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Sonntag, 24. August 2014

USA / Teil 1

Donnerstag 21.08.2014

Der Icelandair-Bomber fliegt die Strecke unter Zeit, trotzdem hätten sie mal ein paar Snacks reichen können. Sei es drum, um halb 1 Ortszeit betrete ich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. USA! Im Terminal wartet schon Mitbewohner Ralf, der sich die nächsten 3 Wochen mit mir antun will. Als erstes gilt es den Mietwagen abzuholen. Der wartet allerdings auf Grund von erheblicher Ersparnis am Airport Newark auf uns. Das bedeutet einmal durch die ganze Stadt. Eine Busverbindung fuer 24 Dollar soll es richten, fährt uns allerdings in den ersten fetten Stau. Und der will auch nicht mehr aufhören. Immerhin gibt es direkt ne kleine Stadtrundfahrt. Am Ende brauchen wir gute vier Stunden. Nach Flug und wenig Schlaf etwas zermürbend. Endlich on the road direkt mal wieder Stau. Schon nervig. Da es aber eh kein Ziel gab, war die Welt in Ordnung. Nach Stop beim goldenen M, befinden wir uns irgendwo in Connecticut und halten mal nach einem Schlafplatz Ausschau. Am Strand hingen zu viele Leute in Autos rum, daher ging es auf einen Wal-Mart Parkplatz. Dort offenbart sich allerdings ein Problem. Die Karre ist nicht gerade dafür gedacht, zwei Menschen zu beherbergen. Die riesige Kofferraumabdeckung des Ford Fiesta will nicht weg. Also einer auf den Beifahrersitz und der andere mit angewinkelten Beinen auf Rückbank und Ladefläche. Klappt hervorragend und es gab ausreichend Schlaf fuer alle Passagiere.
Gegen 7 sind wir wieder auf den Beinen. Wal-Mart öffnet seine Pforten und es gibt ein paar Scheiben Toast mit Erdnussbutter. American Way of life. Da bis zum Termin am Abend noch reichlich Zeit ist, laufen wir noch über den nahegelegenen Strand, dann sind wir wieder on the road. Und fahren mitten durch Amerikas New England. Absolut geile Gegend. Wenn gerade mal keine hügeligen Wälder auftauchen, gibt es Buger an Burgerladen bis zum Horizont. Einfach klasse. Zur Mittagszeit nehmen wir noch Providence, die Hauptstadt des Staates Rhode Island mit und dann wird Kurs auf den Fenway Park genommen. Denn dort findet der entscheidende Tagestermin statt. Nein, kein Fussball, sondern Baseball. Muss man ja mal gesehen haben, wenn man schon mal da ist. Das Stadion wurde auch schnell gefunden, Parkplätze hingegen waren absolute Mangelware. Der Kurs hierfuer lag zwischen 40 und 60 Dollar. Verbrecher. Also wieder raus aus der Stadt und zu einem Park and Ride Platz. Hier durfte fuer 6 Dollar geparkt werden und fuer 2,65 pro Baseballfan und Strecke ging es mit der Bahn zum Ground. Da sich die Redsox großer Beliebtheit erfreuen, waren die Schwarzmarktpreise doch recht hoch. Es gab aber noch Tagrskarten, auch wenn die mit 33 Dollar durchaus nicht günstig waren. Aber egal, wir wollten rein und werden vermutlich nicht mehr so schnell Baseball gucken, also zugeschlagen, am Ende ärgert man sich ja doch mehr, wenn man es nicht macht. Noch einen Burger geschnappt und rein in den Tempel.

Boston Redsox - Seattle Mariners 3 - 5, Major League Baseball, Fenway Park, 37.499 Zuschauer 

