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Freitag, 13. März 2015

Indien

Hallo Freunde der Welt. Es geht mal wieder hinaus und ihr koennt an diesem business Trip gratis teilnehmen. Irgendwann im letzten Jahr stolperte ich im Internet über einen spottbilligen Flug. 250€ nach Indien return, da kann man nicht nein sagen. Ob Zeit und Geld überhaup reichen würden, wurde nicht sehr stark bedacht und so stapelten sich die Termine, die in die Zeit der Reise fallen würden und die Zweifel, ob das Unternehmen so der Hit werden würde, wuchs, letztendlich siegte aber die Reiselust. Wie immer, viel Spaß. Felix

Freitag, 13.03.2015:

Freitag der dreizehnte, gute Vorzeichen, aber wir wollen mal nicht abergläubisch werden. Schlanke zwei Nächte im eigenen Bett verbracht und schon lockte mal wieder eine leckere Übernachtung an einem Flughafen. Zuerst ging es aber nach Garbsen, um dem scheiss Tsv Havelse noch einen Besuch abzustatten. Unspektakulär, aber einem geschenkten Gaul... Schlucker und Voku waren so nett mich anschließend noch zur Bahn zu bringen, der Zeitplan war knapp. Und wurde bei einem beherzten Sprung aufs Straßenbahngleis noch knapper. Zack, Jogger gerissen. Schnell nach hause gerannt, in den neuen gesprungen und dem verdutzten Konstantin noch erklaert, dass ich jetzt schnell mal weiter muss, Indien wartet. Der Regionalexpress nach Bielefeld wurde noch erreicht und so ging es ab gen Westen. In Bielefeld mit Yannick noch ein Bier getrunken und dann mit Umstieg in Dortmund nach Holzwickede, Ankunft 2:30 Uhr. Erfreulicherweise war der Flughafen doch geöffnet, merkte ich aber erst nach einer halben Stunde Schlaf in der Kälte, immerhin bot ein Café genug Platz für mich und andere Obdachlose. Um dem üblichen Morgenchaos am Dortmunder Flughafen zu entgehen, schlüpfte ich mal als einer der ersten durch die Kontrolle. Unglaublich was da los ist, mitgebrachte Hühner oder Schweine würden sicher niemanden überraschen. Der Wizzairflug startete pünktlich und landete noch viel pünktlicher. Mit Bus und Metro3 ging es in die Stadt. So war noch Zeit vorm ersten Kickoff den Rucksack im Hostel abzulegen und sogar nochmal 'ne halbe Stunde zu pennen. Dann schnell ein Sandwich fuer nen paar Forint geschnappt und wieder mit der M3 zum bereits befahrenen Endpunkt. Dort aber nicht zurück zum Flughafen, sondern mit dem Linienbus zum Boszik Stadion. Die alten Flutlichtmasten ragen hier noch weit in den Himmel, die Tribuehnen sind auch noch nicht alle bestuhlt, Dach nur über der Haupttribuehne, hat auf jeden Fall Charme die Bude. Ein Ticket lag auch schon bereit. Der Fanpasswahnsinn, bei dem alle Personalien zu hinterlegen sind, konnte somit erfolgreich umgangen werden. Das Spitzenspiel Zweiter gegen Erster konnte beginnen.

MTK Budapest - FC Videoton 0:1, Boszik Stadion Budapest,MLSZ, ca. 1000 Zs, 100 Gäste

Auf Grund der Kartenregulierung war auf beiden Fanseiten nur wenig los. Organisierter Support Fehlanzeige. Dafuer tummelte sich auf Heimseite eine Schar Thommys und Deutsche. Ich tippe auf Erasmus-Studenten, aber warum sie wirklich da waren, wird wohl auf ewig ein Geheimnis bleiben. Das Spiel war 30 Minuten zerfahren mit den besseren Zufallschancen fuer MTK. Als nach einem, sagen wir mal ungünstigen, Ballverlust der Mittelstürmer der Gäste in Richtung MTK-Keeper stürmte und dabei halb über seine eigenen Beine und halb über die des letzten Mannes stolperte, gab es glatt rot. Besser wurde das Spiel dadurch nicht und es dauerte bis zur 73. Minute bis Videoton die Überzahl nutzen konnte. Danach war dann aber auf einmal MTK am Drücker, gepuscht von den mittlerweile ziemlich besoffenen Studenten. Ein Tor wollte aber nicht mehr fallen. Endstand 0-1, Videoton auf bestem Weg zur Meisterschaft und ich geil durchgefroren, da hatte ich irgendwie andere Temperaturen erwarten. 7 Grad sind jedenfalls nicht so geil, also mit Bus und Metro3 zurueck ins Hostel. Kurz mit dem Ami im Zimmer geschnackt, 'ne halbe Stunde hingehauen, was wärmeres angezogen und wieder ab auf die Piste, heisst Metrolinie 3. Denn auch zum zweiten Spiel fuhr die Linie, diesmal allerdings in die andere Richtung. Noch mit einem Bus eine Station zu weit gefahren und schwups stand ich vorm zweiten Ground des Tages. Die Flutlichmasten brannten, Karte lag bereit, Einmarsch. Das mit lila weissen Sitzen ausgestattete Rund hatte ausser den Flutlichtmasten allerdings nichts richtiges.

Ujpest FC - Pasri Fc 1:2, UTE Szusza Ferenc stadion, MLSZ, ca. 1000 Zuschauer, 20 Gäste.

Dafür stimmte allerdings das Publikum. Ein bunt gemischter Haufen von allem möglichem und bereits nach 5 Minuten am durchdrehen, weil der Assistent ein Abseits, das zum 0:1 fuehrte, uebersah (oder eben nicht). Die Gäste konnten sogar noch erhöhen, die Heimmannschaft besann sich auf Meckern und konnte froh sein, noch zu elft auf dem Platz zu sein. Tatsächlich dann Sekunden vor der Halbzeit noch der Ausgleich durch einen sehenswerten Freistoß. Das Endergebnis verrät: passiert ist danach nichts mehr, war aber spannend. Mit der bekannten M3 nach Abpfiff gen Hostel, eine zu früh ausgestiegen, ich brauch Schlaf, gute Nacht.

Sonntag, 15.03.2015

Wie ein Baby bis 12 Uhr gepennt. Nur als in der Nacht mal im Haus Alarm war, bin ich kurz erwacht. Mein um die Welt radelnder Zimmergenosse aus Manchester hatte sich ebenfalls eine lange Nacht gegönnt und stand auch gerade erst auf. Heute sah der Himmel schon etwas klarer aus und so stiegen die Temperaturen glatt mal, Jacke war aber schon noch angesagt. Zu Fuß ging es quer durch die Stadt, erstmal zur Donau, dann hoch zum Schloss. Auf Grund eines Volkstrauertages war das meiste zu und Fussball wurde auch nicht gespielt, dafuer steppte hier der Bär. Abgesehen von dem Mittelalterflohmarkt aber alles erträglich und schon viel schlimmer erlebt. Schloss-Museum war heute auch gratis, konnte aber nicht so richtig begeistern. Deshalb wieder zur anderen Uferseite und dort rumspaziert. Klasse Stadt dieses Budapest, top anzusehen. Auf dem Weg lagen dann noch Riesenkirche1 und 2, Namen sind mir entfallen, sowie das Ferenc Stadion. In Budapest kann man den Tag als Tourist schon gut rumkriegen. Viele europäische Großstädte gleichen sich ja mittlerweile schon echt unerträglich, Budpest überzeugte jedoch. Nächstes mal dürfen es dann vielleicht mehr Spiele werden... Als die Füße dann keinen Bock mehr hatten, ging es zurück ins Hostel. Internet checken, Welt steht noch und Felix lebt auch. Duschen, morgen frueh bleibt das Handtuch nass und es kann in Indien in die Tonne. Das Hostel ist irgendwie ausgestorben an Reisenden, also schlappe ich alleine los, mir ein Abendbrot suchen. Die Eckkneipe überträgt zwar 96, hat aber kein Essensprogramm. Das hat dafuer einer der vielen neuen, hippen Burgerladen. Für etwas mehr als 6€ gibt es die Beerandburger Kombo, nicht günstig, dafür ist der Burger riesig, also schon fair. Nach zwei weiteren Bieren in unterschiedlichen Kneipen wird es dann aber auch Zeit für das halbwegs gemütliche Bett, der nächste Tag wird ja mal wieder anstrengend und beginnt mit Weckerklingeln um 5:30 Uhr. Die Rezeption muss zum Auschecken erst wach gemacht werden, rückt dann aber bereitwillig den Pfand raus. Mal wieder M3 zum Flughafen. Dank Lufthansa Kreditkarte darf ich vorbei an der langen Schlange Economy-Reisender, die so ziemlich alle auf dem Weg in die schönste Stadt der Welt sind, zur Cebit reisen also doch nicht nur Chinesen. Erste Flugstrecke, nächster Halt München, mit Lufthansa lässt es sich fliegen, da stört nicht mal das Kleinkind nebenan. Nach gut einer Stunde Ankunft Gatewechsel in München, schon nicht schlecht dieses Lufthansa Terminal, sogar Gratis Zeitungen gibt es, ist ja fast wie in der DB-Lounge. Auch der nächste Lufthansakranich startet pünktlich und fliegt (über Ungarn) gen Mumbai. Mein erster Langstreckenflug mit Lufthansa, kann absolut nicht meckern, das war 5sterneplus. Vor allem das Unterhaltungsprogramm mit aktuellen Kinofilmen und Serien wie Gotham konnt begeistern und mit Wein wurde auch nicht gegeizt. Ich freu mich auf den Rückflug! So wackel ich dann doch etwas zerschossen aus dem Flieger, um direkt an der ersten Hürde indischer Nichtskönnerei zu scheitern. Dank Internet hatte ich ein Online Visum beantragt, darauf hatte Schaltermann1 keinen Bock und schickte mich weiter. Nochmal eine halbe Stunde gewartet, um dann vom nächsten gesagt zu bekommen, dass es extra Schalter für diese Visa gibt, zum durchdrehen, haette ich aber auch selber sehen koennen. Das Terminal durfte dann auch noch gewechselt werden, die Inlandsflüge starten von wo anders, bei der Fahrt mit dem Bus gibt es erste Eindrücke indisxher Slums, hat dann auch gereicht. Bis zum ersehnten letzten Flug sind es dann noch schlanke fünf Stunden, das brachte dann auch Airportnach Nummer drei innerhalb der letzten 8 Nächte mit sich, herzlichen Glückwunsch an mich selbst.

Dienstag, 17.03.2015

Nacht ging wie alle anderen auch irgendwann um, für Schlaf hatte es nicht gereicht, dafür aber für die ersten Mückenstiche, immerhin. Um 05:00 Uhr durften die vollbeladenen Asiaten, Inder und ich boarden, Flug sechs innerhalb der letzten acht Tage, reicht dann jetzt auch wirklich. Der Flug dauerte keine Stunde, Pilot gab anscheinend Vollgas, weswegen wir auch mehr als unsanft auf die Fahrbahn aufsetzten. Ein gebrochenes Fahrwerk hätte mich nicht gewundert, ich wär ja dann aber eh da gewesen. Vorm Taxi-Stand mal gelungert, ob nicht jemand den gleichen Plan wie ich hatte. Hatte irgendwie keiner, dann jedoch tat sich ein indischer Geschäftsmann auf, der gerne die Taxikosten mit mir teilte. Also raus auf die indische Straße und  als erstes kommt natürlich eine Kuh, die fast vors Auto läuft, das wäre es ja noch gewesen. Nach 30 Kilometern trennen sich die Wege von Ranjid und mir. 340 Rupees sind es am Ende für jeden. Da ich die Rechnung behielt, wird er wohl kein Geld von seinem Arbeitgeber erstattet bekommen. Der Taxifahrer zeigte mir noch den Weg ins Hostel, kurz rumfahren war auch gegen Geld nicht drin, weil es vorher nicht abgesprochen war, nunja. Völlig übermüdet wurde ich mehrfach fast angefahren, aber irgendwie hatten die kleinen Moto-Inder das doch im Griff, dann gab es im Hostel die Nachricht, dass das Zimmer erst um 14 Uhr fertig ist, jetzt war es 8. Davon war aber so oder so auszugehen, meiner tatsächlich guten Laune tat das keinen Abbruch und so verdöste ich die Zeit nach einem kleinen Rundgang einfach im Aufenthaltsraum unterm Ventilator.
Nachdem ich dann doch um 12 rein durfte, kurze Panik, weil Handyladekabel verloren. Kann ja überlebenswichtig sein, so ein Teil. Nach etwas Gesuche gab es in der Stadt aber Ersatz und auf dem Rückweg das erste indische Mittagessen, zu dem sich dann auch ein weiterer Inder zu mir an den Tisch gesellte, ein nettes Volk. Und kochen können sie bekanntlich auch. Für etwas weniger als drei Euro gab es ein Gemüsecurry mit Reis und Wasser, fairer Deal, geht wahrscheinlich noch deutlich günstiger, aber ich wollt auch nicht  gleich am ersten Tag Durchfall haben, dafür ist noch Zeit genug. Im Anschluss nochmal gepennt und Reiserecherchen betrieben, was man halt auf Reisen so macht. Eine Backpackerfraktion aus Hannover treibt sich hier auch rum, aber eine Nacht Schlafbus muss echt nicht mehr sein, dann doch lieber Strand und am Wochenende zwei Fußballspiele. Dank erneut freundlicher Mithilfe der Einheimischen konnte im Busbahnhof ein Zugticketverkaufsschalter ausfindig gemacht werden, damit entfällt der lästige Doppelweg nach Margao, läuft doch. Noch einmal eine Runde durch die kleine Stadt und am Fluss lang gedreht, schon nett hier, ist eigentlich wie Südostasien nur mit weniger Asiaten und mehr Indern, aber trotzdem ganz cool. Im Hostel gab es eine Lebensgeister weckende Dusche und um die Ecke noch einen kleinen Nudel/Gemüse Smack, der auch verdächtig nach Asien schmeckte. Dann war aber endgültig Ende, noch kurz versucht zu lesen, klappte aber nicht mehr, völlig geil weggepennt.

