nach 10 Stunden war es also geschafft und das bei nicht mal 400 Kilometern, Respekt. Und ich muss schon sagen: was ein beschissener Ort. Zunächst war ich scheinbar der einzige Gast. Die beiden Besitzer guckten offensichtlich lieber fern anstatt sich um Sauberkeit zu bemühen, warum zur Hölle hatte ich mich dazu entschlossen zwei Tage hier zu bleiben?! Jetzt war dem aber so, kann man nichts machen. Weil Hunger, zum nächsten Kleinsupermarkt geschlappt und mit ein paar Bananen und Nudeln ausgestattet, in Brasilien ist Sparsamkeit angesagt. Also auch sparsam ins Bett, gute Nacht liebe Leser, wir lesen oder schreiben uns in einer Woche wieder.

Sonntag, 21. September 2014

Road to Rio / 1

(Hola, muchachos und muchachorinnen. Zu spät für die WM, aber trotzdem bin ich ab jetzt on the road, denn Mitte Oktober geht der Rückflug von Rio. 4 Wochen Zeit, klingt lang, ist es aber für die Strecke sicher nicht, da werde ich einiges auslassen müssen. Erster stop Buenos Aires, auf geht's. ) 

Die Copa löste ihre Aufgabe dieses mal gut. Dank der Lufthansa Kreditkarte ging es vorbei an allen Wartenden zum Business Counter, ein Upgrade war zwar nicht drin, dafür gabs priority boarding fuer mich und mein Gepäck. Braucht kein Mensch, dafür wurde meine einzige Bitte am Gang zu sitzen nicht erfüllt und natürlich versperrte dann ein 200 Kilo Koloss meinen Weg zum Klo und Trinkwasser. Das gute Board-Entertainment liess dann auch die letzte Tritte von hinten (ganz wichtig seine Füße beim Partner abzulegen) vergessen und um 21:30 h landete der Flieger fast pünktlich in Buenos Aires. Zum Kurs von 1:10 gab es schnell noch ein paar Pesos fuer den Fall der Fälle, dann ging es aus Geiz mit dem Normalobus gen Zentrum, was ganz hervorragend funktionierte, da mir mein Chef seine elektronische Bezahlkarte ueberlassen hatte (muchos gracias auch hier nochmal. Die Fahrt zog sich allerdings, dank googlemaps brauchte ich am Ende auch kein Taxi mehr, dafür gabs fuer 10 Pesos ein fettiges Stueck Pizza auf die Hand. Um halb 1 dann endlich im Hotel, das ich irgendwann mal aus Deutschland mit einem Gutschein fuer schlanke  0 Euro gebucht hatte. Keine Topadresse, dafuer aber ein riesiges Zimmer mit Dachterrasse fuer mich. Buenos noche.