Zugegeben ich hab keinen Vergleich, aber das Stadion ist schon echt ganz geil. Mitten zwischen den Häusern tauchen die Stahltreppen und Backsteine auf. Vor den Tribuehnen ist alles verwinkelt wie eine Fabrik und die Ränge bestehen aus Bänken, die aussehen wie festgenagelte Gartenstuehle. Alterhrwürdig trifft es schon gut. Das Vorprogramm hielt sich mit Nervigkeit auch angenehm zurück. Ab und an wurde mal ein krankes Mädchen oder ein Dauerkarteninhaber des Tages gezeigt, sonst wenig. War aber auch kaum einer da, den das hätte interessieren können. Die große Menge kam erst kurz vor oder kurz nach Beginn, viele auch noch später. Verpasst haben sie nichts. Die ersten vier von neun Innings passierte absolut gar nichts, ausser, dass die Leute immer weiter fraßen und trinkten. Dann schafften es die Redsox tatsächlich drei Leute um jede Base zu schicken, das ist gleichbedeutend mit drei Punkten. Danach passierte wieder lange nichts und nach über drei Stunden Spielzeit wurden die Augen immer schwerer. Dann endlich letztes Inning, über die Hälfte war schon siegesgewiss oder desinteressiert gegangen, und auf einmal passiert richtig was. Die Mariners haben schon zwei Outs und der Schläger schon zwei Strikes. Kurz: noch einmal nicht treffen und das Spiel ist aus und die redsox gewinnen. Er trifft allerdings und weil zusätzlich schon drei Spieler unterwegs sind, holen die Mariners auf einmal auf. Das ganze wiederholt sich noch zweimal bis es auf einmal 5-3 fuer die Gäste aus Seattle steht. Bitter fuer die redsox, die mit ihren eigenen Versuchen selber nichts mehr holen können. Das ist Baseball, das war lange Zeit langweilig ohne Ende, aber am Ende doch ganz interessant. Vermutlich nicht so schnell wieder. Nach Abpfiff ging es mit der Bahn wieder raus nach Riverside. Auf Grund der fortgeschrittenen Uhrzeit gestaltete sich die Schlafplatzsuche etwas nervig, konnte aber auf einem Rastplatz an einem Interstate beendet werden.

Samstag, 23.08.2014

Die Nacht im Auto war erneut absolut zufriedenstellend und nach einer Dusche in einem Fitnesstudio fuer 5 Dollar, lag uns praktisch die Welt zu Füßen. Erstmal sollte aber Boston reichen und dorthin ging es wieder per Bahn, wieder von Riverside. In Boston herrschte touristische Hochstimmung. In den USA sind auch noch Schulferien und Asiaten sind ja immer überall. Abgelaufen wurde der "freedom trail", der im Prinzip an allen wichtigen alten Gebäude vorbeiführt, wobei alt für den Europäer an sich natürlich relativ ist. War aber doch relativ ansehnlich und interessant, schließlich fand in Boston der Aufstand gegen die Engländer ihren Anfang. Der Kampf für die Unabhängigkeit ist hier, also in Nee England, doch sehr präsent. Nicht zuletzt bei Football und fussballmannschaften. Und dorthin sollte es nach einer Burgerstärkung auch gehen. Das Stadion wird von beiden Sportarten genutzt und liegt ca. 30 km von Boston entfernt mitten im gar nichts. Weil heute Fußball dran war, gab es auch noch reichlich Tickets, 25 Dollar für das günstigste und dazu gratis parken. Neben dem Tempel fuer knapp 65.000 Fans ist dann auch direkt eine dezent große Einkaufsmeile, irgendwie muessen die Parkplätze ja genutzt werden, wenn kein Sport ist. Da wir viel zu frueh da waren, sind wir kurz nochmal weg, waren aber zwei Stunden vor Spielbeginn wieder da. Mittlerweile hatten sich auf dem Parkplatz zahlreiche Einheimische mit ihren Pickups eingefunden, die dort ein riesiges Grillfest veranstalteten. Schon geil. Muss man sich mal vorstellen. Vorm Heimspiel im Niedersachsenstadion mal eben noch auf den Schützenplatz, Grill anschmeissen und ein paar Biere zischen. Und heute war nur Fußball. Muss wie auf einem Festival sein, wenn erst Football ist und wirklich 65.000 kommen. Mit bester Laune ging es dann also hinein.