Am nächsten morgen auch erst um 10 so richtig erwacht. Da half Kaffee, der zum indischen Gratis Fruehstueck gereicht wurde. Was genau es war keine ahnung. Kichererbsen in Curry Sauce, dazu ein süßes Brötchen, sowie das Curry zweimal in irgendwas reinpaniert. Noch kurz mit dem bescheuerten Russen (Amerika kontrolliert Europa und Russland, ok) gequatscht und dann wieder zum Busbahnhof. Die Zugfahrkarten nicht gestern schon gekauft zu haben, stellte sich als kleiner Fehler heraus, denn jetzt herrschte Andrang im kleinen Office. Ohne Wartenummer ging nichts und da waren noch 20 vor mir, die noch langsamer als bei der deutschen Bahn bearbeitet wurden. Also erstmal rausgelaufen und geguckt, wo wohl so der Bus fährt. Praktischerweise sollte man sich dafür den gewünschten Ortsnamen und nicht den Namen  des Busbahnhofs merken, der Groschen fiel dann aber. Im Warteraum war man auch schon 4 Nummern weiter, als sich noch eine Peruanerin zu mir gesellte. Die letzten zehn wurden tatsächlich schnell abgearbeitet und so war ich dann kurz nach 12 doch halbwegs schnell dran. Online stand, dass die gewünschten Züge noch Platz in den oberen Klassen hätten. Und da ich ja eh nur kurz hier bin, wollte ich mal nicht knausern und buchte die zweitbeste Klasse. Aber auch hier Warteliste, immerhin 11 oder 10, naja wird schon klappen. 3000 Rupees waren fuer die zweimal zehn Stunden Trips faellig, das sind knapp unter 50 €, kein Sparpreis. Fuer 20 Rupees ging es dann mit dem Nontouristen Bus nach Mapusa (indisch: Mapsa, Mapsa, yes sir, mapsa, mapsa). Dort ein völlig unkomplizierter Umstieg in den nächsten Bus für 20 zum Hippie-Badeort Anjuna, der mich dann an irgendeiner Ecke rausliess. Hier sollte es an Unterkünften nur so wimmeln, deshalb hatte ich nichts vorab gebucht und wackelte einfach mal los, reise ja sowieso ohne schweres Gepäck. Die ersten Angebote waren preislich fair, sahen aber unseriös aus, ansonsten wurden mehr Drogen als Unterkünfte geboten. Am Strand ging auch nicht viel, was wirklich verlockend gewesen wäre, also nochmal weiter und irgendwann wen gefragt, ob hier was Hostelmäßiges geht. Ja da hinten, alles klar. Das Hostel wurde dann tatsächlich auch gefunden, nur aufmachen wollte erst keiner. Als ich schon wieder gehen wollte, kam doch von irgendwoher ein kleiner Inder und brachte mich zur Rezeption. 450 Rupees fuer Bett im 5-Bett Raum mit eigener Dusche, Fruehstueck, Gratis-Wasser und Wifi, mehr braucht man nicht, auch wenn es irgendwelche Hütten sicher guenstiger gegeben hätte. Kurz geduscht und dann mal bei einem Roller-Verleih vorbeigeschaut. 500 fuer zwei Tage, no handeln, gib her die Karre, ist ja auch egal. Fuhr sich ganz ordentlich die Kiste, war auch nicht gedrosselt, ein vorgeschriebener Helm war in der Miete leider nicht vorgesehen. Als erstes wurde eine Aussichtsplattform in nördlicher Richtung angesteuert, die ich offensichtlich verfehlte, dafür kam ich bei einem Fort an, das ich dann gleich mal bestieg. Auch von der Ruine gab es einen hervorragenden Blick auf die umliegende Gegend inklusive diverser Strände, sehr schön. Den Aussichtspunkt erreichte ich dann aber auch noch, bzw. den dazugehörigen Strand. Zusammen mit den bis ins Wasser reichenden Felsen echt ein schickes Teil. Danach weiter rumgebrettert bis ich keinen Bock mehr hatte und mir nach Essen war. Nahe des Hostels gab es Chicken Curry mit einee Cola für 170 Rupees, also keine drei Euro, fairer Deal. Eigentlich wollte ich noch zu einem strandnahem Markt, die Händler waren allerdings schon beim Abbau, gesehen hatte ich ihn aber auch schon vorher, also gab es im Hostel die zweite Dusche des Tages und das erste indische Bier fuer 50 Rupees. Schmeckt irgendwie nach Wasser das "King fisher". Im Hostel regte sich langsam die deutsch-englische Partymeute. Anjuna ist bekannt fuer seine Trance Partys, auf denen die Hippies auf ihren Drogen abfeiern, das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Die hostel Crew wollte allerdings in einen Club zum Flatratesaufen, das wiederum wollte ich mir zwingend entgehen lassen, was ich dann auch tat. Also fuhr ich mit dem Scooter mal zum Strand, aus einem Schuppen rummste es schon, also mal reinspaziert. Schon ein paar Gestalten auf der Tanzfläche, der große Rave war das aber nicht, immerhin Musik und Beleuchtung stimmten, also holte ich mir mal fuer 100 Rupees ein Bier, um dann die Tanzfläche zu entern, die aber irgendwie nicht voller werden wollte. Immerhin ein paar völlig zerballerte tauchten noch auf und flogen um die Wette, Drogen waren keine im Spiel, nein. Nach dem dritten Bier hatte ich keinen Bock mehr und fuhr die 200 Meter nach hause ins Bett. Zu mindest ein Engländer war auf der anderen Party fuendig geworden, wenngleich er sich auch nicht die Schönste des Abends gekrallt zu haben schien. Hauptsache es schmeckt...

Donnerstag, 19.03.2015

Die Nacht war auf Grund der immensen Hitze nicht wirklich erträglich, daher zeitig das Frühstück mitgenommen. Heute Toast und Omelette, auch ok. Mit dem Scooter dann mal in südliche Richtung gebraust, um ein paar andere Strände zu inspizieren. Zielsicher bretterte ich mal an allen vorbei, konnte so immerhin aber noch ein Fort mitnehmen, das noch intakt war. Ein Strand wurde dann auch noch gefunden. Schickes Teil, nur leider so mit Liegen fuer die vermutlich gut zahlenden Russen zugeballert, dass kaum noch was vom Strand zu sehen war. Also schenkte ich mir die nächsten und brauste mit Mittagessen-Stop zurueck zum Hostel, um mir ein Buch zu schnappen und mein Wasser aufzufuellen. Nördlich waren auch noch ein paar Strände in halbstuendiger Reichweite. Gleich der erste war schon eher nach meinem Geschmack. Allerdings musste ich feststellen, mir einen geilen Sonnenbrand eingefangen zu haben, da hab ich vor lauter Fahrtwind wohl die Sonne nicht mehr gemerkt. Mangels vorhandener Schattenplätze entschloss ich mich weiterzuziehen, auch der nächste war wirklich top, auf Grund des gefuehlt mehr werdenden Sonnenbrandes fuhr ich aber doch mal lieber ins Hostel zurueck. Das von mir mitgeschleppte Buch entpuppte sich als bereits gelesen, zum Glueck lag ein anderes griffbereit rum, also mal getauscht, mit das Beste an einem Hostel. Noch kurz gepennt und dann nochmal zum Aussichtspunkt, den Sonnenuntergang angucken. Unterwegs wartete eine Verkehrskontrolle, in die zu meinem Glueck bereits zwei andere Touristen getappt waren, also bretterte ich vorbei. Sonnenuntergang dann auch top, alles richtig gemacht, ab nach hause und duschen. Dann den Roller abgegeben und im gleichen Restaurant wie gestern gespeist. Heute gab es Butter Chicken, auch das hervorragend in Preis und Leistung, so lässt es sich leben.

Die Nacht ging einigermaßen rum, zum Frühstück gabs erneut die Toast mit Ei Kombi. Alle 7 Sachen zusammengepackt und ausgechecked, heute ging es weiter. Mit den "Öffis" sollte es gen Süden gehen. An der Bushaltestelle direkt mal den erstbesten verpasst, Fahrpläne existieren natürlich nicht. Der nächste kam recht flott, war aber schon brechend voll und wurde immer voller. So zog sich die eigentlich recht kurze Fahrt doch etwas hin. In Mapusa wartete allerdings schon der nächstbeste Bus nach Panjim und der hatte auch einen Sitzplatz fuer mich frei. In Panjim dafuer den Anschluss nach Margao verpasst, aber der nächste Bus fährt gewiss, tat er dann auch nach etwas Wartezeit, fuhr dafuer aber schnurstracks durch. In Margao gab es im Prinzip drei Optionen. Taxi, Roller oder nochmal Bus. Taxi schied aus, auf Roller hatte ich in der Mittagssonne keinen Bock, also blieb nur der Bus, der sich wie erwarter als guenstigste, aber auch nervigste Variante entpuppte. An jeder Milchkanne halten erhielt auf jeden Fall eine voellig neue Bedeutung, da auch kein Fahrtwind reinkam, dafuer aber immer mehr Passagiere, staute sich die Luft unerträglich. Nach knapp einer Stunde kam der Bus dann an, nur leider nicht an meinem gewuenschten Ziel, nochmal umsteigen. Der wartende Bus war jetzt schon voll, ueberhitzt und hatte keinen Sitzplatz mehr. Weil er auch irgendwie nicht losfahren wollte, war ich dann nach auch durchaus genervt. Das machten die immer mehr auf die Pelle rueckenden Inder auch nicht besser. An der korrekten Kreuzung wurde ich dann rausgelassen und stand etwas planlos rum, eigentlich wollte ich mir hier direkt einen Roller mieten, um zur Unterkunft zu brausen, es gab nur leider ueberhaupt keinen Verleih. Nach fuenf Metern zu Fuß gab es jedoch einen Lift bis zum Strand in Agonda auf einem Moped, schon nett die kleinen Inder. Hotel wurde auch schnell gefunden, keine 50 Meter bis zum Strand, 500 Rupees im Einzelzimmer, fairer Deal. Einmal durchgeschnaubt und dann den Strand inspiziert. Und der ist absolut geil. Wahnsinning lang, in einer Bucht, an den Seiten Steine und allgemein erträglich viele Leute unterwegs. Wenn irgendwo mal Liegen standen, dann gehoerten die zu kleinen Strandhütten. Weil die Stadt ebenfalls ruhig war, zog mich nichts mehr weg, auch wenn der nächste Strand wohl der beste sein soll, was aber nur heissen kann, dass es da nervig ist. Den Strand abspaziert und dann auch endlich mal rein in die Fluten. Die relativ hohen Wellen verliehen dem Badespaß noch mehr Abwechslung. Mit einem Board haette mir sicher noch mehr Spaß gehabt, so blieb es bei meinem rotweissem Bodyboard. Bis zum Sonnenuntergang am Strand verbracht und dann endlich was essen, war mir bei der Hitze irgendwie entgangen, dass ich seit heute morgen nichts mehr hatte. So viel Angebot war im kleinen Örtchen nicht, geschmeckt hat es aber, genauso wie die Nachspeise in Form von zwei kleinen Bieren. Gute Nacht.