Dienstag, 16.09.2014

Scheinbar war ich so aufgeregt, dass ich schon um kurz vor 8 wach wurde, ekelhaft. Beim Frühstück holte ich mir ein paar Infos über die angestrebten Tagesziele an der Rezeption. Schade, dass mir nicht einfiel mal zu fragen, ob der Spaß überhaupt inklusive war. War er natürlich nicht, deswegen durfte ich beim auschecken 77 Pesos abdrücken, wie viel Pizza ich davon hätte essen können, nunja. Mit der Ubahn gings erstmal ins gebuchte Hostel, das sich scheinbar im Haus des ehemaligen Ritz Hotels befindet. So nobel war es leider nicht, dafür sauber und zentral gelegen, bei 195 Pesos fuer drei Nächte gab es da soweit auch nichts zu meckern. Um das ganze aber überhaupt zahlen zu können, brauchte ich aber noch bares. Und für das gibts in Argentinien noch wahres. Die Währung ist bekanntlich Schrott, deshalb fahren alle auf Dollar ab und es gibt auf der Straße einen deutlich besseren Kurs als in der Bank. In einer Einkaufsstraße folgte ich einfach den "cambio, cambio" rufen. Mit einem Straßendealer wird dann der Kurs verhandelt, wobei es fuer kleinere Scheine schlechtere Kurse als fuer groeßere gibt. Ist man sich einig, geht man mit dem Dealer ins Büro seines Chefs und tauscht wie in einer Wechselstube. Klingt unseriös, Geht aber klar, am Ende gab es dann knapp 14 Pesos pro Dollar, ergo etwas mehr als 18 pro Euro. Zur Erinnerung: bei der Bank gabs 10 fuer den Euro. So lässt es sich leben. Da gefiel mir BA doch glatt noch ein bisschen besser als eh schon.
Also konnten die Pesos rausgehauen werden. 100 landeten auf der Bankkarte, 50 bei einem Händler für ein Schloss (um den Hostelschrank abzuschliessen), 10 bei einem Strassenmann fuer einen Stadtplan. Gut ausgestattet ging es mit der Ubahn richtung River Plate Stadion. Dort wartete meine reservierte Karte für morgen. Kurze Zwischenanekdote: der aufmerksame Leser erinnert sich vielleicht an den argentinischen River Fan Gonzalo, mit dem ich durch China reiste und ihm damals etwas Kohle gab, damit er  bis Thailand kommt. Dem schrieb ich vor ein paar Tagen mal bei facebook, ob er wen kennt, der 'ne Karte organisieren kann, woraufhin er wiederum alle seine Freunde aufrief, mir zu helfen. Es meldeten sich zwar auch ein paar, einer wollte es versuchen. Da River den Kartenverkauf dann doch noch fuer alle oeffnete, schlug ich aber vorsichtshalber mal online zu. Am Stadion klappte dann bei mir alles einwandfrei, nicht mal ein Passport musste gezeigt werden. Zurueck im Hostel wurde ich dann online entsetzt gefragt, Warum ich denn jetzt ein Ticket hätte, man habe doch eins fuer uns. Ja gut, weil mir das niemand gesagt hat, vielleicht deswegen? Naja die werden da schon was mauscheln, kann mir nicht vorstellen, dass da eines der Tickets ungenutzt bleiben wird. Nach kurzer Lungerei ging es um 15 Uhr Richtung La Plata, wo um 19 Uhr ein Spiel stattfinden würde. Die Strecke wurde mir fuer unter einer Stunde versprochen, mal sehen, aber noch waren 4 h bis Anpfiff. Am Retiro löste ich fuer 58 Pesos den Fahrschein fuer Hin- und Rueckfahrt, verpasste dann aber den erstbesten Bus. Gluecklicherweise kam der naechste 10 Minuten später, brauchte dann aber doch 1 1/2 h. Den Weg zum Stadion unterschätzte ich relativ geil, sodass ich dann tatsächlich erst um 6 am estadio war. Ticketkauf problemlos, fuer 200 Pesos gab es eine Haupttribuehnenkarte. Haette ich mich schlau gemacht, haette es auch Karten fuer 100 fuer den Gaestebereich gegeben. Egal, so gab es immerhin 'nen Sitzplatz, was sind schon 100 Pesos. Nach kurzer Verwirrung im Stadion fand ich dann auch meinen Bereich, die Show konnte beginnen.

Estudiantes de La Plata - Gimnasia Y Esgrima 1-0 (Hinspiel 0-0), 2. Runde Copa Sudamericana, Estadio Unico, 45.000

Schon vor Anpfiff bebte das Stadion förmlich. Die Hinchas waren heiss auf das Derby gegen den Stadtrivalen in der Copa Sudamericana. Am Ende waren es wohl bestimmt 45.000, die mit mir mein erstes Spiel auf südamerikanischem Boden feierten, und wie. Die Kurve von estudiantes legte einen dermaßen guten Auftritt hin, ich bin auch einen Tag danach noch echt platt. Kann daran liegen, dass es das erste Spiel war, aber es war wirklich geil. Spätestens nach der Führung in Halbzweit zwei war Ausrasten total angesagt. Es sprang wirklich jeder der 45.000, Ordner und Logen inklusive, unglaublich. Am Ende feierten die Fans den Einzug ins Achtelfinale, während ich schnellen Schrittes zum Busbahnhof marschierte. Die zum Teil laufenden Leute  beunruhigten zwar etwa, letztlich war aber kein Fan der falschen Seite zu sehen. Zurück in BA liess mich der Fahrer freundlicherweise in der nähe des Hostels raus, sodass ich problemlos zurueck laufen konnte, wieder mal ein paar Pesos gespart.