New England Revolution - Chivas USA 1-0, Major League soccer, Gillette Stadium vor ca. 10.000 Zuschauern

Richtig viel los war nicht. Fußball ist doch noch etwas Randsportart, dafür schienen die Leute anders als beim Baseball nicht nur zum saufen und fressen gekommen zu sein. Das Stadion an sich ist natürlich völlig geil. Zu zwei Seiten nur ein Rang. Haupt- und Gegentribuehne wachsen nur so in den Himmel, dadurch zieht es im Stadion ohne Ende. Und die footballsaison beginnt jetzt erst und endet im Februar. Da wird im fanshop wohl die ein oder andere Regenjacke und oder  Decke verkauft. Heute blieb es aber trocken. Unter Flutlicht lief dann ein gruseliges Spiel ab. Immerhin schaffte es die Heimmannschaft nach 56 Minuten mich das erste Tor auf dem nordamerikanischen Kontinent sehen zu lassen. Angelehnt an die alten Freiheitskämpfer feuern fünf Patrioten nach den Toren und Abpfiff auch direkt mal ihre Waffen ab und das direkt neben dem Gästetorwart, klasse. Ansonsten war angenehm wenig los. Mal abgesehen davon, dass das Spiel noch auf beiden Videowänden übertragen wurde und die Werbetafeln überdimensioniert sind, ist so ein Bundesligaspiel doch schon deutlich mehr zum Event verkommen. Über die Lautsprecher kamen kaum Durchsagen und nicht mal ein nerviges Halbzeitspiel gab es. Am Ende stand dann der dritte Länderpunkt für Ralf und ein neuer Kontinentalpunkt, inklusive Länderpunkt für mich. Fehlen nur noch Südamerika und Ozeanien an Verbänden. Zum pennen ging es weg vom Stadion auf einen Wal-Mart Parkplatz. Auf dem waren Übernachtungsgäste leider explizit untersagt. Zum Glück war der nächste große Parkplatz keine 100 Meter weit weg.
Der nächste Morgen brachte zunächst die Gewissheit, dass jetzt erstmal vier Tage kein Sport auf dem Programm stehen würde. Als erste Alternative gilt da oft: Natur. Also wurde die Karre drei Stunden nach Norden in den Bundesstaat New Hampshire gelenkt, Ziel: white mountains. Die komplett bewaldeten Berge konnten ganz amerikanisch mit dem Auto durchquert werden. Ein sogenannter scenic-drive kreuzt den Nationalpark und bietet regelmäßig Parkmöglichkeiten an Aussichtspunkten oder Wasserfällen. Die Tagesgebühr fürs Parken lag bei 3 Dollar. Sehr fair. Um den Fortschritten der Zivilisation nicht ganz zu entfliehen, entschieden wir uns abends ein Motel aufzusuchen. Mit 65 Dollar zwar etwas überteuert, aber dafür lag es auch in einem stark touristischen Geniet, wo sonst nicht viel ist. Tatsächlich sogar das erste richtige Bett seit Aufbruch aus Deutschland. Na dann mal gute Nacht.