Samstag, 21.03.2015

Mit dem Rezeptionisten hatte ich gestern noch verabredet, "erst" um 11 auschecken zu muessen. So blieb immerhin genug Zeit noch ein Frühstück nebenan aufzugabeln. Dann ging es los nach Margao, wo heute dann auch endlich das erste Fussballspiel wartete. Heute gab es keinen Lift, also lief ich die 15 Minuten Strecke zur Bushaltestelle halt zu Fuß, was allerdings reichte, um voellig durchgeschwitzt zu sein. Wieder war einmal umsteigen gefragt, wieder war es etwas nervig, aber ich hatte tatsaechlich fast alle Zeit der Welt. Angekommen in Margao mal vor Ankunft am Busbahnhof rausgesprungen und mit dem erstbesten Moto-Taxi zum Bahnhof gesaust. Von hier geht es dann heute Abend nach dem Spiel nach Mumbai, erstmal liess ich aber nur meinen Rucksack einschliessen und schaute mich ein wenig am Bahnhof um. Erster Eindruck ziemlich schäbig und rundherum gar nichts oder Slum. Ein paar Abfahrten bestaunt, die schienen aber halbwegs gesittet vonstattet zu gehen, naja ich bin gespannt. Weil ich nicht wusste wohin, liess ich mich mal zum Stadion fahren. Der Fahrer war allerdings heiss darauf, mich noch den ganzen Tag rumzufahren und bis zum Spiel waren noch schlanke fuenf Stunden, was also tun. Die Antwort fand sich neben dem Fatorda Stadium, denn dort fand gerade ein Cricket Spiel statt. Das empfand mein Guide offenbar als ausreichende Ausrede und laberte mich nicht weiter voll, denn auch er wusste, dass das wohl noch andauern wuerde. Nach einer Runde ums Fussballstadion schnappte ich mir eine Pepsi und hockte mich mal zum Fachpublikum. Nachdem die ersten Grundregeln durch Anschauung erlernt waren, war das Spiel allerdings auch schon vorbei. Mein Sitznachbar wusste allerdings von einem zweiten Spiel direkt im Anschluss und auch der Stadionsprecher hoerte nicht auf vom second semi final zu reden. Na dann bleiben wir mal hier. Um 15 Uhr ging es dann auch tatsaechlich weiter. Es handelte sich wohl um den Pokal der zweiten goanischen Liga, gut zu wissen. Keine ahnung wie das Spielniveau zu beschreiben ist, aber auf dem Spielfeld lagen unbekümmerte Hunde rum und nach einer Stunde waren noch nicht mal die Seiten getauscht. Deshalb mal ein Wasser und ne Tuete Kartoffelchips geholt und nach nochmal 30 Minuten war die erste Halbzeit dann rum und die rosane Mannschaft fuehrte 67-1. Das heisst aber nichts, denn eigentlich macht immer nur eine Mannschaft pro Halbzeit Punkte, die andere kann aber auch welche in der Verteidigung machen. Bis zur Zaehlweise bin ich auf jeden Fall noch nicht in die Cricket Welt vorgedrungen. Das Feld fuellte sich mit der Zeit immer mehr. Was nicht am bevorstehenden Fussballspiel, sondern vielmehr an der rundum angelegten Laufstrecke, sowie den immer mehr werdenden Sportler anderer Sportarten lag, die direkt neben dem Spielfeld trainierten. Waehrend ich gegen das Einschlafen kaempfte, passierte auf dem Feld nicht viel, die andere Mannschaft war offenbar zu schlecht, ich hab den Kommentator aber irgendwann auch nicht mehr verstanden, was solls. Fuer 50 Rupees holte ich mir zwischendurch eine Karte. Haette wohl auch so geklappt, aber fuer den Preis kann man das Andenken mal mitnehmen. Irgendwann war das Cricket-Spiel dann auch vorbei, 4-7 Enstand meine ich vernommen zu haben, aber ob das stimmt oder ueberhaupt geht... Nochmal Wasser und Chips am Kiosk geholt, fuer ein Abendmahl war keine Zeit, ab ins Stadion. Weil wenig Andrang herrschte, gabs die sonst doppelt so teure Haupttribuehne fuer den genannten Preis. Dort warteten schon ein paar Strolche darauf ihre Waren an den Mann zu bringen und nach Geld zu betteln. Nervig, dafuer ist das Stadion ganz geil, auch wenn man seiner runden Form ansieht, sonst wohl eher als Cricket Stadion gedient zu haben.

Salowahacar FC - Bengaluru FC 0:1, Fatorda Stadium, I-League, 150 Zuschauer

So richtig viele Zuschauer hatten sich dann doch nicht ins weite Rund bequemt, war ja auch schon den ganzen Tag Cricket. Ein paar junge Gastfans waren auch da, ob die nun aber wirklich die 1000 km auf sich genommen hatten oder einfach so da waren, schwer zu sagen. Bei den Gästen hatte man sich offenbar in UK bedient. Der komplette Trainerstab, sowie drei Feldspieler waren hoerbare Briten, die gut zu hoerenden Rufe bestanden daher vornehmlich aus "come on, bfc", "fuck" und "cunts". Ja, die fuehlten sich offenbar sehr wohl in Indien und schimpften auf alles und jeden. Der Co-Trainer, der auf der Tribuehne Platz nahm, fragte sich auch laut, what the fuck ich denn hier nur wollte. Mangelnde Einstellung konnte man dem Gespann aber nicht unterstellen, vor allem der Trainer gab alles, um seine Jungs nach vorne zu peitschen. Spielerisch war das ganze nicht so schlimm wie ich erwartet hatte, nur passierte lange nicht viel, bis Bengaluru irgendwann doch in Fuehrung ging und deren Torwart im direkten Gegenzug einen Elfmeter parierte. Es blieb aber beim 0:1 und so schlich ich mit dem neuen Laenderpunkt in der Tasche raus. In einem halbwegs serioes aussehendem Etablissement gab es zur Feier des Tages noch ein Bier und ein paar Noodles. Mit einem Moto-Taxi dann wieder zum außerhalb gelegenen Bahnhof. 22 Uhr, noch drei Stunden zu ueberbruecken, puh. Aber hilft nichts, also mal ein wenig rumgegeistert, Rucksack geholt und so auf einen Monitor gestossen, der anzeigte, welch Betten Passagieren zugeteilt wurde, das allerdings immer erst fuer den naechsten Zug, es war also noch warten angesagt. Bei noch knapp zwei Stunden bis Abfahrt ging ich fuer 25 Rupees mal in die klimatisierte Lounge. Fuer ein wenig rumdoesen reichte es drinnen, richtigen Schlaf verhinderten ein wahnwitziges Schnarchkonzert, sowie eng beieinander sitzende Fahrgaeste. Zeit ging trotzdem rum, Zug stand schon dran und ich fand mich auf einer Liste wieder, booking confirmed, laeuft doch. Noch geschaut, wo am Bahnhof mein Abteil wartet und es konnte losgehen, dann hatte der Zug aber doch noch seine eigentlich von mir erwartete Verspaetung, zum Glueck aber nur von 20 Minuten. Es konnte los gehen, im Zug erstmal das richtige Bett suchen, was sich als unmoeglich erwies. Also mal den Schaffner gefragt. Yes, bed 10. Yes, ich weiss, aber wo? Moment. Ok. Nach 10 Minuten zeigte mir dann das richtige Bett, er hatte zwischendurch aber tatsaechlich mit anderen nervigen Passagieren zu tun. Die Abteile der hier zweiten Klasse, sind den russischen Platzkartny, also der dritten Klasse, doch recht ähnlich. Hier gibt es halt noch eine Klimaanlage, sowie Vorhaenge, ansonsten ist auf einer Seite ein offenes Abteil mit vier Betten und denen gegenueber nochmal zwei Betten in Fahrtrichtung. Ich hatte eines der oberen im Viererbereich erwischt, in das ich dann auch mal kletterte. Irgendwie gab es aber keine Bettlaken, also klaute ich mir erstmal einen frischen Bettzug und eine warme Decke vom Nachbarbett und fragte danach mal nach Bettlaken, die mir dann auch jemand brachte. Na dann gute Nacht, ihr ganzen schnarchenden Inder um mich herum.

Um 7 Uhr ballerte jemand saemtliche Lichter an, um durchzufegen. Von unten grüßte ein Inder mit good morning. Zu dem gesellte ich mich dann auch mal und kaufte mir fuer 35 Rupees ein kleines Fruehstueck aus dem Speisewagen. Ich war aber doch so muede, dass ich im Anschluss nochmal zu Bett ging, um nochmal zwei Stunden zu ratzen. Die Klimaanlage schaffte es sogar, dass mir zeitweise doch recht kalt war, was wohl auch zu dem guten Schlafergebnis fuehrte. Um 11 Uhr hatte ich dann meinen Zielbahnhof erreicht. Ansagen oder aehnliches gab es nicht, man guckt halt aus dem Fenster. Weil der Zug leider keine direkte Verbindung bis nach Mumbai CSTM hatte, musste ich also hier umsteigen, so hatte es mir google maps empfohlen. Auf einem anderen Gleis stand schon der naechste Zug bereit, der mich bis fast vors Hotel fahren sollte. Faehrt der Zug nach CSTM? Inder1 sagte nein, Inder sagte ja. Na dann mal los. Eine Stunde lang ging es durch Mumbais verdreckte Vororte. Der Zug hielt ueberall nur fuer Sekunden, so sprangen die Leute mehr oder minder auf und ab, wenn sie nicht eh schon waehrend der Fahrt halb raushingen. Auch bestialische Gerueche in der naehe von Gewaessern und immer groeßer werdende Muellberge kuendigten die riesige Stadt immer deutlicher an. Irgendwann war klar, dass ich im richtigen Zug sitze und kam dann auch an der korrekten Haltestelle an und begab mich auf Hotelsuche. Google lag ausnahmsweise mal mit dem Standort falsch, so musste ich noch etwas durch das verdreckte Viertel suchen, in dem die Leute nur so rumwuselten, war ja auch Sonntag. Richtig schoen war die Gegend deutlich nicht. Elendsviertel trifft vielleicht zu, geht in Mumbai aber sicher noch ein paar Spuren haerter, mit einer fetten Spiegelreflex Kamera sollte man hier aber sicher nicht rumlaufen. Immerhin das Hotel war ordentlich, kostete mit 750 R inklusive Touristenabzocksteuer auch verhaeltnismaeßig viel Geld, war aber immer noch das guenstigste, was man im Internet finden konnte. So richtig Bock hatte ich nicht, mir die Stadt lange anzugucken, hatte ich irgendwie nicht, also vertrödelte ich erstmal ein bisschen Zeit im Hotel, um dann gegen drei doch vom Hunger und Durst rausgetrieben zu werden. Nach keinem Meter aus dem Hotel angebettelt wurden, das geht ja gut los. Auf dem Weg zur Haltestelle gab es vom Markt zwei Bananen, sowie von einem Stand was fritiertes, war sicher sauber, man muss es nur glauben. Nach 5 minuetiger Zugfahrt war ich an Mumbais zentralem Bahnhof und schaute mich erstmal um, muss ja morgen wissen, wo ich hin muss. Das geplante Gleis war relativ weit weg, das ging ich mir mal anschauen. Als ich umdrehte, stand auf einmal ein Typ vor mir und wollte meinen Fahrschein sehen. Ich aber nix Fahrschein und dachte, dass er mich mehr oder minder verarschen wollte, also ging ich einfach mal weiter, da wurde der Kerl dann doch echt griffig. Ich koenne hier nicht einfach ohne Fahrschein rumlaufen, jeder hat einen, ja klar. Und er koenne ja auch die Bullen holen, ja kannst du. 250 Rupees sollte ich jetzt als Strafe zahlen, ohne dass er mir ueberhaupt zeigen konnte, dass er ueberhaupt einen offiziellen Auftrag hat. Das ganze roch natuerlich gewaltig nach Abzocke, er hatte mich schon auch bewusst rausgepickt. Das Problem war nur, dass man in Indien tatsaechlich nicht einfach ohne Fahrschein durch den Bahnhof wackeln darf, ich hatte also auch nicht so richtig viele Argumente und redete einfach mal auf ihn ein. Das top Argument, dass ich gar nicht so viel Geld dabei habe und auch niemanden in Indien kenne, der mir das bringen kann, zog dann letztendlich und ich durfte gehen. Am naechsten Tag sah ich uebrigens, wie ein anderer Typ das bei zwei Inderinnen ebenfalls veranstaltete. Es scheint also Masche zu sein oder halt eben doch tatsaechlich eine Kontrolle. Abgenervt ging es dann nun aber doch mal in die Stadt, bzw. in deren untersten Zipfel. Hier stehen viele alte Kolonialgebaeude, Kirchen und auch das beruehmte Gateway of India, quasi die Touristenattraktion Mumbais. Der am Hafen gelegene Torbogen erinnert an die Landung der Engländer unter Flagge von King George 5 (1609?!). Sehr ansehnliches Teil, das Gewusel drumherum war auch noch ertraeglich. Souvenirs gibt es keine zu kaufen, dafuer wollen einem zahlreiche Inder ein professionelles Shooting verkaufen, was auch unfassbar viele Inder wahrnahmen. Jeder wie er mag. Drei metrosexuelle Inder wollten auch ein Foto mit der groessten Attraktion des Platzes, mir, was sie natuerlich bekamen, bin ja ein bodenstaendiger Typ. Irgendwann hatte ich aber keinen Bock mehr auf Gewusel und zog weiter. Um ein paar Ecken und schon war weniger los und man wurde nicht mehr alle zwei Meter nach einem Taxi gefragt. Am Stadion hisste schon Werbung fuer das Spiel um 19 Uhr. Ein Security-Inder wollte mir gegen Geld ein Ticket reservieren, Mumbai nervt. Im riesigen Park nebenan wurde wie zu erwarten Cricket gespielt. So ganz ersichtlich war es nicht, aber es schien sich um zwei offizielle Spiele zu handeln. Denn zwischendrin fanden noch unzaehlige weitere Cricket Spiele statt, wahnsinn was da los war. Ueberall sausten Baelle umher, rannten Spieler durcheinander. Kaum zu sagen, wo ein Spiel anfing und eins aufhoerte. Ich setzte mich mal an die Seite und schaute dem Treiben eine Zeit lang zu, bis es Zeit fuer eine Abendspeise war. Die gab es dann auch in einem Restaurant. Da ich bisher ohne Indienfieber in der Magengegend geblieben bin, schien ich zu mindest noch nicht voellig danebengegriffen zu haben. Ein vegetarisches Masala und Brot machten reichlich satt, nur das Cola Imitat schmeckte nicht so. Zum Abschied wollte der Kellner noch ein extra Trinkgeld, das hoert hier wohl nie auf. Egal, denn jetzt war wieder Fussball angesagt. Weil mich die Inder heute so genervt hatten, hatte ich wiederum keinen Bock den Eintritt zu zahlen und verschaffte mir anderweitig Zutritt, das gab dann auch noch gratis Wasser und einen Snack, hatte sich also gelohnt.