Am nächsten morgen war es bitter nötig, meinen Schuhen etwas Seite zukommen zu lassen, also kaufte ich nach dem gratis fruehstueck eine Zeitung, stopfte sie in die Schuhe und legte mich und die Schuhe in einen nahgelegenen Park am Kongress in die Sonne. Zum Mittag probierte ich mal ein Buffet, bei dem fuers kilo gezahlt wird. Fuer ein paar kartoffeln mit fleisch und wurst mussten lausige 30 Pesos bezahlt werden. Fair, obwohl es nicht sonderlich schmeckte.
Da noch reichlich Zeit bis zum Abendspiel bei River war, besorgte ich mir schon mal im Centrum ein Ticket fuer den naechsten Tag und schlenderte durch San Telmo, ein recht altes Viertel, in dem heute zahlreiche Hostels stehen. Um 18.30 Uhr stand ich dann pünktlich vorm Hostel, um auf meine Abendbegleitung. Florence und Gustavo waren dann auch tatsächlich pünktlich da. Leider bestätigte sich mein Verdacht, die beiden würden hauptsächlich via googletranslate mit mir kommunizieren. Und wenn Gustavo ein bisschen deutsch kann, kann ich fliessend spanisch, wir redeten hervorragend aneinander vorbei und was er mir auf seinem Handy übersetzt vorhielt machte einfach so wenig Sinn, dass ich nicht mal versuchen konnte zu antworten. Die Kommunikation stockte entsprechend. Nachdem wir dann aber irgendwie die Kartenfrage gelöst hatten, wurde es besser. Mein Stehplatz ging an einen Kumpel und ich bekam dafuer eine Sitzplatzkarte unter der Barra, mein Geld fuer die Karte zurueck und einen Pulli von Gonzalos Fanclub. Mit diesem an ging es dann rein ins gigantische Monumental.

CA River Plate - Godoy Cruz 2-0 (Hinspiel 1-0), 2. Runde Copa Sudamericana, estadio monumental, 30.000

Die Barra sang sich schon warm, das Flutlicht brannte, eine unglaubliche Atmosphäre. Klar war vom heutigen Spiel nicht so viel zu erwarten wie von dem gestern. Es war kein Derby und fuer River zaehlte als Tabellenfuehrer einzig und allein das Weiterkommen. Gerade zu Beginn, nach Großchancen und nach den Toren war im ganzen Stadion allerdings trotzdem richtig Alarm und bei mir Gänsehaut. Am Ende gewann River souverän. Mit den Klängen der Kurve im Ohr wurde ich noch nach hause gefahren. Ziemlich geil von den beiden mich mitzunehmen, bzw. einzuladen, nur weil ich mal einem Kumpel von ihnen aus der Klemme geholfen habe. Im Hostel gönnte ich mir noch ein Bier auf die gelungenen ersten zwei Tage Buenos Aires, dann fielen die Augen zu.