Montag, 25.08.2014

Nach einem lockeren 10 h Schlaf ging es mal wieder auf die Straße. Ist ja schließlich ein Roadtrip. Heutiges Ziel: Montreal, Kanada. Dafür ging es mal wieder in Richtung Norden. Die Landschaft um uns herum wurde bis zur Grenze immer leerer. Nicht mal ein mcdonalds tauchte auf und die gibt es sonst wirklich aneinandergereiht. Nunja, Grenze wurde problemlos genommen und nach weiteren 1 1/2 h waren wir im französischsprachigen Montreal. Auf einem Park and ride Parkplatz durften die ersten Dollar gespendet werden, dann ging es per Metro die Stadt erkunden. Der Tageskartenpreis von 10 Dollar, wobei das ja auch nur 6,60 Euro sind, überzeugte nicht so, die Stadt selbst dafür schon. Zum Teil alte Häuser, Kirchen und Unis in tiefen Häuserschluchten. Dazu der Mount Royal, der über der Stadt thront und von dem man einen klasse Ausblick hat, wenn man den Aufstieg überlebt. Nachdem auch noch das alte Olympiagelände, inklusive neuem Fußballstadion begutachtet wurde, ging es in den Abendstunden noch ein Stück weiter. Montreal hat absolut überzeugt, nur das französisch ging absolut gar nicht.
Die Nacht wurde auf einer Autobahnraststätte verbracht. Auch hier übrigens keinerlei Probleme. Als Tagesziel guckten wir uns mangels Reiseführer auf google maps einen provincial Park aus, der so ziemlich auf der Strecke gen Westen lag aus. Für 14 Dollar gab es einen Tagespass für das Auto. Das musste allerdings auf dem Parkplatz warten, während wir uns auf einen 15 km Marsch durchs Gestrüpp machten. Die Gegend war nicht "atemberaubend" wie sonst für den ein oder anderen Reisenden ja vieles auf der ganzen Welt, dafür aber menschenleer. So latschten wir seelenruhig zwischen ein paar Seen hindurch. Die Wege an sich waren relativ naturbelassen, dafür aber gut beschildert. Von wilden Tieren war leider nicht so viel zu sehen. Eine kleine Schlange, etliche Frösche, Streifenhörnchen, tausende Insekten und ein Reh kreuzten unseren Weg, das war es. Nach 4 Stunden waren wir durchgeschwitzt wieder am Auto, eine Dusche musste her. Nach etwas Gesuche fand sich die auch für 5 Dollar in einem Gemeindezentrum einer Ortschaft am Highway. Danach noch einen geilen Burger bei a and w, einer kanadischen Kette, absolut zu empfehlen, verhaftet und der Tag war mal wieder rum. Wieder auf einen Rastplatz, wieder keine Probleme. Am nächsten Tag ging es vorbei an Toronto zur kanadischen Seite der Niagara Fälle. Zur Abwechslung gab es mal wieder ein Motel für schlanke 20 Dollar pro Person. So sah das ganze allerdings auch aus, vor allem die Leute, die sonst so da waren. Aber wir waren Ja wegen des fallenden Wassers da und die sind absolut beeindruckend, da kann man nichts sagen. Die etlichen Touristen nerven zwar, aber gut, die sind überall. Weil keine Lust Geld auszugeben, wurde auf sämtliche Schiffs- und Fahrstuhlfahrten verzichtet, dafür aber etliche Fotos geschossen. Am abend schauten wir uns das ganze nochmal beleuchtet an, auch das schick und außerdem gab es noch ein Feuerwerk, da war unser Timing top.

Das war also die erste Woche USA, bisher lief alles top. Das erste übel scheint aber zu warten, der Mietwagen verliert auf einem Reifen Luft. Es bleibt spannend.

Samstag, 16. August 2014

Island

Donnerstag 16.08.2014:

Endlich geht es also mal wieder los. Im Gegensatz zur langen Überlandreise im letzten Jahr werde ich dieses mal im Vergleich relativ häufig ein Flugzeug benutzen, um voran zu kommen. In einem Monat sollen aber auch wieder alle Freunde des Personennahverkehrs auf ihre Kosten kommen.

Erster stop: Reykjavik. Leider gab es den Stop nur noch mit sinnlosen Flugzeiten, also hob Icelandair in Frankfurt erst um 22:30 Uhr ab. Dafür wurde aber immerhin an Board auch nichts geboten, lediglich Wasser war für lau und ich hatte die Ehre eine Sitzreihe nach vorne in die Business class rutschen zu dürfen. Brachte aber auch nur nen größeren Sitz, Selbst die mussten fuer ihre Sandwiches zahlen. Auf Grund der Zeitverschiebung dementsprechend Landung um kurz nach 12. Am Gepäckband trennte sich der Touri Vom Einheimischen. Waehrend der eine seine Knie ins Gepäckband drückte, kaufte der andere die Schnaps und Tabakregale des Dutyfreeshops leer, was ein Schauspiel.
Der eigentliche Plan war mit dem Bus ins Stadtzentrum zu gurken, um von da schnurstracks auf den Campingplatz zu juckeln. Der wurde allerdings verworfen und einfach in der Halle der Busstation gepennt. Die Nacht war eh nicht mehr lang, ich musste mein Zelt nicht im dunkeln aufbauen und es konnte auch ein wenig Geld gespart werden.
Im Hellen dann also auf den Platz, für 10 € die Nacht Immerhin bezahlbar. Außerdem sind Küche, warme Duschen und Wifi vorhanden. Nach kurzer Rast und Lagepeilung ging es Reykjavik erkunden. So richtig viel zu sehen gibts da aber nicht und weil der Regen immer nerviger wurde, ging es dann doch recht schnell zurück. Kurzer Schock, weil Wasser im Zelt war. Allerdings noch so viel, dass es mein Handtuch alleine schaffte. Gibt es heute eben keine dusche mehr. Da machten mir die folgenden Tage schon eher Sorgen. Ein kurzer Hotelcheck liess aber keine Zweifel zu: alles ausser Zelten kommt finanziell nicht in Frage, wird schon irgendwie gehen. Zur Sicherheit verschickte ich aber noch ein paar couchsurfing anfragen. Mal schauen was daraus wird. Dann war Allerdings auch endlich Fussball. Und das direkt nebenan, quasi ein Heimspiel. Fußweg Zelt - Eingangstor keine 200 Meter.