Mumbai FC - Pune FC 1:1, Cooterage Football Ground, I League, 3500 Zuschauer

Vorm Spiel versuchte ein Stadionsprecher vergeblich die anwesenden Zuschauer zu begeistern fuer den "one and only mumbai fc". Zum Anpfiff waren es  dann auch niemals so viele, aber am Ende hatten sich die Baugeruest-Tribuehnen tatsaechlich fast restlos gefuellt, nicht schlecht, wobei in der Super League sicher mehr los war und sogar in einem der großen Cricket-Stadien gespielt wurde. Heute wurde aber in dem provisorisch, also eigentlich recht indisch, aussehendem Stadion mit Kunstrasen gekickt. Zu beiden Seiten die genannten Baugerueste, hinter den Toren nichts, insgesamt unspektakulaer. Bemerkenswert im Spiel lediglich das 1:0 per direktem Freistoß aus eigener Haelfte, sowie eine rote Karte, beides noch in der ersten Haelfte. Danach Spiel auf das Tor der Heimmannschaft, ohne viel zaehlbares. Dass der Ausgleich noch viel, war eher Glueckssache Kein gutes Spiel mit vielen Verletzungen und insgesamt 10 Minuten Nachspielzeit. Die wichtigste Sportnachricht des Tages war aber sowieso die, dass Skispringer Severin Freund den Gesamtweltcup holte! Das entschuldigt natuerlich nicht das enttaeuschende Abschneiden bei der Vierschanzentournee, ist aber beachtlich, weil Freund der erste deutsche Gesamtsieger seit Martin Schmitt 2001(?) ist. Geil! Aber zurueck nach Indien, dort ging es erstmal zurueck zum Bahnhof. Auf dem Weg quatschte mich ein junger Inder voll. Der war zwar ganz nett, aber spaetestens nach dem er von mir den Weg zeigen sprach, war mir klar, dass das doch wieder nichts werden konnte  letztlich wollte er aber wirklich nur nett sein und ich war froh, ihn nicht einfach unfreundlich abgeschuettelt zu haben. Er betonte dann auch nochmal, dass man ein Ticker zu haben hat, schien also doch was dran zu sein. 5 Rupees kostete die Fahrt, die ich vorhin allerdings auch nur gespart hatte, weil man dafuer haette eine halbe Stunde anstehen muessen, das war mir dann doch zu doof, diesmal leistete ich mir aber den Luxus, obwohl das Ticket natuerlich niemand sehen wollte. Mein junger Freund hatte nochmal betont, dass die Gegend in der mein Hotel war, tatsaechlich nicht sauber waere und er dort nachts nicht alleine rumlaufen wuerde. Fuer 200 Meter hatte ich aber keinen Bock mich von einem Taxifahrer verarschen zu lassen. Letztlich war ich schon in schlimmeren Gegenden zu unguenstigeren Zeiten, aber schoen war es wirklich nicht und ich schon froh im Hotel zu sein, wo auch wenigstens keiner mehr betteln koennte. Der Nachmittag Mumbai hatte dann gereicht, musste ich nur noch hoffen, dass ich morgen auch wirklich in den Zug darf. Die Internetseite von Indiarail verriet aber, dass das klappen wuerde. Na dann gute Nacht, Bombay.

Montag, 23.03.2015

0530 Uhr Weckerklingeln und nur wenige Minuten spaeter ruf der Muezzin von der Moschee nebenan zum Gebet. Das war jedoch nicht mein Ziel, sondern der Bahnhof, denn die Abfahrt des Zuges war fuer die unchristliche, aber scheinbar muslimische Zeit von 07.10 Uhr angesagt. Ausgechecked, im Dunkeln durchs noch wenig aktive Viertel gewatschelt, Ticket fuer 5 Rupees gekauft und mit dem bereits bekanntem Slow Train, in dem zwar noch nicht viel los war, aber an dem schon reichlich Inder hingen, zum Bahnhof. War natuerlich zu frueh da, aber ich wollte nichts riskieren. Muss ja schließlich heute nach Goa fahren, um morgen wieder via Mumbai nach hause zu fliegen, weil das Reiseunternehmen nicht mit sich hatte handeln lassen. Heute gab es keine Reservierungsfernseher und auch keine Anzeige, wo welcher Wagen ist. Machte aber nichts, so viele A2 Wagen gab es dann nicht und wie zu erwarten sind diese dann auch mittig zwischen etlichen Sleeper Class Wagen zu finden. Mein Name hing auch dran. Irgendwie schreiben sie aber immer nur meinen Vornamen. Entweder ist mein Nachname eine Beleidigung oder sie wissen nicht genau, was von beidem der Vorname ist, ich werd es wohl nie erfahren. Noch mit Wasser versorgt und der Zugspaß konnte beginnen. Tatsaechlich war der Wagen dann doch recht leer, moeglicherweise ist reservieren und dann doch absagen in oder Warteliste heisst einfach, dass sie noch keinen Bock hatten die Plaetze zu vergeben. Im Tageslicht war mein Bett dann auch schnell gefunden, heute mal unten. Dort finden sich dann sogar Steckdose und Wasserhalter, sehr fortschrittlich. Die elfstuendige Zugfahrt wurde verbracht, wie man Zugfahrten eben so verbringt. Nochmal gepennt, Buch zu Ende gelesen, Serien auf dem Tablet geguckt, aus dem Fenster geschaut. Fuer einen Euro goennte ich mir auch ein Mittagessen und fuer 10 cent gabs Tee oder Kaffee, schmeckte allerdings beides scheußlich. Mit Sonnenuntergang ueber Goa endete dann auch diese Fahrt. Zugfahren war hier insgesamt schon ganz witzig, aber nichts schlaegt den Charme der russischen Eisenbahn. Am Bahnhof nahm ich mir ein Mototaxi ins Hotel, fuer zu viel Geld wie die Hotelbesitzerin meinte. Ich weiss schon warum ich nicht gerne Taxi fahre... Dafuer bot sie mir wiederum an, morgen erst um 15:30 Uhr auschecken zu muessen. Wirklich sehr nett, es wirkte aber allgemein so, dass ich eh der einzige Gast waere. Weil ich am letzten Abend keinen Bock auf ein Restaurant ab vom Schuss hatte, lieh ich mir von der Dame ein Fahrrad und radelte mal in den naechsten Strandort nach Colva. Keine gute Wahl, kompletter Touriort mit deutlich ueberzogenen Preisen, aber jetzt war ich ja da und hatte Hunger. Heute gabs dann auch mal das fuer die Region typische Fisch Curry, daran hatte ich mich vorher nicht getraut, jetzt war es ja aber auch egal. Schmeckte ganz ok, war allerdings recht ueberteuert, Abzockerstrand. Das Bike brachte mich problemlos zurueck ins Guest House. Dort wartete schon eine kleine Kakerlake in meinem Rucksack, ich muss hier weg. Geht erst morgen, so sei es.

Am naechsten morgen kam dann tatsaechlich das Indien-Fieber und zwar mit reichlich Anlauf. Als das erste ueberstanden schien, fuhr ich dann nochmal zum Strand, um dort so lange rumzulaufen wie ich es aushielt, was letztlich nicht lange war. Also zurueck ins Haus, gegammelt und irgendwann dann doch mal ein wenig Nahrung geholt, aber selbst die Suppe mit, sonst mein persoenliches Wundermittel, wollte nicht wirken. Als ich um 15.30 Uhr mit dem Tuktuk gen Airport aufbrach, war das schlimmste aber scheinbar ueberstanden. Dort dann der bereits auf dem Hinweg geschilderte Kontrollwahn. Diesmal hatte ich clevererweise einen Screenshot meiner Buchungsbestaetigung gemacht, dauerte trotzdem bis Officer1 seinen Job fuer erledigt hielt. Dann darf man zu Officer2, der dich nochmal auf irgendeine Liste schreibt. Weil er sie nicht findet, uebernimmt er die von mir ausgedachte Nummer und kontrolliert mein Gepaeck zum ersten mal. Einchecken problemlos, die Dame weist mich jedoch daraufhin, dass die Passierscheine bis Muenchen nur Dummies sind und ich in Mumbai nochmal zum Lufthansa Schalter muss. No problemo. Dann nochmal Handgepaeck checken lassen, die zweieinhalb Stunden Wartezeit mit 'nem Hoerbuch ueberbrueckt, damit Officer10 dann nochmal checkt, ob das Hangepaeck gecheckt worden ist. Freaks. Die Strecke fuer die JetAirways heute 50 Minuten braucht, habe ich gestern in schlanken 10 Stunden im Zug zurueckgelegt, kann man machen. Dann geht der Wahnsinn weiter. Fuer den Transfer zum internationalen Airport ist es erforderlich eine Bordkarte vorzulegen und natuerlich nochmal saemtliches Gepaeck zu ueberpruefen. Dafuer benoetigt man ca. 10 Inder und bei zahlreichen Asia-Reisenden mit 100kg Gepaeck eine Menge Zeit. Immerhin die hab ich, bis zum Weiterflug sind es ja noch 5 Stunden. Der Grund fuer diesen Irrsinn ist, dass der Bus dann warum auch immer eine Abkuerzung ueber die Rollbahn nimmt, anstatt einfach aussen rum zu fahren. Der internationale Flughafen Mumbai ist relativ neu und architektonisch ein absolutes Meisterwerk. Das ganze wirkt, als wuerde man einen Wald mit riesigen weissen Baeumen betreten. Apropos betreten. Das  ist natuerlich nicht einfach so moeglich. Je nach Airline gibt es bestimmte Eingangstueren, an denen dann jeweils zwei Officers stehen, die kontrollieren, ob man auch den richtigen Eingang nimmt. Wahnsinn. Die Lufthansa Schalter haben noch nicht auf. Aber ich hab ja eh nur Handgepaeck und nutze daher mal den Selbst Checkin, um meine Bordkarten auszudrucken. Dann wird ganz normal das Handgepaeck kontrolliert. OberofficerX ist mit meinem Passierschein nicht zufrieden, weil kein Stempel der Airline drauf ist. Nee, ist ja auch vom Drucker. Ja, der muss aber drauf. Ja wozu gibts denn die scheiss Drucker?! Der Stempel muss drauf. Und ich zurueck, dann entdeckt ein anderer aber die Bordkarten, die mir Jetairways ausgestellt hatte. Ja, die darfste benutzen. Ja, sind aber die falschen. Doch, doch. Na gut. Vom Officer gibt es noch die Anmerkung, dass das hier India und nicht the US sind. Ach was, danke. Und ich bin nicht from the us, Sir. Dafuer lief die Passkontrolle einwandfrei. Als ich dann nach reichlich Warten den Flieger besteigen darf, reicht natuerlich die bereits in Goa ausgestellte Bordkarte. Danke dafür und auf wiedersehen, Indien. Trotzdessen ich hier an die Grenzen meines Wohlwollens stieß, würde ich wohl nochmal herkommen. Es wartet ja auch noch ein Weltwunder im riesigen Land.