Donnerstag, 20.09.2014

Weil mal wieder Zeit bis zum Abendspiel war, versuchte ich erneut mit meiner Reiseplanung voran zu kommen, was irgendwie schon die letzten Tage scheiterte. Die kleinen Uruguayer setzten fuers Wochenende kein Spiel im Nationalstadion an, weswegen ich auch eigentlich keine Lust mehr hatte dorthin zu juckeln. Die Alternativen zwischen Buenos Aires und Asuncion waren auch eher rar, bis auf eine Stadt in den Ausläufen der Anden, die zu erreichen aber teuer und umständlich ist. Alles noch nicht ideal, ansonsten halt laenger in Buenos Aires, ist sicher auch nicht verkehrt.
Mittags ging es dann mal nach Palermo. Auch kein schlechtes Viertel. Wohnenswert möchte man sagen. Die Enttäuschung des Tages hatte dann die Burgerkette Wendy's parat. In den USA schwer zu schlagen, war das hier Magerkost auf McDonalds-Niveau, das musste bei einem Schläfchen erstmal verdaut werden. Weil la boca so halb auf dem Weg zum Spielort lag, schaute ich mir das auch gleich mal an. Absolut geil vor allem die Gegend rund um das Stadion. Hier war auch schon ein bisschen was los, boca spielte heute abend, die Chance dort zu Normalpreisen Tickets zu bekommen, ist allerdings recht gering, sodass ich mich letztlich fuer das Racing Spiel entschieden hatte. Die Grills brannten bereits, ein paar Gestalten schlichen sich rum, aber soweit war alles entspannt. Noch ein bisschen die Grafitis zu Ehren von Verein und Maradona (Matthäus es mas grande que Maradona, wollte ich schon immer mal sagen) bewundert, dann ging es 3,5 km gen Osten zum Stadion von Huracan. Die Spiele der Copa Argentina werden grundsätzlich auf neutralem Boden ausgetragen, deshalb hier. Die zahlreiche Beflaggung der Anfahrtsstraßen deutete auf eine anstehende Präsidentenwahl bei Racing an, kein schlechtes Bild. Nachdem ich mal so eine argentinische Bratwurst angetestet hatte, schlich ich mich Richtung Eingang, als hinter mir plötzlich die Racing Barra auftauchte. Ein paar Suvs vorweg, dahinter Busse, aus denen Gesänge und Konfetti drangen, guter Auftritt, der an einer Polizeikette endete, Wo die bösen Buben brav ihre Fanclubfahnen kontrollieren liessen. Interessant, dass die Fahne locker rein durfte, obwohl Zaunfahnen eigentlich komplett verboten waren, so viel zum Einfluss der Jungs. Ich ging dann schon mal rein, dank Ortsunkenntnis am falschen Eingang. Ich musste also zurück und lief zwei Argentiniern in die Arme, die mich freundlich an ihre Seite nahmen und mir irgendwie verständlich machten, ich könne mit ihnen mitkommen. Das tat ich dann auch. Zwar schlugen die beiden die Hände wegen meiner Herkunft über dem Kopf zusammen, der Stachel sitzt tief, waren aber sonst ziemlich begeistert von mir und meiner Reise. Mit ein paar weiteren Freunden der beiden ging es dann an der richtigen Seite rein in die geile Hütte. Die Stehplatzbereiche waren auch schon gut gefüllt, zu mindest die Seite von Racing.

Racing Club - Argentinos Jrs. 0-1, Achtelfinale Copa Argentina, Estadio Tomas Adolfo Duco, ca.15.000

Auch anders im Pokal: Gästefans sind erlaubt. Der eher kleine Verein Argentinos hatte aber lediglich 200-300 dabei. Trotzdem nett mal zwei Fanlager in Argentinien zu sehen, die Chance hat man nicht so oft, Gästefans sind in der Liga und meistens auch bei internationalen Spielen weiterhin verboten. Mit dem starken Einzug der Barra in die Kurve begann auch fast das Spiel. Gerade zu Anfang war Racing richtig, richtig gut. Da auf dem Platz aber mal so gar nichts klappte, waren es irgendwann die Argentinos, die immer mehr zu hören waren. Auf dem Platz fuer diese uebrigens ein gewisser Riquelme. Und wenn ich da war, war ja klar, dass nur er der Siegtorschütze sein konnte, indem er den Ball gnadenlos in den Winkel schlenzte. Schön anzusehen, bitter fuer Racing, denn Aegentinos spielt in Liga 2. Irgendwann war die Sensation perfekt, der Abend fuer meine neuen Freunde gelaufen. Die Jungs aus der Kurve waren ebenfalls recht geladen. Sinnloserweise ordnete die Polizei eine Blocksperre fuer die Racingseite an. Eine bittere Niederlage, ein ueberfuellter Block, es dauerte keine 10 Minuten und vorm Stadion krachte es gehörig mit den Bullen. Der Kampf war aber scheinbar schnell ausgetragen, als wir von der sicheren Seite losschlappten, war jedenfalls nichts mehr los und die Fans in den Bussen gen Heimat. Ich selbst wurde freundlicherweise noch nach hause kutschiert und fuer die naechste Racing Partie am Montag eingeladen. Mal sehen, ob ich der Einladung folgen werde.