Throttur Reykjavik - Vikingur Olafsvik 1:3 (ca. Zuschauer) @Valbjarnarvöllur 1.delidad Island.

Zu meiner Erheiterung waren zu dem sich anbahnenden Grauenkick ein paar Schlachtenbummler aus Olafsvik angereist, die ihr Team mit dem gleichen Schlachtruf lautstark unterstützen. Auf der Heimseite bildeten zunächst ein paar Zurückgebliebene, später aber noch zwei trommelnde Jugendliche den Stimmungskern. Da beide Grüppchen unterm Dach sassen schallte das sogar ganz gut. Das Spiel verlief zu Beginn direkt gut für die Gastmannschaft. Zwar konnte sich Throttur begeisternd zurückkämpfen, es hat aber nicht sollen sein. Alle vier Treffer übrigens recht sehenswert, das hatte ich in der 2. Liga Islands fast nicht erwartet. Auf der Insel leben schließlich weniger Menschen als im Stadtgebiet Hannovers. Nunja mit Anpfiff ging es auch fast direkt ins Bett, also auf die Isomatte. Mittlerweile hatte es auch aufgehört zu regnen und sogar die Sonne lachte ein wenig durch die Wolken. Jetzt mal auf den Wetterbericht hoffen, dann wird das hier richtig was. Die Bettruhe fand sich zwar schnell, aber nicht lang. Statt Regen war jetzt Sturm angesagt, den mein Zelt zwar besser als Reden, aber immernoch nicht gut verkraftete. Außerdem wurden so die Tropfen von den feuchten Wänden durchs Zelt geschmissen, im warmen Schlafsack aber alles halb so wild. Got nat, Island.

Samstag 16.08.2014:

Vorsichtshalber hatte ich mir einen Wecker gestellt, das war dank der nächtlichen Unruhen auch bitter nötig. Der morgen brachte allerdings erstmal nur Gutes. Zelt stand, alles nur ein wenig nass und die Sonne schaute schon ein wenig raus. Außerdem war mein Handtuch trocken, also gab es endlich 'ne heiße Dusche. Nach einem kleinen Frübstück und Internetcheck wackelte ich mal pünktlich auf die Minute zur Strasse. Dort sollte ich zu einer Tour zu den Highlight des südlichen Islands abgeholt werden. Als sich der Halteplatz von anderen Wartenden leerte, fragte ich mal ein Pärchen, wo sie denn so wollen. "We are going horse riding, but de are you felix?!" Ähm, ja. Der Typ war wohl schon da und hatte nach mir gefragt. Och nö, da ist Man Einmal nicht 10 Minuten vor angekündigter Zeit am richtigen Ort. Also mal zum Handy gegriffen und nachgefragt, der dritte Anruf brachte Beruhigung. Kommt nochmal wieder. Kam er auch und es konnte losgehen. In einem übergroßen Jeep ging es mit 7 weiteren Touris und einem Guide los. Sonst ja gar nicht mein Ding, ging hier aber nicht anders, deshalb hat mir meine liebste Mutter diese Tour geschenkt. Danke nochmal. Erster stop kleiner Wasserfall, Namen vergessen. War nett anzusehen. Dann ging es direkt zum für mich Highlight der Tour - Gullfoss Wasserfall größter in Europa und Absolut beeindruckend. Auf Pfaden konnte man das Naturschauspiel von der Seite und von oben betrachten. Da heute ein geiler Wind übers Land peitschte, blieb da wenig trocken, aber die Karre war dafür beheizt. Next stop Geysire. Ausbruch konnte aus allen Perspektiven gespotted werden, reichlich Touris inklusive. Als letztes ging es noch zum alten isländischen Parlament, das sich zwischen eurasischer und nordamerikanischer Erdplatte befindet. Nette Kulisse für so ein Parlament, das übrigens im 9. Jahrhundert zu tagen begann. Ich meine bis ins 13. hinein traf man sich, hab es aber vergessen.
Ab dann ging es zurück, klasse Ausflug, der sich eigentlich schon für die Ausblicke in die Landschaft aus dem Auto lohnte. Um kurz vor 16 Uhr war ich zurück am Campingplatz und auf einmal hören meine totgeglaubten Lauscher Stadiongeräusche. Da ist doch nicht etwa? Doch da ist, an Wifi und Zelt vorbei Richtung ebenfalls benachbartem Nationalstadion gelaufen. Eintritt Dank Passierschein problemlos, ich sitze, Spiel läuft aber schon, ich muss erstmal durchatmen.