...das wars mit diesem kleinen, aber feinen Trip. Anbei ein paar Handy-Schnappschüsse. Bilder der Kamera folgen die Tage.

Montag, 13. Oktober 2014

Road to Rio / 4

Dienstag, 07.10.2014

Endlich wieder Fussball! Uncoolerweise aber erst heut abend um kurz vor zehn. Was für eine beschissene Anstoßzeit. Das schlimmste daran, dass ich langsam wirklich nicht mehr wusste, wie ich den Tag verbringe, ohne komplett im Hostel abzugammeln. Aber in der Länge ist es auch der letzte in SP, also nicht meckern, sondern handeln. Nachdem ich mich in aller Ruhe fertig gemacht hatte und ein paar gewaschene Socken zum Trocken aufgehangen waren, marschierte ich munter los. Heute direkt mal die kurze Hose angezogen, gestern war es schon warm, aktuell war es aber grau. Als erstes und eigentlich auch letztes stand der Besuch des Kunstmuseums in meinem Terminplaner. Heute freier Eintritt, hereinspaziert, hereinspaziert. So viel war dann aber gar nicht los. Genug Platz, um sich in aller Ruhe den Objekten zu widmen. Nicht, dass ich den gebraucht hätte, aber besser haben. Im Museum war recht viel vertreten. Etwas moderner Schnickschnack, ein bisschen Stadtfotographie und eine Ausstellung, die den Wandel in der Kunst dokumentieren wollte, was den Ausstellern irgendwie nicht richtig gelang, weil kein roter Faden zwischen den Werken zu finden war, interessant war es aber schon. Den versprochen Van Gogh fand ich nicht oder ging an ihm vorbei, beides möglich, dafür aber einen Boticelli, den ich eigentlich auch nur kenne, weil ich gerade das neueste Werk von Dan Brown gelesen habe. Aber gut, ich hätte das Museum sowieso nicht besucht, wenn ich nicht genug Zeit gehabt hätte, insofern war es eine nette Abwechslung. Danach zum Supermarkt meines Vertrauens den Berg runtergefallen und wieder raufgekraxelt. Zum Mittag gab es wieder Nudeln mit Tomatensoße, schmeckt gut, einfach zu machen, kost fast nix, was will man mehr. Immerhin war es so dann auch schon Nachmittag, Zeit für ein Schläfchen und ein wenig Uni-Recherche, geht auch bald wieder los und ich freu mich sogar tatsächlich darauf, schlimm. Als ich es nicht mehr aushalte, mach ich mich drei Stunden vor Anpfiff los und stehe auf einmal mitten im Feierabendhbahngedränge. Aber alles nicht so schlimm, die Metro kommt im Minutentakt, da kann man auch mal eine davondüsen lassen. Schlimmer, dass zurück wegen der späten Anstoßzeit keine mehr fahren wird, aber ich werd ja hoffentlich nicht der einzige Stadionbesucher sein und zurück kommt man immer. Um zum Stadion zu gelangen, muss man von der Metro noch 20 Minuten zu Fuss durch ein paar dunkle Ecken schleichen. Dunkel allerdings, weil sich das Stadion von Portuguesa in einem Gewerbegebiet befindet und einfach wenig los ist. Bis auf ein paar Straßenkids alles ruhig, aber warten wir mal den Abpfiff ab.
Eintritt zum Stadion gibts wie schon bei Palmeiras. Nein, aufs Feld dürfen Sie nicht, junger Mann, aber natürlich gerne auf die Tribuehne. Obrigado, das war ja einfach und damit hält die Nicht-Bezahlen-Serie, auch wenn sie morgen sicher reisst, ich will mich mal nicht beschweren.

Portuguesa - Vasco Da Gama 0-1, Brasilien Serie B, Estadio Oswaldo Texeira Duarte, 3000

Zwei Stunden vor Anpfiff bin ich drin, noch keine Fans da. Die Bullen klopfen gerade noch die Sitzschalen ab, finden aber nichts, daher dürfen dann auch alle anderen rein. Deren Anzahl allerdings auf Heimseite durchaus überschaubar ist, wohingegen die Gäste locker mehr als 2000 mit aus Rio mitgebracht haben. Wobei, wahrscheinlich sind das eher Vasco Fans aus Sao Paulo. Der Verein erfreut sich trotz 2. Liga immer noch an einer großen Fanschar. Die Zeit bis zum Anpfiff geht dann auch irgendwie vorbei, heute ist es wenigstens angenehm warm warum auch immer ich mein Buch nicht mitgenommen habe.
Das Spiel bestimmt Vasco und geht verdient noch in der ersten Halbzeit in Führung. Daran ändern wird sich bis zum Abpfiff dann auch nichts mehr. In der Halbzeit hatte ich mal in die Runde gefragt, wie ich wohl am besten nach hause komme. Taxi war die gängige Antwort, aber warum ich denn nicht einfach Bahn fuhre, müsste mich nur beeilen. Ja, wie? Fährt doch gar nicht mehr. Doch, doch, Sommerfahrplan oder so. Ich will es zwar nicht glauben, renne aber nach Abpfiff mal los. Einmal falsch abgebogen und auf einmal bin ich nicht nur relativ weit weg von der Bahn, sondern auch Mitten auf dem Straßenstrich. Upsi, nochmal schnell Turbo und ich schaffe tatsächlich noch die letzte Bahn. Umstieg ist zwar nicht mehr möglich, aber die eine Station läuft sich dann auch wie von selbst. Halb eins im Bett, in das ich zur Freude meiner neuen Mitbewohner krache.
Dafür stehen diese am nächsten morgen um 6 auf, da dreh ich mich lieber nochmal um. Den geilen Frühstückskuchen will ich aber nicht verpassen, also um 9 raus aus den Federn. Ich glaub, ich schlafe hier zu lang, aber ich hab ja auch nichts zu tun, da kann man auch mal ausschlafen. Heute also wieder Fussball und das zum Glück auch nicht ganz so spät. Das dürfte gestern sicher das späteste Fussballspiel gewesen sein, bei dem ich je war. Auf Unternehmungen hab ich allerdings keinen Bock und vergammel die Zeit bis zum Mittagessen im Hostel. Langeweile macht hungrig, da hilft Nudeln mit Tomatensoße, Klassiker. Meine Eltern haben mal erzählt, dass sie mir und meiner Schwester mal eine Woche dieses Essen vorgesetzt haben, in der Hoffnung, dass wir danach keinen Appetit mehr darauf haben. Experiment ist damals fehlgeschlagen und es schmeckt immer noch, ab morgen darf es aber gern auch was anderes sein, aber da wird mir auch sowieso keine Küche zur Verfügung stehen. Genug geplappert, um 16 Uhr brasilianischer Zeit ging es los. Praktischerweise fuhr der Bus in Hostelnähe direkt bis zum estadio. Brauchen sollte er mehr als eine Stunde. Nach etwa 50 Minuten war dann aber Stillstand, Bus kaputt oder Fahrer keine Lust mehr, wer weiss das schon. Die Teile sind auch so riesig, dass locker 100 Leute auf der Straße standen und versuchten, in die ebenfalls vollen Nachfolgebusse zu gelangen. Darauf hatte ich keinen Bock und ging das letzte Stück zu Fuß. Weit war es nicht mehr, also war ich doch wieder mehr als zwei Stunden zu früh, was solls. Beim Reinmogeln hatte ich heute wie schon befürchtet kein Glück. Die Reinlasser schlugen mir allerdings einen Deal für 50 Reals vor, aber ohne mich. Die Karte für Studenten kostete nur 20, auch wenn ich mich nach deren Meinung damit in Lebensgefahr begeben würde. Schöner ist war Nicht-Bezahlen, aber die Quote geht schon in Ordnung, und die knapp 7 € sind für den Tempel auch super. Um diesen drehte ich noch eine Runde bei Sonnenuntergang, Fussballromantik. Da ich jetzt schon mal Geld gezahlt hatte, war ich in Stimmung und löhnte nochmal fast das gleiche für Wasser, Fleischbrötchen und Cola, auch das alles nie eine falsche Investition, wenn auch vergleichsweise teuer. Um noch die letzten Lichtstrahlen im Rund mitzunehmen zog ich dann ein ins legendäre Morumbi. Studentenausweis wurde nochmal gegen geprüft, aber für ok befunden. Glück gehabt, der Rabatt gilt frecherweise sonst nur für Brasilianer.

FC Sao Paulo - Atletico Paranense,Serie A Brasilien, Estadio Morumbi, 9820

Die Hütte ist einfach geil, da kann man nichts sagen. Erbaut sjsksksmmsmsmsms
Und bei der Platzwahl hatte ich auch alles richtig gebracht. Im Oberrang konnte ich vorrücken bis zur Mittellinie, links davon ist dann abgetrennt die Fankurve, wo man dann tatsächlich seine Wertsachen im sicheren bewahren sollte.
Viel los war aber nicht rund um die Torcida independiente und auch sonst waren nur knapp 10.000 gekommen, Gästefans Fehlanzeige. Auf dem Platz für Sao Paulo ein paar aus Europa bekannte. Maicon, Pato, Luis Fabiano, der eine mehr, der andere weniger erfolgreich. In Minute 6 schlänzte Maicon die Pille traumhaft in den Winkel, es sollte das letzte Highlight bleiben, bis auf, dass der Torwart der Heimmanschaft scheinbar ausrichtsreiche Freistöße schiessen darf. Fanmäßig auch alles ziemlich lahm, die brauchen scheinbar ein 5-0, um laut zu werden.
Nach Abpfiff liess der Bus nicht lange auf sich warten und beförderte mich sicher heim. Hostelzimmer mittlerweile voll besetzt mit nervigen Brasilianern, trotzdem weggepennt.
Um 6 Uhr checkte noch ein Gast ein und bezog das letzte Bett im Raum, natürlich genau über mir. Die Bande gehörte scheinbar zusammen und hielt es scheinbar für nötig morgens lautstarkej smalltalk zu halten. Nur gut, dass ich auch zeitig rauswollte. Noch das Frühstück mitgenommen, Rucksack gepackt und dann mit der Metro zum südlichen Busbahnhof. Busticket hatte ich bereits online bestellt. Nachdem ich meinen Handy-Screenshot vorgezeigt hatte, wusste auch der Angestellte was los war und stellte das Ticket problemlos aus, das ging ja einfach. Als ich mich gerade in die Wartelounge begeben wollte, winkte mich auf einmal jemand ran. Wir kannten uns nicht, aber Michael aus London hatte mich gestern schon beim Fussball gespotted. Schnell war klar, dass wir heute das gleiche Ziel hatten, aber nicht den gleichen Bus gebucht hatten, also schnell Nummern ausgetauscht und für ein Bier verabredet. Um 12.15 Uhr fuhr mein Bus dann fast pünktlich ab, um sich durch die Berge gen Santos zu winden. Nicht schön für den Magen, zum Teil aber für die Augen und um 13:30 Uhr pünktliche Landung in Santos. Am Busbahnhof direkt mal das Ticket für heute Nacht abgeholt, wer weiss, ob später noch jemand da ist, auch das lief hervorragend, und den schweren Rucksack für 12 Real abgegeben. Davon hätte man zwar auch fast ein Hostel bezahlen können, die gibt es in Santos aber nunmal nicht. Was also tun die sechs Stunden bis Anpfiff? Zwischen den Angeboten wählte ich die einfachste Variante und ging einfach zum Strand. So richtig schön ist es auf dem Weg dorthin nicht, irgendwo wäre wohl aber eine Altstadt gewesen, egal. Strand ist ganz nett, nichts besonderes, aber mit ein paar Klippen und einer vorgelagerten Insel. Einmal rauf und runter bei 30 Grad reichten dann auch, Zeit für eine Cola beim Supermarkt. Ein paar Meter weiter fand sich eine relativ günstige Bar, die auch ein paar Snacks anbot. Direkt mal Michael ranbestellt, der dann auch tatsächlich auftauchte. Super Typ mit ähnlichen Interessen, einziges Manko: Exfreundin kommt aus Hildesheim, das kann nicht ganz sauber sein. Irgendwann rückten wir dann mal in Richtung Stadion vor, nahmen da noch zwei Bierchen, dann ging ich mal lieber rein, ich wusste ja gar nicht, ob mein Freiticket auch wirklich wartete. Tat es aber und ich durfte in einer Loge neben der Trainerbank Platz nehmen. Aus der Box kam ich aber irgendwie nicht raus, etwas nervig, aber einem geschenkten Gaul...