Wieder ging es frueh raus, der Terminkalender wird nicht leerer und diese Stadt frisst die Zeit nur so. Wäsche geholt und nochmal ein paar Dollars in bares verwandelt. Mittlerweile gibt es fast 19 Pesos fuer den Euro, Wahnsinn. Der Kioskbesitzer, bei dem ich tauschte und der die Taler fuer noch mehr an ein paar arme Sparer verkaufen wird, wirkte nicht ganz seriös, bisher sind bei mir aber keine Falschnoten aufgetaucht. Sonst bin ich von solchem Kram ja nur schwerlich begeistert, heute schloß ich mich aber mal einer dieser free Tours durch die Stadt an, was sich als gar nicht mal so verkehrt erwies. Angeboten werden diese von Einheimischen, meist Studenten, die sich ein kleines Taschengeld dazu verdienen wollen.  Am Ende der Tour Gibt man halt, was man so denkt, fuer mich waren das zwei Euro, ich denke das war ok. Die Tour an sich war gar nicht so schlecht. Der Guide quatscht keinen langweiligen Kram, erzaehlt das ganze eher an Anekdoten, mit vier Stunden war das ganze aber doch recht lang, aber so war der Tourikram dann allerdings auch abgehakt. Weil die Zeit dann aber doch schon vorangeschritten war, machte ich mich doch zeitnah auf in den Vorort Quilmes, bekannt eigentlich auch nur für seine Brauerei. Mit dem Zug Geht das recht bequem fuer stolze 1,50 Peso. Kann Man fast nicht berechnen so wenig ist das. Eigentlich wollte ich noch viel frueher da sein, in Ruhe ein Ticket besorgen und dann mal durch die Stadt schlendern, zum Glueck war ich das nicht. Die Gegend um den Bahnhof ist mit schäbig noch nett beschrieben und auch sonst gab es eigentlich nichts, was auch nur ansatzweise interessant oder generell begehbar aussah. Sei es drum, fuer die Sitzplaetze waren am Stadion freche 340 Pesos aufgerufen. Irgendwie konnte ich aber herausfinden, welche der beiden Stehplatzbereiche von der Barra genutzt werden und kaufte dann fuer 140 eine Karte fuer die andere. Weil rumlaufen nun nicht Mehr so angesagt war, gabs ne geile Wurst auf einem Hocker bei einem Anwohner im Vorgarten, dazu wurde Quilmes gereicht. Neben Wurst wurde auf dem gigantischen Grill auch irgendein geiler Braten geschmort. Also gabs die Bier-Fleisch-Kombi gleich nochmal, als neben mir auf einmal drei Deutsche Hopper auftauchten. Die Argentinier hatten mir nichts Mehr zu sagen, also ging ich mit den dreien noch auf ein Bier in die benachbarte Sporthalle. Die Lümmel hatten allerdings Pressekarten, deshalb trennten sich die Wege am Eingang. So ganz klar war mir die Stadionsituation noch nicht, letztlich musste ich zwar auch durch den Barra-Block, dort aber zur Gegengerade abbiegen. Alles sicher und entspannt. Ich seh ja auch nicht wie ein wandelnder Geldschein aus.

Quilmes Atletico Club  - CA Lanus 0-2 , Primera Division, Estadio Centenario Dr José Luis Meiszner

So richtig viel war fuer einen Freitag Abend nicht los, da wird die Preistabelle noch sinnloser, wenn es dann nicht mal voll wird. Sei es drum, ich hatte ne gute Sicht auf Kurve und Spielfeld, wobei das Spiel kein Brüller war. Die Tore fielen kurz vor der Pause innerhalb von einer Minute. Erst ein Strafstoß, dann ein Eigentor, die Innenverteidigung ist nach dem Spiel sicher kein oder 100 Bier trinken gegangen. Stadion und Kurve waren Klein aber fein, wie man so schön sagt, insgesamt ein netter Ausflug. Zurück gings mit den drei deutschen und einem Chilenen, der sich das Spiel auch gegeben hatte, mit dem Zug und ab Bahnhof Constitucion mit dem Bus. Auch nachts fährt eigentlich noch alles ausser die Ubahn. Gut fuer den Fussballfan, denn Anpfiff war heute um 20.15, kann aber auch mal 21:30 sein. Für mich ging es nur noch in eine Richtung: Bett.