KR Reykjavik - Keflavik 2-1, vor ca. 3000 Zuschauer im Landmargalsvöllur, isländisches Pokalfinale.

Es muss irgendwann zwischen der 5. und der 10. Minute gewesen sein, als ich das Stadion betrat, nun gut, ich war da. Es scheinen zwei Erstliga Mannschaften aus Island zu spielen und da ich den Spielplan eigentlich genau gechecked hatte, Konnte es nur Pokal sein, aber welche Runde? Erstmal unbeantwortet, beginnt das Spiel fulminant. Keflavik geht in Führung, KR antwortet schnell und bestimmt danach das Spiel. Nach jeweils einem Aluminium - Treffer ist Halbzeit und ich gucke mal welche Runde das hier wohl ist. Finale, Achso, gut zu wissen. Das muss einem doch mal einer sagen. Naja jetzt weiss ichs ja. Die zweite Halbzeit findet fast nur im Keflaviker Strafraum statt, es dauert aber bis zur 90. Minute bis der Ball irgendwie hinter die Linie geht, wenige Minuten später ist Anpfiff. Geschafft, ich bins. Nach Weltmeister 2014, jetzt also auch isländischer Pokalsieger. Autokorso, Freudenfeuer, bleiben Aus. Dafür ein Bengalo vom unverbesserlichen Gästeanhang, die Siegerehrung an sich unspektakulär. Ab gehts zurück auf den Zeltplatz. Nur eine Schnur hat sich gelöst, ansonsten alles stabil. Guter Tag.

Am nächsten morgen darf wieder früh angetreten werden, ein weiterer Ausflug wartete in Reykjaviks Hafen auf mich und weil ich zu geizig für 10 € Transportkosten war, lief ich die dreiviertelstunde eben. Gebucht war eine Papageientauchertour auf einem kleinen Boot ging es raus auf den Atlantik. Da ich nicht von der Reling fiel, wurde der übrigens noch nie betreten, vielleicht ja weiter südlich auf dieser Reise. Vögel wurden aber auch noch beobachtet, ob es für einen Schnappschnuss gereicht hat, muss ein größerer Bildschirm klären. Nach 1 1/2 h war die Fahrt vorbei und ich latschte nochmal bei Sonnenschein durch Reykjavik, um diese und jene Abfahrtstafel zu studieren. Zurück am Campingplatz gab es mal wieder Fussball oder zu mindest sowas in der Art. Das u17 Spiel von throtturs Damen war mir nach einer Halbzeit allerdings deutlichst zu sinnlos, da las ich lieber in der Sonne ein Buch. Allerdings erhaschte ich später noch die ungünstige Nachricht, dass wohl mal wieder ein Vulkanausbruch bevorsteht. Tausend Erdbeben weisen daraufhin, was am Ende passiert weiss bisher nicht mal der Vulkan selbst. Abwarten und ins Bett gehen.

Montag, 18.08.2014:

Fest entschlossen ging es erneut früh raus. Ziel war das 400 km entfernte Akureyri. Direkt nach dem Aufstehen gesehen, dass das Spiel dort ausfällt, aber jetzt war ich praktisch schon unterwegs. Kurz vor acht ging es richtung Schnellstraße. Gleich das erste Auto hält an und bringt mich 50 km weiter und auf die richtige Spur. Nach 30 wartenden Minuten hält das nächste Auto an, nochmal 50 km. Dann zähes Warten mitten in der Pampa, dann hält ein Vater mit seinen zwei Kindern und bringt mich bis zum Zeltplatz in Akureyri. Ankunft 12:45 h, Klasse. Allein für die von der Straße zu sehende Landschaft hatte sich die Reise gelohnt, dazu gab es einen kleinen Einblick ins freundliche isländische Gemüt.
Der Campingplatz konnte hingegen überhaupt nicht punkten. Keine Küche, halbwegs unsaubere Sanitäranlagen. Für mich stand schnell fest, dass es morgen direkt wieder zurück geht, auch wenn die Stadt selbst dermaßen schön in die Landschaft eingebettet ist, dass man am liebsten gesiedelt hätte. Nach 3 h Stadien und Stadtbesichtigung im herrlichsten Sonnenschein war ich jedenfalls platt genug für pennen...
Am nächsten morgen bei eiseskälte das komplett feuchte Zeug eingepackt. Keine ahnung, ob ich Regen verpennt habe oder woher das kam. Dieses mal steh ich schon um kurz nach 7 an der Straße. Es dauert bis kurz vor acht, dann jedoch hält der Jackpot. Durchfahrt bis Reykjavik, dazu einen Kaffee, Süßigkeiten und später 'ne Cola. Ankunft wieder 12:45 h, da hatte ich gestern wohl Raser an der Hand. Trotzdem ein geistiges Danke an alle mich Transportierenden, alles nicht selbstverständlich.
Ich war also wieder "zu hause" und checkte fuer die letzten beiden Nächte auf "meinem" Campingplatz ein. Sogar meinen alten Zeltplatz hatte man mir frei gelassen, nur mein Handtuch, das ich ausversehen auf der Wäscheleine vergessen hatte, war leider weg. Bis zum Abend wurde sich den Büchern dieser Welt gewidmet, dann zog es mich mal wieder in Richtung der beiden Stadien. Im großen war Zwar heute kein Spiel, dafür trainierte das große Inter Mailand für sein Europa League Quali Spiel am Donnerstag. Das interessiert ausser mir aber lediglich 10 weitere Zaungäste und das italienische Sky. Aber der knaller wartete ja auch nebenan, denn es war Heimspielzeit.

Throttur Reykjavik - UMF Grindavik 2-1 @Valbjarnarvöllur 2. liga Island, ca. 100 Zuschauer

Ich hatte zwar auch reichlich Lust nochmal ein Heimspiel von throttur zu sehen, aber eigentlich waren die anderen Partien auch unerreichbar weit weg, also blieb mir fast nichts anderes übrig. Dieses mal war kein stimmgewaltiger Gästeanhang vor Ort, die Jungs dsr Heimseite machten aber wieder Power. Das durchaus spannende Spiel konnte Throttur zu meiner Begeisterung in der 85. Minute noch drehen, ich freute mich sogar ganz schön. Da der Heimweg nicht zu weit war, gab es im Gemeinschaftsraum noch ein bis zehn Tees und ein paar Vulkan-News. Neue Gefahrenstufe erreicht, weiter abwarten. God nat.

Mittwoch, 20.08.2014

Noch immer kein Vulkanausbruch, sehr gut. Der letzte Tag Island musste also nicht in Panik beginnen. Und so ging es ganz entspannt erstmal ne Runde plantschen. Irgendwie hatte ich mir für die 4 € Eintritt zwar eine Badelandschaft erhofft, in der ich ordentlich rumdösen kann, aber es gab nur zwei Becken, sowie mehrere kleine 38 Grad heiße Pools. Schlecht war das natürlich auch nicht, also wurde das Schlaf nachholen auf die Wiese außerhalb verlagert.
Noch was gegessen und um 16 Uhr ging es auf den einstündigen Fußmarsch zum nächsten Spiel. Weil um 6 erst Anstoß war, war ich natürlich wieder mal zu früh da. So machte ich allerdings die Beobachtung, dass das Spiel von dem kleinen isländischen Verein tatsächlich schon heute stattfand. Ungläubig fragte ich den Wimpeltypen mal, ob da nicht ein Fehler vorliegt, ist doch Europa League. Nein, alles korrekt. Der Typ stellte sich als Hansa Rostock "Angestellter" und Islandexperte heraus und konnte mir daher erklären, dass das Spiel am Mittwoch stattfindet, weil am Donnerstag ein Frauennationalmannschaftsspiel im Nationalstadion stattfindet und Man wohl unbedingt da spielen wollte. Jetzt war ich aber erstmal hier.