Santos FC - esporte Clube Bahia 1:0, Serie A Brasilien, estadio Santos , 10.000

So richtig überblicken konnte ich das Stadion so nicht, immerhin die Heimkurve konnte ich sehen, und dass aus Bahia ein paar angereist waren ebenfalls. Das Spiel ähnelte dem von gestern. Ein frühes Tor, dann lange Zeit nichts. In der Endphase drückte Bahia allerdings nochmal und es wurde doch nochmal spannend, der Ausgleich fiel aber nicht. Auf Grund meiner Box kann ich schwer was zur Lautstärke auf den Rängen sagen, sah aber ganz gut aus, das ist ja auch was. Kurze Frage: Was reimt sich auf Santos FC? Genau, olé olé. Und was noch? Pelé. Dessen Club ist das hier, falls es jemand nicht wusste.
Weil nach Abpfiff noch Zeit bis Busabfahrt war, traf ich mich nochmal mit Michael in einer nahen Kioskbar, bis ich dann auch wirklich los musste. Irgendwie hatte ich aber verdrängt, wie spät es wirklich war. Mein Gepäck! Die Kilometer bis zum Busbahnhof neuen halbbetrunkenen Rekord gelaufen, um kurz vor 11 hatte ich dann aber doch meinen Rucksack auf den Schultern, Glück gehabt und noch eine Stunde Zeit, um Luft zu holen. Der Bus stand dann puenktlich um 0 Uhr bereit, vermeldete aber leider ausverkauft. Ich war aber sowieso so platt, dass mich weder mein dicker Sitznachbar, noch der Typ gegenüber, der meinte ohne Kopfhörer einen Film gucken zu müssen, störten. Chinesische Zustände in Brasilien. Was Rücksicht angeht herrscht hier noch Aufholbedarf.
In den Morgenstunden fuhr der Bus bei einem gigantischen Sonnenaufgang auf Rio zu und mitten rein ins Verkehrschaos. Um kurz nach sieben war es geschafft und ich an meiner letzten Station dieser Reise. Mit einem Bus ging es in Richtung Stadtzentrum. Irgendwann rausgesprungen, um ein paar Ecken gelatscht und zack war ich am Hostel. Freundlicherweise durfte ich auch direkt ins Bett, nur Frühstück war erst ab morgen drin. Schnell mal zwei Stunden Schlaf nachgeholt und dann geschaut, was ich hier so die nächsten Tage anstelle. Für heute liess ich es ruhig angehen und fuhr in Badelatschen und Shorts mit der Metro einfach zum Ipanema Beach. Weil ich einen üblen Sonnenbrand befürchtete, liess ich das Shirt lieber an und sah dadurch wahrscheinlich aus wie ein typischer europäischer Tourist. Die Strandschönheiten konnte ich so natürlich nicht mehr beeindrucken, dafür gabs den ersten Blick auf die Christus-Statue, zu der gehts aber erst morgen. Fußläufig vom Ipanema, der angeblich viel besser und sauberer sein soll, ist auch die berühmte copACABana. Lungervolk, das an Wertsachen interessiert war, konnte ich nicht wirklich ausmachen, dafür ist der Strand mit Blick auf den Zuckerhut schon gut. Wobei ich schon echt geile Strände gesehen habe, die die Latte ziemkich hochgehängt haben und an die die beiden hier sicher nicht rankommen. Dafür stehen an der Seite einfach zu viele nervige Betonbauten. Mit Füßen im angenehm kalten Wasser noch eine Cola vernascht, dann fuhr ich auch schon zurück ins Hostel. Ein bisschen frisch machen, ein bisschen was essen, dann war langsam wieder Fussballzeit. Bevor es morgen in den WM-Tempel geht, stand heute nochmal ein kleines Abenteuer an. Das Viertel Vasco da Gama liegt in Rios Norden und ist, sagen wir mal, nicht die Top-Adresse für neureiche Brasilianer. Ein bisschen nervös war ich, schadet vielleicht auch nicht, hingefahren bin ich aber natürlich. Um die Ecke vom Hostel sollte der Bus direkt bis vor die Bude fahren. Tatsächlich kam dieser auch pünktlich, hatte noch Sitzplätze und stand trotz Feierabendverkehr zur versprochenen Zeit vorm Stadion. Und da sag noch einer der Nahverkehr hier funktioniert nicht, läuft doch bestens. Um sechs war ich bei eintretender Dunkelheit also da, die Leute sahen auch noch normal aus. Der richtige Eingang für mich wurde auch schnell gefunden, ich durfte eintreten. Es folgte ein kleiner Irrweg in Begleitung von diversen Ordnern. Irgendwann hatte man mich aber auf einer Liste gefunden und ich konnte auf die Ehrentribuehne. Eigentlich hatte man mir auch heute wieder eine Kabine frei gehalten. Aus der war zwar top Sicht, direkt hinter dem Stimmungskern, aber akustisch ist das nichts, also blieb ich auf den etwas besseren Plätzen.

Vasco da Gama - Boa 2-0 , Serie B Brasilien, Estadio Regatas Vasco da Gama, 10.000

Das Stadion von Vasco ist schon geil. Wobei die Haupttribuehne mit ihren Pfeilern eher an eine Pferderennbahn erinnert. Von aussen dagegen sieht es aus wie eine Stadtvilla. Das Stadion schien zu Anfang richtig leer, füllte sich aber während des Spiels immer mehr. Die Heimkurve enttäuschte ebenfalls nicht. Trotz mittelmäßigem Spiel war das das Beste, was ich in Brasilien soweit gesehen habe. Spiel wie geschrieben nicht spektakulär, sah lange nach einem 0:0 mit Chancen auf beiden Seiten aus. In der Nachspielzeit schlug aber Vasco zu und schenkte den Gästen noch zwei Dinger ein, Freudentaumel auf den Tribuehnen. Für mich ging es mit Abpfiff raus. Ein Blick nach draussen reichte, um sicher zu sein, dass ich mich definitiv nicht zu Fuß hier lang bewegen werde. Noch nicht tiefste Favela, aber schon asozial genug. Taxi1 und 2 hatten keinen Bock auf die kurze Strecke, aber Taxi3 machte das Ding klar. Für 12 Real zur Metrostation, selbst der Weg bis zum Eingang war eigentlich so unseriös, man darf es gar nicht sagen. Egal, Metro kam und ich fahre endgültig in die heile Welt.

Samstag, 11.10.2014

Frühstück gibts nur bis 9:30 Uhr, also war halbwegs früh aufstehen angesagt. Um 8 war ich wach und fit und zog mir ein paar Käsebrötchen rein. Kaffee schien auch von besserer Qualität und Obst gab es auch reichlich, so steht man gerne auf. Im Gemeinschaftsraum lief das Prestige-Spiel Brasilien - Argentinien. Die Brasilianer lagen 1:0 vorne und witzelten herum, dass sie die besten wären. Daraufhin lachten ein Argentinier und ich. Er zog von dannen und sang das bekannte WM-Lied der Argentinier, ich wurde freundlich gebeten den Raum zu verlassen, sie konnten die Schande nicht ertragen. Na gut, Spiel war eh langweilig und ich hatte auch was vor. Heute sollte es zu Weltwunder Nummer zwei in meinem Leben gehen. Viele Wege führen nach Rom, ein paar auch zur Christus Statue. Ich wählte die Bus-Zug-Kombination. Bis zur Zugstation ging das auch flüssig, dort war dann allerdings die Hölle los. Eine Stunde in mitten von nervigen Touris gewartet, um dann ein Ticket für in drei Stunden zu erwerben. Taxis oder Vans wären wohl auch gefahren, aber bei denen gab es keinen Studenten-Rabatt von 50 %, also blieb nur dies zur Auswahl. 50 Reals zahlt der Erwachsene, 25 der Student oder das Kind, nicht günstig, aber dafür ist der Eintritt oben dann gratis. Was also tun die nächsten drei Stunden? Erstmal richtung Stadt gewackelt. Auf der Karte sah es so aus, als ob Strand und Stadion in der nähe wären. Waren sie auch, Stadion von Fluminense ist auch ganz geil. Schade, dass die hier nicht mehr spielen. Noch zum Botafogo Strand und dann gemütlich wieder zurück. Den Mittagssnack gabs heute in einem Supermarkt. Ein bisschen Reis, gebratenes Mett und ein Kaltgetränk für 9 Real, kann man mal machen. Zurück an der Gipfelbahn waren die Kassen mittlerweile leer, Züge aber wahrscheinlich bis morgen ausgebucht. Weil noch 'ne Stunde Zeit war, fragte ich mal, ob ich nicht jetzt schon mitkönne, bin auch allein. Ja ok, geht, klasse. Die Fahrt dauert 20 Minuten und bietet zwischendurch nette Ausblicke. Ab und zu stoppt die Bimmelbahn dann mal und von draussen werden Getränke angeboten. Wobei das Wasser für zwei Real fast Supermarktpreis war. Nervig aber die Samba Band, die zwischendurch zustieg. Am Gipfel sah alles sah so aus, als könne man locker und entspannt die Statue angucken, aber weit gefehlt. Oben an der Christus Statue wartete die Hölle auf Erden. Man konnte fast keinen Fuß vor den anderen setzen. Dementsprechend genervt schoss ich nur ein paar Fotos und drehte dann um. Der Ausblick ist natürlich trotzdem stark, auch wenn man ihn bei der Fülle an Menschen nur schwer geniessen kann. Außerdem ist die Statue sowieso das schlechteste der neuen Weltwunder. Eine Frechheit, dass die Pyramiden nicht mit auf der Liste stehen, das wird man in Brasilien wohl noch sagen dürfen. Von oben sah ich aber auch das nächste Ziel: maracana! Noch ein paar Bilder geknipst und dann runtergejuckelt, auch das ging nicht ohne Anstehen. Mit dem Bus nochmal zum Hostel, um mich nochmal frisch zu machen und dann mit der Metro zum Estadio. Dort sah es verdächtig nicht nach Fussball aus und es sollte auch keiner stattfindend. Zugegebenermaßen hab ich mich schon ein paar mal verguckt, was Spielpläne angeht, diesmal war das aber definitiv nicht der Fall. Nur hatte ich seit einer Woche nur noch drauf geachtet, dass sich die Zeit nicht ändert. Dank sms aus Deutschland (danke nochmal) wusst ich dann auch Bescheid. Spiel in Manaus (!), heute nichts mehr in Rio, och nö. Geändert hätte das alles an meiner Reiseplanung nichts, aber ärgerlich war es.
Es blieb nur der Weg Richtung Hotel. In den Gassen dort steppte der buchstäbliche Bär. Für mich blieb es bei einer Bratwurst und zwei Backwaren, Feierabend.