Samstag, 20.09.2014

Die Reiseplanun hatte Mittlerweile ergeben, dass ich einfach noch bis Mitte der Woche in Buenos Aires bleibe Und dann in einem Rutsch nach Asuncion düse. So viel liegt dann ja doch auch nicht mehr auf dem Weg, dann kann ich auch bleiben, wo es mir gefällt. Bis auf die üblichen Recherchen war dafür dann auch nicht zu erledigen, sodass ich mich entspannt auf dem Weg zum nächsten Pflichtspiel machen konnte. Heute stand mal dritte Liga auf dem Plan. Anreise entspannt mit der Bahn, ich halt mich kurz, ist auf Dauer ja nicht so spannend wie ich Wo durch die Stadt getingelt bin. Im Stadtteil Villa Crespo wurde um 13 Uhr folgendes Spiel besucht:

CA Atlanta - Colegiales 1-1, Primera B Metropolitana, Estadio Don Leon Kolbovski

Heute gab es dann auch mal eine erhoffte Freikarte inklusive Drinks und Sandwiches in der Halbzeit, wurd ja auch mal wieder Zeit. Ein argentinscher Sportjournalist mit Englischkenntnissen erwies sich als angenehme Begleitung, also lungerten wir gemeinsam auf der Haupttribuehne, quatschten über Gott(=Maradona) und die Welt (=Fussball) und lieferten uns in der Sonne einen recht spannenden Wettkkampf im Nichtstun, den er auf Grund eines vollgeschriebenen Notizzettels gegen meine Stopuhr verlor.
Das Spiel selbst war ok, die Hinchas von Atlanta hatten als Drohung an die Spieler sämtliche Fahnen verkehrt herum hängen, dazu gab es öfter mal "gewinnt oder sterbt" Sprechchöre. Taten sie am Ende nicht und durften sich deshalb direkt auch wieder was anhören. Ich musste weiter zum nächsten Job und verabschiedete mich daher von meinem Kollegen, der mir wiederum wünschte nicht überfallen zu werden. Gracias, amigo, krieg ich hin.  Sinnloserweise fiel die Bahnlinie direkt am Stadion aus und der scheiss Bus brauchte ewig, um mich grob in die richtige Richtung zu schippern. So viel die Verschnaufpause im Hostel eher kurz aus. Im Zimmer schnappte ich noch Fernando aus Bolivien auf, der im Internet gerade nach bezahlbaren River Karten Ausschau hielt. Der war vom Abendplan begeistert und schloss sich direkt an. Mit Bahn und Zug ging es zeitig in Richtung Sarsfield, wo uns in bahnhofsnähe schon das Stadion mit seinen Flutlichtmasten anzog wie die Fliegen. Die Platea (Sitzplatz) Karte sollte 280 Pesos kosten, weshalb Fernando vorschlug in den Barra Block zu gehen. Ich fand den Plan ziemlich bescheiden, willigte aber wegen seiner Sprachkenntnis und dem Preis von nur 90 Pesos ein. Ein Mut-Bier musste ausfallen, weil weit und breit keins verkauft Werden durfte, daher gabs ne Mut-Cola und dann schlichen wir, vorbei an den sich warm trommeln-, singen- und kiffenden Fanaticos vorbei ins Rund.

Velez Sarsfield - AMSD Atletico de Rafaele 0-0 , Primera Division, Estadio José Amalfitani