KR Reykjavik - Fjolnir Reykjavik 1-0 @KR-Völlur, Pepsi-Liga Island

Typisch isländisch hat auch der Pokalsieger auf einer Seite eine Sitzplatztribuehne, links und rechts ein paar Stehplätze und gegenüber nichts. Auch hier war die Atmosphäre wieder nett. Überraschenderweise war der Oberfan einer derjenigen, die noch Freitag lautstark Throttur angefeuert hatten. Gut, so ganz auf der Höhe war der Typ eh nicht. Das Spiel plätscherte so dahin, wenig Highlights, dafür hübsches Publikum. Je länger es dauerte, desto mehr war ich eh schon beim Inter-Spiel. Mit Abpfiff wollte ich eigentlich zum Bus hetzen, die Idee, heute zwei Spiele zu sehen, hatten aber mehrere und so fand sich spontan noch eine Mitfahrgelegenheit, wieder 2,30 € gespart. Das Spiel war natürlich seit Wochen ausverkauft, ein Schwarzmarkt war auch nicht vorhanden. Es blieb nur Augen zu und durch. Island blieb aber gut zu mir und so ging es problemlos ins Stadion. Herrlich.

Stjarnan Gardabaer - Inter Mailand 0-3, Uefa Europa League Quali Playoffs @Laugardalsvöllur

Also gleich der nächste "Kracher" im Nationalstadion für mich. Aus Mailand waren auch ca. 15 Ultras angereist zu denen ich mich dann mal gesellte. Der Heimseite merkte man an, dass es ihr Spiel des Jahrzehnts war. Ziemlich lauter Support für isländische Verhältnisse. Auf dem Platz hielt Stjarnan nicht schlecht mit. Am Ende siegte aber die Kaltschnäuzigkeit von Inter mit 3-0. Trotzdem ein riesen Erfolg für die Isländer soweit gekommen zu sein. Mit Anpfiff die paar Meter bis ins Zelt gefallen. Schlaf war dringend nötig, Immerhin wartete am nächsten Tag ein Mietwagen in New Jersey.

Die letzte Nacht war mal wieder kurz. Der Bus zum Bus zum Flughafen sollte bereits um kurz nach 7 fahren. Etwas zermürbt musste daher das Zelt einfach stehen gelassen werden. Sorry meinerseits. Noch einen instant kaffee im Gemeinschaftsraum und es ging ab zum Flughafen. Zeit für ein Fazit: an den sechs Tagen gerade mal 80 € ausgegeben, wobei die sechs Zeltnächte 60 kosteten. Dank der geschenkten Touren und Freundlichkeit der Isländer also fast ein Schnäppchen. Wobei die Supermarktpreise auch absolut im Rahmen, sogar so ziemlich wie bei uns waren. Das liegt natürlich auch daran, dass sich die isländische Krone seit 2008 noch nicht vollends erholt hat. Und mcdonalds, das damals das Land verliess, ist auch noch nicht zurück. Insgesamt wurden 5 Fußballspiele gesehen, leider nur in 3 verschiedenen Stadien, dafür ja aber Pokalfinale und Europa League, will ich mal nicht meckern. Zudem einmal Westseite auf und abgefahren. Ich bin sehr zufrieden. Und für diejenigen, die sich wie ich schon immer fragten wie Inzuchtgefährdet ein 300.000 Einwohner großes Land ist. Ich meine: sehr. Die Behindertenquote, das muss Man einfach mal so sagen, war schon erstaunlich hoch oder sie werden bewusst bei Fussballspielen gesammelt. Der schlaue Isländer hat dafür jedoch eine hochmoderne Lösung. Da die Verwandten hier relativ einfach bis ins 8. Jahrhundert n.C. zurückverfolgt werden können, gibt es einfach eine App, mit der man herausfinden kann, wie nah verwandt der potentielle Partner ist. Sehr praktisch. Im Zweifel sind aber eh alle verwandt. Nunja, genug geschwafelt. Sieht auch so aus, dass der Vulkan in den nächsten 2 Stunden nicht mehr hochgeht. Als nächstes dann hoffentlich mit einem Bericht aus dem land of the free, Felix.