Letzter voller Tag in Rio und auf dieser Reise. Die zwei Monate sind ganz geil verflogen. Auf der Touri-Liste war nicht mehr viel, daher pilgerte ich relativ planlos durch die Altstadt. Ein paar nette Sachen kann man da sehen, viel aber nicht. Also entspannte ich nochmal, dann gings wieder zum Maracana, zweiter Versuch. Und es sah auch direkt besser aus. Ticketschalter waren noch relativ leer, ich versuchte aber lieber erst noch mein Glück - mit Erfolg. Ich durfte rein ins vermutlich meist ausgesprochene Stadion in 2014.

Flamengo - Cruzeiro 3-0, Serie A Brasilien, Maracana

In beiden Kurven war auch eine Stunde vor Anpfiff schon was los. Der Spitzenreiter aus Belo Horizonte hatte eine ganz gute Zahl mitgebracht. Die Lautsprecheranlagen dudelten keine bescheuerte Beschallung, so konnten sich beide Lager sängerisch bekriegen, traumhaft. Wenn nicht gesungen wurde, wurde der Gegner bedinungslos niedergepfiffen, Vorteile für die Heimkurve, die mit anrückendem Anpfiff immer lauter wurde.
Die Dreierkette der Heimmansflchaft liess böses erahnen bei Cruzeiros Dominanz, der Mut des Trainers zahlte sich aber aus, zur Halbzeit führte Flamengo 1:0 durch ein Eigentor und konnte in der zweiten Hälfte sogar noch um zwei Tore erhöhen. Maracana am durchdrehen, der Tabellensiebte schlägt den Ersten, guter Abschluss der Tour. Eigentlich hatte sich für das Spiel auch Michael angekündigt. Sein Bus hatte aber einen Unfall und so stand er zu Beginn der zweiten Halbzeit vor verschlossenen Kassen, kein Einlass, kein Spiel, ärgerlich. Mit Abpfiff bin ich dann raus und fuhr noch einmal zur copACABana. Michael wartete schon und wusste von einem guten Burgerladen. Für 40 Real wurde das zum teuersten Essen der Tour, aber ist ja letzter Abend, raus mit der Kreditkarte und rein ins Burgervergnügen, schmeckte gut. Dagegen war das Bier direkt am Strand eigentlich noch recht günstig. Kohle hatte genau dafür noch gereicht, netter Abschluss. Kohle leer, Zeit fürs Hotel, gute Nacht Brasilien.

Montag, 13.10.2014

Flieger geht erst um 17 Uhr, reichlich Zeit für Frühstück und in aller Ruhe packen. So viel ist es ja aber nicht, das meiste ist ja dann doch Dreckswäsche. Hätte natürlich auch noch rumlaufen können, aber ich wusste nicht genau wohin und durchgeschwitzt wollte ich ungern in den Flieger steigen. Sowieso hatte ich mit einem Ritual gebrochen. Normalerweise wird die letzte Nacht einer längeren Reise standesgemäß am Airport geschlafen, das war aber auf Grund der späten Flugzeit wirklich zu viel des Guten. Um 10:30 Uhr dann also den Rucksack geschnallt, mit zwei Bussen locker und entspannt zum Airport und vorbei ist der Spaß.
Am Ende stehen sieben neue Länder, 30 Fußballspiele und wie immer unzählige Geschichten, die hier keinen Platz fanden. Ich hoffe ich konnte den ein oder anderen amüsieren, die nächste Reise kommt bestimmt...

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Road to Rio / 3

Dienstag, 30.09.2014

Im Hostel wurde ein relativ lieblos zusammengestelltes Frühstück für mich bereitet, aber mehr als Kaffee und Weissbrot brauch ich dann auch nicht, wenn auch ein paar Bananen ganz nett gewesen wären. Noch besser wär aber, wenn jemand in den letzten zwei Wochen mal das Bad geputzt hätte. Ich hab ja nichts gegen ein bisschen Dreck, wenn ich schon in günstige Absteigen gehe, aber riesige Haarknäuel in der Dusche müssen dann nicht sein. Was solls, ich war ja für die Wasserfälle gekommen, nicht für das Hostel. Bei Sonnenschein zur Bushaltestelle marschiert und dann für faire 2,85 Real (Wechselkurs ca. 3:1) zum Nationalparkseingang gebraust. König Zufall wollte es so, dass die drei deutschen aus Buenos Aires auch genau in diesem sassen. The world is a village, ich sags ja. Gemeinsam ging es also weiter. Eintritt plus Bus und Spende kosten knapp 50 Real, gar nicht so wenig für Natur. Ein Bus gurkt die Besucher dann über gepflasterte Strassen die restliche Strecke zu den Fällen, schon ziemlich touristisch. Sobald der Bus verlassen ist, offenbart sich aber doch eine gewisse Wildnis. Eine Luft wie im Affenhaus und grün soweit das Auge reicht, was mittlerweile nicht mehr ganz so weit ist, weil es sich doch wieder zugezogen hat. Entlang eines ebenfalls gepflasterten Weges geht es entlang der brasilianischen Flussseite vorbei an zahlreichen Ausblicken immer näher ran an die Fälle. Die sind auch wirklich gigantisch und von schwer vorstellbarer Größe. Es ist nicht ein Wassefall, sondern etliche, die sich den Weg durch den Regenwald bahnen, schon wirklich geil. Von der brasilianischen Seite heisst es, sie hätte den besseren Überblick. Dass sis einen guten hat, kann ich bestätigen. Die argentinische Seite führt wohl näher ran, aber auch die Brasilianer haben was zu bieten. Am Ende des Weges gibt es eine Plattform, die mitten reinführt bzw. rüberführt. Selbst in der Luft hat das Wasser noch eine recht starke Kraft. Jetzt weiss ich wenigstens, dass meine Regenjacke wirklich wasserdicht ist, ebenso meine Kamera, der Rest ist komplett durchweicht von den zwei Minuten auf der Plattform und ich doch fast froh, dass ich abends nicht in einen Bus steigen muss. An der Luft mit den drei Jungs noch etwas getrocknet, dann ging es wieder gen Hostel. Mehr als ein paar Stunden muss man nicht einplanen, der Besuch lohnt aber definitiv. Die dritten Wasserfälle auf dieser Reise hatten es also nochmal in sich. Geiler als Niagara, weil nebenan auch nicht eine öde Casino-Stadt steht, dafür kann man dort einfach hin und muss nicht noch Eintritt zahlen. Letztlich gefiel es mir wohl am Gulfoss am besten. Man kann einfach so ohne Eintritt hin, bis ganz nah ran und trotzdem ist das Teil mitten in der Natur. Von der Größe gewinnt aber sicher Iguazu, das ist einfach schwer zu toppen, außerdem konnten am Ende noch Nasenbären und kleine Äffchen gesehen werden. Jetzt aber genug vom Wasserfallvergleich. Im Hostel war also genügend Zeit vorhanden, die ich nicht wirklich sinnvoll nutzte. Immerhin kochte ich mir seit langem mal wieder was und es schmeckte sogar. Wenn das mal nichts ist.
Am Mittwoch also mal wieder Reisetag. Bis 11 im Hostel geblieben, um dann mit Bus und Fuß zum Busbahnhof zu gelangen. In einem Supermarkt noch proviant geschnappt, um dann völlig durchgeschwitzt anzukommen, ich muss raus aus diesem Dschungel. Busabfahrt wie immer pünktlich, Sitze leider unbequemer und der Bus füllte sich auch immer mehr an diversen Stops. Immerhin der Platz neben mir blieb frei, dafür feierte der Typ vor mir eine fulminante Schnarchparty. Kein Zuckerschlecken, aber ich hatte mich schließlich auf keine konrete Route mit Daten festlegen wollen, sonst hätte ich für den gleichen Preis auch fliegen können, was solls.

Donnerstag, 02.10.2014

Nach gut 16 stündiger Fahrt erreichte das Reisefefährt Sao Paulo in den Morgenstunden. Schon bei der Einfahrt wurden die gigantischen Ausmaße dieser Metropole deutlich. Stadt/Favela soweit das Auge reicht. Die Stadt empfing uns entgegen meiner Erwartung mit angenehmen 18 Grad, dafüf aber auch mit bedecktem Himmel und immer mal wieder ein wenig Regen. Zur Freude aller Pendler fuhr ich mit meinem Rucksack per Metro zum Hostel, wobei für Rush-Hour eigentlich auch noch genug Platz war. Unterkunft wurde auch direkt gefunden, nur machte niemand auf, auch nicht beim zehnten mal klingeln. Vorbeilaufende Passanten konnten oder wollten nicht helfen bis ein Nachbar auftauchte, der meinte, der Besitzer sei weg, ich müsse warten. In diesem Moment tauchte der verschlafene Typ aber doch auf, so viel zur 24 h Rezeption, ich hatte schon keinen bock mehr auf die Bude, die dann leider auch von innen nicht wirklich überzeugte. Nett eingerichtet, aber Bad1 widerlich und auch Küche ungepflegt. Weil es noch früh war, konnte ich noch nicht in mein Bett, durfte aber auf ein paar Kissen Platz nehmen und frühstücken. Nicht, dass ich bei einer 8€ Unterkunft viel erwarte, aber wenn er schon Instant-Kaffee hinstellt, könnte er sich auch um einen Wasserkocher kümmern. Nunja, zwei Nächte werd ich aushalten und dann abhauen, Hostelauswahl ist groß in Sao Paulo. Nach zwei Stunden durfte ich dann doch auch schon ein Bett beziehen. Im Zimmer standen drei Hochbetten mit je drei Schlafmöglichkeiten, sieht man auch selten sowas und vor allem die unterste Etsge erinnerte mich an einer dieser Kojen in Japan. Also ein Bett ganz oben gewählt und erstmal ne Runde gepennt, so richtig hatte das im Bus mal wieder nicht geklappt. Nachdem ich also wieder halbwegs auf Spur war, buchte ich für Samstag ein anderes Hostel und informierte mich mal, was man denn in Sao Paulo so schönes anstellen kann, wenn der Tag lang ist. Also ausser Fussball gucken, ist klar. Das stand heute dann auch mal wieder an und am Spielort befindet sich außerdem das oder zu mindest ein brasilianisches Fußballmuseum, das mir in der Broschüre sogar als am Donnerstag gratis versprochen wurde, klang nach einem Plan. Also zur nahgelegenen Metro gejuckelt, Fahrkarte für drei Real gelöst und ohne Umsteigen gen estadio Paerambeu gedüst. Der Anpfiff war zwar noch fünf Stunden entfernt, trotzdem wuselten schon diverse Leute umher, was mich irgendwie beunruhigte. Wird ja wohl hoffentlich noch 'ne Karte geben, falls der Freikartenversuch scheitert. Aber war ja noch Zeit. Das Museum befindet sich direkt in den Katakomben, das allein ist den Besuch wohl schon wert, der gratis-Donnerstag wurde aber vermutlich vor der WM abgeschafft. Für Studenten kostet der Spaß schlanke drei Real, dafür wird recht viel geboten. Wobei das ganze eher neumodernes Erlebnis als historische Ausstellung ist. Wenigstens eine WM-Kopie hätte der Verband ja mal zur Verfügung stellen können. Stattdessen gab es viele Videowände mit Fußball-Legenden, Traumtoren und, ziemlich gut unter die Tribuehne eingearbeitet, brasilianische Fangesänge in live-Atmosphäre. Stark auch alle Weltmeisterschaften mit unzähligen Bildern und Videos, insgesamt also echt top. Da ich auf Grund meines nicht vorhandenen Tickets aber etwas aufgeregt wurde, ging es dann doch recht flott wieder raus. Durch ein Tor liess man mich dann auch gewähren, ach doch so einfach, na dann geh ich doch lieber noch was essen. Die brasilianische Bratwurst-Variante ist allerdings nicht so mein Fall. Ich dachte hier wohnen viele deutsche, kann doch mal einer melden, dass kartoffelrei und mayo keine coole Mischung ist. Beim zweiten Anlauf gab es wiedef keine Probleme, ich war also drin und stand auch schon auf dem Rasen, allerdings drei Stunden vor Spielbeginn und im Ungewissen, ob nicht doch nochmal jemand fragt. Was dann nach einer Stunde auch passierte. Was ich auf portugiesisch natürlich nicht verstand, war, dass ich sehr gern ins Stadion dürfe, aber halt keinen Zugang zum Feld haben würde, bis die Sache ein englischsprachiger Journalist auflöste und ich vom Oberchef gen Pressetribuehne begleitet wurde. Nett sind sie, die Brasilianer. Nur Wetter haben sie nicht. Zu den lausigen 15 Grad hatte sich mittlerweile auch Regen gesellt, echt ekelhaft und nicht das, was ich erwartet hatte. Nach endlosem Gegammel und ein paar iritierten Blicken vom Sicherheitsdienst konnte der Spaß aber endlich beginnen.