Die Kurve blieb bis zum Anpfiff halb leer und wir hingen daher mehr zwischen Familien als zwischen Leuten, die unser Geld wollten. Kann man vorher nicht ahnen und wenn man ohne Sprachkenntnisse in einer vollen Kurve hängt, fällt man eben auf, deswegen meine Sorgen.
Die Barra sorgte im recht leeren Stadion für gute Stimmung, zum Spiel muss man nicht viel sagen, 0-0 halt, immerhin das erste der Tour, hoffentlich auch das einzige. Weil, warum auch immer, zurück kein Zug mehr fahren wollte, mussten wir mit dem Bus fahren. Der erreichte zwar zuverlässig das Ziel, fuhr dabei aber so viele Umwege, sodass wir erst um 0 "zu hause" ankamen. Fernando spendierte noch ein Patagonia Bier, definitiv das beste soweit auf der Reise, hat aber auch nen geilen Namen.
Fast wäre ich am nächsten morgen liegen geblieben, aber auch nur fast. Am Ende lockte das 4. liga Spiel morgens um 11 am Hafen doch mehr als die Sonntagsträgheit. Auf Grund einer Fehlinformation fuer die Anreise fand ich mich kurz im Gewirr des Busverkehrs wieder, konnte mit einem extra Umstieg dann aber doch das Ziel deutlich vor Anpfiff erreichen. Dock Sud liegt grob hinter la boca, ist zwar nicht Laatzen-Mitte, aber hat schon Flair, Heisst, es ist nicht gerade das schickste Viertel. In den guten alten Tagen gabs hier Jobs fuer jeden, der wollte, mittlerweile nicht mehr so und das sah man den Leuten und Häusern auch an. Karte auspacken Oder auf englisch nach dem Weg fragen sollte vielleicht vermieden werden, ansonsten passiert einem auch hier nichts. Zur Begrüßung lud mich der Verein ein, das Spiel auf der Gästetribuehne zu verfolgen, die Einladung nahm ich natürlich dankend an.

Dock Sud - Defensores Unidos 2-0, Primera C Metropolitana, Estadio de los Inmigrantes, 500 Zuschauer (?)

Viel los war noch nicht am Sonntagmorgen, die meisten der wenigen Zuschauer kamen kurz nach Anpfiff. So weit hatten sie noch nichts verpasst. Das Stadion grenzt an Ruine, hat aber trotzdem Charme, auch wenn mir die einsturzgefährdete Holzbankseite nicht ganz geheuer war. Irgendwann war zu mindest die Heimkurve recht gut besucht und dort war auch ordentlich Stimmung, hatte ich nicht erwartet, der Sieg half natürlich, war aber trotzdem top.
Nach Anpfiff waren die Straßen doch etwas voller an merkwürdigen Gestalten, so sprang ich in den erstbesten Bus und musste in einer wirklich ekelhaften Ecke nähe Bahnhof Constitucion umsteigen, um zur Ubahn zu kommen. Zurück im Hostel wurde nur kurz was gechecked, dann ging es schon weiter zu Spiel Nummer zwei. Mit dem gleichen Bus wie auf dem gestrigen Rückweg aus Sarsfield ging es Richtung Monte Castro. Brauchte wieder ewig, liess mich aber 10 Meter vom Stadion entfernt raus. Platea war mit irgendwas ueber 200 viel zu teuer, also gabs wieder den nicht-barra Stehplatz  dieses mal fuer 110 und das in Liga zwei, nunja. Auch dieses Stadion, wie eigentlich alle, in einem geilen Zustand. Haben einfach Charme die Teile wie sie so mitten zwischen Wohnblocks auftauchen.

CA All Boys - Temperley 0-0, Primera B Nacional, Estadio Islas Malvinas

Schon wieder ein 0-0, dieses mal aber ein besseres. Zudem waren die Fans gut aufgelegt und sangen über das schlechte Spiel hinweg. Viele Gesänge gleichen sich hier schon, trotzdem haben fast alle Kurven 1-2 Lieder, die nur sie trällern, das ist dann schon affengeil. Nach dem Spiel pilgerte ich im Abendlicht noch ein wenig durch die Hood, vorbei am Stadion von Argentinos, ehe es mit dem Bus zurueck richtung Zentrum ging. Noch ein wenig online-Recherche und schon war wieder ein Tag rum. Die Zeit verfliegt in Buenos Aires nur so.