Palmeiras - Chapecoense 4-2, Serie A Brasilien, Estádio Municipal Paulo Machado de Carvalho, 15.000

Das Kellerduell begann so wie man sich ein solches vorstellt. Beide Mannschaften nervös und die Zuschauer schnell am meckern. Gut gefüllt war es für einen Donnerstag aber schon und die Heimkurve machte eigentlich auch ordentlich Power, ist halt nicht Argentinien hier. In der ersten Halbzeit gabs dann noch ein Gegentor für die Heimmannschaft und für mich das einzig zur Verfügung stehende Heissgetränk in der Pause: Kaffee. Den hatten die Spieler offenbar auch bekommen, denn das Spiel nahm auf einmal einen völlig anderen Verlauf. Zwei Elfmeter und zwei weitere Treffer und schwupps, stand es auf einmal 4-1 für Palmeiras. Auf den Rängen entsprechender Abriss, das Ehrentor in der letzten Spielminute ging nur noch unter.
Mit Abpfiff flüchtete ich vor den Massen richtung Bahn und konnte so ohne Umstieg entspannt nach hause düsen.

Freitagmorgen bibbernd aufgewacht und das im Sambaland Brasilien. Offenbar hatte man im Zimmer auf eine Tür verzichtet und als Decken gab es nur einfache Bettlaken. Dazu diverse Schnarcher und Felix hat gute Laune. Wie immer vergessen was für die Ohren zu kaufen, selbst Schuld. Weil heut aber eh nichts anstand, war genug Zeit, um nach dem Frühstück nochmal ins Bett zu klettern. Nachdem ich dann irgendwann mal fertig war, ging es richtung Stadtzentrum. Das angestrebte Museum bietet am Dienstag gratis Eintritt, deshakb wurde der Besuch prompt verschoben, auch da hab ich nämlich noch nichts vor. Im nahgelegenen Bankenviertel scheint irgendwas falsch zu laufen, wogegen die Herren Banker protestieren, alles zu, vermutlich in Hinblick auf die Wahl am Sonntag. Solange die Metro nicht streikt kann ich damit aber sehr gut leben. Noch ein wenig rumgeschlendert, ein frittiertes Teig Ding gegessen und dann mal einen größeren Supermarkt aufgesucht, um mich günstig mit Nahrung zu versorgen. Mittlerweile kam auch die Sonne raus, Temperatur stieg schlagartig um 10 Grad und bei den vielen Hügeln kommt man dann auch dezent ins schwitzen. Vollgepackt mit tollen Sachen ging es zurück ins Hostel. Der ständige Temperaturwechsel, sowie die vermutlich nicht gesunde Nacht forderten nun endgültig ihren Tribut, Kopfschmerzen ohne Ende, nichts ging mehr ausser ich ins Bett. Konnte glücklicherweise überwunden und Nahrung aufgenommen werden. Trotzdem war ich so platt, dass ich frühzeitig und dieses mal mit Pulli im Bett lag...

Samstag, 04.10.14

...der hatte aber irgendwie nicht ganz ausgereicht, ich war jedenfalls wieder durchgefroren. Auf die schlaue Idee den Schlafsack rauszuholen war ich natürlich erst nach dem Frühstück gekommen, auch zu spät. Freundlicherweise hatte der Hostelbesitzer an mich gedacht und mir noch bevor ich aufgestanden war den Schlüssel gegen Pfand getauscht, sonst hätte ich da nämlich gestanden. Hostelwechsel stand also an, mit Sack und Pack in die Metro, funktionierte wie immer hervorragend, nur der ständige Fahrkartenkauf nervt. Im neuesten Hostel machte auch direkt jemand die Tür auf und nach einem Kaffee durfte ich auch auf mein Zimmer. Alles sauber, so soll es sein. Auch die Küche darf benutzt werden, das hiess Spagbolo zum Mittag für mich, dolce gusto in brasilia.
Nun aber mal wieder was sinnvolles: Fussball. Der Fussballclub Corinthians lockte heute die Besucher in die außerhalb gelegene Arena. Erneut wartete eine Freikarte auf mich, allerdings auf der Geschäftsstelle, die glücklicherweise auf dem Weg lag. Ausgestattet mit Bändchen zurück zur Metro und dann die restliche Strecke rausgegurkt. Ganz schön weit draussen erwartet den Zuschauer die Schüssel auf einem Hügel, den ich selbstverständlich in falscher Richtung hinaufstieg. Immerhin war schon ordentlich was los. Tickets oder Trikots braucute ich jedoch beides nicht. Zurück musste ich dann auch nicht, sondern durfte eine Autoanfahrt runterwackeln. Noch einmal Namensvergleich und dann durfte ich hinein. Erster Eindruck ist schon top, wobei mir unverständlich ist, warum man die beiden Seiten wieder zurückbaut, auch wenn sie im Ligaalltag nicht gebraucht werden. Jedenfalls zieht dadurch ein radikal ekelhafter Wind durch die Bude, sodass ich schon vor Anpfiff geil durchgefroren war.

Corinthians - Sporting Recife 2:0, Serie A Brasilien, Arena Corinthians, 20.000

Je näher der Anpfiff rückte desto voller und lauter wurde es. Schon irre, welch Lautstärke erreicht wird, wenn auch nur ein paar schreien, da hat jemand offenbar an die Akustik gedacht. Deswegen war bei der WM-Eröffnung auch so eine krasse Klangverzerrung zu hören, als Jlo auftrat. Die Kurve von Corinthians war enttäuschenderweise nicht mal ganz ausverkauft, die, die da waren, machten aber nicht schlecht Stimmung. Ein paar Auswärtsfans waren auch da, von denen war allerdings nichts zu hören. Spiel war mittelmäßig, aber mit zwei Toren und einem Hund auf dem Spielfeld ganz gut zu ertragen, außerdem waren die Snacks in der Halbzeit ganz gut. Am schlimmstenaber war  neben der Kälte die andauernde Zuschauereinblendung auf den Anzeigetafeln. Ja geil, ihr seid zu sehen, freut euch. Und ich dachte, das wäre eine WM-Erscheinung gewesen. Hoffen wir mal, dass die nächsten Stadien keine Anzeigentafel haben. Nach Abpfiff ging es mit den Massen zur Metro. Funktionierte reibungslos und fast ohne Wartezeit, man muss ja auch mal loben. Zurück im Hostel gabs nur noch ein bisschen Reisendentalk mit anderen Gästen, dann fielen die Augen zu.

Wahltag in Brasilien. Nacht war zwar wieder recht frisch, aber erträglich, vielleicht war ich auch einfach noch durchgefroren. Da sonst nur ein weiterer Mensch im Zimmer schlief, war es auch herrlich ruhig. Mal abgesehen vom mega schlechten Kaffee war das Frühstück top, vor allem weil es Käse zum Brötchen gab, kriegt man in den Absteigen eigentlich selten. Eigentlich wollte ich heute in die Alstadt, weil ich mir dort wenige Menschen oder Wahlpartys versprach, die Hosteltante fragte aber, ob ich nicht mit ihr und ihren Kumpels in einen Park wolle und ich willigte ein, hab ja noch Zeit und zum Park wollte ich eh. Also ein paar Stunden vertrödelt. Erste Station war allerdings ein überlaufener Libanesen-Laden, in dem wir es irgendwie schafften einen Tisch für alle sechs zu finden. Für knapp 10 Reals gabs ein paar leckere Snacks und am Kiosk um die Ecke ein Bier für den Weg. Die vier Brasilianer sahen aus als kämen sie direkt von der Fashion-Week, der eingesammelte Holländer und ich hingegen eher wie Arbeitslose, bzw. er halt wie ein holländischer Disco-Gänger. Im Park hing offenbar die halbe Stadtjugend ab und fröhnte dem Sonntag, uns zog es aber zu einer Kunstausstellung. War teilweise nett anzusehen, aber ansonsten kann ich mit dem modernen Schrott echt nicht viel anfangen. Banause halt, Zeit verging trotzdem flott und es war schon wieder dunkel. Mit dem Käskopf noch zu einem Supermarkt und der Tag war auch schon wieder vorbei. Im Hostel wurde ich noch von einem scheinbar besoffenen Brasilianer gefragt, woher ich käme. Auf meine Antwort stellte er fest, dass ich auch aussehe wie ein "ass ass". Nach wenigen Minuten stellte sich heraus, dass ich ihn fehlverstanden hatte und er stattdessen meinte, ich sehe aus wie jemand von Hitlers SS. Nunja, Zeit fürs Bett. Von Wahlprotesten war übrigens nichts zu sehen. Die Präsidentin wird in der Stichwahl vermutlich das Rennen machen, auch weil sie viele Forderungen der WM-Demos erfüllt hat oder zu mindest versprochen hat, diese zu erfüllen. Letztlich ist die Anti-Stimmung hier auch sicher nicht so groß, wie sie vor der WM in europäischen Medien dargestellt wurde. Wer sich tiefergehend interessiert, sei die aktuelle Arte-Doku über die Neu-Weltmacht Brasilien ans Herz gelegt...gute Nacht.

Montag, wieder spielfrei, also genug Zeit für alles, was normale Menschen im Urlaub so machen. Nach dem Frühstück gings zu Fuß in Richtung Altstadt. Ist nicht besonders spektakulär, wenn man aus Europa kommt, aber nett anzusehen, wie sich alte Kirchen zwischen grauen, neuen Hochhäusern machen. Falls noch nicht erwähnt, Sao Paulo ist sowas wie das Wirtschaftszentrum Brasiliens. Alle großen Banken haben hier einen Sitz, so auch die Santander im altehrwürdigen Banespa Hochhaus. Das ist so etwas wie das Empire State Building Brasiliens. Sieht dem original extrem ähnlich, ist aber jünger und der Besuch der viel kleineren Aussichtsplattform ist gratis. Da komme ich ins Spiel, denn die Gelegenheit nutzte ich natürlich, um mir Sao Paulo mal von oben anzuschauen. Zeit muss man mitbringen, zunächst wird der Ausweis registriert, dann wartet man bis ein freier Fahrstuhl da ist, wartet nochmal bis der nächste Aufzug da ist und wartet dann bis die Plattform frei ist, auf der es dann stolze 5 Minuten 360 Grad Blick gibt. Das Warten lohnt sicher, die Angestellten sind allerdings in etwa so freundlich wie Polizisten oder Bahn-Mitarbeiter, aber einem geschenkten Gaul... Von oben sieht man nun also vor allem eins: Stadt. Und zwar soweit das Auge reicht. Trotz Sonnenschein konnte ich nicht wirklich ein Ende der Metropole ausmachen, schon wahnsinn. Wieder unten setzte ich meinen Weg fort. So richtig aufregend war es nicht, aber immerhin ganz nett und die Sonne war heute auch gut drauf. Durch Chinatown zurück und fast verlaufen, nach vier Stunden Marsch war ich dann aber wieder am Hostel. Erstmal Pause und Mittagessen. Den Rest des Nachmittages genoss ich die Sonne auf meinem Privatbalkon, mittlerweile ist der andere Gast weg, wohl dem, der mit Büchern und Internet versorgt ist.
Noch einen Abendspaziergang zum Geldholen und Bierkaufen gemacht und schwups war es dunkel und ich wieder auf meinem Balkon, so lässt es sich aushalten.

Das war der dritte Streich und der vierte folgt sogleich, bzw. nächste Woche. Eine Woche bleibt mir noch auf der Tour. Wie man liest hab ich in Sao Paulo reichlich Zeit, deshalb hab ich mal ein paar Fotos der ersten Wochen angehängt. Ich hoffe sie werden chronologisch geordnet. Dabei ist alles bis Panama.
Ab morgen gibts dann auch wieder täglich Fussball. Was soll man auch sonst in Südamerika machen?!