Tag 7 und keine Fussballpause in Sicht. Meine neuen Freunde von Racing hatten mir die erfreuliche Nachricht überbracht, dass sie eine Freikarte fuer mich organisiert hatten. Abholen um 6, das bedeutete, dass ich aus Zeitgründen auf Spiel Nummer zwei verzichten musste, obwohl auch dort eine Freikarte wartete. Aber den Transport Absagen war nach all der mir entgegengebrachten Nettigkeit keine Option.
Also zog ich mit Fernando in die Stadt. Ich hatte ein Bus Ticket zu kaufen und was bei der Post zu erledigen, er wollte sich irgendwas angucken. Also verabredeten wir uns fuer 1 an einem Buchladen und zogen jeder unserer Wege. Der Fahrkartenkauf entwickelte sich nicht so wie erhofft. Online hatte ich Preise von 670 Pesos fuer die Fahrt nach Asuncion erspäht, hier fand ich nur was für 800. Bei einer netten jungen Dame klappte es aber letztlich mit Zeichensprache für 600. Mal schauen was fuer eine dubiose Route sie mir da angedreht hat. Next stop Post Office, war natürlich nicht da, wo ich dachte und am richtigen musst ich elendig lange warten, sodass ich also eine halbe Stunde zu spät am Treffpunkt auftauchte. Erstaunlicherweise wartete Fernando ganz entspannt auf mich und fragte, wieso ich so abgehetzt aussehe. Ganz ehrlich, ich hätte bei der unkonkreten Absprache wahrscheinlich nicht mal 20 Minuten gewartet. Nett von ihm. Der angestrebte Buchladen war ursprünglich mal ein Theater und so sieht es von innen auch immer noch aus, abgesehen von der Rolltreppe in den Keller. Ziemlich stark, auch auf den Balkonen waren Bücherschränke und auf der Buehne ein Café. Ich war so angetan, dass ich kurz ueberlegte, wie realistisch es wäre, so etwas in Hannover zu eröffnen. Wohl nicht so.
Da mir mal wieder die Pesos fast ausgegangen waren, gingen wir anschliessend noch die verbliebenen Dollar tauschen. Der Kurs scheint täglich zu steigen, da kann nicht mal die argentinische Inflation mithalten. Gemeinsam assen wir noch ne Pizza und verlungerten dann die restliche Zeit bis ich abgeholt wurde. Um Punkt 6 stand ich dann an der abgemachten Ecke, mein Abholservice leider nicht, dieser kam dann aber nach 45 Minuten. Bis zum Anpfiff war allerdings noch Zeit, sodass wir vom Parkplatz recht entspannt zum Stadion schlendern konnten. Auch das Racing Stadion macht von aussen einiges her. Nicht nur, weil es riesig wirkt, sondern auch, weil es von aussen beleuchtet wird und so die halbe Nachbarschaft ueberstrahlt. Auf dem Weg gab es noch ein Stueck Rind auf Brot. Allein fuer die Grillstände lohnt ein Besuch eines Stadions hier schon und bei Racing waren definitiv die meisten und bisher besten davon. Alles bereit also fuer den Kick. Am Eingang traf ich noch einen der drei deutschen. Heute mussten sie dann mal zahlen. Mal gewinnt man, mal verliert  man, so ist das Leben. Möglicherweise sieht man  sich in Brasilien nochmal. 


Racing Club - Newells Old Boys 1-1, Primera Divison, Racing Stadion, 30.000


Kurz  vor Anpfiff waren wir drin, viel war nicht los, Aber war ja auch Montag Abend und immerhin die Heimkurve war gut gefüllt. Weil Racing Heute richtig gut spielte, war Dort auch ordentlich Party  angesagt. Leider verpassten es die Jungs in blau weiss Tore gegen das Team aus Rosario zu schiessen, in  deren Jugend übrigens Messi gespielt hat. 

Nach Anpfiff fuhren  mich Maxi und Tomas heim. Auf dem Weg fragte man mich, ob ich noch mit ihnen essen wolle. Fast Hätte ich nein gesagt, was ein riesen Fehler gewesen wäre. In einem Fleischpalast wurde Einmal quer die Karte bestellt. Das zeug vom Holzkohlegrill war einfach gigantisch, egal was ich probierte. Artig dankend wurde ich noch ins Hostel chauffiert, Wo schon Fernando mit einem lecker Ale wartete. Mix bien und Gute Nacht. Was für geile 7 Tage in Buenos Aires. Der nächste Abschnitt Wird mich nach Asuncion bringen. Bis dann.